Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.Graf/ Philipps von Hessen/ der besagten Churfürstens Schwieger-Vater war/ gegeben hatte/ er solche gleichwohl nicht halten/ sondern ihn vielmehr mit nach Spanien nehmen wolte.Welch Verfahren den Kayser sehr verdächtig machte/ und wird vorgegeben/ Churfürst Mauritius habe sich verlauten lassen/ wie er mit keinem Zungen-Drescher/ der die Wort verdrehe/ sondern mit einem Kayser zu thun/ der solche halten müste. FERDINANDUS II. folgete denen Spanischen und Jesuitischen consiliis zuviel/ daher auch das Haus Oestereich nie in grösserer uud naherer Gefahr des Untergangs gewesen/ als eben unter ihm/ indem beynahe alle Provintzien abgetreten wären: Allein/ keinem Oestereichischen Kayser/ hat das Chur-Haus Sachsen/ auch mehr Dienste erwiesen/ als eben diesem /indem es/ nebst Bayern/ solche / gleichsam aus dem Grabe heraus reissen helffen. Das/ von ihm 1629. erlassene restitutions Edict, welches den Passauischen Vertrag- und Religions Frieden wieder aufheben wolte/ ist die gröste Merckwürdigkeit/ die sich unter ihm begeben/ hätte dieser Käyser/ mit denen Protestanten glimpflicher verfahren / vielleicht dürste Teutschland von keinem 30 Jährigen Kriege etwas wissen; sed ita in fatis erat. LEOPOLDUS, den man auch MAGNUM heisset/ ist unter denen Oestereichischen Kaysern/ zugleich deswegen merckwürdig/ weil er/ seine gantze Regierung durch/ entweder selbst in Krieg verwickelt gewesen/ oder doch mit Beylegung Teutscher Kriegs-Geschäfte zu thun hatte. Denn/ kaum als er den Kayser Thron beschritten/ muste er sich des Polnsch-Schwedischen und Brandenburgischen Unwesens annehmen. Hierauf erfolgete A. 1662. bis 1664. der blutige Türcken Krieg/ und als dieser vorbey/ fieng Franckreich in Lothringen Händel an; Chur Mayntz aber und Chur Pfaltz/ wolten einander/ wegen des Wildfang-Rechts/ in die Haare fallen. Kaum waren diese troublen gestillet/ so erhuben sich/ in den Niederlanden weit gefährlichere/ indem Franckreich anno 1672. selbige unversehens anfiele/ und bey uahe verschlungen hattte; worauf der Kayser 1673. mit ins Krieges-Spiel gerieth/ das man/ durch den Nimwegischen Frieden/ 1679. zwar stillete; allein/ 1681. erregte Franckreich/ durch Wegnehmung Straßburg/ und Errichtung seiner reunions Cammern/ allenthalben neuen Lermen/ da indessen von 1670. an/ die Jesuitischen Verfolgungen/ in Ungarn ein neues Kriegs-Feur angezündet hatten/ welches 1683. durch die Türckische Belagerung Wien/ in die grausamste Gefährlichkeit ausschluge/ die durch einen glücklichen Entsatz zu tilgen/ das Haus Sachsen abermahls am meisten contribuirete.Ob nun wol der Krieg hierauf mit gutem Glück fortgeführet ward; so machte doch Franckreich/ 1688. mit seinem Friedens-Bruch/ durch selbiges/ einen heftigen Querstreich/ da man mit diesem/ bis 1697. und zu dem Rißwickischen Frieden vid. Liti Leben/ Philippi II. p. 1 ejusd. Leben Caroli V. vid. Reinh. l. [unleserliches Material]. vid. Sottingers gloriof. Viennae liberal.
Graf/ Philipps von Hessen/ der besagten Churfürstens Schwieger-Vater war/ gegeben hatte/ er solche gleichwohl nicht halten/ sondern ihn vielmehr mit nach Spanien nehmen wolte.Welch Verfahren den Kayser sehr verdächtig machte/ und wird vorgegeben/ Churfürst Mauritius habe sich verlauten lassen/ wie er mit keinem Zungen-Drescher/ der die Wort verdrehe/ sondern mit einem Kayser zu thun/ der solche halten müste. FERDINANDUS II. folgete denen Spanischen und Jesuitischen consiliis zuviel/ daher auch das Haus Oestereich nie in grösserer uud naherer Gefahr des Untergangs gewesen/ als eben unter ihm/ indem beynahe alle Provintzien abgetreten wären: Allein/ keinem Oestereichischen Kayser/ hat das Chur-Haus Sachsen/ auch mehr Dienste erwiesen/ als eben diesem /indem es/ nebst Bayern/ solche / gleichsam aus dem Grabe heraus reissen helffen. Das/ von ihm 1629. erlassene restitutions Edict, welches den Passauischen Vertrag- und Religions Frieden wieder aufheben wolte/ ist die gröste Merckwürdigkeit/ die sich unter ihm begeben/ hätte dieser Käyser/ mit denen Protestanten glimpflicher verfahren / vielleicht dürste Teutschland von keinem 30 Jährigen Kriege etwas wissen; sed ita in fatis erat. LEOPOLDUS, den man auch MAGNUM heisset/ ist unter denen Oestereichischen Kaysern/ zugleich deswegen merckwürdig/ weil er/ seine gantze Regierung durch/ entweder selbst in Krieg verwickelt gewesen/ oder doch mit Beylegung Teutscher Kriegs-Geschäfte zu thun hatte. Denn/ kaum als er den Kayser Thron beschritten/ muste er sich des Polnsch-Schwedischen und Brandenburgischen Unwesens annehmen. Hierauf erfolgete A. 1662. bis 1664. der blutige Türcken Krieg/ und als dieser vorbey/ fieng Franckreich in Lothringen Händel an; Chur Mayntz aber und Chur Pfaltz/ wolten einander/ wegen des Wildfang-Rechts/ in die Haare fallen. Kaum waren diese troublen gestillet/ so erhuben sich/ in den Niederlanden weit gefährlichere/ indem Franckreich anno 1672. selbige unversehens anfiele/ und bey uahe verschlungen hattte; worauf der Kayser 1673. mit ins Krieges-Spiel gerieth/ das man/ durch den Nimwegischen Frieden/ 1679. zwar stillete; allein/ 1681. erregte Franckreich/ durch Wegnehmung Straßburg/ und Errichtung seiner reunions Cammern/ allenthalben neuen Lermen/ da indessen von 1670. an/ die Jesuitischen Verfolgungen/ in Ungarn ein neues Kriegs-Feur angezündet hatten/ welches 1683. durch die Türckische Belagerung Wien/ in die grausamste Gefährlichkeit ausschluge/ die durch einen glücklichen Entsatz zu tilgen/ das Haus Sachsen abermahls am meisten contribuirete.Ob nun wol der Krieg hierauf mit gutem Glück fortgeführet ward; so machte doch Franckreich/ 1688. mit seinem Friedens-Bruch/ durch selbiges/ einen heftigen Querstreich/ da man mit diesem/ bis 1697. und zu dem Rißwickischen Frieden vid. Liti Leben/ Philippi II. p. 1 ejusd. Leben Caroli V. vid. Reinh. l. [unleserliches Material]. vid. Sottingers gloriof. Viennae liberal.
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Graf/ Philipps von Hessen/ der besagten Churfürstens Schwieger-Vater war/ gegeben hatte/ er solche gleichwohl nicht halten/ sondern ihn vielmehr mit nach Spanien nehmen wolte. Welch Verfahren den Kayser sehr verdächtig machte/ und wird vorgegeben/ Churfürst Mauritius habe sich verlauten lassen/ wie er mit keinem Zungen-Drescher/ der die Wort verdrehe/ sondern mit einem Kayser zu thun/ der solche halten müste. FERDINANDUS II. folgete denen Spanischen und Jesuitischen consiliis zuviel/ daher auch das Haus Oestereich nie in grösserer uud naherer Gefahr des Untergangs gewesen/ als eben unter ihm/ indem beynahe alle Provintzien abgetreten wären: Allein/ keinem Oestereichischen Kayser/ hat das Chur-Haus Sachsen/ auch mehr Dienste erwiesen/ als eben diesem / indem es/ nebst Bayern/ solche / gleichsam aus dem Grabe heraus reissen helffen. Das/ von ihm 1629. erlassene restitutions Edict, welches den Passauischen Vertrag- und Religions Frieden wieder aufheben wolte/ ist die gröste Merckwürdigkeit/ die sich unter ihm begeben/ hätte dieser Käyser/ mit denen Protestanten glimpflicher verfahren / vielleicht dürste Teutschland von keinem 30 Jährigen Kriege etwas wissen; sed ita in fatis erat. LEOPOLDUS, den man auch MAGNUM heisset/ ist unter denen Oestereichischen Kaysern/ zugleich deswegen merckwürdig/ weil er/ seine gantze Regierung durch/ entweder selbst in Krieg verwickelt gewesen/ oder doch mit Beylegung Teutscher Kriegs-Geschäfte zu thun hatte. Denn/ kaum als er den Kayser Thron beschritten/ muste er sich des Polnsch-Schwedischen und Brandenburgischen Unwesens annehmen. Hierauf erfolgete A. 1662. bis 1664. der blutige Türcken Krieg/ und als dieser vorbey/ fieng Franckreich in Lothringen Händel an; Chur Mayntz aber und Chur Pfaltz/ wolten einander/ wegen des Wildfang-Rechts/ in die Haare fallen. Kaum waren diese troublen gestillet/ so erhuben sich/ in den Niederlanden weit gefährlichere/ indem Franckreich anno 1672. selbige unversehens anfiele/ und bey uahe verschlungen hattte; worauf der Kayser 1673. mit ins Krieges-Spiel gerieth/ das man/ durch den Nimwegischen Frieden/ 1679. zwar stillete; allein/ 1681. erregte Franckreich/ durch Wegnehmung Straßburg/ und Errichtung seiner reunions Cammern/ allenthalben neuen Lermen/ da indessen von 1670. an/ die Jesuitischen Verfolgungen/ in Ungarn ein neues Kriegs-Feur angezündet hatten/ welches 1683. durch die Türckische Belagerung Wien/ in die grausamste Gefährlichkeit ausschluge/ die durch einen glücklichen Entsatz zu tilgen/ das Haus Sachsen abermahls am meisten contribuirete. Ob nun wol der Krieg hierauf mit gutem Glück fortgeführet ward; so machte doch Franckreich/ 1688. mit seinem Friedens-Bruch/ durch selbiges/ einen heftigen Querstreich/ da man mit diesem/ bis 1697. und zu dem Rißwickischen Frieden
vid. Liti Leben/ Philippi II. p. 1 ejusd. Leben Caroli V.
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