Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785.Vorrede. Andachtsbüchern sind, so gewiß ist es,daß sie mit dem Geiste und der Absicht des Christenthums, und mit dem wirk- lichen Gemüthszustande gutgesinnter und dabey nachdenkender Christen strei- ten; und Andachtsübungen, die sich nicht auf Wahrheit gründen, können doch gewiß um so viel weniger Werth haben, um so viel weniger Gott von uns verlanget, daß wir uns für etwas anders halten, oder vor ihm ausgeben sollen, als wir wirklich sind.*) Viel- leicht wird dieses manchem Wirkung ei- nes geistlichen Stolzes zu seyn scheinen. Aber Stdlz hat nicht Wahrheit, son- dern Lügen zum Grunde; und je wei- ser und besser der nachdenkende Christ ist, desto weniger kann er stolz seyn. Niemand empfindet es lebhafter als er, daß alles, alles gute, was er ist und hat *) Man vergleiche über dieses, so wie über verschiedene andere schädliche Vorurtheile dieser Art eine so eben erschienene Schrift, unter dem Titel: Prü- fung einiger theils falschen, theils miß- verstandenen Grundsätze und Lebensregeln in Religionssachen. 1785. Winterthur, bey Steiner. 4
Vorrede. Andachtsbüchern ſind, ſo gewiß iſt es,daß ſie mit dem Geiſte und der Abſicht des Chriſtenthums, und mit dem wirk- lichen Gemüthszuſtande gutgeſinnter und dabey nachdenkender Chriſten ſtrei- ten; und Andachtsübungen, die ſich nicht auf Wahrheit gründen, können doch gewiß um ſo viel weniger Werth haben, um ſo viel weniger Gott von uns verlanget, daß wir uns für etwas anders halten, oder vor ihm ausgeben ſollen, als wir wirklich ſind.*) Viel- leicht wird dieſes manchem Wirkung ei- nes geiſtlichen Stolzes zu ſeyn ſcheinen. Aber Stdlz hat nicht Wahrheit, ſon- dern Lügen zum Grunde; und je wei- ſer und beſſer der nachdenkende Chriſt iſt, deſto weniger kann er ſtolz ſeyn. Niemand empfindet es lebhafter als er, daß alles, alles gute, was er iſt und hat *) Man vergleiche über dieſes, ſo wie über verſchiedene andere ſchädliche Vorurtheile dieſer Art eine ſo eben erſchienene Schrift, unter dem Titel: Prü- fung einiger theils falſchen, theils miß- verſtandenen Grundſätze und Lebensregeln in Religionsſachen. 1785. Winterthur, bey Steiner. 4
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Vorrede.
Andachtsbüchern ſind, ſo gewiß iſt es,
daß ſie mit dem Geiſte und der Abſicht
des Chriſtenthums, und mit dem wirk-
lichen Gemüthszuſtande gutgeſinnter
und dabey nachdenkender Chriſten ſtrei-
ten; und Andachtsübungen, die ſich
nicht auf Wahrheit gründen, können
doch gewiß um ſo viel weniger Werth
haben, um ſo viel weniger Gott von
uns verlanget, daß wir uns für etwas
anders halten, oder vor ihm ausgeben
ſollen, als wir wirklich ſind. *) Viel-
leicht wird dieſes manchem Wirkung ei-
nes geiſtlichen Stolzes zu ſeyn ſcheinen.
Aber Stdlz hat nicht Wahrheit, ſon-
dern Lügen zum Grunde; und je wei-
ſer und beſſer der nachdenkende Chriſt
iſt, deſto weniger kann er ſtolz ſeyn.
Niemand empfindet es lebhafter als er,
daß alles, alles gute, was er iſt und
hat
*) Man vergleiche über dieſes, ſo wie über verſchiedene
andere ſchädliche Vorurtheile dieſer Art eine ſo
eben erſchienene Schrift, unter dem Titel: Prü-
fung einiger theils falſchen, theils miß-
verſtandenen Grundſätze und Lebensregeln
in Religionsſachen. 1785. Winterthur, bey
Steiner.
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