Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
Und allenthalben steht der Sinn Der Glaubigen zur Gnade hin, Und sinnet, wie er Nacht und Tag Dem Bräutigam gefallen mag, Der ihm von dem Verderben los gemacht, Und sichtbarlich zur Cron und Thron gebracht. HErr JEsu! wenn der Zeugen Heer Nicht eine Donner-Wolcke wär, So könte man es noch verstehn, Daß viele sie nicht hörn und sehn. Doch, was ists endlich Wunder? denn es sind Die Menschen von Natur getäubt und blind. Darum befiehlt uns JEsus nun Der Blinden Augen aufzuthun; Und wenn wir ruffen, ist er da, Und ruft dem Tauben: Hephathah! So wird das Evangelium gehört, So wird das Auge auf das Lamm gekehrt. Da bin auch ich, dein Unterthan, Und melde meine Gaben an, Die du mir Armen mitgetheilt, Seit dem dein Pfeil mein Hertz ereilt. Nun säh ich gern ein gutes Theil der Welt Gerettet und zur Rechten hingestellt. Wenn mich der Hauß-HErr Boten schickt, So halt ich mich vor höchst-beglückt, O! unser allgemeines Haupt Gieb, daß man meiner Botschafft glaubt, Mein Ruffen dring in Hertz und Ohren ein, Und wenn ich auf dich weise: So erschein.
Und allenthalben ſteht der Sinn Der Glaubigen zur Gnade hin, Und ſinnet, wie er Nacht und Tag Dem Braͤutigam gefallen mag, Der ihm von dem Verderben los gemacht, Und ſichtbarlich zur Cron und Thron gebracht. HErr JEſu! wenn der Zeugen Heer Nicht eine Donner-Wolcke waͤr, So koͤnte man es noch verſtehn, Daß viele ſie nicht hoͤrn und ſehn. Doch, was iſts endlich Wunder? denn es ſind Die Menſchen von Natur getaͤubt und blind. Darum befiehlt uns JEſus nun Der Blinden Augen aufzuthun; Und wenn wir ruffen, iſt er da, Und ruft dem Tauben: Hephathah! So wird das Evangelium gehoͤrt, So wird das Auge auf das Lamm gekehrt. Da bin auch ich, dein Unterthan, Und melde meine Gaben an, Die du mir Armen mitgetheilt, Seit dem dein Pfeil mein Hertz ereilt. Nun ſaͤh ich gern ein gutes Theil der Welt Gerettet und zur Rechten hingeſtellt. Wenn mich der Hauß-HErr Boten ſchickt, So halt ich mich vor hoͤchſt-begluͤckt, O! unſer allgemeines Haupt Gieb, daß man meiner Botſchafft glaubt, Mein Ruffen dring in Hertz und Ohren ein, Und wenn ich auf dich weiſe: So erſchein. <TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <lg n="43"> <l> <pb facs="#f0320" n="310"/> <fw place="top" type="header">1734.</fw> </l><lb/> <l>So kommt die heilge Schaam herbey</l><lb/> <l>Und zeiget ihr ſo mancherley,</l><lb/> <l>Daß ſie GOtt danckt, wenn ſie ſich ſelbſt vergiſt,</l><lb/> <l>Und denckt an nichts, als daß ein Heyland iſt.</l> </lg><lb/> <lg n="44"> <l>Und allenthalben ſteht der Sinn</l><lb/> <l>Der Glaubigen zur Gnade hin,</l><lb/> <l>Und ſinnet, wie er Nacht und Tag</l><lb/> <l>Dem Braͤutigam gefallen mag,</l><lb/> <l>Der ihm von dem Verderben los gemacht,</l><lb/> <l>Und ſichtbarlich zur Cron und Thron gebracht.</l> </lg><lb/> <lg n="45"> <l>HErr JEſu! wenn der Zeugen Heer</l><lb/> <l>Nicht eine Donner-Wolcke waͤr,</l><lb/> <l>So koͤnte man es noch verſtehn,</l><lb/> <l>Daß viele ſie nicht hoͤrn und ſehn.</l><lb/> <l>Doch, was iſts endlich Wunder? denn es ſind</l><lb/> <l>Die Menſchen von Natur getaͤubt und blind.</l> </lg><lb/> <lg n="46"> <l>Darum befiehlt uns JEſus nun</l><lb/> <l>Der Blinden Augen aufzuthun;</l><lb/> <l>Und wenn wir ruffen, iſt er da,</l><lb/> <l>Und ruft dem Tauben: Hephathah!</l><lb/> <l>So wird das Evangelium gehoͤrt,</l><lb/> <l>So wird das Auge auf das Lamm gekehrt.</l> </lg><lb/> <lg n="47"> <l>Da bin auch ich, dein Unterthan,</l><lb/> <l>Und melde meine Gaben an,</l><lb/> <l>Die du mir Armen mitgetheilt,</l><lb/> <l>Seit dem dein Pfeil mein Hertz ereilt.</l><lb/> <l>Nun ſaͤh ich gern ein gutes Theil der Welt</l><lb/> <l>Gerettet und zur Rechten hingeſtellt.</l> </lg><lb/> <lg n="48"> <l>Wenn mich der Hauß-HErr Boten ſchickt,</l><lb/> <l>So halt ich mich vor hoͤchſt-begluͤckt,</l><lb/> <l>O! unſer allgemeines Haupt</l><lb/> <l>Gieb, daß man meiner Botſchafft glaubt,</l><lb/> <l>Mein <hi rendition="#fr">Ruffen</hi> dring in Hertz und Ohren ein,</l><lb/> <l>Und wenn ich auf dich weiſe: <hi rendition="#fr">So erſchein.</hi></l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [310/0320]
1734.
So kommt die heilge Schaam herbey
Und zeiget ihr ſo mancherley,
Daß ſie GOtt danckt, wenn ſie ſich ſelbſt vergiſt,
Und denckt an nichts, als daß ein Heyland iſt.
Und allenthalben ſteht der Sinn
Der Glaubigen zur Gnade hin,
Und ſinnet, wie er Nacht und Tag
Dem Braͤutigam gefallen mag,
Der ihm von dem Verderben los gemacht,
Und ſichtbarlich zur Cron und Thron gebracht.
HErr JEſu! wenn der Zeugen Heer
Nicht eine Donner-Wolcke waͤr,
So koͤnte man es noch verſtehn,
Daß viele ſie nicht hoͤrn und ſehn.
Doch, was iſts endlich Wunder? denn es ſind
Die Menſchen von Natur getaͤubt und blind.
Darum befiehlt uns JEſus nun
Der Blinden Augen aufzuthun;
Und wenn wir ruffen, iſt er da,
Und ruft dem Tauben: Hephathah!
So wird das Evangelium gehoͤrt,
So wird das Auge auf das Lamm gekehrt.
Da bin auch ich, dein Unterthan,
Und melde meine Gaben an,
Die du mir Armen mitgetheilt,
Seit dem dein Pfeil mein Hertz ereilt.
Nun ſaͤh ich gern ein gutes Theil der Welt
Gerettet und zur Rechten hingeſtellt.
Wenn mich der Hauß-HErr Boten ſchickt,
So halt ich mich vor hoͤchſt-begluͤckt,
O! unſer allgemeines Haupt
Gieb, daß man meiner Botſchafft glaubt,
Mein Ruffen dring in Hertz und Ohren ein,
Und wenn ich auf dich weiſe: So erſchein.
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