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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785.

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Allgemeinern Innhalts.
len ihren Geschäfften und Leiden und Freuden
dahin! Wie bald sind sie nicht alle durchlebt,
und wie wenige merkliche Spuren lassen sie hin-
ter sich zurücke! Was sind sie alle für den,
der sie durchlebt hat, anders als ein Traum,
aus welchem er entweder mit Heiterkeit und
Freude, oder aber mit Verwirrung und Schre-
cken zu einem höhern, weniger Traumähnlichen
Leben erwachet!

Itzt lege ich mich ruhig in die Arme des
Schlafes, dieses Bruders des Todes, und
danke dir, gütigster Vater, für alles, was du
mir heute Gutes gethan, für alle Hülfe und
allen Beystand, die du mir geleistet, für al-
len Fortgang und Segen, womit du meine
Geschäffte gekrönet, für alle Annehmlichkeiten
und Freuden des Lebens, die du mir vergönnet
hast! Ja, alle Tage meines Lebens sind mit un-
zähligen Beweisen deiner Huld und Güte be-
zeichnet. O möchten sie doch auch alle mit Be-
weisen meiner Dankbarkeit und meines Gehor-
sams gegen dich bezeichnet seyn!

O möchte ich mich einst, wenn meine
Stunde da ist, eben so ruhig in die Arme des
Todes legen, als ich mich itzt dem Schlafe über-
lasse! Ohne Vorwürfe, ohne Gewissensbisse,

im

Allgemeinern Innhalts.
len ihren Geſchäfften und Leiden und Freuden
dahin! Wie bald ſind ſie nicht alle durchlebt,
und wie wenige merkliche Spuren laſſen ſie hin-
ter ſich zurücke! Was ſind ſie alle für den,
der ſie durchlebt hat, anders als ein Traum,
aus welchem er entweder mit Heiterkeit und
Freude, oder aber mit Verwirrung und Schre-
cken zu einem höhern, weniger Traumähnlichen
Leben erwachet!

Itzt lege ich mich ruhig in die Arme des
Schlafes, dieſes Bruders des Todes, und
danke dir, gütigſter Vater, für alles, was du
mir heute Gutes gethan, für alle Hülfe und
allen Beyſtand, die du mir geleiſtet, für al-
len Fortgang und Segen, womit du meine
Geſchäffte gekrönet, für alle Annehmlichkeiten
und Freuden des Lebens, die du mir vergönnet
haſt! Ja, alle Tage meines Lebens ſind mit un-
zähligen Beweiſen deiner Huld und Güte be-
zeichnet. O möchten ſie doch auch alle mit Be-
weiſen meiner Dankbarkeit und meines Gehor-
ſams gegen dich bezeichnet ſeyn!

O möchte ich mich einſt, wenn meine
Stunde da iſt, eben ſo ruhig in die Arme des
Todes legen, als ich mich itzt dem Schlafe über-
laſſe! Ohne Vorwürfe, ohne Gewiſſensbiſſe,

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[272/0294] Allgemeinern Innhalts. len ihren Geſchäfften und Leiden und Freuden dahin! Wie bald ſind ſie nicht alle durchlebt, und wie wenige merkliche Spuren laſſen ſie hin- ter ſich zurücke! Was ſind ſie alle für den, der ſie durchlebt hat, anders als ein Traum, aus welchem er entweder mit Heiterkeit und Freude, oder aber mit Verwirrung und Schre- cken zu einem höhern, weniger Traumähnlichen Leben erwachet! Itzt lege ich mich ruhig in die Arme des Schlafes, dieſes Bruders des Todes, und danke dir, gütigſter Vater, für alles, was du mir heute Gutes gethan, für alle Hülfe und allen Beyſtand, die du mir geleiſtet, für al- len Fortgang und Segen, womit du meine Geſchäffte gekrönet, für alle Annehmlichkeiten und Freuden des Lebens, die du mir vergönnet haſt! Ja, alle Tage meines Lebens ſind mit un- zähligen Beweiſen deiner Huld und Güte be- zeichnet. O möchten ſie doch auch alle mit Be- weiſen meiner Dankbarkeit und meines Gehor- ſams gegen dich bezeichnet ſeyn! O möchte ich mich einſt, wenn meine Stunde da iſt, eben ſo ruhig in die Arme des Todes legen, als ich mich itzt dem Schlafe über- laſſe! Ohne Vorwürfe, ohne Gewiſſensbiſſe, im

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Zitationshilfe: Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/294>, abgerufen am 05.12.2024.