Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

im Ernste beyzufallen/ die er seinem Hertzen vor falsch und irrig hielte. Hiebey ist auch nicht zu vergessen/ daß ehe der Wittekindische Stamm/ das Hertzogthum Sachsen überkommen/ der Billungische Stamm solches innen hatte/ oder wenigstens ein groß Theil von selben/ und vornehmlich dasjenige Stück/ welches an der Elbe lag/ und eigentlich das Hertzogthum Sachsen genennet ward. Der erste Fürst darvon war Hermann Billing oder Bulling, worzu Kayser Otto ihn erhube. Von dieses Billings Ankunft/ führen die Geschichtschreiber nicht einerley Meynung/ indem ihn etliche bloß zu einen Bauers-Sohn machen. Andere hingegen ihn zwar vor einen von Adel halten/ der aber aus keinem vornehmen Geschlecht entsprossen gewesen wäre. Doch sie irren allerseits: Einige aus Neid; andere aus Unwissenheit der vormahligen Bewandniß des teutschen Adels. Hermann Billing, war ein vornehmer Nieder-Sächsischer teutscher Herr/ und vermuthlich ein weitläuftiger Verwandter des Kaysers: wenigstens/ war er einer von denen/ die man damahls im Lateinischen Dynastes oder Satrapas Edle Herren nennete. Und ob es wohl an dem/ daß Leute von geringer Ankunft/ zu hohen Ehren gestiegen/ so war doch dieses in Teutschland damahls gantz nicht bräuchlich/ weil die Geringen keine hohe Würde zu erlangen vermochten. Cr hiesse insgemein Hermann Billing von Stubekeshorn, und ist die Endung Ing von dem Worte Billinus nicht vor so was ungefähres anzusehen/ wie etwan angezogener Autor dafür halten wil/ sondern sie zeiget vielmehr die Abstammung aus einem vornehmen Geschlechte an/ indem diese Syllabe, Ing, bey den alten Teutschen eine Ankunft bedeutete und entweder gantzen Völckern / oder vornehmen Leuten beygeleget ward. Die Ankunft aber bemerckten Herman Billings ist/ so viel aus denen Scriptoribus Nachricht zusammen zubringen / diese:

[Abbildung]
Krantz. Metrop. l. 3. & Sax. l. c. Münster. Cosmogr. l. 5. & alii.
Ad ann. Bremens & ex illo Calvisius Op. Chron.
Vid. Meibom. in Vind. Billing.
Vid. Lucae Fürsten-Saal. p. 617.

im Ernste beyzufallen/ die er seinem Hertzen vor falsch und irrig hielte. Hiebey ist auch nicht zu vergessen/ daß ehe der Wittekindische Stamm/ das Hertzogthum Sachsen überkommen/ der Billungische Stamm solches innen hatte/ oder wenigstens ein groß Theil von selben/ und vornehmlich dasjenige Stück/ welches an der Elbe lag/ und eigentlich das Hertzogthum Sachsen genennet ward. Der erste Fürst darvon war Hermann Billing oder Bulling, worzu Kayser Otto ihn erhube. Von dieses Billings Ankunft/ führen die Geschichtschreiber nicht einerley Meynung/ indem ihn etliche bloß zu einen Bauers-Sohn machen. Andere hingegen ihn zwar vor einen von Adel halten/ der aber aus keinem vornehmen Geschlecht entsprossen gewesen wäre. Doch sie irren allerseits: Einige aus Neid; andere aus Unwissenheit der vormahligen Bewandniß des teutschen Adels. Hermann Billing, war ein vornehmer Nieder-Sächsischer teutscher Herr/ und vermuthlich ein weitläuftiger Verwandter des Kaysers: wenigstens/ war er einer von denen/ die man damahls im Lateinischen Dynastes oder Satrapas Edle Herren nennete. Und ob es wohl an dem/ daß Leute von geringer Ankunft/ zu hohen Ehren gestiegen/ so war doch dieses in Teutschland damahls gantz nicht bräuchlich/ weil die Geringen keine hohe Würde zu erlangen vermochten. Cr hiesse insgemein Hermann Billing von Stubekeshorn, und ist die Endung Ing von dem Worte Billinus nicht vor so was ungefähres anzusehen/ wie etwan angezogener Autor dafür halten wil/ sondern sie zeiget vielmehr die Abstammung aus einem vornehmen Geschlechte an/ indem diese Syllabe, Ing, bey den alten Teutschen eine Ankunft bedeutete und entweder gantzen Völckern / oder vornehmen Leuten beygeleget ward. Die Ankunft aber bemerckten Herman Billings ist/ so viel aus denen Scriptoribus Nachricht zusammen zubringen / diese:

[Abbildung]
Krantz. Metrop. l. 3. & Sax. l. c. Münster. Cosmogr. l. 5. & alii.
Ad ann. Bremens & ex illo Calvisius Op. Chron.
Vid. Meibom. in Vind. Billing.
Vid. Lucae Fürsten-Saal. p. 617.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0424" n="376"/>
im Ernste beyzufallen/ die er seinem                      Hertzen vor falsch und irrig hielte. Hiebey ist auch nicht zu vergessen/ daß                      ehe der Wittekindische Stamm/ das Hertzogthum Sachsen überkommen/ der                      Billungische Stamm solches innen hatte/ oder wenigstens ein groß Theil von                      selben/ und vornehmlich dasjenige Stück/ welches an der Elbe lag/ und                      eigentlich das Hertzogthum Sachsen genennet ward. Der erste Fürst darvon war                      Hermann Billing oder Bulling, worzu Kayser Otto ihn erhube. Von dieses Billings                      Ankunft/ führen die Geschichtschreiber nicht einerley Meynung/ indem ihn                      etliche bloß zu einen Bauers-Sohn machen. <note place="foot">Krantz. Metrop. l.                          3. &amp; Sax. l. c. Münster. Cosmogr. l. 5. &amp; alii.</note> Andere                      hingegen ihn zwar vor einen von Adel halten/ der aber aus keinem vornehmen                      Geschlecht entsprossen gewesen wäre. <note place="foot">Ad ann. Bremens &amp; ex                          illo Calvisius Op. Chron.</note> Doch sie irren allerseits: Einige aus Neid;                      andere aus Unwissenheit der vormahligen Bewandniß des teutschen Adels. Hermann                      Billing, war ein vornehmer Nieder-Sächsischer teutscher Herr/ und vermuthlich                      ein weitläuftiger Verwandter des Kaysers: <note place="foot">Vid. Meibom. in                          Vind. Billing.</note> wenigstens/ war er einer von denen/ die man damahls                      im Lateinischen Dynastes oder Satrapas Edle Herren nennete. Und ob es wohl an                      dem/ daß Leute von geringer Ankunft/ zu hohen Ehren gestiegen/ so war doch                      dieses in Teutschland damahls gantz nicht bräuchlich/ weil die Geringen keine                      hohe Würde zu erlangen vermochten. Cr hiesse insgemein Hermann Billing von                      Stubekeshorn, und ist die Endung Ing von dem Worte Billinus nicht vor so was                      ungefähres anzusehen/ wie etwan angezogener Autor <note place="foot">Vid. Lucae                          Fürsten-Saal. p. 617.</note> dafür halten wil/ sondern sie zeiget vielmehr                      die Abstammung aus einem vornehmen Geschlechte an/ indem diese Syllabe, Ing,                      bey den alten Teutschen eine Ankunft bedeutete und entweder gantzen Völckern /                      oder vornehmen Leuten beygeleget ward. Die Ankunft aber bemerckten Herman                      Billings ist/ so viel aus denen Scriptoribus Nachricht zusammen zubringen /                      diese:</p>
        <figure/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[376/0424] im Ernste beyzufallen/ die er seinem Hertzen vor falsch und irrig hielte. Hiebey ist auch nicht zu vergessen/ daß ehe der Wittekindische Stamm/ das Hertzogthum Sachsen überkommen/ der Billungische Stamm solches innen hatte/ oder wenigstens ein groß Theil von selben/ und vornehmlich dasjenige Stück/ welches an der Elbe lag/ und eigentlich das Hertzogthum Sachsen genennet ward. Der erste Fürst darvon war Hermann Billing oder Bulling, worzu Kayser Otto ihn erhube. Von dieses Billings Ankunft/ führen die Geschichtschreiber nicht einerley Meynung/ indem ihn etliche bloß zu einen Bauers-Sohn machen. Andere hingegen ihn zwar vor einen von Adel halten/ der aber aus keinem vornehmen Geschlecht entsprossen gewesen wäre. Doch sie irren allerseits: Einige aus Neid; andere aus Unwissenheit der vormahligen Bewandniß des teutschen Adels. Hermann Billing, war ein vornehmer Nieder-Sächsischer teutscher Herr/ und vermuthlich ein weitläuftiger Verwandter des Kaysers: wenigstens/ war er einer von denen/ die man damahls im Lateinischen Dynastes oder Satrapas Edle Herren nennete. Und ob es wohl an dem/ daß Leute von geringer Ankunft/ zu hohen Ehren gestiegen/ so war doch dieses in Teutschland damahls gantz nicht bräuchlich/ weil die Geringen keine hohe Würde zu erlangen vermochten. Cr hiesse insgemein Hermann Billing von Stubekeshorn, und ist die Endung Ing von dem Worte Billinus nicht vor so was ungefähres anzusehen/ wie etwan angezogener Autor dafür halten wil/ sondern sie zeiget vielmehr die Abstammung aus einem vornehmen Geschlechte an/ indem diese Syllabe, Ing, bey den alten Teutschen eine Ankunft bedeutete und entweder gantzen Völckern / oder vornehmen Leuten beygeleget ward. Die Ankunft aber bemerckten Herman Billings ist/ so viel aus denen Scriptoribus Nachricht zusammen zubringen / diese: [Abbildung] Krantz. Metrop. l. 3. & Sax. l. c. Münster. Cosmogr. l. 5. & alii. Ad ann. Bremens & ex illo Calvisius Op. Chron. Vid. Meibom. in Vind. Billing. Vid. Lucae Fürsten-Saal. p. 617.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/424
Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/424>, abgerufen am 25.11.2024.