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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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willen/ der zwischen der Loire und Garonne gelegen Bezirck/ vor den alten Sitz der Bojer angegeben / von dar sie/ wegen Menge der Einwohner/ unter ihren Generalen/ dem Belloveso und Sigoveso, etliche 100. Jahr vor Christi Gebuhrt/ ein Theil nach Italien/ der andere aber nach Teutschland gegangen: und zwar sey der Sigovesus mit seiner Armee in die Gegend des Hartzwaldes kommen/ habe sich daselbst niedergelassen/ und das Land zu bewohnen angefangen. Andere hingegen verwerffen dieses gantz und gar/ und suchen vielmehr zu behaupten/ daß die Bojer niemahls in vorbesagtem Strich Galliens gewohnet/ sondern uhrsprünglich Teutsche gewesen wären: Aus Teutschland aber hätten sie erst ihre Colonien in Gallien gesendet. Noch andere gehen von der ersten Meynung zwar in so ferne nicht ab/ doch wollen sie die Bojer aus Italien in Teutschland gekommen wissen/ nachdem sie daselbst von den Römern wären vertrieben worden. Es fällt schwer/ eine von diesen Meynungen vor die unfehlbarste anzugeben/ doch scheinet die Mittlere mehr Grund zu haben als die andern/ wiewohl man selbige niemanden/ als unfehlbar aufzudringen begehret. Der Nahme aber Bojer soll so viel/ als einen jungen Menschen/ oder vielmehr einen tapffern Kerl bedeuten/ es sol auch das heutige Wort Bube/ ein Uberbleibsel von selbigem seyn/ welches weit wahrscheinlicher fällt/ als wann es andere einen Frembdling auslegen wollen; Nachdem aber die Bojer eine Zeitlang in ihren eingenommenen Lande gewohnet/ wurden sie von den Cimbrern, einem aus Mitternacht kommenden Celtischen Volcke/ (welches Wort ebenfals nichts anders/ als Kämpffer bedeutete/ weil sie überaus tapffer fochten/ und viele andere Völcker übern Hauffen warffen) angegriffen/ deren sie sich doch Männlich erwehreten: Wiewohl sie einige Zeit darauf nicht dergleichen Glück wider die Marcomanner hatten/ die unter dem Könige Marobaduo, die Bojer gäntzlich verjagten/ dergestalt/ daß sie sich in das Noricum wenden musten/ welches heut zu Tage das Nordgau genennet wird/ ungeachtet über diesem Zuge die Autores abermahl nicht zusammen stimmen wollen/ worvon an angeführten Ohrten weiter nachzuschlagen ist. Allein/ dem sey wie ihm wolle/ die Bojer sind in diesen Gegenden beständig geblieben/ wiewohl sie von den Hunnen nicht wenig Anfechtung leiden musten/ und wil man allhier/ die/ von diesem Volcke geführte Kriege und Thaten in so ferne eben nicht berühren; als worvon angezogene Autores umständlich Nachricht geben können. Ihre Regierungs-Art betreffend/ so wird insgemein dafür gehalten/ daß sie anfänglich Könige über sich gehabt/ wie

vid. Adelz. l. cit. p. 3.
vid. Brunn. & Adelz. l. cit.
(c) Avent. Ann. l. 1. Naucl. vol. 2. gen. 27. Coccej. Jurispr. Publ. in Proleg §. 9. 10.
vid. Chron. Car l. 4. p. m. 610.
v. Dn. Leibniz praefat. in Adelz Annal.
(f) vid. Chron. Car. l. 3. p. 515.
v. Adelz. l. 4.
Id. l. cit. p 99. seqq. Brunn. l. c. l. 3.
Id. l. 4.
Id. l. c.
Henning. P. 1. 2. 3. rep. Monarch. IV. op. Geneal. Brunner. l. 5. P. 1. Bert. Rer. Germ. l. 2. p. 135.

willen/ der zwischen der Loire und Garonne gelegen Bezirck/ vor den alten Sitz der Bojer angegeben / von dar sie/ wegen Menge der Einwohner/ unter ihren Generalen/ dem Belloveso und Sigoveso, etliche 100. Jahr vor Christi Gebuhrt/ ein Theil nach Italien/ der andere aber nach Teutschland gegangen: und zwar sey der Sigovesus mit seiner Armeè in die Gegend des Hartzwaldes kommen/ habe sich daselbst niedergelassen/ und das Land zu bewohnen angefangen. Andere hingegen verwerffen dieses gantz und gar/ und suchen vielmehr zu behaupten/ daß die Bojer niemahls in vorbesagtem Strich Galliens gewohnet/ sondern uhrsprünglich Teutsche gewesen wären: Aus Teutschland aber hätten sie erst ihre Colonien in Gallien gesendet. Noch andere gehen von der ersten Meynung zwar in so ferne nicht ab/ doch wollen sie die Bojer aus Italien in Teutschland gekommen wissen/ nachdem sie daselbst von den Römern wären vertrieben worden. Es fällt schwer/ eine von diesen Meynungen vor die unfehlbarste anzugeben/ doch scheinet die Mittlere mehr Grund zu haben als die andern/ wiewohl man selbige niemanden/ als unfehlbar aufzudringen begehret. Der Nahme aber Bojer soll so viel/ als einen jungen Menschen/ oder vielmehr einen tapffern Kerl bedeuten/ es sol auch das heutige Wort Bube/ ein Uberbleibsel von selbigem seyn/ welches weit wahrscheinlicher fällt/ als wann es andere einen Frembdling auslegen wollen; Nachdem aber die Bojer eine Zeitlang in ihren eingenommenen Lande gewohnet/ wurden sie von den Cimbrern, einem aus Mitternacht kommenden Celtischen Volcke/ (welches Wort ebenfals nichts anders/ als Kämpffer bedeutete/ weil sie überaus tapffer fochten/ und viele andere Völcker übern Hauffen warffen) angegriffen/ deren sie sich doch Männlich erwehreten: Wiewohl sie einige Zeit darauf nicht dergleichen Glück wider die Marcomanner hatten/ die unter dem Könige Marobaduo, die Bojer gäntzlich verjagten/ dergestalt/ daß sie sich in das Noricum wenden musten/ welches heut zu Tage das Nordgau genennet wird/ ungeachtet über diesem Zuge die Autores abermahl nicht zusammen stimmen wollen/ worvon an angeführten Ohrten weiter nachzuschlagen ist. Allein/ dem sey wie ihm wolle/ die Bojer sind in diesen Gegenden beständig geblieben/ wiewohl sie von den Hunnen nicht wenig Anfechtung leiden musten/ und wil man allhier/ die/ von diesem Volcke geführte Kriege und Thaten in so ferne eben nicht berühren; als worvon angezogene Autores umständlich Nachricht geben können. Ihre Regierungs-Art betreffend/ so wird insgemein dafür gehalten/ daß sie anfänglich Könige über sich gehabt/ wie

vid. Adelz. l. cit. p. 3.
vid. Brunn. & Adelz. l. cit.
(c) Avent. Ann. l. 1. Naucl. vol. 2. gen. 27. Coccej. Jurispr. Publ. in Proleg §. 9. 10.
vid. Chron. Car l. 4. p. m. 610.
v. Dn. Leibniz praefat. in Adelz Annal.
(f) vid. Chron. Car. l. 3. p. 515.
v. Adelz. l. 4.
Id. l. cit. p 99. seqq. Brunn. l. c. l. 3.
Id. l. 4.
Id. l. c.
Henning. P. 1. 2. 3. rep. Monarch. IV. op. Geneal. Brunner. l. 5. P. 1. Bert. Rer. Germ. l. 2. p. 135.
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willen/ der zwischen der                      Loire und Garonne gelegen Bezirck/ vor den alten Sitz der Bojer angegeben /                          <note place="foot">vid. Adelz. l. cit. p. 3.</note> von dar sie/ wegen                      Menge der Einwohner/ unter ihren Generalen/ dem Belloveso und Sigoveso,                      etliche 100. Jahr vor Christi Gebuhrt/ ein Theil nach Italien/ der andere aber                      nach Teutschland gegangen: und zwar sey der Sigovesus mit seiner Armeè in die                      Gegend des Hartzwaldes kommen/ habe sich daselbst niedergelassen/ und das Land                      zu bewohnen angefangen. <note place="foot">vid. Brunn. &amp; Adelz. l.                          cit.</note> Andere <note place="foot">(c) Avent. Ann. l. 1. Naucl. vol. 2.                          gen. 27. Coccej. Jurispr. Publ. in Proleg §. 9. 10.</note> hingegen                      verwerffen dieses gantz und gar/ und suchen vielmehr zu behaupten/ daß die                      Bojer niemahls in vorbesagtem Strich Galliens gewohnet/ sondern uhrsprünglich                      Teutsche gewesen wären: Aus Teutschland aber hätten sie erst ihre Colonien in                      Gallien gesendet. Noch andere <note place="foot">vid. Chron. Car l. 4. p. m.                          610.</note> gehen von der ersten Meynung zwar in so ferne nicht ab/ doch                      wollen sie die Bojer aus Italien in Teutschland gekommen wissen/ nachdem sie                      daselbst von den Römern wären vertrieben worden. Es fällt schwer/ eine von                      diesen Meynungen vor die unfehlbarste anzugeben/ doch scheinet die Mittlere                      mehr Grund zu haben als die andern/ wiewohl man selbige niemanden/ als                      unfehlbar aufzudringen begehret. Der Nahme aber Bojer soll so viel/ als einen                      jungen Menschen/ oder vielmehr einen tapffern Kerl bedeuten/ es sol auch das                      heutige Wort Bube/ ein Uberbleibsel von selbigem seyn/ <note place="foot">v.                          Dn. Leibniz praefat. in Adelz Annal.</note> welches weit wahrscheinlicher                      fällt/ als wann es andere <note place="foot">(f) vid. Chron. Car. l. 3. p.                          515.</note> einen Frembdling auslegen wollen; Nachdem aber die Bojer eine                      Zeitlang in ihren eingenommenen Lande gewohnet/ wurden sie von den Cimbrern,                      einem aus Mitternacht kommenden Celtischen Volcke/ (welches Wort ebenfals                      nichts anders/ als Kämpffer bedeutete/ weil sie überaus tapffer fochten/ und                      viele andere Völcker übern Hauffen warffen) angegriffen/ <note place="foot">v.                          Adelz. l. 4.</note> deren sie sich doch Männlich erwehreten: Wiewohl sie                      einige Zeit darauf nicht dergleichen Glück wider die Marcomanner hatten/ die                      unter dem Könige Marobaduo, die Bojer gäntzlich verjagten/ dergestalt/ daß sie                      sich in das Noricum wenden musten/ welches heut zu Tage das Nordgau genennet                      wird/ ungeachtet über diesem Zuge die Autores abermahl nicht zusammen stimmen                      wollen/ worvon an angeführten Ohrten <note place="foot">Id. l. cit. p 99. seqq.                          Brunn. l. c. l. 3.</note> weiter nachzuschlagen ist. Allein/ dem sey wie                      ihm wolle/ die Bojer sind in diesen Gegenden beständig geblieben/ wiewohl sie                      von den Hunnen <note place="foot">Id. l. 4.</note> nicht wenig Anfechtung leiden                      musten/ und wil man allhier/ die/ von diesem Volcke geführte Kriege und                      Thaten in so ferne eben nicht berühren; als worvon angezogene Autores <note place="foot">Id. l. c.</note> umständlich Nachricht geben können. Ihre                      Regierungs-Art betreffend/ so wird insgemein dafür gehalten/ daß sie                      anfänglich Könige über sich gehabt/ <note place="foot">Henning. P. 1. 2. 3.                          rep. Monarch. IV. op. Geneal. Brunner. l. 5. P. 1. Bert. Rer. Germ. l. 2. p.                          135.</note> wie
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[203/0246] willen/ der zwischen der Loire und Garonne gelegen Bezirck/ vor den alten Sitz der Bojer angegeben / von dar sie/ wegen Menge der Einwohner/ unter ihren Generalen/ dem Belloveso und Sigoveso, etliche 100. Jahr vor Christi Gebuhrt/ ein Theil nach Italien/ der andere aber nach Teutschland gegangen: und zwar sey der Sigovesus mit seiner Armeè in die Gegend des Hartzwaldes kommen/ habe sich daselbst niedergelassen/ und das Land zu bewohnen angefangen. Andere hingegen verwerffen dieses gantz und gar/ und suchen vielmehr zu behaupten/ daß die Bojer niemahls in vorbesagtem Strich Galliens gewohnet/ sondern uhrsprünglich Teutsche gewesen wären: Aus Teutschland aber hätten sie erst ihre Colonien in Gallien gesendet. Noch andere gehen von der ersten Meynung zwar in so ferne nicht ab/ doch wollen sie die Bojer aus Italien in Teutschland gekommen wissen/ nachdem sie daselbst von den Römern wären vertrieben worden. Es fällt schwer/ eine von diesen Meynungen vor die unfehlbarste anzugeben/ doch scheinet die Mittlere mehr Grund zu haben als die andern/ wiewohl man selbige niemanden/ als unfehlbar aufzudringen begehret. Der Nahme aber Bojer soll so viel/ als einen jungen Menschen/ oder vielmehr einen tapffern Kerl bedeuten/ es sol auch das heutige Wort Bube/ ein Uberbleibsel von selbigem seyn/ welches weit wahrscheinlicher fällt/ als wann es andere einen Frembdling auslegen wollen; Nachdem aber die Bojer eine Zeitlang in ihren eingenommenen Lande gewohnet/ wurden sie von den Cimbrern, einem aus Mitternacht kommenden Celtischen Volcke/ (welches Wort ebenfals nichts anders/ als Kämpffer bedeutete/ weil sie überaus tapffer fochten/ und viele andere Völcker übern Hauffen warffen) angegriffen/ deren sie sich doch Männlich erwehreten: Wiewohl sie einige Zeit darauf nicht dergleichen Glück wider die Marcomanner hatten/ die unter dem Könige Marobaduo, die Bojer gäntzlich verjagten/ dergestalt/ daß sie sich in das Noricum wenden musten/ welches heut zu Tage das Nordgau genennet wird/ ungeachtet über diesem Zuge die Autores abermahl nicht zusammen stimmen wollen/ worvon an angeführten Ohrten weiter nachzuschlagen ist. Allein/ dem sey wie ihm wolle/ die Bojer sind in diesen Gegenden beständig geblieben/ wiewohl sie von den Hunnen nicht wenig Anfechtung leiden musten/ und wil man allhier/ die/ von diesem Volcke geführte Kriege und Thaten in so ferne eben nicht berühren; als worvon angezogene Autores umständlich Nachricht geben können. Ihre Regierungs-Art betreffend/ so wird insgemein dafür gehalten/ daß sie anfänglich Könige über sich gehabt/ wie vid. Adelz. l. cit. p. 3. vid. Brunn. & Adelz. l. cit. (c) Avent. Ann. l. 1. Naucl. vol. 2. gen. 27. Coccej. Jurispr. Publ. in Proleg §. 9. 10. vid. Chron. Car l. 4. p. m. 610. v. Dn. Leibniz praefat. in Adelz Annal. (f) vid. Chron. Car. l. 3. p. 515. v. Adelz. l. 4. Id. l. cit. p 99. seqq. Brunn. l. c. l. 3. Id. l. 4. Id. l. c. Henning. P. 1. 2. 3. rep. Monarch. IV. op. Geneal. Brunner. l. 5. P. 1. Bert. Rer. Germ. l. 2. p. 135.

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/246>, abgerufen am 21.11.2024.