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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1722.

Wer weiß, wem unter uns, du Gloriöser Fürst,
Den Sieges Palmen-Zweig vor andern reichen wirst?

O Lamm! Jch bitte dich, um deiner Treue willen,
Schau mit Barmhertzigkeit die kleine Heerde an,
Wie sie in dieser Welt sich gar nicht häuffen kan,
Pielweniger dein Land, Jmmanuel, erfüllen!
Kaum ist ein Lamm bey uns im Stalle angelangt,
So hört man, daß es schon auf deinem Berge prangt.
O Liebe! Dir sey Danck, daß du den theuren Zweyten,
Jn diesem Jammerthal ein wenig aufgespart,
Und vor dem süssen Gifft der Heucheley bewahrt,
Nun aber auch die Stadt ihm wollen zu bereiten.
O König! sey gelobt vor alle diese Treu,
Mach jeden Augenblick sie seinem Hause neu.
Nur eins, du gutes Lamm! nur diß, begehrt der Hauffe,
Der sich so nach und nach, zu Philadelphia
Jn Liebe sammlen läst, der deinem Hertzen nah,
Und dir vermählet ist, durch Geist und Feuer-Tauffe,
Diß Eine bitten wir: O Lamm! verlaß uns nicht,
Entzünde unter uns noch manches Glaubens-Licht!
Dein Hertze neige sich in Väterlicher Liebe,
Auf die, so deinen Knecht zur Welt gebohren hat, *

Gieb ihr, du GOttes Lamm, Erkänntniß, Rath und That,
Verdoppele in ihr des guten Geistes Triebe,
Zum Siege führe aus den innern Zweifel-Streit,
Und richte ihren Sinn stracks auf die Ewigkeit.
Laß diese, um der Welt ihr Harren zu beschämen,
Die mit dem Seligen genau verbunden war, +
Und die du dazumahl entrissest der Gefahr,
Nun zur Beständigkeit den festen Fürsatz nehmen,
Sey du, an jenes statt, der Bräutigam und Mann,
Der ihren gantzen Geist nach Willen lencken kan.
Laß
* Henriette gebohrne Gräfin von Friesen, als damahlige Gemah-
lin Herrn Heinrich des VIsten Königl. Pohln. General Feld-Mar-
schalls.
+ Seine damahlige Wittib, nunmehrige Gräfin zu Erbach.

1722.

Wer weiß, wem unter uns, du Glorioͤſer Fuͤrſt,
Den Sieges Palmen-Zweig vor andern reichen wirſt?

O Lamm! Jch bitte dich, um deiner Treue willen,
Schau mit Barmhertzigkeit die kleine Heerde an,
Wie ſie in dieſer Welt ſich gar nicht haͤuffen kan,
Pielweniger dein Land, Jmmanuel, erfuͤllen!
Kaum iſt ein Lamm bey uns im Stalle angelangt,
So hoͤrt man, daß es ſchon auf deinem Berge prangt.
O Liebe! Dir ſey Danck, daß du den theuren Zweyten,
Jn dieſem Jammerthal ein wenig aufgeſpart,
Und vor dem ſuͤſſen Gifft der Heucheley bewahrt,
Nun aber auch die Stadt ihm wollen zu bereiten.
O Koͤnig! ſey gelobt vor alle dieſe Treu,
Mach jeden Augenblick ſie ſeinem Hauſe neu.
Nur eins, du gutes Lamm! nur diß, begehrt der Hauffe,
Der ſich ſo nach und nach, zu Philadelphia
Jn Liebe ſammlen laͤſt, der deinem Hertzen nah,
Und dir vermaͤhlet iſt, durch Geiſt und Feuer-Tauffe,
Diß Eine bitten wir: O Lamm! verlaß uns nicht,
Entzuͤnde unter uns noch manches Glaubens-Licht!
Dein Hertze neige ſich in Vaͤterlicher Liebe,
Auf die, ſo deinen Knecht zur Welt gebohren hat, *

Gieb ihr, du GOttes Lamm, Erkaͤnntniß, Rath und That,
Verdoppele in ihr des guten Geiſtes Triebe,
Zum Siege fuͤhre aus den innern Zweifel-Streit,
Und richte ihren Sinn ſtracks auf die Ewigkeit.
Laß dieſe, um der Welt ihr Harren zu beſchaͤmen,
Die mit dem Seligen genau verbunden war,
Und die du dazumahl entriſſeſt der Gefahr,
Nun zur Beſtaͤndigkeit den feſten Fuͤrſatz nehmen,
Sey du, an jenes ſtatt, der Braͤutigam und Mann,
Der ihren gantzen Geiſt nach Willen lencken kan.
Laß
* Henriette gebohrne Graͤfin von Frieſen, als damahlige Gemah-
lin Herrn Heinrich des VIſten Koͤnigl. Pohln. General Feld-Mar-
ſchalls.
Seine damahlige Wittib, nunmehrige Graͤfin zu Erbach.
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[52/0062] 1722. Wer weiß, wem unter uns, du Glorioͤſer Fuͤrſt, Den Sieges Palmen-Zweig vor andern reichen wirſt? O Lamm! Jch bitte dich, um deiner Treue willen, Schau mit Barmhertzigkeit die kleine Heerde an, Wie ſie in dieſer Welt ſich gar nicht haͤuffen kan, Pielweniger dein Land, Jmmanuel, erfuͤllen! Kaum iſt ein Lamm bey uns im Stalle angelangt, So hoͤrt man, daß es ſchon auf deinem Berge prangt. O Liebe! Dir ſey Danck, daß du den theuren Zweyten, Jn dieſem Jammerthal ein wenig aufgeſpart, Und vor dem ſuͤſſen Gifft der Heucheley bewahrt, Nun aber auch die Stadt ihm wollen zu bereiten. O Koͤnig! ſey gelobt vor alle dieſe Treu, Mach jeden Augenblick ſie ſeinem Hauſe neu. Nur eins, du gutes Lamm! nur diß, begehrt der Hauffe, Der ſich ſo nach und nach, zu Philadelphia Jn Liebe ſammlen laͤſt, der deinem Hertzen nah, Und dir vermaͤhlet iſt, durch Geiſt und Feuer-Tauffe, Diß Eine bitten wir: O Lamm! verlaß uns nicht, Entzuͤnde unter uns noch manches Glaubens-Licht! Dein Hertze neige ſich in Vaͤterlicher Liebe, Auf die, ſo deinen Knecht zur Welt gebohren hat, * Gieb ihr, du GOttes Lamm, Erkaͤnntniß, Rath und That, Verdoppele in ihr des guten Geiſtes Triebe, Zum Siege fuͤhre aus den innern Zweifel-Streit, Und richte ihren Sinn ſtracks auf die Ewigkeit. Laß dieſe, um der Welt ihr Harren zu beſchaͤmen, Die mit dem Seligen genau verbunden war, † Und die du dazumahl entriſſeſt der Gefahr, Nun zur Beſtaͤndigkeit den feſten Fuͤrſatz nehmen, Sey du, an jenes ſtatt, der Braͤutigam und Mann, Der ihren gantzen Geiſt nach Willen lencken kan. Laß * Henriette gebohrne Graͤfin von Frieſen, als damahlige Gemah- lin Herrn Heinrich des VIſten Koͤnigl. Pohln. General Feld-Mar- ſchalls. † Seine damahlige Wittib, nunmehrige Graͤfin zu Erbach.

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/62>, abgerufen am 29.04.2024.