[Spaltenumbruch]
chenden Balsamischen theilen/ eine krafft die Lebens-geister zu erquicken/ das Geblüt zu erdünneren/ und zu erfrischen/ das Hertz zu stärcken/ und den Gebärenden zu hülffe zu kommen.
Gebrauch.
Von disem Baum werden meist die Kör- ner/ Cocci, Grana Kermes, gebraucht/ und zwar/ wenn sie wohl zeitig/ werden sie für die Färber gesamlet/ auff ein außgebreitetes leinen Tuch an die Sonnen gesetzet/ und anfänglich/ da sie noch safftig/ täglich et- liche mahl umbgekehret/ damit sie nicht zu heiß werden. Wenn denn ein rothlichtes pul- ver auff ihnen ligt/ kan man es durch ein Sieb absönderen/ und die Körner wider frisch auff das Tuch an die Sonnen streuen/ biß sich wider ein pulver darauff er zeiget/ welches man ebener massen absönderen/ und hernach solch werck so offt verrichten soll/ biß die Körner kein pulver mehr geben. So bald sich aber die auff den Beeren stehende röth- lichte pulver-körnlein zu regen anheben/ muß man sie mit dem schärffsten Essig bespren- gen/ hernach mit den fingeren zerreiben/ und in pilulein formieren/ welche hernach an der Sonnen müssen gedörret werden. Wenn man aber solche/ sich selbs bewegen- de/ und lebendige pulverkörnlein/ welche an- ders nichts als lebendig gewordener Wurm- samen ist/ stehen laßt/ und mit keinem Essig besprenget/ so wird auß einem jederen würm- lein bald darauff ein kleines fliegendes mück- lein/ welches/ da es etliche wenig tage frey herumb geflogen/ endlich nach geänderter farbe todt dahin fället. Wenn die Beere von allem pulver oder wurmsamen gesäuberet/ so wascht man sie mit Wein/ legt sie an die Sonne/ und wenn sie trocken/ thut sie in ein Sack/ reibt sie darinnen wohl/ daß sie glän- tzend werden/ da sie denn einen gantz liebli- chen geruch von sich geben. Mit solchem pulver vermischt man obiges Wurmsamen- pulver/ und färbt Scharlach-roth damit.
Von den Scharlachbeer wird die berühm- te Confectio Alkermes, oder Alkermes-Latt- werg gemacht/ von denen Johannes Stepha- nus Strobelbergerus und Laurentius Eichsta- dius geschrieben. Welche mit Ambra und Bisam zubereitet wird/ ist den Männern dienlich/ die aber ohne Ambra und Bisam gemacht worden/ sollen die Weiber gebrau- chen.
Dise Lattwerg stärcket das Hertz/ und die lebendigen Geister kräfftiglich/ daher stillet Ohnmach- ten/ Hertz- klopffen/ schwaches Hirn/ Schlag/ Melancho- ley/ schwa- che Leibes- frucht/ Gifft.sie die Ohnmachten und das Hertz-klopffen. Sie bekommet trefflich wol dem schwachen Hirn/ verhütet den Schlag/ ist sehr dien- lich den Melancholischen/ welche immerdar traurig sind/ stärcket die Kinder in Mut- ter-leib/ und widerstehet allem Gifft/ so man Morgens und Abends einer halben Mus- catnuß groß einnimmet.
Als Doctor Verzascha sich in Franck- reich zu Mompelier/ auff der weitberühm- ten Universitet/ bey Herren Carolo Sanche, Apotheckern auffgehalten/ hat er von dem- selben die wahre Beschreibung der Alker- mes-lattwerg/ auß sonderhahrer Freund- schafft bekommen/ welche denen Herren A- potheckeren zu gefallen hier beygesetzt wird.
[Spaltenumbruch]
. Syr. chermes xvj. sacchar. opt. viij. cinnam. elect. santal. citrin. ana ßiij. margarit. oriental. praepar. lapid. lazuli legit. praepar. am- brae griseae verae ana ßj. moschi oriental. ßß. fol. aur. gr. xv. succ. pomor. dulc. & aq. rosar. ana q. s. F. confectio. Pro mulieribus si paretur, Am- bra Grysea, atque Moschus omittuntur.
Weilen aber solche Confection zimlich ver- fälscht in Teutschland/ bißweilen gebracht wird/ als lassen etliche sorgfältige Herren Apothecker offt allein den Syrupum Kermes auß Franckreich kommen/ und mischen den rest selbsten darunder/ damit bekommen sie eine gute Latwerge. Den Syrup/ oder Sy-Wie der Syrupus Kermes be- reitet wer- de. rupum Kermes bereiten sie aber auff folgende weiß. Sie stossen die frischen Beeren in ei- nem steinernen Mörsel/ trucken sie durch ein Sieb/ damit sie das Muß/ oder die Pulpam davon haben/ mit dieser Pulpa vermischen sie gleiches gewicht Zucker/ und machen ein Conservam-oder dicke Latwerg darauß; zu dieser Latwerg nehmen sie hernach Roßwas- ser/ den auß den Courtpendu, Pomis redolen- tibus, frisch außgepreßten/ und filtrierten safft/ rohe Seiden/ und Zucker/ vermischen es gantz wol undereinander/ und machen ei- nen Syrup darauß/ so man Syrupum Kermes zu nennen pfleget.
Mit dieser Alkermes-Latwerg kan manLieblich Krafft- wasser zu machen. auff folgende weiß ein sehr liebliches und Hertz-erlabendes Krafftwasser anmachen/ und den Patienten Löffelweiß geben. Nemt Schlehenblust/ Borretsch- und Scabiosen- wasser/ jedes 2. loth/ Zimmetwasser 1. loth/ Granaten-Syrup anderhalb loth/ Hym- beer-Syrup 1. loth/ Alkermes-Latwerg ein quintl. Rosen-julep ein halb loth/ mischt al- les wol under einander.
Alkermes-Latwergen können die Patien-Hertz-stär- ckung. ten offt allein messerspitz weiß zur erlabung geniessen. Ein wenig deroselben mit ei- nem Schlagwasser/ oder Wachholder-bran- tenwein vermischt/ und auff das Hertzgrüb- lein geschlagen/ stärckt das Hertz fein in Schwachheiten.
Der Korchbaum ist ein langer Baum mit einem dicken stamm. Die blätter verglei- chen sich dem Eschenbaum/ sind aber länger und bleiben stäts grün. Die Rinde/ so man Pantoffelholtz nennet/ ist sehr dick/ darauß machen die Schuster Pantoffel-sohlen. Es brauchen sie auch die Fischer/ und machen davon ringe an ihre garn/ denn es umb seiner leichte willen (damit es ob dem was- ser bleibt) die bleyene Fischkloben auffhebt. So man die Rinde abschelet/ dorret der Baum nicht/ sondern es wachst ein andere/ derohalben findet man gemeiniglich zwo
Rin-
S 3
Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch]
chenden Balſamiſchen theilen/ eine krafft die Lebens-geiſter zu erquicken/ das Gebluͤt zu erduͤnneren/ und zu erfriſchen/ das Hertz zu ſtaͤrcken/ und den Gebaͤrenden zu huͤlffe zu kommen.
Gebrauch.
Von diſem Baum werden meiſt die Koͤr- ner/ Cocci, Grana Kermes, gebraucht/ und zwar/ wenn ſie wohl zeitig/ werden ſie fuͤr die Faͤrber geſamlet/ auff ein außgebreitetes leinen Tuch an die Sonnen geſetzet/ und anfaͤnglich/ da ſie noch ſafftig/ taͤglich et- liche mahl umbgekehret/ damit ſie nicht zu heiß werden. Wenn denn ein rothlichtes pul- ver auff ihnen ligt/ kan man es durch ein Sieb abſoͤnderen/ und die Koͤrner wider friſch auff das Tuch an die Soñen ſtreuen/ biß ſich wider ein pulver darauff er zeiget/ welches man ebener maſſen abſoͤnderen/ und hernach ſolch werck ſo offt verꝛichten ſoll/ biß die Koͤrner kein pulver mehr geben. So bald ſich aber die auff den Beeren ſtehende roͤth- lichte pulver-koͤrnlein zu regen anheben/ muß man ſie mit dem ſchaͤrffſten Eſſig beſpren- gen/ hernach mit den fingeren zerꝛeiben/ und in pilulein formieren/ welche hernach an der Sonnen muͤſſen gedoͤrꝛet werden. Wenn man aber ſolche/ ſich ſelbs bewegen- de/ und lebendige pulverkoͤrnlein/ welche an- ders nichts als lebendig gewordener Wurm- ſamen iſt/ ſtehen laßt/ und mit keinem Eſſig beſprenget/ ſo wird auß einem jederen wuͤrm- lein bald darauff ein kleines fliegendes muͤck- lein/ welches/ da es etliche wenig tage frey herumb geflogen/ endlich nach geaͤnderter farbe todt dahin faͤllet. Wenn die Beere von allem pulver oder wurmſamen geſaͤuberet/ ſo waſcht man ſie mit Wein/ legt ſie an die Sonne/ und wenn ſie trocken/ thut ſie in ein Sack/ reibt ſie darinnen wohl/ daß ſie glaͤn- tzend werden/ da ſie denn einen gantz liebli- chen geruch von ſich geben. Mit ſolchem pulver vermiſcht man obiges Wurmſamen- pulver/ und faͤrbt Scharlach-roth damit.
Von den Scharlachbeer wird die beruͤhm- te Confectio Alkermes, oder Alkermes-Latt- werg gemacht/ von denen Johannes Stepha- nus Strobelbergerus und Laurentius Eichſta- dius geſchrieben. Welche mit Ambra und Biſam zubereitet wird/ iſt den Maͤnnern dienlich/ die aber ohne Ambra und Biſam gemacht worden/ ſollen die Weiber gebrau- chen.
Diſe Lattwerg ſtaͤrcket das Hertz/ und die lebendigen Geiſter kraͤfftiglich/ daher ſtillet Ohnmach- ten/ Hertz- klopffen/ ſchwaches Hirn/ Schlag/ Melancho- ley/ ſchwa- che Leibes- frucht/ Gifft.ſie die Ohnmachten und das Hertz-klopffen. Sie bekommet trefflich wol dem ſchwachen Hirn/ verhuͤtet den Schlag/ iſt ſehr dien- lich den Melancholiſchen/ welche immerdar traurig ſind/ ſtaͤrcket die Kinder in Mut- ter-leib/ und widerſtehet allem Gifft/ ſo man Morgens und Abends einer halben Muſ- catnuß groß einnimmet.
Als Doctor Verzaſcha ſich in Franck- reich zu Mompelier/ auff der weitberuͤhm- ten Univerſitet/ bey Herꝛen Carolo Sanche, Apotheckern auffgehalten/ hat er von dem- ſelben die wahre Beſchreibung der Alker- mes-lattwerg/ auß ſonderhahrer Freund- ſchafft bekommen/ welche denen Herꝛen A- potheckeren zu gefallen hier beygeſetzt wird.
[Spaltenumbruch]
℞. Syr. chermes ℥xvj. ſacchar. opt. ℥viij. cinnam. elect. ſantal. citrin. ana Ʒiij. margarit. oriental. præpar. lapid. lazuli legit. præpar. am- bræ griſeæ veræ ana Ʒj. moſchi oriental. Ʒß. fol. aur. gr. xv. ſucc. pomor. dulc. & aq. roſar. ana q. ſ. F. confectio. Pro mulieribus ſi paretur, Am- bra Gryſea, atque Moſchus omittuntur.
Weilen aber ſolche Confection zimlich ver- faͤlſcht in Teutſchland/ bißweilen gebracht wird/ als laſſen etliche ſorgfaͤltige Herꝛen Apothecker offt allein den Syrupum Kermes auß Franckreich kommen/ und miſchen den reſt ſelbſten darunder/ damit bekommen ſie eine gute Latwerge. Den Syrup/ oder Sy-Wie der Syrupus Kermes be- reitet wer- de. rupum Kermes bereiten ſie aber auff folgende weiß. Sie ſtoſſen die friſchen Beeren in ei- nem ſteinernen Moͤrſel/ trucken ſie durch ein Sieb/ damit ſie das Muß/ oder die Pulpam davon haben/ mit dieſer Pulpâ vermiſchen ſie gleiches gewicht Zucker/ und machen ein Conſervam-oder dicke Latwerg darauß; zu dieſer Latwerg nehmen ſie hernach Roßwaſ- ſer/ den auß den Courtpendu, Pomis redolen- tibus, friſch außgepreßten/ und filtrierten ſafft/ rohe Seiden/ und Zucker/ vermiſchen es gantz wol undereinander/ und machen ei- nen Syrup darauß/ ſo man Syrupum Kermes zu nennen pfleget.
Mit dieſer Alkermes-Latwerg kan manLieblich Krafft- waſſer zu machen. auff folgende weiß ein ſehr liebliches und Hertz-erlabendes Krafftwaſſer anmachen/ und den Patienten Loͤffelweiß geben. Nemt Schlehenbluſt/ Borꝛetſch- und Scabioſen- waſſer/ jedes 2. loth/ Zimmetwaſſer 1. loth/ Granaten-Syrup anderhalb loth/ Hym- beer-Syrup 1. loth/ Alkermes-Latwerg ein quintl. Roſen-julep ein halb loth/ miſcht al- les wol under einander.
Alkermes-Latwergen koͤnnen die Patien-Hertz-ſtaͤr- ckung. ten offt allein meſſerſpitz weiß zur erlabung genieſſen. Ein wenig deroſelben mit ei- nem Schlagwaſſer/ oder Wachholder-bran- tenwein vermiſcht/ und auff das Hertzgruͤb- lein geſchlagen/ ſtaͤrckt das Hertz fein in Schwachheiten.
Der Korchbaum iſt ein langer Baum mit einem dicken ſtamm. Die blaͤtter verglei- chen ſich dem Eſchenbaum/ ſind aber laͤnger und bleiben ſtaͤts gruͤn. Die Rinde/ ſo man Pantoffelholtz nennet/ iſt ſehr dick/ darauß machen die Schuſter Pantoffel-ſohlen. Es brauchen ſie auch die Fiſcher/ und machen davon ringe an ihre garn/ denn es umb ſeiner leichte willen (damit es ob dem waſ- ſer bleibt) die bleyene Fiſchkloben auffhebt. So man die Rinde abſchelet/ dorꝛet der Baum nicht/ ſondern es wachſt ein andere/ derohalben findet man gemeiniglich zwo
Rin-
S 3
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[141/0157]
Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
chenden Balſamiſchen theilen/ eine krafft die
Lebens-geiſter zu erquicken/ das Gebluͤt zu
erduͤnneren/ und zu erfriſchen/ das Hertz zu
ſtaͤrcken/ und den Gebaͤrenden zu huͤlffe zu
kommen.
Gebrauch.
Von diſem Baum werden meiſt die Koͤr-
ner/ Cocci, Grana Kermes, gebraucht/ und
zwar/ wenn ſie wohl zeitig/ werden ſie fuͤr
die Faͤrber geſamlet/ auff ein außgebreitetes
leinen Tuch an die Sonnen geſetzet/ und
anfaͤnglich/ da ſie noch ſafftig/ taͤglich et-
liche mahl umbgekehret/ damit ſie nicht zu
heiß werden. Wenn denn ein rothlichtes pul-
ver auff ihnen ligt/ kan man es durch ein
Sieb abſoͤnderen/ und die Koͤrner wider
friſch auff das Tuch an die Soñen ſtreuen/
biß ſich wider ein pulver darauff er zeiget/
welches man ebener maſſen abſoͤnderen/ und
hernach ſolch werck ſo offt verꝛichten ſoll/ biß
die Koͤrner kein pulver mehr geben. So bald
ſich aber die auff den Beeren ſtehende roͤth-
lichte pulver-koͤrnlein zu regen anheben/ muß
man ſie mit dem ſchaͤrffſten Eſſig beſpren-
gen/ hernach mit den fingeren zerꝛeiben/
und in pilulein formieren/ welche hernach
an der Sonnen muͤſſen gedoͤrꝛet werden.
Wenn man aber ſolche/ ſich ſelbs bewegen-
de/ und lebendige pulverkoͤrnlein/ welche an-
ders nichts als lebendig gewordener Wurm-
ſamen iſt/ ſtehen laßt/ und mit keinem Eſſig
beſprenget/ ſo wird auß einem jederen wuͤrm-
lein bald darauff ein kleines fliegendes muͤck-
lein/ welches/ da es etliche wenig tage frey
herumb geflogen/ endlich nach geaͤnderter
farbe todt dahin faͤllet. Wenn die Beere von
allem pulver oder wurmſamen geſaͤuberet/
ſo waſcht man ſie mit Wein/ legt ſie an die
Sonne/ und wenn ſie trocken/ thut ſie in ein
Sack/ reibt ſie darinnen wohl/ daß ſie glaͤn-
tzend werden/ da ſie denn einen gantz liebli-
chen geruch von ſich geben. Mit ſolchem
pulver vermiſcht man obiges Wurmſamen-
pulver/ und faͤrbt Scharlach-roth damit.
Von den Scharlachbeer wird die beruͤhm-
te Confectio Alkermes, oder Alkermes-Latt-
werg gemacht/ von denen Johannes Stepha-
nus Strobelbergerus und Laurentius Eichſta-
dius geſchrieben. Welche mit Ambra und
Biſam zubereitet wird/ iſt den Maͤnnern
dienlich/ die aber ohne Ambra und Biſam
gemacht worden/ ſollen die Weiber gebrau-
chen.
Diſe Lattwerg ſtaͤrcket das Hertz/ und die
lebendigen Geiſter kraͤfftiglich/ daher ſtillet
ſie die Ohnmachten und das Hertz-klopffen.
Sie bekommet trefflich wol dem ſchwachen
Hirn/ verhuͤtet den Schlag/ iſt ſehr dien-
lich den Melancholiſchen/ welche immerdar
traurig ſind/ ſtaͤrcket die Kinder in Mut-
ter-leib/ und widerſtehet allem Gifft/ ſo man
Morgens und Abends einer halben Muſ-
catnuß groß einnimmet.
Ohnmach-
ten/ Hertz-
klopffen/
ſchwaches
Hirn/
Schlag/
Melancho-
ley/ ſchwa-
che Leibes-
frucht/
Gifft.
Als Doctor Verzaſcha ſich in Franck-
reich zu Mompelier/ auff der weitberuͤhm-
ten Univerſitet/ bey Herꝛen Carolo Sanche,
Apotheckern auffgehalten/ hat er von dem-
ſelben die wahre Beſchreibung der Alker-
mes-lattwerg/ auß ſonderhahrer Freund-
ſchafft bekommen/ welche denen Herꝛen A-
potheckeren zu gefallen hier beygeſetzt wird.
℞. Syr. chermes ℥xvj. ſacchar. opt. ℥viij.
cinnam. elect. ſantal. citrin. ana Ʒiij. margarit.
oriental. præpar. lapid. lazuli legit. præpar. am-
bræ griſeæ veræ ana Ʒj. moſchi oriental. Ʒß. fol.
aur. gr. xv. ſucc. pomor. dulc. & aq. roſar. ana
q. ſ. F. confectio. Pro mulieribus ſi paretur, Am-
bra Gryſea, atque Moſchus omittuntur.
Weilen aber ſolche Confection zimlich ver-
faͤlſcht in Teutſchland/ bißweilen gebracht
wird/ als laſſen etliche ſorgfaͤltige Herꝛen
Apothecker offt allein den Syrupum Kermes
auß Franckreich kommen/ und miſchen den
reſt ſelbſten darunder/ damit bekommen ſie
eine gute Latwerge. Den Syrup/ oder Sy-
rupum Kermes bereiten ſie aber auff folgende
weiß. Sie ſtoſſen die friſchen Beeren in ei-
nem ſteinernen Moͤrſel/ trucken ſie durch ein
Sieb/ damit ſie das Muß/ oder die Pulpam
davon haben/ mit dieſer Pulpâ vermiſchen
ſie gleiches gewicht Zucker/ und machen ein
Conſervam-oder dicke Latwerg darauß; zu
dieſer Latwerg nehmen ſie hernach Roßwaſ-
ſer/ den auß den Courtpendu, Pomis redolen-
tibus, friſch außgepreßten/ und filtrierten
ſafft/ rohe Seiden/ und Zucker/ vermiſchen
es gantz wol undereinander/ und machen ei-
nen Syrup darauß/ ſo man Syrupum Kermes
zu nennen pfleget.
Wie der
Syrupus
Kermes be-
reitet wer-
de.
Mit dieſer Alkermes-Latwerg kan man
auff folgende weiß ein ſehr liebliches und
Hertz-erlabendes Krafftwaſſer anmachen/
und den Patienten Loͤffelweiß geben. Nemt
Schlehenbluſt/ Borꝛetſch- und Scabioſen-
waſſer/ jedes 2. loth/ Zimmetwaſſer 1. loth/
Granaten-Syrup anderhalb loth/ Hym-
beer-Syrup 1. loth/ Alkermes-Latwerg ein
quintl. Roſen-julep ein halb loth/ miſcht al-
les wol under einander.
Lieblich
Krafft-
waſſer zu
machen.
Alkermes-Latwergen koͤnnen die Patien-
ten offt allein meſſerſpitz weiß zur erlabung
genieſſen. Ein wenig deroſelben mit ei-
nem Schlagwaſſer/ oder Wachholder-bran-
tenwein vermiſcht/ und auff das Hertzgruͤb-
lein geſchlagen/ ſtaͤrckt das Hertz fein in
Schwachheiten.
Hertz-ſtaͤr-
ckung.
CAPUT LXVI.
Korchbaum. Suber.
Namen.
KOrchbaum-oder Pantoffelholtz heißt
Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Suber.
Jtaliaͤniſch/ Sugero, Souero. Fran-
tzoͤſiſch/ Liege, Spaniſch/ Alcornoque. En-
gliſch/ Corktree. Niderlaͤndiſch/ Korckboom.
Geſtalt und Geſchlecht.
Der Korchbaum iſt ein langer Baum
mit einem dicken ſtamm. Die blaͤtter verglei-
chen ſich dem Eſchenbaum/ ſind aber laͤnger
und bleiben ſtaͤts gruͤn. Die Rinde/ ſo man
Pantoffelholtz nennet/ iſt ſehr dick/ darauß
machen die Schuſter Pantoffel-ſohlen. Es
brauchen ſie auch die Fiſcher/ und machen
davon ringe an ihre garn/ denn es umb
ſeiner leichte willen (damit es ob dem waſ-
ſer bleibt) die bleyene Fiſchkloben auffhebt.
So man die Rinde abſchelet/ dorꝛet der
Baum nicht/ ſondern es wachſt ein andere/
derohalben findet man gemeiniglich zwo
Rin-
S 3
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/157>, abgerufen am 28.11.2024.
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