Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
Seelig sind, die voller Freuden Allhier ums Guten willen leiden, Und sprechen: Du bist ja der HERR, Wir dulden nur um deinet willen; Die Zahl der Leiden zu erfüllen Wird uns aus Liebe gar nicht schwer; Wie glücklich wären wir, o JEsu, wenn wir hier Um dich litten: So geh voran, wir dringen an, Auf diese Keiegs- und Sieges-Bahn. Seelig sind schon hier auf Erden, Die wacker ausgehöhnet werden Von wegen ihres Bräutigams: Wird sich eine Braut nicht schämen Des Liebsten Nahmen anzunehmen; Was schämen wir uns unsers Lamms. Das müsse ferne seyn, laßt kommen Schmach und Pein! Wir sind Christen, Und allezeit mit Freudigkeit, Durch Ehr und Schmach zu gehn bereit.(2. Cor. 6.) Wir sind frölich aus der Massen, Und wissen uns fast nicht zu lassen, Wenn wir die grosse Seeligkeit Tapffrer Streiter recht erwägen, Die sich mit Christo nieder legen, Ans Creutz in Niedrigkeit und Leid. Wie sanffte wird sichs ruhn, wie wird die Ehre thun, Nach der Schande: Wie blitzt der Glantz, wie steht der Krantz, Da halten wir den Ehren-Tantz.(*) Laß (*) Es ist ein sehr falscher Gedancke, daß man eines Christen Hoch-
Seelig ſind, die voller Freuden Allhier ums Guten willen leiden, Und ſprechen: Du biſt ja der HERR, Wir dulden nur um deinet willen; Die Zahl der Leiden zu erfuͤllen Wird uns aus Liebe gar nicht ſchwer; Wie gluͤcklich waͤren wir, o JEſu, wenn wir hier Um dich litten: So geh voran, wir dringen an, Auf dieſe Keiegs- und Sieges-Bahn. Seelig ſind ſchon hier auf Erden, Die wacker ausgehoͤhnet werden Von wegen ihres Braͤutigams: Wird ſich eine Braut nicht ſchaͤmen Des Liebſten Nahmen anzunehmen; Was ſchaͤmen wir uns unſers Lamms. Das muͤſſe ferne ſeyn, laßt kommen Schmach und Pein! Wir ſind Chriſten, Und allezeit mit Freudigkeit, Durch Ehr und Schmach zu gehn bereit.(2. Cor. 6.) Wir ſind froͤlich aus der Maſſen, Und wiſſen uns faſt nicht zu laſſen, Wenn wir die groſſe Seeligkeit Tapffrer Streiter recht erwaͤgen, Die ſich mit Chriſto nieder legen, Ans Creutz in Niedrigkeit und Leid. Wie ſanffte wird ſichs ruhn, wie wird die Ehre thun, Nach der Schande: Wie blitzt der Glantz, wie ſteht der Krantz, Da halten wir den Ehren-Tantz.(*) Laß (*) Es iſt ein ſehr falſcher Gedancke, daß man eines Chriſten Hoch-
<TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <lg n="60"> <l> <pb facs="#f0054" n="44"/> <fw place="top" type="header">1722.</fw> </l><lb/> <l>Jn Friedens-Schmucke ſollen gleiſſen</l><lb/> <l>Die viel zum Frieden hier gethan.</l><lb/> <l>Wer lieſſe ſich denn nun nicht lieber unrecht thun.<note place="right">(1. Cor. 6, 7.)</note></l><lb/> <l>Friede, Friede,</l><lb/> <l>Hat unſre Gunſt, iſt unſr. Kunſt,</l><lb/> <l>Der reichſte Zanck-Gewinn iſt Dunſt.</l> </lg><lb/> <lg n="61"> <l><hi rendition="#fr">Seelig ſind, die</hi> voller Freuden<lb/><hi rendition="#fr">Allhier ums Guten willen leiden,</hi></l><lb/> <l>Und ſprechen: Du biſt ja der HERR,</l><lb/> <l>Wir dulden nur um deinet willen;</l><lb/> <l>Die Zahl der Leiden zu erfuͤllen</l><lb/> <l>Wird uns aus Liebe gar nicht ſchwer;</l><lb/> <l>Wie gluͤcklich waͤren wir, o JEſu, wenn wir hier</l><lb/> <l>Um dich litten:</l><lb/> <l>So geh voran, wir dringen an,</l><lb/> <l>Auf dieſe Keiegs- und Sieges-Bahn.</l> </lg><lb/> <lg n="62"> <l>Seelig ſind ſchon hier auf Erden,</l><lb/> <l>Die wacker ausgehoͤhnet werden</l><lb/> <l>Von wegen ihres Braͤutigams:</l><lb/> <l>Wird ſich eine Braut nicht ſchaͤmen</l><lb/> <l>Des Liebſten Nahmen anzunehmen;</l><lb/> <l>Was ſchaͤmen wir uns unſers Lamms.</l><lb/> <l>Das muͤſſe ferne ſeyn, laßt kommen Schmach und Pein!<lb/><hi rendition="#fr">Wir ſind Chriſten,</hi></l><lb/> <l>Und allezeit mit Freudigkeit,</l><lb/> <l>Durch Ehr und Schmach zu gehn bereit.<note place="right">(2. Cor. 6.)</note></l> </lg><lb/> <lg n="63"> <l>Wir ſind froͤlich aus der Maſſen,</l><lb/> <l>Und wiſſen uns faſt nicht zu laſſen,</l><lb/> <l>Wenn wir die groſſe Seeligkeit</l><lb/> <l>Tapffrer Streiter recht erwaͤgen,</l><lb/> <l>Die ſich mit Chriſto nieder legen,</l><lb/> <l>Ans Creutz in Niedrigkeit und Leid.</l><lb/> <l>Wie ſanffte wird ſichs ruhn, wie wird die Ehre thun,</l><lb/> <l>Nach der Schande:</l><lb/> <l>Wie blitzt der Glantz, wie ſteht der Krantz,</l><lb/> <l>Da halten wir den Ehren-Tantz.<note xml:id="f01" next="#f02" place="foot" n="(*)">Es iſt ein ſehr falſcher Gedancke, daß man eines Chriſten Hoch-</note></l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Laß</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [44/0054]
1722.
Jn Friedens-Schmucke ſollen gleiſſen
Die viel zum Frieden hier gethan.
Wer lieſſe ſich denn nun nicht lieber unrecht thun.
Friede, Friede,
Hat unſre Gunſt, iſt unſr. Kunſt,
Der reichſte Zanck-Gewinn iſt Dunſt.
Seelig ſind, die voller Freuden
Allhier ums Guten willen leiden,
Und ſprechen: Du biſt ja der HERR,
Wir dulden nur um deinet willen;
Die Zahl der Leiden zu erfuͤllen
Wird uns aus Liebe gar nicht ſchwer;
Wie gluͤcklich waͤren wir, o JEſu, wenn wir hier
Um dich litten:
So geh voran, wir dringen an,
Auf dieſe Keiegs- und Sieges-Bahn.
Seelig ſind ſchon hier auf Erden,
Die wacker ausgehoͤhnet werden
Von wegen ihres Braͤutigams:
Wird ſich eine Braut nicht ſchaͤmen
Des Liebſten Nahmen anzunehmen;
Was ſchaͤmen wir uns unſers Lamms.
Das muͤſſe ferne ſeyn, laßt kommen Schmach und Pein!
Wir ſind Chriſten,
Und allezeit mit Freudigkeit,
Durch Ehr und Schmach zu gehn bereit.
Wir ſind froͤlich aus der Maſſen,
Und wiſſen uns faſt nicht zu laſſen,
Wenn wir die groſſe Seeligkeit
Tapffrer Streiter recht erwaͤgen,
Die ſich mit Chriſto nieder legen,
Ans Creutz in Niedrigkeit und Leid.
Wie ſanffte wird ſichs ruhn, wie wird die Ehre thun,
Nach der Schande:
Wie blitzt der Glantz, wie ſteht der Krantz,
Da halten wir den Ehren-Tantz. (*)
Laß
(*) Es iſt ein ſehr falſcher Gedancke, daß man eines Chriſten Hoch-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |