Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785.Aussicht seinen Gang in der dürren Wüste, oder aufblumichten Gesilden, zwischen Dornen, oder zwischen Rosen, fort, verfolget seinen kürzern oder längern Weg, seinen ebenern oder rauhern Pfad; alle durchkreuzen einander auf tau- senderley Art und Weise; alles scheint einander in seinem Laufe und in seinen Bemühungen auf- zuhalten, zu hindern, zu widerstehen, zurück- zustoßen; alles scheint Widerspruch und Streit und Verwirrung zu seyn. Aber alles ist und geschieht unter deiner Aufsicht und Leitung, o Allweiser; und so wird alles Ordnung und Ue- bereinstimmung, alles unfehlbares Mittel, deine höchsten Absichten zu erreichen und zu befördern. Und wie verschieden ist nicht der Zustand, stimmt,
Ausſicht ſeinen Gang in der dürren Wüſte, oder aufblumichten Geſilden, zwiſchen Dornen, oder zwiſchen Roſen, fort, verfolget ſeinen kürzern oder längern Weg, ſeinen ebenern oder rauhern Pfad; alle durchkreuzen einander auf tau- ſenderley Art und Weiſe; alles ſcheint einander in ſeinem Laufe und in ſeinen Bemühungen auf- zuhalten, zu hindern, zu widerſtehen, zurück- zuſtoßen; alles ſcheint Widerſpruch und Streit und Verwirrung zu ſeyn. Aber alles iſt und geſchieht unter deiner Aufſicht und Leitung, o Allweiſer; und ſo wird alles Ordnung und Ue- bereinſtimmung, alles unfehlbares Mittel, deine höchſten Abſichten zu erreichen und zu befördern. Und wie verſchieden iſt nicht der Zuſtand, ſtimmt,
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Ausſicht
ſeinen Gang in der dürren Wüſte, oder auf
blumichten Geſilden, zwiſchen Dornen, oder
zwiſchen Roſen, fort, verfolget ſeinen kürzern
oder längern Weg, ſeinen ebenern oder rauhern
Pfad; alle durchkreuzen einander auf tau-
ſenderley Art und Weiſe; alles ſcheint einander
in ſeinem Laufe und in ſeinen Bemühungen auf-
zuhalten, zu hindern, zu widerſtehen, zurück-
zuſtoßen; alles ſcheint Widerſpruch und Streit
und Verwirrung zu ſeyn. Aber alles iſt und
geſchieht unter deiner Aufſicht und Leitung, o
Allweiſer; und ſo wird alles Ordnung und Ue-
bereinſtimmung, alles unfehlbares Mittel, deine
höchſten Abſichten zu erreichen und zu befördern.
Und wie verſchieden iſt nicht der Zuſtand,
in welchem itzt meine Brüder wieder zum Le-
ben erwachen! Wie verſchieden der Grad ihrer
Cultur, ihrer Erkenntniß, ihrer Moralität,
ihrer Glückſeligkeit! Hier Licht, dort Finſter-
niß; hier Wahrheit, dort Irrthum; hier Tu-
gend, dort Laſter; hier Freyheit, dort Knecht-
ſchaft; hier Wonne und Frende, dort Jam-
mer und Elend. Gott, du ſiehſt, du kenneſt
ſie alle, deine Menſchen. Du liebeſt ſie alle;
ſie ſind deine Geſchöpfe, deine Kinder; alle von
dir zur Vollkommenheit und Glückſeligkeit be-
ſtimmt,
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