Da habe ich, nach sechs jähriger Verzöge- rung, meine Gedichte endlich in Druck zu geben angefangen. Es sind wenig Lie- der, d. i. bloße zu eigner Erbauung aufgesetzte Oden dabey, die meiste sind bey Gelegenheit ge- schrieben. Solten diese Nutzen schaffen, so kön- nen etwa in einem 2ten oder 3ten Theile die übri- ge Oden und weitläuffigere Stücke erscheinen. Jch bin jetzo überhaupt in den beschwehrlichen Umstän- den gedruckt zu werden. Es ist mir recht be- schwehrlich, denn so gut es immer gemeynet seyn mag, so sehr werde ich offt dadurch gemißhandelt und verstellet. Jch finde mich derhalben genöthi- get, ein und anders, was ich vielleicht verlohren oder vergessen, oder doch an mir behalten hätte, selbst heraus zugeben, damit es nicht gestümmelt, vermehrt, verändert oder vermischt werde, oder oh- ne Auswahl, oder doch ausser dem rechten Ort, Zeit und Umständen zum Vorschein kom- me.
Die
a 2
Vorrede.
Da habe ich, nach ſechs jaͤhriger Verzoͤge- rung, meine Gedichte endlich in Druck zu geben angefangen. Es ſind wenig Lie- der, d. i. bloße zu eigner Erbauung aufgeſetzte Oden dabey, die meiſte ſind bey Gelegenheit ge- ſchrieben. Solten dieſe Nutzen ſchaffen, ſo koͤn- nen etwa in einem 2ten oder 3ten Theile die uͤbri- ge Oden und weitlaͤuffigere Stuͤcke erſcheinen. Jch bin jetzo uͤberhaupt in den beſchwehrlichen Umſtaͤn- den gedruckt zu werden. Es iſt mir recht be- ſchwehrlich, denn ſo gut es immer gemeynet ſeyn mag, ſo ſehr werde ich offt dadurch gemißhandelt und verſtellet. Jch finde mich derhalben genoͤthi- get, ein und anders, was ich vielleicht verlohren oder vergeſſen, oder doch an mir behalten haͤtte, ſelbſt heraus zugeben, damit es nicht geſtuͤmmelt, vermehrt, veraͤndert oder vermiſcht werde, oder oh- ne Auswahl, oder doch auſſer dem rechten Ort, Zeit und Umſtaͤnden zum Vorſchein kom- me.
Die
a 2
<TEI><text><front><pbfacs="#f0005"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b">Vorrede.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>a habe ich, nach ſechs jaͤhriger Verzoͤge-<lb/>
rung, meine Gedichte endlich in Druck<lb/>
zu geben angefangen. Es ſind wenig Lie-<lb/>
der, d. i. bloße zu eigner Erbauung aufgeſetzte<lb/>
Oden dabey, die meiſte ſind bey Gelegenheit ge-<lb/>ſchrieben. Solten dieſe Nutzen ſchaffen, ſo koͤn-<lb/>
nen etwa in einem 2ten oder 3ten Theile die uͤbri-<lb/>
ge Oden und weitlaͤuffigere Stuͤcke erſcheinen. Jch<lb/>
bin jetzo uͤberhaupt in den beſchwehrlichen Umſtaͤn-<lb/>
den <hirendition="#fr">gedruckt</hi> zu werden. Es iſt mir recht be-<lb/>ſchwehrlich, denn ſo gut es immer gemeynet ſeyn<lb/>
mag, ſo ſehr werde ich offt dadurch gemißhandelt<lb/>
und verſtellet. Jch finde mich derhalben genoͤthi-<lb/>
get, ein und anders, was ich vielleicht verlohren<lb/>
oder vergeſſen, oder doch an mir behalten haͤtte,<lb/>ſelbſt heraus zugeben, damit es nicht geſtuͤmmelt,<lb/>
vermehrt, veraͤndert oder vermiſcht werde, oder oh-<lb/>
ne Auswahl, oder doch auſſer dem rechten Ort,<lb/>
Zeit und Umſtaͤnden zum Vorſchein kom-<lb/>
me.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">a 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></div></front></text></TEI>
[0005]
Vorrede.
Da habe ich, nach ſechs jaͤhriger Verzoͤge-
rung, meine Gedichte endlich in Druck
zu geben angefangen. Es ſind wenig Lie-
der, d. i. bloße zu eigner Erbauung aufgeſetzte
Oden dabey, die meiſte ſind bey Gelegenheit ge-
ſchrieben. Solten dieſe Nutzen ſchaffen, ſo koͤn-
nen etwa in einem 2ten oder 3ten Theile die uͤbri-
ge Oden und weitlaͤuffigere Stuͤcke erſcheinen. Jch
bin jetzo uͤberhaupt in den beſchwehrlichen Umſtaͤn-
den gedruckt zu werden. Es iſt mir recht be-
ſchwehrlich, denn ſo gut es immer gemeynet ſeyn
mag, ſo ſehr werde ich offt dadurch gemißhandelt
und verſtellet. Jch finde mich derhalben genoͤthi-
get, ein und anders, was ich vielleicht verlohren
oder vergeſſen, oder doch an mir behalten haͤtte,
ſelbſt heraus zugeben, damit es nicht geſtuͤmmelt,
vermehrt, veraͤndert oder vermiſcht werde, oder oh-
ne Auswahl, oder doch auſſer dem rechten Ort,
Zeit und Umſtaͤnden zum Vorſchein kom-
me.
Die
a 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/5>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.