Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

Wilhelm Walter.
und ihnen mit strenger Vorsicht durch die ver-
wilderten Labyrinte folge? -- Jch will's --
wer weiß es, wozu mich das Schiksal aufge-
spart hat; dort blüht vielleicht mein Glük,
wo dasselbe von mir am wenigsten geahndet
wird. --

Dies mag ohngefähr ein Abris von
Walters Gedanken sein; wie eine Jdee
bei ihm aus der zweiten entsprang, und
so sich am Ende ein vollkommnes Ganze
ausbildete. --

Er gab sich von dieser Zeit an alle Mühe
vor's erste Materialien zu sammeln; keine
Bücheraukzion, keine alte Bibliothek oder
derlei Gelegenheiten ältere, seltne Werke auf-
zuhaschen, durften ihm bekannt werden, so
war er da, sie zu benuzzen. Seine Mitbur-
sche pflegten ihn deswegen spottweise den
Nekromantisten zu nennen; er aber hörte
sie nicht, wandelte entschlossen seine vorgesezte
Strasse und offenbarte niemanden etwas von
dem, was er sich vorgenommen hatte. --
Er besas wirklich nach einigen Monaten eine

klei-

Wilhelm Walter.
und ihnen mit ſtrenger Vorſicht durch die ver-
wilderten Labyrinte folge? — Jch will's —
wer weiß es, wozu mich das Schikſal aufge-
ſpart hat; dort bluͤht vielleicht mein Gluͤk,
wo daſſelbe von mir am wenigſten geahndet
wird. —

Dies mag ohngefaͤhr ein Abris von
Walters Gedanken ſein; wie eine Jdee
bei ihm aus der zweiten entſprang, und
ſo ſich am Ende ein vollkommnes Ganze
ausbildete. —

Er gab ſich von dieſer Zeit an alle Muͤhe
vor's erſte Materialien zu ſammeln; keine
Buͤcheraukzion, keine alte Bibliothek oder
derlei Gelegenheiten aͤltere, ſeltne Werke auf-
zuhaſchen, durften ihm bekannt werden, ſo
war er da, ſie zu benuzzen. Seine Mitbur-
ſche pflegten ihn deswegen ſpottweiſe den
Nekromantiſten zu nennen; er aber hoͤrte
ſie nicht, wandelte entſchloſſen ſeine vorgeſezte
Straſſe und offenbarte niemanden etwas von
dem, was er ſich vorgenommen hatte. —
Er beſas wirklich nach einigen Monaten eine

klei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0016" n="13"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Wilhelm Walter</hi>.</fw><lb/>
und ihnen mit &#x017F;trenger Vor&#x017F;icht durch die ver-<lb/>
wilderten Labyrinte folge? &#x2014; Jch will's &#x2014;<lb/>
wer weiß es, wozu mich das Schik&#x017F;al aufge-<lb/>
&#x017F;part hat; dort blu&#x0364;ht vielleicht mein Glu&#x0364;k,<lb/>
wo da&#x017F;&#x017F;elbe von mir am wenig&#x017F;ten geahndet<lb/>
wird. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Dies mag ohngefa&#x0364;hr ein Abris von<lb/>
Walters Gedanken &#x017F;ein; wie eine Jdee<lb/>
bei ihm aus der zweiten ent&#x017F;prang, und<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ich am Ende ein vollkommnes Ganze<lb/>
ausbildete. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Er gab &#x017F;ich von die&#x017F;er Zeit an alle Mu&#x0364;he<lb/>
vor's er&#x017F;te Materialien zu &#x017F;ammeln; keine<lb/>
Bu&#x0364;cheraukzion, keine alte Bibliothek oder<lb/>
derlei Gelegenheiten a&#x0364;ltere, &#x017F;eltne Werke auf-<lb/>
zuha&#x017F;chen, durften ihm bekannt werden, &#x017F;o<lb/>
war er da, &#x017F;ie zu benuzzen. Seine Mitbur-<lb/>
&#x017F;che pflegten ihn deswegen &#x017F;pottwei&#x017F;e den<lb/>
Nekromanti&#x017F;ten zu nennen; er aber ho&#x0364;rte<lb/>
&#x017F;ie nicht, wandelte ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eine vorge&#x017F;ezte<lb/>
Stra&#x017F;&#x017F;e und offenbarte niemanden etwas von<lb/>
dem, was er &#x017F;ich vorgenommen hatte. &#x2014;<lb/>
Er be&#x017F;as wirklich nach einigen Monaten eine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">klei-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0016] Wilhelm Walter. und ihnen mit ſtrenger Vorſicht durch die ver- wilderten Labyrinte folge? — Jch will's — wer weiß es, wozu mich das Schikſal aufge- ſpart hat; dort bluͤht vielleicht mein Gluͤk, wo daſſelbe von mir am wenigſten geahndet wird. — Dies mag ohngefaͤhr ein Abris von Walters Gedanken ſein; wie eine Jdee bei ihm aus der zweiten entſprang, und ſo ſich am Ende ein vollkommnes Ganze ausbildete. — Er gab ſich von dieſer Zeit an alle Muͤhe vor's erſte Materialien zu ſammeln; keine Buͤcheraukzion, keine alte Bibliothek oder derlei Gelegenheiten aͤltere, ſeltne Werke auf- zuhaſchen, durften ihm bekannt werden, ſo war er da, ſie zu benuzzen. Seine Mitbur- ſche pflegten ihn deswegen ſpottweiſe den Nekromantiſten zu nennen; er aber hoͤrte ſie nicht, wandelte entſchloſſen ſeine vorgeſezte Straſſe und offenbarte niemanden etwas von dem, was er ſich vorgenommen hatte. — Er beſas wirklich nach einigen Monaten eine klei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_geister_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_geister_1789/16
Zitationshilfe: [Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_geister_1789/16>, abgerufen am 23.11.2024.