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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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ostia Albis fluvii, oder beym Ausfluß des Elb-Strohms sich befunden haben sollen/ sintemahl ja bekannt/ daß dort herum keine Insuln/ daseinige Heilig-Land ausgenommen/ anzutreffen. Ob auch gleich die an denen Jütländischen Küsten vorhanden/ darunter Verstanden werden wolten/ so sind doch selbige vom Ausfluß der Elbe alzuweit entfernet/ daher der Ptolomaeus sich nothwendig geirret haben muß. Daß aber die Sachsen/ eine Abstammung der Chaucer gewesen/ erhellet aus denen Wohnstädten/ die beyden zugeschrieben worden. Diese Sachsen nun/ nachdem die Caucer, und andere Völcker zu ihnen gestossen/ und dieser jener ihren Nahmen angenommen/ zogen sich von der Elbe immer höher nach Ober-Teutschland zu/ schlugen erstlich die Francken aus dem Felde/ deren König Clotharius mit ihnen Friede machen muste nachmahls/ Grieffen sie die Thüringer an/ deren Reich (welches kein Gedichte/ wie etliche meinen / sondern in der That verhanden gewesen) vor dem das gantze heutige Hessen samt einen grossen Theil von Nieder-Sachsen/ insonderheit die Bischoffthümer Magdeburg/ Halberstadt / samt der Grafschaft Rheinstein in sich fassete und denen sie alles/ bis an die Unstrut hinweg nahmen und sich unterwürffig machten. Daß sie aber Könige gehabt haben solten/ wie den der Horst, Hennegist, Wittekind und andere also genennet werden / ist lauter Fabel-Werck/ sintemahl sie der Freyheit viel zusehr ergeben waren / als daß sie eine Königliche Regierung hätten sollen Vertragen können/ so wird ihnen auch dieses mit höchsten Unrecht nachgeschrieben/ ob wären sie ein an Grausamkeit alle andere Völcker weitübertreffendes Volck gewesen. Andem ists / unsere sämtliche Vorfahren liebten den Krieg/ und giengen sie mit ihren Feinden offt nicht zum Besten um; allein was war hieran anders Uhrsache/ als der Römer ihre Herrschsucht/ die gern alle andere Völcker unter ihr Joch haben wolte. Weil nun alle und jede Teutsche der Freyheit ergeben waren/ so hatten sie von daher wider die Römer einen gantz unversöhnlichen Haß/ wenn sie also wieder selbige einen Sieg befochten/ oder ihnen ins Land fielen/ so muste den alles / sonder alle Barmhertzigkeit über die Klinge springen/ welche hefftige Rache zugleich diejenigen mit betraf/ die sich denen Römern entweder ergeben hatten / oder von diesen bezwungen waren/ und nach deren Lebens-Art sich zuhalten pflegten. Hieraus aber folget noch lange nicht/ als ob ihnen sothane Grausamkeit angebohren gewesen/ indem unter einer eingepflantzten/ und einer abgenöthigten Grausamkeit ein grosser Unterschied zu machen ist. Alle Autores, die denen Sachsen und andern Teutschen Völckern dergleichen angedichtet/ seind entweder Römer/ oder doch von denjenigen Nationen gewest/ welche die Sachsen und Teutschen bezwungen hatten: also suchten sie selbige mit aller-

V. Greg. Tur. l. 4. Hist. Franc.
Vid. Sagitt. de antiq. Thuring.
V. Meibom. de Duc. Sax. ant. Billing.

ostia Albis fluvii, oder beym Ausfluß des Elb-Strohms sich befunden haben sollen/ sintemahl ja bekannt/ daß dort herum keine Insuln/ daseinige Heilig-Land ausgenommen/ anzutreffen. Ob auch gleich die an denen Jütländischen Küsten vorhanden/ darunter Verstanden werden wolten/ so sind doch selbige vom Ausfluß der Elbe alzuweit entfernet/ daher der Ptolomaeus sich nothwendig geirret haben muß. Daß aber die Sachsen/ eine Abstammung der Chaucer gewesen/ erhellet aus denen Wohnstädten/ die beyden zugeschrieben worden. Diese Sachsen nun/ nachdem die Caucer, und andere Völcker zu ihnen gestossen/ und dieser jener ihren Nahmen angenommen/ zogen sich von der Elbe immer höher nach Ober-Teutschland zu/ schlugen erstlich die Francken aus dem Felde/ deren König Clotharius mit ihnen Friede machen muste nachmahls/ Grieffen sie die Thüringer an/ deren Reich (welches kein Gedichte/ wie etliche meinen / sondern in der That verhanden gewesen) vor dem das gantze heutige Hessen samt einen grossen Theil von Nieder-Sachsen/ insonderheit die Bischoffthümer Magdeburg/ Halberstadt / samt der Grafschaft Rheinstein in sich fassete und denen sie alles/ bis an die Unstrut hinweg nahmen und sich unterwürffig machten. Daß sie aber Könige gehabt haben solten/ wie den der Horst, Hennegist, Wittekind und andere also genennet werden / ist lauter Fabel-Werck/ sintemahl sie der Freyheit viel zusehr ergeben waren / als daß sie eine Königliche Regierung hätten sollen Vertragen können/ so wird ihnen auch dieses mit höchsten Unrecht nachgeschrieben/ ob wären sie ein an Grausamkeit alle andere Völcker weitübertreffendes Volck gewesen. Andem ists / unsere sämtliche Vorfahren liebten den Krieg/ und giengen sie mit ihren Feinden offt nicht zum Besten um; allein was war hieran anders Uhrsache/ als der Römer ihre Herrschsucht/ die gern alle andere Völcker unter ihr Joch haben wolte. Weil nun alle und jede Teutsche der Freyheit ergeben waren/ so hatten sie von daher wider die Römer einen gantz unversöhnlichen Haß/ wenn sie also wieder selbige einen Sieg befochten/ oder ihnen ins Land fielen/ so muste den alles / sonder alle Barmhertzigkeit über die Klinge springen/ welche hefftige Rache zugleich diejenigen mit betraf/ die sich denen Römern entweder ergeben hatten / oder von diesen bezwungen waren/ und nach deren Lebens-Art sich zuhalten pflegten. Hieraus aber folget noch lange nicht/ als ob ihnen sothane Grausamkeit angebohren gewesen/ indem unter einer eingepflantzten/ und einer abgenöthigten Grausamkeit ein grosser Unterschied zu machen ist. Alle Autores, die denen Sachsen und andern Teutschen Völckern dergleichen angedichtet/ seind entweder Römer/ oder doch von denjenigen Nationen gewest/ welche die Sachsen und Teutschen bezwungen hatten: also suchten sie selbige mit aller-

V. Greg. Tur. l. 4. Hist. Franc.
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ostia Albis fluvii, oder beym Ausfluß                      des Elb-Strohms sich befunden haben sollen/ sintemahl ja bekannt/ daß dort                      herum keine Insuln/ daseinige Heilig-Land ausgenommen/ anzutreffen. Ob auch                      gleich die an denen Jütländischen Küsten vorhanden/ darunter Verstanden werden                      wolten/ so sind doch selbige vom Ausfluß der Elbe alzuweit entfernet/ daher                      der Ptolomaeus sich nothwendig geirret haben muß. Daß aber die Sachsen/ eine                      Abstammung der Chaucer gewesen/ erhellet aus denen Wohnstädten/ die beyden                      zugeschrieben worden. Diese Sachsen nun/ nachdem die Caucer, und andere Völcker                      zu ihnen gestossen/ und dieser jener ihren Nahmen angenommen/ zogen sich von                      der Elbe immer höher nach Ober-Teutschland zu/ schlugen erstlich die Francken                      aus dem Felde/ deren König Clotharius mit ihnen Friede machen muste <note place="foot">V. Greg. Tur. l. 4. Hist. Franc.</note> nachmahls/ Grieffen                      sie die Thüringer an/ deren Reich (welches kein Gedichte/ wie etliche meinen /                      sondern in der That verhanden gewesen) <note place="foot">Vid. Sagitt. de antiq.                          Thuring.</note> vor dem das gantze heutige Hessen samt einen grossen Theil                      von Nieder-Sachsen/ insonderheit die Bischoffthümer Magdeburg/ Halberstadt /                      samt der Grafschaft Rheinstein in sich fassete <note place="foot">V. Meibom. de                          Duc. Sax. ant. Billing.</note> und denen sie alles/ bis an die Unstrut                      hinweg nahmen und sich unterwürffig machten. Daß sie aber Könige gehabt haben                      solten/ wie den der Horst, Hennegist, Wittekind und andere also genennet werden                     / ist lauter Fabel-Werck/ sintemahl sie der Freyheit viel zusehr ergeben waren                     / als daß sie eine Königliche Regierung hätten sollen Vertragen können/ so wird                      ihnen auch dieses mit höchsten Unrecht nachgeschrieben/ ob wären sie ein an                      Grausamkeit alle andere Völcker weitübertreffendes Volck gewesen. Andem ists /                      unsere sämtliche Vorfahren liebten den Krieg/ und giengen sie mit ihren Feinden                      offt nicht zum Besten um; allein was war hieran anders Uhrsache/ als der Römer                      ihre Herrschsucht/ die gern alle andere Völcker unter ihr Joch haben wolte.                      Weil nun alle und jede Teutsche der Freyheit ergeben waren/ so hatten sie von                      daher wider die Römer einen gantz unversöhnlichen Haß/ wenn sie also wieder                      selbige einen Sieg befochten/ oder ihnen ins Land fielen/ so muste den alles /                      sonder alle Barmhertzigkeit über die Klinge springen/ welche hefftige Rache                      zugleich diejenigen mit betraf/ die sich denen Römern entweder ergeben hatten /                      oder von diesen bezwungen waren/ und nach deren Lebens-Art sich zuhalten                      pflegten. Hieraus aber folget noch lange nicht/ als ob ihnen sothane                      Grausamkeit angebohren gewesen/ indem unter einer eingepflantzten/ und einer                      abgenöthigten Grausamkeit ein grosser Unterschied zu machen ist. Alle Autores,                      die denen Sachsen und andern Teutschen Völckern dergleichen angedichtet/ seind                      entweder Römer/ oder doch von denjenigen Nationen gewest/ welche die Sachsen                      und Teutschen bezwungen hatten: also suchten sie selbige mit aller-
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[380/0428] ostia Albis fluvii, oder beym Ausfluß des Elb-Strohms sich befunden haben sollen/ sintemahl ja bekannt/ daß dort herum keine Insuln/ daseinige Heilig-Land ausgenommen/ anzutreffen. Ob auch gleich die an denen Jütländischen Küsten vorhanden/ darunter Verstanden werden wolten/ so sind doch selbige vom Ausfluß der Elbe alzuweit entfernet/ daher der Ptolomaeus sich nothwendig geirret haben muß. Daß aber die Sachsen/ eine Abstammung der Chaucer gewesen/ erhellet aus denen Wohnstädten/ die beyden zugeschrieben worden. Diese Sachsen nun/ nachdem die Caucer, und andere Völcker zu ihnen gestossen/ und dieser jener ihren Nahmen angenommen/ zogen sich von der Elbe immer höher nach Ober-Teutschland zu/ schlugen erstlich die Francken aus dem Felde/ deren König Clotharius mit ihnen Friede machen muste nachmahls/ Grieffen sie die Thüringer an/ deren Reich (welches kein Gedichte/ wie etliche meinen / sondern in der That verhanden gewesen) vor dem das gantze heutige Hessen samt einen grossen Theil von Nieder-Sachsen/ insonderheit die Bischoffthümer Magdeburg/ Halberstadt / samt der Grafschaft Rheinstein in sich fassete und denen sie alles/ bis an die Unstrut hinweg nahmen und sich unterwürffig machten. Daß sie aber Könige gehabt haben solten/ wie den der Horst, Hennegist, Wittekind und andere also genennet werden / ist lauter Fabel-Werck/ sintemahl sie der Freyheit viel zusehr ergeben waren / als daß sie eine Königliche Regierung hätten sollen Vertragen können/ so wird ihnen auch dieses mit höchsten Unrecht nachgeschrieben/ ob wären sie ein an Grausamkeit alle andere Völcker weitübertreffendes Volck gewesen. Andem ists / unsere sämtliche Vorfahren liebten den Krieg/ und giengen sie mit ihren Feinden offt nicht zum Besten um; allein was war hieran anders Uhrsache/ als der Römer ihre Herrschsucht/ die gern alle andere Völcker unter ihr Joch haben wolte. Weil nun alle und jede Teutsche der Freyheit ergeben waren/ so hatten sie von daher wider die Römer einen gantz unversöhnlichen Haß/ wenn sie also wieder selbige einen Sieg befochten/ oder ihnen ins Land fielen/ so muste den alles / sonder alle Barmhertzigkeit über die Klinge springen/ welche hefftige Rache zugleich diejenigen mit betraf/ die sich denen Römern entweder ergeben hatten / oder von diesen bezwungen waren/ und nach deren Lebens-Art sich zuhalten pflegten. Hieraus aber folget noch lange nicht/ als ob ihnen sothane Grausamkeit angebohren gewesen/ indem unter einer eingepflantzten/ und einer abgenöthigten Grausamkeit ein grosser Unterschied zu machen ist. Alle Autores, die denen Sachsen und andern Teutschen Völckern dergleichen angedichtet/ seind entweder Römer/ oder doch von denjenigen Nationen gewest/ welche die Sachsen und Teutschen bezwungen hatten: also suchten sie selbige mit aller- V. Greg. Tur. l. 4. Hist. Franc. Vid. Sagitt. de antiq. Thuring. V. Meibom. de Duc. Sax. ant. Billing.

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/428>, abgerufen am 25.11.2024.