Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Papa hat für uns noch eine artige Ueberraschung im Hintergründe.

In der That, die kluge Matrone irrte nicht.

Man setzte sich nach vollendeten Glückwünschen und Angebinden zum Tische. Als Friederike, wie die Andern, ihre Serviette vom Teller hob, fand sie auf diesem ein kostbares Halsband von orientalischen Perlen, einen prächtigen Brillantring und einen an sie gerichteten Brief. Das Fräulein erstaunte freudig und hob die glänzende Schnur und den blitzenden Ring mit mädchenhaftem Wohlgefallen. Herr Bantes sah sie mit freudefunkelnden Augen an und weidete sich an ihrer und aller Anwesenden Ueberraschung. Ring und Perlenband gingen darauf auf dem Teller an der Tafel umher, daß Jeder die Pracht bequemer schauen könne. Friederike hatte inzwischen den Brief erbrochen und las ihn. Ihre Gesichtszüge verriethen noch mehr Erstaunen, als sie schon vorher bei den Geschenken geäußert hatte. Herr Bantes schwamm in Seligkeit. Die Mama studierte mit einer ängstlichen Neugier die gespannten Gesichtszüge der Tochter.

Friederike schwieg lange, indem sie sinnig das Blatt betrachtete. Endlich legte sie es nieder.

Laß auch den Brief herumgehen! rief der entzückte Vater. Sie gab den Brief verlegen und stumm an die neben ihr sitzende Mutter.

Papa hat für uns noch eine artige Ueberraschung im Hintergründe.

In der That, die kluge Matrone irrte nicht.

Man setzte sich nach vollendeten Glückwünschen und Angebinden zum Tische. Als Friederike, wie die Andern, ihre Serviette vom Teller hob, fand sie auf diesem ein kostbares Halsband von orientalischen Perlen, einen prächtigen Brillantring und einen an sie gerichteten Brief. Das Fräulein erstaunte freudig und hob die glänzende Schnur und den blitzenden Ring mit mädchenhaftem Wohlgefallen. Herr Bantes sah sie mit freudefunkelnden Augen an und weidete sich an ihrer und aller Anwesenden Ueberraschung. Ring und Perlenband gingen darauf auf dem Teller an der Tafel umher, daß Jeder die Pracht bequemer schauen könne. Friederike hatte inzwischen den Brief erbrochen und las ihn. Ihre Gesichtszüge verriethen noch mehr Erstaunen, als sie schon vorher bei den Geschenken geäußert hatte. Herr Bantes schwamm in Seligkeit. Die Mama studierte mit einer ängstlichen Neugier die gespannten Gesichtszüge der Tochter.

Friederike schwieg lange, indem sie sinnig das Blatt betrachtete. Endlich legte sie es nieder.

Laß auch den Brief herumgehen! rief der entzückte Vater. Sie gab den Brief verlegen und stumm an die neben ihr sitzende Mutter.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="7">
        <p><pb facs="#f0039"/>
Papa hat für uns noch eine      artige Ueberraschung im Hintergründe.</p><lb/>
        <p>In der That, die kluge Matrone irrte nicht.</p><lb/>
        <p>Man setzte sich nach vollendeten Glückwünschen und Angebinden zum Tische. Als Friederike, wie      die Andern, ihre Serviette vom Teller hob, fand sie auf diesem ein kostbares Halsband von      orientalischen Perlen, einen prächtigen Brillantring und einen an sie gerichteten Brief. Das      Fräulein erstaunte freudig und hob die glänzende Schnur und den blitzenden Ring mit      mädchenhaftem Wohlgefallen. Herr Bantes sah sie mit freudefunkelnden Augen an und weidete sich      an ihrer und aller Anwesenden Ueberraschung. Ring und Perlenband gingen darauf auf dem Teller      an der Tafel umher, daß Jeder die Pracht bequemer schauen könne. Friederike hatte inzwischen      den Brief erbrochen und las ihn. Ihre Gesichtszüge verriethen noch mehr Erstaunen, als sie      schon vorher bei den Geschenken geäußert hatte. Herr Bantes schwamm in Seligkeit. Die Mama      studierte mit einer ängstlichen Neugier die gespannten Gesichtszüge der Tochter.</p><lb/>
        <p>Friederike schwieg lange, indem sie sinnig das Blatt betrachtete. Endlich legte sie es      nieder.</p><lb/>
        <p>Laß auch den Brief herumgehen! rief der entzückte Vater. Sie gab den Brief verlegen und stumm      an die neben ihr sitzende Mutter.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0039] Papa hat für uns noch eine artige Ueberraschung im Hintergründe. In der That, die kluge Matrone irrte nicht. Man setzte sich nach vollendeten Glückwünschen und Angebinden zum Tische. Als Friederike, wie die Andern, ihre Serviette vom Teller hob, fand sie auf diesem ein kostbares Halsband von orientalischen Perlen, einen prächtigen Brillantring und einen an sie gerichteten Brief. Das Fräulein erstaunte freudig und hob die glänzende Schnur und den blitzenden Ring mit mädchenhaftem Wohlgefallen. Herr Bantes sah sie mit freudefunkelnden Augen an und weidete sich an ihrer und aller Anwesenden Ueberraschung. Ring und Perlenband gingen darauf auf dem Teller an der Tafel umher, daß Jeder die Pracht bequemer schauen könne. Friederike hatte inzwischen den Brief erbrochen und las ihn. Ihre Gesichtszüge verriethen noch mehr Erstaunen, als sie schon vorher bei den Geschenken geäußert hatte. Herr Bantes schwamm in Seligkeit. Die Mama studierte mit einer ängstlichen Neugier die gespannten Gesichtszüge der Tochter. Friederike schwieg lange, indem sie sinnig das Blatt betrachtete. Endlich legte sie es nieder. Laß auch den Brief herumgehen! rief der entzückte Vater. Sie gab den Brief verlegen und stumm an die neben ihr sitzende Mutter.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:15:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:15:44Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_gast_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_gast_1910/39
Zitationshilfe: Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_gast_1910/39>, abgerufen am 21.11.2024.