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Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.

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VI. Sprach-, religions- und culturgeschichtliche Jnstanzen.
Gottesbegriffs, wie Polytheismus, Mono- und Pantheismus als
Producte des aufwärtsstrebenden, nach Vervollkommnung seiner Be-
griffe und Vorstellungen strebenden Causalitätsdranges zu begreifen
suche. Das Letztere thut im Wesentlichen Lubbock als Urheber der
bereits mehrmals erwähnten siebenstufigen Scala: Atheismus, Fe-
tischismus, Totemismus etc.; deßgleichen, nur in etwas vorsichtiger
gefaßter und philosophischer vermittelter Weise Tylor, Monier Wil-
liams, Baring Gould1) etc. Von deutschen Forschern gehören hieher
Fritz Schultze, F. Spiegel, K. Twesten, F. v. Hellwald, Carus
Sterne, Richard Pietschmann,2) sowie in etwas behutsamerer Fassung
Theod. Waitz, H. Spencer, Caspari, H. Paret. Die besser abge-
grenzte und kritisch geläuterte Gestalt, welche die Letzteren der Fe-
tischismus-Hypothese zu ertheilen versucht haben, besteht theils darin,
daß dem Fetischdienste nicht geradezu völlige Religionslosigkeit, son-
dern ein ganz roher systemloser Polytheismus (so Waitz) oder auch
etwas wie Geister- oder Ahnen- oder Patriarchen-Cultus (so Spencer,
Caspari) vorausgegangen sein soll; theils darin, daß neben dem
primitiven Fetischismus als "denkbar niedrigster Religionsstufe"
auch ein aus höheren Religionsformen als Degradations- oder Ent-
artungsproduct entstandener Fetisch-Aberglaube jüngeren Ursprungs
nachzuweisen versucht wird (so Paret; ähnlich auch Monier Wil-
liams).3)

1) A. Comte, Philosophie positive, vol. V, p. 101. -- Lubbock und
Tylor, a. a. O. -- Baring Gould, Origin and developement of re-
ligious belief, vol. I, Lond.
1869. -- Monier Williams, Progress of
Indian religions thought
(im Contemp. Rev., Sept. 1878, p. 267 s.).
2) Fritz Schultze, Der Fetischismus. Ein Beitrag zur Anthropologie
und Religionsgeschichte, 1870. -- F. Spiegel, Zur vergleichenden Religions-
wissenschaft (Ausland 1872, Nr. 1), -- K. Twesten a. a. O. (oben, S. 3,
Note). -- Hellwald, Culturgesch., S. 25. 30 ff. -- Carus Sterne,
Werden und Vergehen etc. -- Richard Pietschmann, Der ägypt. Fetischdienst
und Götterglaube (Ztschr. f. Ethnol. 1878, II, 153--182).
3) Herb. Spencer, The origin of animal worship (in s. gesammelten
Essays, vol. III, London 1874) läßt den Fetischismus speciell aus dem Cultus

VI. Sprach-, religions- und culturgeſchichtliche Jnſtanzen.
Gottesbegriffs, wie Polytheismus, Mono- und Pantheismus als
Producte des aufwärtsſtrebenden, nach Vervollkommnung ſeiner Be-
griffe und Vorſtellungen ſtrebenden Cauſalitätsdranges zu begreifen
ſuche. Das Letztere thut im Weſentlichen Lubbock als Urheber der
bereits mehrmals erwähnten ſiebenſtufigen Scala: Atheismus, Fe-
tiſchismus, Totemismus ꝛc.; deßgleichen, nur in etwas vorſichtiger
gefaßter und philoſophiſcher vermittelter Weiſe Tylor, Monier Wil-
liams, Baring Gould1) ꝛc. Von deutſchen Forſchern gehören hieher
Fritz Schultze, F. Spiegel, K. Tweſten, F. v. Hellwald, Carus
Sterne, Richard Pietſchmann,2) ſowie in etwas behutſamerer Faſſung
Theod. Waitz, H. Spencer, Caspari, H. Paret. Die beſſer abge-
grenzte und kritiſch geläuterte Geſtalt, welche die Letzteren der Fe-
tiſchismus-Hypotheſe zu ertheilen verſucht haben, beſteht theils darin,
daß dem Fetiſchdienſte nicht geradezu völlige Religionsloſigkeit, ſon-
dern ein ganz roher ſyſtemloſer Polytheismus (ſo Waitz) oder auch
etwas wie Geiſter- oder Ahnen- oder Patriarchen-Cultus (ſo Spencer,
Caspari) vorausgegangen ſein ſoll; theils darin, daß neben dem
primitiven Fetiſchismus als „denkbar niedrigſter Religionsſtufe‟
auch ein aus höheren Religionsformen als Degradations- oder Ent-
artungsproduct entſtandener Fetiſch-Aberglaube jüngeren Urſprungs
nachzuweiſen verſucht wird (ſo Paret; ähnlich auch Monier Wil-
liams).3)

1) A. Comte, Philosophie positive, vol. V, p. 101. — Lubbock und
Tylor, a. a. O. — Baring Gould, Origin and developement of re-
ligious belief, vol. I, Lond.
1869. — Monier Williams, Progress of
Indian religions thought
(im Contemp. Rev., Sept. 1878, p. 267 s.).
2) Fritz Schultze, Der Fetiſchismus. Ein Beitrag zur Anthropologie
und Religionsgeſchichte, 1870. — F. Spiegel, Zur vergleichenden Religions-
wiſſenſchaft (Ausland 1872, Nr. 1), — K. Tweſten a. a. O. (oben, S. 3,
Note). — Hellwald, Culturgeſch., S. 25. 30 ff. — Carus Sterne,
Werden und Vergehen ꝛc. — Richard Pietſchmann, Der ägypt. Fetiſchdienſt
und Götterglaube (Ztſchr. f. Ethnol. 1878, II, 153—182).
3) Herb. Spencer, The origin of animal worship (in ſ. geſammelten
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[197/0207] VI. Sprach-, religions- und culturgeſchichtliche Jnſtanzen. Gottesbegriffs, wie Polytheismus, Mono- und Pantheismus als Producte des aufwärtsſtrebenden, nach Vervollkommnung ſeiner Be- griffe und Vorſtellungen ſtrebenden Cauſalitätsdranges zu begreifen ſuche. Das Letztere thut im Weſentlichen Lubbock als Urheber der bereits mehrmals erwähnten ſiebenſtufigen Scala: Atheismus, Fe- tiſchismus, Totemismus ꝛc.; deßgleichen, nur in etwas vorſichtiger gefaßter und philoſophiſcher vermittelter Weiſe Tylor, Monier Wil- liams, Baring Gould 1) ꝛc. Von deutſchen Forſchern gehören hieher Fritz Schultze, F. Spiegel, K. Tweſten, F. v. Hellwald, Carus Sterne, Richard Pietſchmann, 2) ſowie in etwas behutſamerer Faſſung Theod. Waitz, H. Spencer, Caspari, H. Paret. Die beſſer abge- grenzte und kritiſch geläuterte Geſtalt, welche die Letzteren der Fe- tiſchismus-Hypotheſe zu ertheilen verſucht haben, beſteht theils darin, daß dem Fetiſchdienſte nicht geradezu völlige Religionsloſigkeit, ſon- dern ein ganz roher ſyſtemloſer Polytheismus (ſo Waitz) oder auch etwas wie Geiſter- oder Ahnen- oder Patriarchen-Cultus (ſo Spencer, Caspari) vorausgegangen ſein ſoll; theils darin, daß neben dem primitiven Fetiſchismus als „denkbar niedrigſter Religionsſtufe‟ auch ein aus höheren Religionsformen als Degradations- oder Ent- artungsproduct entſtandener Fetiſch-Aberglaube jüngeren Urſprungs nachzuweiſen verſucht wird (ſo Paret; ähnlich auch Monier Wil- liams). 3) 1) A. Comte, Philosophie positive, vol. V, p. 101. — Lubbock und Tylor, a. a. O. — Baring Gould, Origin and developement of re- ligious belief, vol. I, Lond. 1869. — Monier Williams, Progress of Indian religions thought (im Contemp. Rev., Sept. 1878, p. 267 s.). 2) Fritz Schultze, Der Fetiſchismus. Ein Beitrag zur Anthropologie und Religionsgeſchichte, 1870. — F. Spiegel, Zur vergleichenden Religions- wiſſenſchaft (Ausland 1872, Nr. 1), — K. Tweſten a. a. O. (oben, S. 3, Note). — Hellwald, Culturgeſch., S. 25. 30 ff. — Carus Sterne, Werden und Vergehen ꝛc. — Richard Pietſchmann, Der ägypt. Fetiſchdienſt und Götterglaube (Ztſchr. f. Ethnol. 1878, II, 153—182). 3) Herb. Spencer, The origin of animal worship (in ſ. geſammelten Essays, vol. III, London 1874) läßt den Fetiſchismus ſpeciell aus dem Cultus

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Zitationshilfe: Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zoeckler_lehre_1879/207>, abgerufen am 23.11.2024.