[Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789.Wilhelm Walter. wollen wir doch hiebei nicht länger säu-men; ein ieder Leser mag sie sich selbst aus- einander sezzen*) *) Jch kann nicht umhin, diese Gelegenheit zu
benuzzen eine ähnliche Geschichte meinen Lesern mitzutheilen, die mich sehr frappirte und auch wahrscheinlich eines ieden Aufmerksamkeit rege machen mus. Da ein berümter Mann, der noch izt lebt in iüngern Jahren auf dem hallischen Waisenhause studierte, erhielt er von einem seiner Lehrer die Freiheit, die Bibliothek desselben durchsuchen und nach Wunsch gebrauchen zu dürfen. Er nam mit Freuden das Anerbieten an und fand unter andern des Lehrers Stammbuch, in wel- chem er nach einigem Durchblättern auf ein son- derbares Bild sties. Dasselbe stellte nämlich drei iunge Männer vor, in deren Mitte eine Men- schengestalt, ganz rot bekleidet, mit hoher, spizzer Müzze, gelben Pantoffeln und langen roten Absäzzen stand. Unter dem Bilde war geschrieben: gedenk Bruder, des Mannes mit den roten Hakken! unser Schüler bat sei- nen Lehrer um Aufschlus über das sonderbare Ge- mälde und iener, anfänglich etwas ungehalten auf den neugierigen Blätterer, sagte ihm folgendes: "Er wird, wie es anizt unter unsern iungen Ge- [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ien Mode ist, über das, was ich ihm erzälen werde, freigeisterisch lächeln; aber sei Er ver- sichert, Wilhelm Walter. wollen wir doch hiebei nicht laͤnger ſaͤu-men; ein ieder Leſer mag ſie ſich ſelbſt aus- einander ſezzen*) *) Jch kann nicht umhin, dieſe Gelegenheit zu
benuzzen eine aͤhnliche Geſchichte meinen Leſern mitzutheilen, die mich ſehr frappirte und auch wahrſcheinlich eines ieden Aufmerkſamkeit rege machen mus. Da ein beruͤmter Mann, der noch izt lebt in iuͤngern Jahren auf dem halliſchen Waiſenhauſe ſtudierte, erhielt er von einem ſeiner Lehrer die Freiheit, die Bibliothek deſſelben durchſuchen und nach Wunſch gebrauchen zu duͤrfen. Er nam mit Freuden das Anerbieten an und fand unter andern des Lehrers Stammbuch, in wel- chem er nach einigem Durchblaͤttern auf ein ſon- derbares Bild ſties. Daſſelbe ſtellte naͤmlich drei iunge Maͤnner vor, in deren Mitte eine Men- ſchengeſtalt, ganz rot bekleidet, mit hoher, ſpizzer Muͤzze, gelben Pantoffeln und langen roten Abſaͤzzen ſtand. Unter dem Bilde war geſchrieben: gedenk Bruder, des Mannes mit den roten Hakken! unſer Schuͤler bat ſei- nen Lehrer um Aufſchlus uͤber das ſonderbare Ge- maͤlde und iener, anfaͤnglich etwas ungehalten auf den neugierigen Blaͤtterer, ſagte ihm folgendes: “Er wird, wie es anizt unter unſern iungen Ge- [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ien Mode iſt, uͤber das, was ich ihm erzaͤlen werde, freigeiſteriſch laͤcheln; aber ſei Er ver- ſichert, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0056" n="53"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Wilhelm Walter</hi>.</fw><lb/> wollen wir doch hiebei nicht laͤnger ſaͤu-<lb/> men; ein ieder Leſer mag ſie ſich ſelbſt aus-<lb/> einander ſezzen<note xml:id="seg2pn_2_1" next="#seg2pn_2_2" place="foot" n="*)"><p>Jch kann nicht umhin, dieſe Gelegenheit zu<lb/> benuzzen eine aͤhnliche Geſchichte meinen Leſern<lb/> mitzutheilen, die mich ſehr frappirte und auch<lb/> wahrſcheinlich eines ieden Aufmerkſamkeit rege<lb/> machen mus.</p><lb/><p>Da ein beruͤmter Mann, der noch izt lebt in<lb/> iuͤngern Jahren auf dem halliſchen Waiſenhauſe<lb/> ſtudierte, erhielt er von einem ſeiner Lehrer die<lb/> Freiheit, die Bibliothek deſſelben durchſuchen<lb/> und nach Wunſch gebrauchen zu duͤrfen. Er<lb/> nam mit Freuden das Anerbieten an und fand<lb/> unter andern des Lehrers Stammbuch, in wel-<lb/> chem er nach einigem Durchblaͤttern auf ein ſon-<lb/> derbares Bild ſties. Daſſelbe ſtellte naͤmlich drei<lb/> iunge Maͤnner vor, in deren Mitte eine Men-<lb/> ſchengeſtalt, ganz rot bekleidet, mit hoher,<lb/> ſpizzer Muͤzze, gelben Pantoffeln und langen<lb/> roten Abſaͤzzen ſtand. Unter dem Bilde war<lb/> geſchrieben: <hi rendition="#fr">gedenk Bruder, des Mannes<lb/> mit den roten Hakken</hi>! unſer Schuͤler bat ſei-<lb/> nen Lehrer um Aufſchlus uͤber das ſonderbare Ge-<lb/> maͤlde und iener, anfaͤnglich etwas ungehalten auf<lb/> den neugierigen Blaͤtterer, ſagte ihm folgendes:<lb/> “Er wird, wie es anizt unter unſern iungen Ge-<lb/><gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>ien Mode iſt, uͤber das, was ich ihm erzaͤlen<lb/> werde, freigeiſteriſch laͤcheln; aber ſei Er ver-</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſichert,</fw></note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [53/0056]
Wilhelm Walter.
wollen wir doch hiebei nicht laͤnger ſaͤu-
men; ein ieder Leſer mag ſie ſich ſelbſt aus-
einander ſezzen *)
*) Jch kann nicht umhin, dieſe Gelegenheit zu
benuzzen eine aͤhnliche Geſchichte meinen Leſern
mitzutheilen, die mich ſehr frappirte und auch
wahrſcheinlich eines ieden Aufmerkſamkeit rege
machen mus.
Da ein beruͤmter Mann, der noch izt lebt in
iuͤngern Jahren auf dem halliſchen Waiſenhauſe
ſtudierte, erhielt er von einem ſeiner Lehrer die
Freiheit, die Bibliothek deſſelben durchſuchen
und nach Wunſch gebrauchen zu duͤrfen. Er
nam mit Freuden das Anerbieten an und fand
unter andern des Lehrers Stammbuch, in wel-
chem er nach einigem Durchblaͤttern auf ein ſon-
derbares Bild ſties. Daſſelbe ſtellte naͤmlich drei
iunge Maͤnner vor, in deren Mitte eine Men-
ſchengeſtalt, ganz rot bekleidet, mit hoher,
ſpizzer Muͤzze, gelben Pantoffeln und langen
roten Abſaͤzzen ſtand. Unter dem Bilde war
geſchrieben: gedenk Bruder, des Mannes
mit den roten Hakken! unſer Schuͤler bat ſei-
nen Lehrer um Aufſchlus uͤber das ſonderbare Ge-
maͤlde und iener, anfaͤnglich etwas ungehalten auf
den neugierigen Blaͤtterer, ſagte ihm folgendes:
“Er wird, wie es anizt unter unſern iungen Ge-
_ien Mode iſt, uͤber das, was ich ihm erzaͤlen
werde, freigeiſteriſch laͤcheln; aber ſei Er ver-
ſichert,
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