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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785.

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Worüber müssen wir als vernünftige
Menschen und als Christen vor-
nehmlich und am meisten nachdenken?
Und wie können und müssen wir uns
in diesem Nachdenken üben?

Eigentlich können und sollen wir über al-
les nachdenken; stets ein klares Bewußtseyn
unser selbst und der Veränderungen, die in
unsrer Seele vorgehen, in uns erhalten; alles
mit dem, was wir schon wissen, vergleichen
und nach den Regeln der Wahrheit prüfen;
nie ohne Ueberlegung urtheilen, entscheiden,
wählen, handeln. Und nichts ist, nichts ge-
schieht, das nicht unsers Nachdenkens werth
wäre, und worüber wir nicht mit Nutzen und
Vergnügen nachdenken könnten. Auch denket
der Mensch, der seine geistigen Kräfte kennet
und fühlet, der seinen Verstand gehörig ange-
bauet, sich schon im Nachdenken geübt, und
das Angenehme und Reizende davon erfahren
hat, über alles mehr oder weniger nach; über
alles, was er sieht und höret, denket und thut,
was ihm und andern begegnet. Das Feld sei-
nes Nachdenkens und seiner Betrachtungen

ist


Worüber müſſen wir als vernünftige
Menſchen und als Chriſten vor-
nehmlich und am meiſten nachdenken?
Und wie können und müſſen wir uns
in dieſem Nachdenken üben?

Eigentlich können und ſollen wir über al-
les nachdenken; ſtets ein klares Bewußtſeyn
unſer ſelbſt und der Veränderungen, die in
unſrer Seele vorgehen, in uns erhalten; alles
mit dem, was wir ſchon wiſſen, vergleichen
und nach den Regeln der Wahrheit prüfen;
nie ohne Ueberlegung urtheilen, entſcheiden,
wählen, handeln. Und nichts iſt, nichts ge-
ſchieht, das nicht unſers Nachdenkens werth
wäre, und worüber wir nicht mit Nutzen und
Vergnügen nachdenken könnten. Auch denket
der Menſch, der ſeine geiſtigen Kräfte kennet
und fühlet, der ſeinen Verſtand gehörig ange-
bauet, ſich ſchon im Nachdenken geübt, und
das Angenehme und Reizende davon erfahren
hat, über alles mehr oder weniger nach; über
alles, was er ſieht und höret, denket und thut,
was ihm und andern begegnet. Das Feld ſei-
nes Nachdenkens und ſeiner Betrachtungen

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[27/0049] Worüber müſſen wir als vernünftige Menſchen und als Chriſten vor- nehmlich und am meiſten nachdenken? Und wie können und müſſen wir uns in dieſem Nachdenken üben? Eigentlich können und ſollen wir über al- les nachdenken; ſtets ein klares Bewußtſeyn unſer ſelbſt und der Veränderungen, die in unſrer Seele vorgehen, in uns erhalten; alles mit dem, was wir ſchon wiſſen, vergleichen und nach den Regeln der Wahrheit prüfen; nie ohne Ueberlegung urtheilen, entſcheiden, wählen, handeln. Und nichts iſt, nichts ge- ſchieht, das nicht unſers Nachdenkens werth wäre, und worüber wir nicht mit Nutzen und Vergnügen nachdenken könnten. Auch denket der Menſch, der ſeine geiſtigen Kräfte kennet und fühlet, der ſeinen Verſtand gehörig ange- bauet, ſich ſchon im Nachdenken geübt, und das Angenehme und Reizende davon erfahren hat, über alles mehr oder weniger nach; über alles, was er ſieht und höret, denket und thut, was ihm und andern begegnet. Das Feld ſei- nes Nachdenkens und ſeiner Betrachtungen iſt

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Zitationshilfe: Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/49>, abgerufen am 26.11.2024.