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[Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789.

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Wilhelm Walter.
Mit einem Worte, lieber Walter, ihr Geist
ist zu Geheimnissen gelangt, die zu bezeich-
nen die deutsche Sprache zu unfähig ist, und
es der heiligen Sprache der grossen Frei-
maurer
selbst bedarf. -- Jm zwoten Grade
der Dreifaltigkeit stehen wir; doch giebt es
auch in diesen noch unzälige höhere oder nie-
dere Stufen. Uns liegt die Propagazion
des Ordens ob und unsre Mitbrüder empor-
zuhelfen; wir müssen in das fürstliche Ka-
binet, in die Weinschenke des Pöbels und in
das Sinedrium der Klerifei dringen; wir
müssen ieden Misbrauch im Staate ausspü-
ren und mit vereinten Kräften ihn abzukeh-
ren streben; wir kennen das Jntresse der
Monarchen; kennen die Zal der Weisen in
einem Volke; kennen ihre Talente und Fä-
higkeiten, ihre Karaktere und Schiksale, so
daß wir uns, ohne uns ihnen zu entdekken,
ihrer nach unsern geheimen Absichten bedie-
nen und die dem Orden fähigsten auswä-
len. -- Nie mit Gewalt, sondern immer
im Verborgnen und allmälig suchen wir gro-

sen

Wilhelm Walter.
Mit einem Worte, lieber Walter, ihr Geiſt
iſt zu Geheimniſſen gelangt, die zu bezeich-
nen die deutſche Sprache zu unfaͤhig iſt, und
es der heiligen Sprache der groſſen Frei-
maurer
ſelbſt bedarf. — Jm zwoten Grade
der Dreifaltigkeit ſtehen wir; doch giebt es
auch in dieſen noch unzaͤlige hoͤhere oder nie-
dere Stufen. Uns liegt die Propagazion
des Ordens ob und unſre Mitbruͤder empor-
zuhelfen; wir muͤſſen in das fuͤrſtliche Ka-
binet, in die Weinſchenke des Poͤbels und in
das Sinedrium der Klerifei dringen; wir
muͤſſen ieden Misbrauch im Staate ausſpuͤ-
ren und mit vereinten Kraͤften ihn abzukeh-
ren ſtreben; wir kennen das Jntreſſe der
Monarchen; kennen die Zal der Weiſen in
einem Volke; kennen ihre Talente und Faͤ-
higkeiten, ihre Karaktere und Schikſale, ſo
daß wir uns, ohne uns ihnen zu entdekken,
ihrer nach unſern geheimen Abſichten bedie-
nen und die dem Orden faͤhigſten auswaͤ-
len. — Nie mit Gewalt, ſondern immer
im Verborgnen und allmaͤlig ſuchen wir gro-

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[43/0046] Wilhelm Walter. Mit einem Worte, lieber Walter, ihr Geiſt iſt zu Geheimniſſen gelangt, die zu bezeich- nen die deutſche Sprache zu unfaͤhig iſt, und es der heiligen Sprache der groſſen Frei- maurer ſelbſt bedarf. — Jm zwoten Grade der Dreifaltigkeit ſtehen wir; doch giebt es auch in dieſen noch unzaͤlige hoͤhere oder nie- dere Stufen. Uns liegt die Propagazion des Ordens ob und unſre Mitbruͤder empor- zuhelfen; wir muͤſſen in das fuͤrſtliche Ka- binet, in die Weinſchenke des Poͤbels und in das Sinedrium der Klerifei dringen; wir muͤſſen ieden Misbrauch im Staate ausſpuͤ- ren und mit vereinten Kraͤften ihn abzukeh- ren ſtreben; wir kennen das Jntreſſe der Monarchen; kennen die Zal der Weiſen in einem Volke; kennen ihre Talente und Faͤ- higkeiten, ihre Karaktere und Schikſale, ſo daß wir uns, ohne uns ihnen zu entdekken, ihrer nach unſern geheimen Abſichten bedie- nen und die dem Orden faͤhigſten auswaͤ- len. — Nie mit Gewalt, ſondern immer im Verborgnen und allmaͤlig ſuchen wir gro- ſen

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Zitationshilfe: [Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_geister_1789/46>, abgerufen am 27.04.2024.