Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
XXXIV. Auf Graf Rudolph Sigmunds von Sinzendorf, des H. R. R. Erb-Schatz- meisters und Burggrafens zu Reineck, Er- hebung zum Kayserlichen Obristen Hof- meister und Premieur-Minister.* HAt Fürwitz oder Geitz, als er die Höl erbricht, Dem alten Roderich, nebst vielen fremden Trachten, Auch eine Schrift entdeckt, die diesen Printz bericht: Es werde solch ein Volck ihn und das Seine schlachten; So hat der Fürwitz uns nicht gütlicher gethan, Er hängt uns fremde Tracht und fremde Plagen an. Nicht Aufgeblasenheit, dir nah' verwandt zu seyn, Darf, theurer Sinzendorf den Lob-Spruch erst begeistern; Vielweniger ein Blitz vom neuen Ehren-Schein, Zum wohl-verdienten Ruhm, sich meines Kiels bemeistern. (Jch rede fast zu frey: doch ists auch Redens Zeit; Denn ich besinge ja die Pracht der Redlichkeit.) Mein Trieb bewegt sich nicht, nachdem das Wetter steht, Noch beug ich meine Knie vor jedem Bild der Sonnen, Und da die Dichter-Kunst bey nah' hausiren geht, Hat mir die Eitelkeit kein Lied noch abgewonnen, Bey dir, ich rede nur, was ich erweisen kan, Trift man die teutsche Treu noch unverstellet an. Verblendie Sterbliche! was sucht ihr in der Welt, Jhr, die ihr eure Zeit mit Dingen überhäuffet, Darob das Ewige kein Räumgen mehr behält, Wiewol die Zeit auch selbst in seinen Schrancken läuffet. Was ist denn euer Zweck bey so erhitzter Müh', Und was beschäftiget, was hält euch spat und früh? Jch * Auszug entworffen zu Dresden.
XXXIV. Auf Graf Rudolph Sigmunds von Sinzendorf, des H. R. R. Erb-Schatz- meiſters und Burggrafens zu Reineck, Er- hebung zum Kayſerlichen Obriſten Hof- meiſter und Premieur-Miniſter.* HAt Fuͤrwitz oder Geitz, als er die Hoͤl erbricht, Dem alten Roderich, nebſt vielen fremden Trachten, Auch eine Schrift entdeckt, die dieſen Printz bericht: Es werde ſolch ein Volck ihn und das Seine ſchlachten; So hat der Fuͤrwitz uns nicht guͤtlicher gethan, Er haͤngt uns fremde Tracht und fremde Plagen an. Nicht Aufgeblaſenheit, dir nah’ verwandt zu ſeyn, Darf, theurer Sinzendorf den Lob-Spruch erſt begeiſtern; Vielweniger ein Blitz vom neuen Ehren-Schein, Zum wohl-verdienten Ruhm, ſich meines Kiels bemeiſtern. (Jch rede faſt zu frey: doch iſts auch Redens Zeit; Denn ich beſinge ja die Pracht der Redlichkeit.) Mein Trieb bewegt ſich nicht, nachdem das Wetter ſteht, Noch beug ich meine Knie vor jedem Bild der Sonnen, Und da die Dichter-Kunſt bey nah’ hauſiren geht, Hat mir die Eitelkeit kein Lied noch abgewonnen, Bey dir, ich rede nur, was ich erweiſen kan, Trift man die teutſche Treu noch unverſtellet an. Verblendie Sterbliche! was ſucht ihr in der Welt, Jhr, die ihr eure Zeit mit Dingen uͤberhaͤuffet, Darob das Ewige kein Raͤumgen mehr behaͤlt, Wiewol die Zeit auch ſelbſt in ſeinen Schrancken laͤuffet. Was iſt denn euer Zweck bey ſo erhitzter Muͤh’, Und was beſchaͤftiget, was haͤlt euch ſpat und fruͤh? Jch * Auszug entworffen zu Dresden.
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1724.
Nur helffen uͤberſtehn,
Du haſt es im Gebrauch:
Sie glaubens, und wir auch.
XXXIV. Auf Graf Rudolph Sigmunds
von Sinzendorf, des H. R. R. Erb-Schatz-
meiſters und Burggrafens zu Reineck, Er-
hebung zum Kayſerlichen Obriſten Hof-
meiſter und Premieur-Miniſter. *
HAt Fuͤrwitz oder Geitz, als er die Hoͤl erbricht,
Dem alten Roderich, nebſt vielen fremden Trachten,
Auch eine Schrift entdeckt, die dieſen Printz bericht:
Es werde ſolch ein Volck ihn und das Seine ſchlachten;
So hat der Fuͤrwitz uns nicht guͤtlicher gethan,
Er haͤngt uns fremde Tracht und fremde Plagen an.
Nicht Aufgeblaſenheit, dir nah’ verwandt zu ſeyn,
Darf, theurer Sinzendorf den Lob-Spruch erſt begeiſtern;
Vielweniger ein Blitz vom neuen Ehren-Schein,
Zum wohl-verdienten Ruhm, ſich meines Kiels bemeiſtern.
(Jch rede faſt zu frey: doch iſts auch Redens Zeit;
Denn ich beſinge ja die Pracht der Redlichkeit.)
Mein Trieb bewegt ſich nicht, nachdem das Wetter ſteht,
Noch beug ich meine Knie vor jedem Bild der Sonnen,
Und da die Dichter-Kunſt bey nah’ hauſiren geht,
Hat mir die Eitelkeit kein Lied noch abgewonnen,
Bey dir, ich rede nur, was ich erweiſen kan,
Trift man die teutſche Treu noch unverſtellet an.
Verblendie Sterbliche! was ſucht ihr in der Welt,
Jhr, die ihr eure Zeit mit Dingen uͤberhaͤuffet,
Darob das Ewige kein Raͤumgen mehr behaͤlt,
Wiewol die Zeit auch ſelbſt in ſeinen Schrancken laͤuffet.
Was iſt denn euer Zweck bey ſo erhitzter Muͤh’,
Und was beſchaͤftiget, was haͤlt euch ſpat und fruͤh?
Jch
* Auszug entworffen zu Dresden.
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