Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

Richardi, Arnulfi und Ottonis III. findet. Gesetzt aber auch endlich/ man wolte dem Schwartzburgischen Beweißführer zu Gefallen fingiren/ es habe schon im XIV. Seculo und noch vorher derjenige/ so Kayser werden wollen/ nohtwendig ohnmittelbahre freye Reichs-Güter besitzen müssen/ so würde jedoch auch daraus nicht folgen/ daß die Grafen von Schwartzburg keine Sachsische oder Thüringische Landsaßen gewesen. Man würde vielmehr sagen müssen/ daß die ohne dem ungültige Wahl des Grafen Günthers auch um deswillen nicht bestehen können/ weil er der Kayserlichen Würde unfähig/ und/ wie die Canonisten reden/ nicht eligibilis gewesen. Wie denn nicht zu leugnen ist/ daß nach dem Zeugniß einiger Historicorum dieser Graf selbst/ als er nur in contemtum Käysers Caroli IV. wie Balbinus schreibet/ eligiret worden/ die Kayserliche Ehre um deswillen/ weil er solche seinem Stande ungemäß vermercket/ anzunehmen/ Bedencken getragen. Es könte aber auch vielleicht seyn/ daß Graf Günther/ ausser seinen Landsäßigen Thüringischen Herrschaften/ noch etwa einige andere possessiones immediatas gehabt/ welche er auf die itzigen Grafen von Schwartzburg nicht vererbet; solchergestalt würde er unbeschadet seiner Thüringischen Landsäßigkeit auch zugleich ein ummittelbahrer Reichs-Stand gewesen seyn/ und nichts bestoweniger die itzigen Grafen von Schwartzburg / wegen ihrer in Thüringen gelegenen Herrschaften Landsäßig/ und derer Land-Grafen oder der itzigen Chur-Fürsten zu Sachsen Land-Stände seyn und bleiben/ bis sie etwa künftig gleichfals solche unmittelbahre Reichs-Güter acquiriren möchten/ wegen welcher man sie sodann in so weit auch vor Reichs-Stände/ oder unmittelbahre Reichs-Freyen halten könte. Doch/ man hat nicht nöhtig/ hier etwas zu fingiren/ oder sich auf solche supponirte Umstände einzulassen. Denn/ so wenig anno 1348. ein Reichs-Gesetze verhanden gewesen / vermöge dessen ein Landsäßiger Graf nicht hätte zum Kayserthum gelangen können; so wenig ist auch die wiederrechtlich Wahl des Neben-Königs Guntheri vor beständig zu achten. Daß also das vermeinte unumstoßliche argument der Schwartzburgischen Reichs-Freyheit von selbsten hinfällt/ und der Autor desselben auf bessere und wichtigere Gründt bedacht seyn müssen wird/ wann er ins künstige zu dessen colorirung dieser in vorigen Zeiten gantz unbekannten und unerfindlichen immedietät sich einer anderweitigen Bescheinigung anmassen solte

No. I.

Der Grafen in Thüringen Revers, den sie Land-Graf Heinrichen/ Marggrafen zu Meissen anno 1249. ausgestellet.

Nos G. Comes de Kevernberg, Bertoldus filius ejus, Comes Albertus de Rabinswalt, Henricus & Guntherus Comites de Schvvarzburg, Comes

Behus l. Balbin. Epit. rer. Bohemic. p. 349.
Lehmanni Spir. Chron. L VII. c. 34. p 693.
Confer. Tenzel. Monatl. Unterred. d. a. 1694. p. 620. Fritsch. Gunth. Schvvar[unleserliches Material] p. 19.

Richardi, Arnulfi und Ottonis III. findet. Gesetzt aber auch endlich/ man wolte dem Schwartzburgischen Beweißführer zu Gefallen fingiren/ es habe schon im XIV. Seculo und noch vorher derjenige/ so Kayser werden wollen/ nohtwendig ohnmittelbahre freye Reichs-Güter besitzen müssen/ so würde jedoch auch daraus nicht folgen/ daß die Grafen von Schwartzburg keine Sáchsische oder Thüringische Landsaßen gewesen. Man würde vielmehr sagen müssen/ daß die ohne dem ungültige Wahl des Grafen Günthers auch um deswillen nicht bestehen können/ weil er der Kayserlichen Würde unfähig/ und/ wie die Canonisten reden/ nicht eligibilis gewesen. Wie denn nicht zu leugnen ist/ daß nach dem Zeugniß einiger Historicorum dieser Graf selbst/ als er nur in contemtum Käysers Caroli IV. wie Balbinus schreibet/ eligiret worden/ die Kayserliche Ehre um deswillen/ weil er solche seinem Stande ungemäß vermercket/ anzunehmen/ Bedencken getragen. Es könte aber auch vielleicht seyn/ daß Graf Günther/ ausser seinen Landsäßigen Thüringischen Herrschaften/ noch etwa einige andere possessiones immediatas gehabt/ welche er auf die itzigen Grafen von Schwartzburg nicht vererbet; solchergestalt würde er unbeschadet seiner Thüringischen Landsäßigkeit auch zugleich ein ummittelbahrer Reichs-Stand gewesen seyn/ und nichts bestoweniger die itzigen Grafen von Schwartzburg / wegen ihrer in Thüringen gelegenen Herrschaften Landsäßig/ und derer Land-Grafen oder der itzigen Chur-Fürsten zu Sachsen Land-Stände seyn und bleiben/ bis sie etwa künftig gleichfals solche unmittelbahre Reichs-Güter acquiriren möchten/ wegen welcher man sie sodann in so weit auch vor Reichs-Stände/ oder unmittelbahre Reichs-Freyen halten könte. Doch/ man hat nicht nöhtig/ hier etwas zu fingiren/ oder sich auf solche supponirte Umstände einzulassen. Denn/ so wenig anno 1348. ein Reichs-Gesetze verhanden gewesen / vermöge dessen ein Landsäßiger Graf nicht hätte zum Kayserthum gelangen können; so wenig ist auch die wiederrechtlich Wahl des Neben-Königs Guntheri vor beständig zu achten. Daß also das vermeinte unumstoßliche argument der Schwartzburgischen Reichs-Freyheit von selbsten hinfällt/ und der Autor desselben auf bessere und wichtigere Gründt bedacht seyn müssen wird/ wann er ins künstige zu dessen colorirung dieser in vorigen Zeiten gantz unbekannten und unerfindlichen immedietät sich einer anderweitigen Bescheinigung anmassen solte

No. I.

Der Grafen in Thüringen Revers, den sie Land-Graf Heinrichen/ Marggrafen zu Meissen anno 1249. ausgestellet.

Nos G. Comes de Kevernberg, Bertoldus filius ejus, Comes Albertus de Rabinswalt, Henricus & Guntherus Comites de Schvvarzburg, Comes

Behus l. Balbin. Epit. rer. Bohemic. p. 349.
Lehmanni Spir. Chron. L VII. c. 34. p 693.
Confer. Tenzel. Monatl. Unterred. d. a. 1694. p. 620. Fritsch. Gunth. Schvvar[unleserliches Material] p. 19.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0195" n="152"/>
Richardi, Arnulfi und Ottonis III.                      findet. Gesetzt aber auch endlich/ man wolte dem Schwartzburgischen                      Beweißführer zu Gefallen fingiren/ es habe schon im XIV. Seculo und noch vorher                      derjenige/ so Kayser werden wollen/ nohtwendig ohnmittelbahre freye                      Reichs-Güter besitzen müssen/ so würde jedoch auch daraus nicht folgen/ daß                      die Grafen von Schwartzburg keine Sáchsische oder Thüringische Landsaßen                      gewesen. Man würde vielmehr sagen müssen/ daß die ohne dem ungültige Wahl des                      Grafen Günthers auch um deswillen nicht bestehen können/ weil er der                      Kayserlichen Würde unfähig/ und/ wie die Canonisten reden/ nicht eligibilis                      gewesen. Wie denn nicht zu leugnen ist/ daß nach dem Zeugniß einiger                      Historicorum dieser Graf selbst/ als er nur in contemtum Käysers Caroli IV. wie                      Balbinus schreibet/ <note place="foot">Behus l. Balbin. Epit. rer. Bohemic. p.                          349.</note> eligiret worden/ die Kayserliche Ehre um deswillen/ weil er                      solche seinem Stande ungemäß vermercket/ <note place="foot">Lehmanni Spir.                          Chron. L VII. c. 34. p 693.</note> anzunehmen/ Bedencken getragen. Es könte                      aber auch vielleicht seyn/ daß Graf Günther/ ausser seinen Landsäßigen                      Thüringischen Herrschaften/ noch etwa einige andere possessiones immediatas                      gehabt/ <note place="foot">Confer. Tenzel. Monatl. Unterred. d. a. 1694. p.                          620. Fritsch. Gunth. Schvvar<gap reason="illegible"/> p. 19.</note> welche er auf die itzigen                      Grafen von Schwartzburg nicht vererbet; solchergestalt würde er unbeschadet                      seiner Thüringischen Landsäßigkeit auch zugleich ein ummittelbahrer Reichs-Stand                      gewesen seyn/ und nichts bestoweniger die itzigen Grafen von Schwartzburg /                      wegen ihrer in Thüringen gelegenen Herrschaften Landsäßig/ und derer                      Land-Grafen oder der itzigen Chur-Fürsten zu Sachsen Land-Stände seyn und                      bleiben/ bis sie etwa künftig gleichfals solche unmittelbahre Reichs-Güter                      acquiriren möchten/ wegen welcher man sie sodann in so weit auch vor                      Reichs-Stände/ oder unmittelbahre Reichs-Freyen halten könte. Doch/ man hat                      nicht nöhtig/ hier etwas zu fingiren/ oder sich auf solche supponirte Umstände                      einzulassen. Denn/ so wenig anno 1348. ein Reichs-Gesetze verhanden gewesen /                      vermöge dessen ein Landsäßiger Graf nicht hätte zum Kayserthum gelangen können;                      so wenig ist auch die wiederrechtlich Wahl des Neben-Königs Guntheri vor                      beständig zu achten. Daß also das vermeinte unumstoßliche argument der                      Schwartzburgischen Reichs-Freyheit von selbsten hinfällt/ und der Autor                      desselben auf bessere und wichtigere Gründt bedacht seyn müssen wird/ wann er                      ins künstige zu dessen colorirung dieser in vorigen Zeiten gantz unbekannten und                      unerfindlichen immedietät sich einer anderweitigen Bescheinigung anmassen                      solte</p>
        <p>No. I.</p>
        <p>Der Grafen in Thüringen Revers, den sie Land-Graf Heinrichen/ Marggrafen zu                      Meissen anno 1249. ausgestellet.</p>
        <p>Nos G. Comes de Kevernberg, Bertoldus filius ejus, Comes Albertus de Rabinswalt,                      Henricus &amp; Guntherus Comites de Schvvarzburg, Comes
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0195] Richardi, Arnulfi und Ottonis III. findet. Gesetzt aber auch endlich/ man wolte dem Schwartzburgischen Beweißführer zu Gefallen fingiren/ es habe schon im XIV. Seculo und noch vorher derjenige/ so Kayser werden wollen/ nohtwendig ohnmittelbahre freye Reichs-Güter besitzen müssen/ so würde jedoch auch daraus nicht folgen/ daß die Grafen von Schwartzburg keine Sáchsische oder Thüringische Landsaßen gewesen. Man würde vielmehr sagen müssen/ daß die ohne dem ungültige Wahl des Grafen Günthers auch um deswillen nicht bestehen können/ weil er der Kayserlichen Würde unfähig/ und/ wie die Canonisten reden/ nicht eligibilis gewesen. Wie denn nicht zu leugnen ist/ daß nach dem Zeugniß einiger Historicorum dieser Graf selbst/ als er nur in contemtum Käysers Caroli IV. wie Balbinus schreibet/ eligiret worden/ die Kayserliche Ehre um deswillen/ weil er solche seinem Stande ungemäß vermercket/ anzunehmen/ Bedencken getragen. Es könte aber auch vielleicht seyn/ daß Graf Günther/ ausser seinen Landsäßigen Thüringischen Herrschaften/ noch etwa einige andere possessiones immediatas gehabt/ welche er auf die itzigen Grafen von Schwartzburg nicht vererbet; solchergestalt würde er unbeschadet seiner Thüringischen Landsäßigkeit auch zugleich ein ummittelbahrer Reichs-Stand gewesen seyn/ und nichts bestoweniger die itzigen Grafen von Schwartzburg / wegen ihrer in Thüringen gelegenen Herrschaften Landsäßig/ und derer Land-Grafen oder der itzigen Chur-Fürsten zu Sachsen Land-Stände seyn und bleiben/ bis sie etwa künftig gleichfals solche unmittelbahre Reichs-Güter acquiriren möchten/ wegen welcher man sie sodann in so weit auch vor Reichs-Stände/ oder unmittelbahre Reichs-Freyen halten könte. Doch/ man hat nicht nöhtig/ hier etwas zu fingiren/ oder sich auf solche supponirte Umstände einzulassen. Denn/ so wenig anno 1348. ein Reichs-Gesetze verhanden gewesen / vermöge dessen ein Landsäßiger Graf nicht hätte zum Kayserthum gelangen können; so wenig ist auch die wiederrechtlich Wahl des Neben-Königs Guntheri vor beständig zu achten. Daß also das vermeinte unumstoßliche argument der Schwartzburgischen Reichs-Freyheit von selbsten hinfällt/ und der Autor desselben auf bessere und wichtigere Gründt bedacht seyn müssen wird/ wann er ins künstige zu dessen colorirung dieser in vorigen Zeiten gantz unbekannten und unerfindlichen immedietät sich einer anderweitigen Bescheinigung anmassen solte No. I. Der Grafen in Thüringen Revers, den sie Land-Graf Heinrichen/ Marggrafen zu Meissen anno 1249. ausgestellet. Nos G. Comes de Kevernberg, Bertoldus filius ejus, Comes Albertus de Rabinswalt, Henricus & Guntherus Comites de Schvvarzburg, Comes Behus l. Balbin. Epit. rer. Bohemic. p. 349. Lehmanni Spir. Chron. L VII. c. 34. p 693. Confer. Tenzel. Monatl. Unterred. d. a. 1694. p. 620. Fritsch. Gunth. Schvvar_ p. 19.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/195
Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/195>, abgerufen am 21.11.2024.