Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.IX. Das Alter des Menschengeschlechts. Füßen. Sie liefern doch höchstens nur relativ zuverlässigere Er-gebnisse als jene schwindelhaften Versuche französischer Gelehrter zu Anfang unsres Jahrhunderts, die aus dem Thierkreiszeichen von Dendera ein mindestens 17 000jähriges Alter der ägyptischen Geschichte herauslesen zu können meinten, oder als die sonstigen neueren Ver- suche zur astronomischen Bewahrheitung jener mehr als 10 000jäh- rigen Dauer dieser Geschichte, von welcher die Priester der Perserzeit dem Herodot vorfabelten. 3. Weder die urkundlich bezeugte Geschichte noch die Astronomie Wir sahen schon oben, wie höchst zweifelhafter Art die angeb- IX. Das Alter des Menſchengeſchlechts. Füßen. Sie liefern doch höchſtens nur relativ zuverläſſigere Er-gebniſſe als jene ſchwindelhaften Verſuche franzöſiſcher Gelehrter zu Anfang unſres Jahrhunderts, die aus dem Thierkreiszeichen von Dendera ein mindeſtens 17 000jähriges Alter der ägyptiſchen Geſchichte herausleſen zu können meinten, oder als die ſonſtigen neueren Ver- ſuche zur aſtronomiſchen Bewahrheitung jener mehr als 10 000jäh- rigen Dauer dieſer Geſchichte, von welcher die Prieſter der Perſerzeit dem Herodot vorfabelten. 3. Weder die urkundlich bezeugte Geſchichte noch die Aſtronomie Wir ſahen ſchon oben, wie höchſt zweifelhafter Art die angeb- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0314" n="304"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">IX.</hi> Das Alter des Menſchengeſchlechts.</fw><lb/> Füßen. Sie liefern doch höchſtens nur relativ zuverläſſigere Er-<lb/> gebniſſe als jene ſchwindelhaften Verſuche franzöſiſcher Gelehrter zu<lb/> Anfang unſres Jahrhunderts, die aus dem Thierkreiszeichen von<lb/> Dendera ein mindeſtens 17 000jähriges Alter der ägyptiſchen Geſchichte<lb/> herausleſen zu können meinten, oder als die ſonſtigen neueren Ver-<lb/> ſuche zur aſtronomiſchen Bewahrheitung jener mehr als 10 000jäh-<lb/> rigen Dauer dieſer Geſchichte, von welcher die Prieſter der Perſerzeit<lb/> dem Herodot vorfabelten.</p><lb/> <p>3. Weder die urkundlich bezeugte Geſchichte noch die Aſtronomie<lb/> reichen den Chronometer dar, mittelſt deſſen ein höheres als 6000jäh-<lb/> riges Alter der Menſchheit wiſſenſchaftlich feſtgeſtellt werden ſoll.<lb/> Vielleicht thut dieß aber die <hi rendition="#g">geologiſch-paläontologiſche</hi> For-<lb/> ſchung? An tiefem Eindringen in den dunklen Erdenſchooß hat es<lb/> dieſe ja gewiß nicht fehlen laſſen und die Thatſache, mittelſt deren<lb/> ſie das Alter ſowohl der vormenſchlichen Schöpfungsepochen als der<lb/> Menſchheitsgeſchichte zu fixiren ſucht, zählen nach Hunderten, ja Tau-<lb/> ſenden? Aber freilich wie ſteht es um die Sicherheit dieſer Evidenzen?<lb/> Gibt es in der That ſchon eine geologiſche Chronologie von einigem<lb/> wiſſenſchaftlichen Werthe und innerhalb ihrer eine Altersberechnung<lb/> des Menſchengeſchlechts, auf die man ſich einigermaaßen verlaſſen<lb/> könnte?</p><lb/> <p>Wir ſahen ſchon oben, wie höchſt zweifelhafter Art die angeb-<lb/> lichen Zeugniſſe des ſ. g. Steinzeitalters für ein nach Myriaden<lb/> von Jahren zählendes Menſchheitsalters genannt werden müſſen,<lb/> und in welchen mythiſchen Nebel insbeſondere der belgiſch-franzöſiſche<lb/> Tertiärmenſch ſich verliert. Daß vielleicht noch einmal unwiderſprechliche<lb/> Belege für ein Vorkommen menſchlicher Foſſilreſte und Artefacte in<lb/> älteren als blos quaternären Schichten gewonnen werden, ſoll keines-<lb/> wegs für unmoglich erklärt werden. Es fragt ſich nur, ob damit<lb/> in der That etwas Triftiges gegenüber den bibliſchen ſechs Jahr-<lb/> tauſenden feſtgeſtellt wäre. Die Tertiärzeit muß als ein lang wäh-<lb/> render geologiſcher Zeitraum betrachtet werden; die Unterperioden<lb/> des Eocän, Miocän ꝛc. welche ſie in ſich ſchließt, mögen in ihrer<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [304/0314]
IX. Das Alter des Menſchengeſchlechts.
Füßen. Sie liefern doch höchſtens nur relativ zuverläſſigere Er-
gebniſſe als jene ſchwindelhaften Verſuche franzöſiſcher Gelehrter zu
Anfang unſres Jahrhunderts, die aus dem Thierkreiszeichen von
Dendera ein mindeſtens 17 000jähriges Alter der ägyptiſchen Geſchichte
herausleſen zu können meinten, oder als die ſonſtigen neueren Ver-
ſuche zur aſtronomiſchen Bewahrheitung jener mehr als 10 000jäh-
rigen Dauer dieſer Geſchichte, von welcher die Prieſter der Perſerzeit
dem Herodot vorfabelten.
3. Weder die urkundlich bezeugte Geſchichte noch die Aſtronomie
reichen den Chronometer dar, mittelſt deſſen ein höheres als 6000jäh-
riges Alter der Menſchheit wiſſenſchaftlich feſtgeſtellt werden ſoll.
Vielleicht thut dieß aber die geologiſch-paläontologiſche For-
ſchung? An tiefem Eindringen in den dunklen Erdenſchooß hat es
dieſe ja gewiß nicht fehlen laſſen und die Thatſache, mittelſt deren
ſie das Alter ſowohl der vormenſchlichen Schöpfungsepochen als der
Menſchheitsgeſchichte zu fixiren ſucht, zählen nach Hunderten, ja Tau-
ſenden? Aber freilich wie ſteht es um die Sicherheit dieſer Evidenzen?
Gibt es in der That ſchon eine geologiſche Chronologie von einigem
wiſſenſchaftlichen Werthe und innerhalb ihrer eine Altersberechnung
des Menſchengeſchlechts, auf die man ſich einigermaaßen verlaſſen
könnte?
Wir ſahen ſchon oben, wie höchſt zweifelhafter Art die angeb-
lichen Zeugniſſe des ſ. g. Steinzeitalters für ein nach Myriaden
von Jahren zählendes Menſchheitsalters genannt werden müſſen,
und in welchen mythiſchen Nebel insbeſondere der belgiſch-franzöſiſche
Tertiärmenſch ſich verliert. Daß vielleicht noch einmal unwiderſprechliche
Belege für ein Vorkommen menſchlicher Foſſilreſte und Artefacte in
älteren als blos quaternären Schichten gewonnen werden, ſoll keines-
wegs für unmoglich erklärt werden. Es fragt ſich nur, ob damit
in der That etwas Triftiges gegenüber den bibliſchen ſechs Jahr-
tauſenden feſtgeſtellt wäre. Die Tertiärzeit muß als ein lang wäh-
render geologiſcher Zeitraum betrachtet werden; die Unterperioden
des Eocän, Miocän ꝛc. welche ſie in ſich ſchließt, mögen in ihrer
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