Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
Du köntest billig mehr von mir begehren, Als du biß jetzo noch an mir gesehn, Weil meine Tage schon so lange währen, Und mir so manche Gnade schon geschehn, Doch der mein Hertze kennet, Und mich zum Knecht ernennet, Der weiß wie schwer es geht, Und wie hingegen er mit dir gerennet, Und dich schon lange an sein Creutz erhöht. So gehe denn in dieser selgen Führung Das künfftge Jahr mit grossen Schritten fort, Erfahre seine wesentliche Rührung, Und blicke manchmahl nach dem Ruhe-Port, Doch laß es bey den Blicken, Und fleißigem Beschicken Der oberen Gemein, Du aber must dich nicht vom Ort verrücken, Und froh, und arbeitsam, und innig seyn. Wenn du einmahl wirst ausgewürcket haben, So wirst du zeit genug im Schooße ruhn, Das ist der Zweck von unsern Zeugen-Gaben, Daß wir, weils Tag ist, etwas sollen thun, Nun bete du: Hegai, Hier ist mein Mardachai Und ich bin deine Magd, Wir wollens machen wie dein Knecht vor Ai, Mach du es wie dein Knecht zu Gilgal sagt. CXXIX. Aufrichtige Erklärung, wies ihm ums Hertz ist. (**) Du unser auserwehltes Haupt, An welches unsre Seele glaubt! Laß uns in deiner Nägelmahl Er- (*) Jm Nov. 1715. (**) Gedruckt zu Tübingen, am Thomas-Tage. U
Du koͤnteſt billig mehr von mir begehren, Als du biß jetzo noch an mir geſehn, Weil meine Tage ſchon ſo lange waͤhren, Und mir ſo manche Gnade ſchon geſchehn, Doch der mein Hertze kennet, Und mich zum Knecht ernennet, Der weiß wie ſchwer es geht, Und wie hingegen er mit dir gerennet, Und dich ſchon lange an ſein Creutz erhoͤht. So gehe denn in dieſer ſelgen Fuͤhrung Das kuͤnfftge Jahr mit groſſen Schritten fort, Erfahre ſeine weſentliche Ruͤhrung, Und blicke manchmahl nach dem Ruhe-Port, Doch laß es bey den Blicken, Und fleißigem Beſchicken Der oberen Gemein, Du aber muſt dich nicht vom Ort verruͤcken, Und froh, und arbeitſam, und innig ſeyn. Wenn du einmahl wirſt ausgewuͤrcket haben, So wirſt du zeit genug im Schooße ruhn, Das iſt der Zweck von unſern Zeugen-Gaben, Daß wir, weils Tag iſt, etwas ſollen thun, Nun bete du: Hegai, Hier iſt mein Mardachai Und ich bin deine Magd, Wir wollens machen wie dein Knecht vor Ai, Mach du es wie dein Knecht zu Gilgal ſagt. CXXIX. Aufrichtige Erklaͤrung, wies ihm ums Hertz iſt. (**) Du unſer auserwehltes Haupt, An welches unſre Seele glaubt! Laß uns in deiner Naͤgelmahl Er- (*) Jm Nov. 1715. (**) Gedruckt zu Tuͤbingen, am Thomas-Tage. U
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1734.
Da du gebohren warſdt (*) hab ich erfahren
Was Fleiſch und Blut des Menſchen Sohnes iſt.
Du koͤnteſt billig mehr von mir begehren,
Als du biß jetzo noch an mir geſehn,
Weil meine Tage ſchon ſo lange waͤhren,
Und mir ſo manche Gnade ſchon geſchehn,
Doch der mein Hertze kennet,
Und mich zum Knecht ernennet,
Der weiß wie ſchwer es geht,
Und wie hingegen er mit dir gerennet,
Und dich ſchon lange an ſein Creutz erhoͤht.
So gehe denn in dieſer ſelgen Fuͤhrung
Das kuͤnfftge Jahr mit groſſen Schritten fort,
Erfahre ſeine weſentliche Ruͤhrung,
Und blicke manchmahl nach dem Ruhe-Port,
Doch laß es bey den Blicken,
Und fleißigem Beſchicken
Der oberen Gemein,
Du aber muſt dich nicht vom Ort verruͤcken,
Und froh, und arbeitſam, und innig ſeyn.
Wenn du einmahl wirſt ausgewuͤrcket haben,
So wirſt du zeit genug im Schooße ruhn,
Das iſt der Zweck von unſern Zeugen-Gaben,
Daß wir, weils Tag iſt, etwas ſollen thun,
Nun bete du: Hegai,
Hier iſt mein Mardachai
Und ich bin deine Magd,
Wir wollens machen wie dein Knecht vor Ai,
Mach du es wie dein Knecht zu Gilgal ſagt.
CXXIX. Aufrichtige Erklaͤrung, wies ihm
ums Hertz iſt. (**)
Du unſer auserwehltes Haupt,
An welches unſre Seele glaubt!
Laß uns in deiner Naͤgelmahl
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(*) Jm Nov. 1715.
(**) Gedruckt zu Tuͤbingen, am Thomas-Tage.
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