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[Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789.

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Wilhelm Walter.

"Meine Schiksale?" fragte Walter
erstaunt.

Ohne
Wasser verlangte, welches man ihm gab. Der
schlaue Feind benuzte diese Gelegenheit in den
heiligen Mann fahren zu können; kroch hurtig
in den Krug um von ienem mit dem Wasser
verschlukt zu werden; welcher aber Unrath wit-
terte, den Krug mit seinem Kissen bedekte und --
so den armen Teufel gefangen hielt! die ganze
Nacht must' er drinnen heulen; erst am Tage
lies er ihn heraus, auf daß er sollt zu Schanden
werden vor jederman, die weilen er ihn heim-
lich betriegen hette wöllen
-- O kranker Mönchs-
kopf! siehe Casp. Finckii Cen[t]ur. II legendo-
rum papisticorum p. 64.
--
So wie sich unsre Damen izt Puzzen und
neue Moden von Paris und Lion verschrei-
ben, verschrieb man sich ehmals kleine Teufel-
chen
(spiritus Familiares, Geheimgeister) aus
Jtalien, Frankreich und Spanien. Die alten
Skribenten behaupten einhellig, daß auf solche
Art, leider! viel dergleichen Thierchen nach
Deutschland gekommen sein. Phil. von Sitt-
waldt
(im Ruperto experto) erzält uns, daß,
als er mit zwei jungen von Adel nach Jtalien
reisete, einem von diesen von einem guten Freun-
de 12 Kronen gegeben worden wären, von daher
einen allerliebsten Dämon mitzubringen. -- --
Jm Jahre 1450 wollte ein Augspurgischer
Kaufmann sogar aus Teufeln einen Handlungs-
zweig
B 5
Wilhelm Walter.

„Meine Schikſale?“ fragte Walter
erſtaunt.

Ohne
Waſſer verlangte, welches man ihm gab. Der
ſchlaue Feind benuzte dieſe Gelegenheit in den
heiligen Mann fahren zu koͤnnen; kroch hurtig
in den Krug um von ienem mit dem Waſſer
verſchlukt zu werden; welcher aber Unrath wit-
terte, den Krug mit ſeinem Kiſſen bedekte und —
ſo den armen Teufel gefangen hielt! die ganze
Nacht muſt' er drinnen heulen; erſt am Tage
lies er ihn heraus, auf daß er ſollt zu Schanden
werden vor jederman, die weilen er ihn heim-
lich betriegen hette woͤllen
— O kranker Moͤnchs-
kopf! ſiehe Casp. Finckii Cen[t]ur. II legendo-
rum papiſticorum p. 64.

So wie ſich unſre Damen izt Puzzen und
neue Moden von Paris und Lion verſchrei-
ben, verſchrieb man ſich ehmals kleine Teufel-
chen
(ſpiritus Familiares, Geheimgeiſter) aus
Jtalien, Frankreich und Spanien. Die alten
Skribenten behaupten einhellig, daß auf ſolche
Art, leider! viel dergleichen Thierchen nach
Deutſchland gekommen ſein. Phil. von Sitt-
waldt
(im Ruperto experto) erzaͤlt uns, daß,
als er mit zwei jungen von Adel nach Jtalien
reiſete, einem von dieſen von einem guten Freun-
de 12 Kronen gegeben worden waͤren, von daher
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Jm Jahre 1450 wollte ein Augſpurgiſcher
Kaufmann ſogar aus Teufeln einen Handlungs-
zweig
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[25/0028] Wilhelm Walter. „Meine Schikſale?“ fragte Walter erſtaunt. Ohne *) *) Waſſer verlangte, welches man ihm gab. Der ſchlaue Feind benuzte dieſe Gelegenheit in den heiligen Mann fahren zu koͤnnen; kroch hurtig in den Krug um von ienem mit dem Waſſer verſchlukt zu werden; welcher aber Unrath wit- terte, den Krug mit ſeinem Kiſſen bedekte und — ſo den armen Teufel gefangen hielt! die ganze Nacht muſt' er drinnen heulen; erſt am Tage lies er ihn heraus, auf daß er ſollt zu Schanden werden vor jederman, die weilen er ihn heim- lich betriegen hette woͤllen — O kranker Moͤnchs- kopf! ſiehe Casp. Finckii Centur. II legendo- rum papiſticorum p. 64. — So wie ſich unſre Damen izt Puzzen und neue Moden von Paris und Lion verſchrei- ben, verſchrieb man ſich ehmals kleine Teufel- chen (ſpiritus Familiares, Geheimgeiſter) aus Jtalien, Frankreich und Spanien. Die alten Skribenten behaupten einhellig, daß auf ſolche Art, leider! viel dergleichen Thierchen nach Deutſchland gekommen ſein. Phil. von Sitt- waldt (im Ruperto experto) erzaͤlt uns, daß, als er mit zwei jungen von Adel nach Jtalien reiſete, einem von dieſen von einem guten Freun- de 12 Kronen gegeben worden waͤren, von daher einen allerliebſten Daͤmon mitzubringen. — — Jm Jahre 1450 wollte ein Augſpurgiſcher Kaufmann ſogar aus Teufeln einen Handlungs- zweig B 5

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Zitationshilfe: [Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_geister_1789/28>, abgerufen am 03.12.2024.