[Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789.Wilhelm Walter. armte ihn, bat viel um Verzeihung, gelobteBesserung an und erbat sich zugleich von ihm ein Geschäft, welches er, gleichsam als zur Busse seiner Vergehung, im Namen des ganzen Ordens vollbringen könnte. R** versprach's ihm und trennte sich, nach man- cher Drohung und Warnung von dem guten Walter, der, taub an allen Sinnen, nach Hause taumelte und nur halb wuste, ob er träume oder wache? -- Nach etlichen Tagen kam R** mit einer das gegangen sind. Auch sich selbst weissagte er die Hauptbegebenheiten seines Lebens; z.B. daß er noch weit in die Welt verschleudert und kei- nes natürlichen Todes sterben würde. -- Jn der Folge ward er nach Rusland, und von da von Jhro Maiestät der Russischen Kaiserin nebst andern Gelehrten zu Schiffe nach den nördlichen Küsten Siberiens geschikt das Land zu messen, aufzu- nemen und von seinem natürlichen Zustande Bericht abzustatten. Vier Jahr nachher erhielten die El- tern dieses Mannes die Nachricht, daß ihr Sohn auf dieser Farth wegen der Kälte sich zu sehr dem Brantewein ergeben, und von zu vielem Genus desselben iämmerlich gestorben sei. D 4
Wilhelm Walter. armte ihn, bat viel um Verzeihung, gelobteBeſſerung an und erbat ſich zugleich von ihm ein Geſchaͤft, welches er, gleichſam als zur Buſſe ſeiner Vergehung, im Namen des ganzen Ordens vollbringen koͤnnte. R** verſprach's ihm und trennte ſich, nach man- cher Drohung und Warnung von dem guten Walter, der, taub an allen Sinnen, nach Hauſe taumelte und nur halb wuſte, ob er traͤume oder wache? — Nach etlichen Tagen kam R** mit einer das gegangen ſind. Auch ſich ſelbſt weiſſagte er die Hauptbegebenheiten ſeines Lebens; z.B. daß er noch weit in die Welt verſchleudert und kei- nes natuͤrlichen Todes ſterben wuͤrde. — Jn der Folge ward er nach Rusland, und von da von Jhro Maieſtaͤt der Ruſſiſchen Kaiſerin nebſt andern Gelehrten zu Schiffe nach den noͤrdlichen Kuͤſten Siberiens geſchikt das Land zu meſſen, aufzu- nemen und von ſeinem natuͤrlichen Zuſtande Bericht abzuſtatten. Vier Jahr nachher erhielten die El- tern dieſes Mannes die Nachricht, daß ihr Sohn auf dieſer Farth wegen der Kaͤlte ſich zu ſehr dem Brantewein ergeben, und von zu vielem Genus deſſelben iaͤmmerlich geſtorben ſei. D 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0058" n="55"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Wilhelm Walter</hi>.</fw><lb/> armte ihn, bat viel um Verzeihung, gelobte<lb/> Beſſerung an und erbat ſich zugleich von ihm<lb/> ein Geſchaͤft, welches er, gleichſam als zur<lb/> Buſſe ſeiner Vergehung, im Namen des<lb/> ganzen Ordens vollbringen koͤnnte. R**<lb/> verſprach's ihm und trennte ſich, nach man-<lb/> cher Drohung und Warnung von dem guten<lb/> Walter, der, taub an allen Sinnen, nach<lb/> Hauſe taumelte und nur halb wuſte, ob er<lb/> traͤume oder wache? —</p><lb/> <p>Nach etlichen Tagen kam R** mit einer<lb/> ziemlich ernſten Miene zu ihm und faͤdelte<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 4</fw><fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_2_3" prev="#seg2pn_2_2" place="foot" n="*)"><p>gegangen ſind. Auch ſich ſelbſt weiſſagte er die<lb/> Hauptbegebenheiten ſeines Lebens; z.B. daß<lb/> er noch weit in die Welt verſchleudert und kei-<lb/> nes natuͤrlichen Todes ſterben wuͤrde. — Jn<lb/> der Folge ward er nach Rusland, und von da<lb/> von Jhro Maieſtaͤt der Ruſſiſchen Kaiſerin nebſt<lb/> andern Gelehrten zu Schiffe nach den noͤrdlichen<lb/> Kuͤſten Siberiens geſchikt das Land zu meſſen, aufzu-<lb/> nemen und von ſeinem natuͤrlichen Zuſtande Bericht<lb/> abzuſtatten. Vier Jahr nachher erhielten die El-<lb/> tern dieſes Mannes die Nachricht, daß ihr<lb/> Sohn auf dieſer Farth wegen der Kaͤlte ſich zu<lb/> ſehr dem Brantewein ergeben, und von zu<lb/> vielem Genus deſſelben iaͤmmerlich geſtorben ſei.</p></note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [55/0058]
Wilhelm Walter.
armte ihn, bat viel um Verzeihung, gelobte
Beſſerung an und erbat ſich zugleich von ihm
ein Geſchaͤft, welches er, gleichſam als zur
Buſſe ſeiner Vergehung, im Namen des
ganzen Ordens vollbringen koͤnnte. R**
verſprach's ihm und trennte ſich, nach man-
cher Drohung und Warnung von dem guten
Walter, der, taub an allen Sinnen, nach
Hauſe taumelte und nur halb wuſte, ob er
traͤume oder wache? —
Nach etlichen Tagen kam R** mit einer
ziemlich ernſten Miene zu ihm und faͤdelte
das
*)
*) gegangen ſind. Auch ſich ſelbſt weiſſagte er die
Hauptbegebenheiten ſeines Lebens; z.B. daß
er noch weit in die Welt verſchleudert und kei-
nes natuͤrlichen Todes ſterben wuͤrde. — Jn
der Folge ward er nach Rusland, und von da
von Jhro Maieſtaͤt der Ruſſiſchen Kaiſerin nebſt
andern Gelehrten zu Schiffe nach den noͤrdlichen
Kuͤſten Siberiens geſchikt das Land zu meſſen, aufzu-
nemen und von ſeinem natuͤrlichen Zuſtande Bericht
abzuſtatten. Vier Jahr nachher erhielten die El-
tern dieſes Mannes die Nachricht, daß ihr
Sohn auf dieſer Farth wegen der Kaͤlte ſich zu
ſehr dem Brantewein ergeben, und von zu
vielem Genus deſſelben iaͤmmerlich geſtorben ſei.
D 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |