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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785.

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Nachdenken über Gott etc.
Leidenschaft, Vermehrung oder Verminderung
der Vollkommenheit voraussetzet; und suche sie
dadurch zu dem Grade des Lichts, der Rei-
nigkeit, der Erhabenheit zu erhöhen, dessen
Menschen hier fähig sind.

Denke oft: wenn Gott das vollkommen-
ste Wesen ist: so ist sein Verstand untrüglich,
seine Macht unbegrenzt, seine Güte unerschöpf-
lich; so beurtheilet und behandelt er alles nach
der Wahrheit; so will und wirket er lauter
Gutes und stets das Beste; so ist er sich selbst
genug und bedarf nichts außer sich; so wird
sein nicht von Menschenhänden gepfleget; so
kann er seines Endzweckes nie verfehlen; so
kann sein Endzweck nichts anders als Vollkom-
menheit und Glückseligkeit seyn; so ist alles,
was er thut und zuläßt, recht und gut. Wel-
che Aufschlüsse werden uns nicht diese und der-
gleichen Gedanken öffnen! Wie oft sich unsrer
ganzen Seele bemächtigen, allen unsern Kräf-
ten die würdigste Richtung, die edelste Stim-
mung geben, und uns mit Empfindungen und
Gefühlen durchdringen, die unter allen die
erhabensten und seligsten sind!

Und dann die Verhältnisse, in welchen
wir gegen Gott stehen, das, was Gott in An-

sehung

Nachdenken über Gott ꝛc.
Leidenſchaft, Vermehrung oder Verminderung
der Vollkommenheit vorausſetzet; und ſuche ſie
dadurch zu dem Grade des Lichts, der Rei-
nigkeit, der Erhabenheit zu erhöhen, deſſen
Menſchen hier fähig ſind.

Denke oft: wenn Gott das vollkommen-
ſte Weſen iſt: ſo iſt ſein Verſtand untrüglich,
ſeine Macht unbegrenzt, ſeine Güte unerſchöpf-
lich; ſo beurtheilet und behandelt er alles nach
der Wahrheit; ſo will und wirket er lauter
Gutes und ſtets das Beſte; ſo iſt er ſich ſelbſt
genug und bedarf nichts außer ſich; ſo wird
ſein nicht von Menſchenhänden gepfleget; ſo
kann er ſeines Endzweckes nie verfehlen; ſo
kann ſein Endzweck nichts anders als Vollkom-
menheit und Glückſeligkeit ſeyn; ſo iſt alles,
was er thut und zuläßt, recht und gut. Wel-
che Aufſchlüſſe werden uns nicht dieſe und der-
gleichen Gedanken öffnen! Wie oft ſich unſrer
ganzen Seele bemächtigen, allen unſern Kräf-
ten die würdigſte Richtung, die edelſte Stim-
mung geben, und uns mit Empfindungen und
Gefühlen durchdringen, die unter allen die
erhabenſten und ſeligſten ſind!

Und dann die Verhältniſſe, in welchen
wir gegen Gott ſtehen, das, was Gott in An-

ſehung
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[38/0060] Nachdenken über Gott ꝛc. Leidenſchaft, Vermehrung oder Verminderung der Vollkommenheit vorausſetzet; und ſuche ſie dadurch zu dem Grade des Lichts, der Rei- nigkeit, der Erhabenheit zu erhöhen, deſſen Menſchen hier fähig ſind. Denke oft: wenn Gott das vollkommen- ſte Weſen iſt: ſo iſt ſein Verſtand untrüglich, ſeine Macht unbegrenzt, ſeine Güte unerſchöpf- lich; ſo beurtheilet und behandelt er alles nach der Wahrheit; ſo will und wirket er lauter Gutes und ſtets das Beſte; ſo iſt er ſich ſelbſt genug und bedarf nichts außer ſich; ſo wird ſein nicht von Menſchenhänden gepfleget; ſo kann er ſeines Endzweckes nie verfehlen; ſo kann ſein Endzweck nichts anders als Vollkom- menheit und Glückſeligkeit ſeyn; ſo iſt alles, was er thut und zuläßt, recht und gut. Wel- che Aufſchlüſſe werden uns nicht dieſe und der- gleichen Gedanken öffnen! Wie oft ſich unſrer ganzen Seele bemächtigen, allen unſern Kräf- ten die würdigſte Richtung, die edelſte Stim- mung geben, und uns mit Empfindungen und Gefühlen durchdringen, die unter allen die erhabenſten und ſeligſten ſind! Und dann die Verhältniſſe, in welchen wir gegen Gott ſtehen, das, was Gott in An- ſehung

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Zitationshilfe: Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/60>, abgerufen am 27.11.2024.