[Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789.Wilhelm Walter. hauptete sein Geheimnis, selbst da die schönePriesterin der Zythere ihm ihr Alles Preis gab und davor auch Alles zu gewinnen hoff- te. -- Umsonst! es ward Nacht und Wal- ter lag immer noch in den Armen, am Busen der wollüstigen Phryne, und sanft streute Morfeus über ihn seine Schlummer- körner aus. Er erwachte erst sehr spät am folgenden Be-
Wilhelm Walter. hauptete ſein Geheimnis, ſelbſt da die ſchoͤnePrieſterin der Zythere ihm ihr Alles Preis gab und davor auch Alles zu gewinnen hoff- te. — Umſonſt! es ward Nacht und Wal- ter lag immer noch in den Armen, am Buſen der wolluͤſtigen Phryne, und ſanft ſtreute Morfeus uͤber ihn ſeine Schlummer- koͤrner aus. Er erwachte erſt ſehr ſpaͤt am folgenden Be-
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Wilhelm Walter.
hauptete ſein Geheimnis, ſelbſt da die ſchoͤne
Prieſterin der Zythere ihm ihr Alles Preis
gab und davor auch Alles zu gewinnen hoff-
te. — Umſonſt! es ward Nacht und Wal-
ter lag immer noch in den Armen, am
Buſen der wolluͤſtigen Phryne, und ſanft
ſtreute Morfeus uͤber ihn ſeine Schlummer-
koͤrner aus.
Er erwachte erſt ſehr ſpaͤt am folgenden
Morgen und fand alles um ſich her dunkel.
Er ſtand auf, tappte erſtaunt umher
und konnte ſich ſeine Begebenheiten bei allem
Nachſinnen nicht erklaͤren! denn was er bei
dem matten Stral des Tageslichtes, welches
oben durch die Dekke in diagonaler Richtung
in ſein unbequemes Behaͤltnis herein brach,
erkannte, hatte mit einem fatalen Kerker die
ſeltenſte Aehnlichkeit. — Er betaſtete, ganz
aus ſeiner ſtoiſchen Faſſungskraft gehoben,
die Waͤnde und fand feuchte, ausgeſchlagene
mit Spinneweben uͤberflorte Mauern, an
welchen hin und wieder ein einſames Hals-
eiſen nebſt Zubehoͤr hing, welches durch die
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