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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum-und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] chenden Balsamischen theilen/ eine krafft die
Lebens-geister zu erquicken/ das Geblüt zu
erdünneren/ und zu erfrischen/ das Hertz zu
stärcken/ und den Gebärenden zu hülffe zu
kommen.

Gebrauch.

Von disem Baum werden meist die Kör-
ner/ Cocci, Grana Kermes, gebraucht/ und
zwar/ wenn sie wohl zeitig/ werden sie für
die Färber gesamlet/ auff ein außgebreitetes
leinen Tuch an die Sonnen gesetzet/ und
anfänglich/ da sie noch safftig/ täglich et-
liche mahl umbgekehret/ damit sie nicht zu
heiß werden. Wenn denn ein rothlichtes pul-
ver auff ihnen ligt/ kan man es durch ein
Sieb absönderen/ und die Körner wider
frisch auff das Tuch an die Sonnen streuen/
biß sich wider ein pulver darauff er zeiget/
welches man ebener massen absönderen/ und
hernach solch werck so offt verrichten soll/ biß
die Körner kein pulver mehr geben. So bald
sich aber die auff den Beeren stehende röth-
lichte pulver-körnlein zu regen anheben/ muß
man sie mit dem schärffsten Essig bespren-
gen/ hernach mit den fingeren zerreiben/
und in pilulein formieren/ welche hernach
an der Sonnen müssen gedörret werden.
Wenn man aber solche/ sich selbs bewegen-
de/ und lebendige pulverkörnlein/ welche an-
ders nichts als lebendig gewordener Wurm-
samen ist/ stehen laßt/ und mit keinem Essig
besprenget/ so wird auß einem jederen würm-
lein bald darauff ein kleines fliegendes mück-
lein/ welches/ da es etliche wenig tage frey
herumb geflogen/ endlich nach geänderter
farbe todt dahin fället. Wenn die Beere von
allem pulver oder wurmsamen gesäuberet/
so wascht man sie mit Wein/ legt sie an die
Sonne/ und wenn sie trocken/ thut sie in ein
Sack/ reibt sie darinnen wohl/ daß sie glän-
tzend werden/ da sie denn einen gantz liebli-
chen geruch von sich geben. Mit solchem
pulver vermischt man obiges Wurmsamen-
pulver/ und färbt Scharlach-roth damit.

Von den Scharlachbeer wird die berühm-
te Confectio Alkermes, oder Alkermes-Latt-
werg gemacht/ von denen Johannes Stepha-
nus Strobelbergerus
und Laurentius Eichsta-
dius
geschrieben. Welche mit Ambra und
Bisam zubereitet wird/ ist den Männern
dienlich/ die aber ohne Ambra und Bisam
gemacht worden/ sollen die Weiber gebrau-
chen.

Dise Lattwerg stärcket das Hertz/ und die
lebendigen Geister kräfftiglich/ daher stillet
Ohnmach-
ten/ Hertz-
klopffen/
schwaches
Hirn/
Schlag/
Melancho-
ley/ schwa-
che Leibes-
frucht/
Gifft.
sie die Ohnmachten und das Hertz-klopffen.
Sie bekommet trefflich wol dem schwachen
Hirn/ verhütet den Schlag/ ist sehr dien-
lich den Melancholischen/ welche immerdar
traurig sind/ stärcket die Kinder in Mut-
ter-leib/ und widerstehet allem Gifft/ so man
Morgens und Abends einer halben Mus-
catnuß groß einnimmet.

Als Doctor Verzascha sich in Franck-
reich zu Mompelier/ auff der weitberühm-
ten Universitet/ bey Herren Carolo Sanche,
Apotheckern auffgehalten/ hat er von dem-
selben die wahre Beschreibung der Alker-
mes-lattwerg/ auß sonderhahrer Freund-
schafft bekommen/ welche denen Herren A-
potheckeren zu gefallen hier beygesetzt wird.

[Spaltenumbruch]

. Syr. chermes xvj. sacchar. opt. viij.
cinnam. elect. santal. citrin. ana ßiij. margarit.
oriental. praepar. lapid. lazuli legit. praepar. am-
brae griseae verae ana ßj. moschi oriental. ßß. fol.
aur. gr. xv. succ. pomor. dulc. & aq. rosar. ana
q. s. F. confectio. Pro mulieribus si paretur, Am-
bra Grysea, atque Moschus omittuntur.

Weilen aber solche Confection zimlich ver-
fälscht in Teutschland/ bißweilen gebracht
wird/ als lassen etliche sorgfältige Herren
Apothecker offt allein den Syrupum Kermes
auß Franckreich kommen/ und mischen den
rest selbsten darunder/ damit bekommen sie
eine gute Latwerge. Den Syrup/ oder Sy-Wie der
Syrupus
Kermes
be-
reitet wer-
de.

rupum Kermes bereiten sie aber auff folgende
weiß. Sie stossen die frischen Beeren in ei-
nem steinernen Mörsel/ trucken sie durch ein
Sieb/ damit sie das Muß/ oder die Pulpam
davon haben/ mit dieser Pulpa vermischen
sie gleiches gewicht Zucker/ und machen ein
Conservam-oder dicke Latwerg darauß; zu
dieser Latwerg nehmen sie hernach Roßwas-
ser/ den auß den Courtpendu, Pomis redolen-
tibus,
frisch außgepreßten/ und filtrierten
safft/ rohe Seiden/ und Zucker/ vermischen
es gantz wol undereinander/ und machen ei-
nen Syrup darauß/ so man Syrupum Kermes
zu nennen pfleget.

Mit dieser Alkermes-Latwerg kan manLieblich
Krafft-
wasser zu
machen.

auff folgende weiß ein sehr liebliches und
Hertz-erlabendes Krafftwasser anmachen/
und den Patienten Löffelweiß geben. Nemt
Schlehenblust/ Borretsch- und Scabiosen-
wasser/ jedes 2. loth/ Zimmetwasser 1. loth/
Granaten-Syrup anderhalb loth/ Hym-
beer-Syrup 1. loth/ Alkermes-Latwerg ein
quintl. Rosen-julep ein halb loth/ mischt al-
les wol under einander.

Alkermes-Latwergen können die Patien-Hertz-stär-
ckung.

ten offt allein messerspitz weiß zur erlabung
geniessen. Ein wenig deroselben mit ei-
nem Schlagwasser/ oder Wachholder-bran-
tenwein vermischt/ und auff das Hertzgrüb-
lein geschlagen/ stärckt das Hertz fein in
Schwachheiten.



CAPUT LXVI.
Korchbaum. Suber.
Namen.

KOrchbaum-oder Pantoffelholtz heißt
Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Suber.
Jtaliänisch/ Sugero, Souero. Fran-
tzösisch/ Liege, Spanisch/ Alcornoque. En-
glisch/ Corktree. Niderländisch/ Korckboom.

Gestalt und Geschlecht.

Der Korchbaum ist ein langer Baum
mit einem dicken stamm. Die blätter verglei-
chen sich dem Eschenbaum/ sind aber länger
und bleiben stäts grün. Die Rinde/ so man
Pantoffelholtz nennet/ ist sehr dick/ darauß
machen die Schuster Pantoffel-sohlen. Es
brauchen sie auch die Fischer/ und machen
davon ringe an ihre garn/ denn es umb
seiner leichte willen (damit es ob dem was-
ser bleibt) die bleyene Fischkloben auffhebt.
So man die Rinde abschelet/ dorret der
Baum nicht/ sondern es wachst ein andere/
derohalben findet man gemeiniglich zwo

Rin-
S 3

Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] chenden Balſamiſchen theilen/ eine krafft die
Lebens-geiſter zu erquicken/ das Gebluͤt zu
erduͤnneren/ und zu erfriſchen/ das Hertz zu
ſtaͤrcken/ und den Gebaͤrenden zu huͤlffe zu
kommen.

Gebrauch.

Von diſem Baum werden meiſt die Koͤr-
ner/ Cocci, Grana Kermes, gebraucht/ und
zwar/ wenn ſie wohl zeitig/ werden ſie fuͤr
die Faͤrber geſamlet/ auff ein außgebreitetes
leinen Tuch an die Sonnen geſetzet/ und
anfaͤnglich/ da ſie noch ſafftig/ taͤglich et-
liche mahl umbgekehret/ damit ſie nicht zu
heiß werden. Wenn denn ein rothlichtes pul-
ver auff ihnen ligt/ kan man es durch ein
Sieb abſoͤnderen/ und die Koͤrner wider
friſch auff das Tuch an die Soñen ſtreuen/
biß ſich wider ein pulver darauff er zeiget/
welches man ebener maſſen abſoͤnderen/ und
hernach ſolch werck ſo offt verꝛichten ſoll/ biß
die Koͤrner kein pulver mehr geben. So bald
ſich aber die auff den Beeren ſtehende roͤth-
lichte pulver-koͤrnlein zu regen anheben/ muß
man ſie mit dem ſchaͤrffſten Eſſig beſpren-
gen/ hernach mit den fingeren zerꝛeiben/
und in pilulein formieren/ welche hernach
an der Sonnen muͤſſen gedoͤrꝛet werden.
Wenn man aber ſolche/ ſich ſelbs bewegen-
de/ und lebendige pulverkoͤrnlein/ welche an-
ders nichts als lebendig gewordener Wurm-
ſamen iſt/ ſtehen laßt/ und mit keinem Eſſig
beſprenget/ ſo wird auß einem jederen wuͤrm-
lein bald darauff ein kleines fliegendes muͤck-
lein/ welches/ da es etliche wenig tage frey
herumb geflogen/ endlich nach geaͤnderter
farbe todt dahin faͤllet. Wenn die Beere von
allem pulver oder wurmſamen geſaͤuberet/
ſo waſcht man ſie mit Wein/ legt ſie an die
Sonne/ und wenn ſie trocken/ thut ſie in ein
Sack/ reibt ſie darinnen wohl/ daß ſie glaͤn-
tzend werden/ da ſie denn einen gantz liebli-
chen geruch von ſich geben. Mit ſolchem
pulver vermiſcht man obiges Wurmſamen-
pulver/ und faͤrbt Scharlach-roth damit.

Von den Scharlachbeer wird die beruͤhm-
te Confectio Alkermes, oder Alkermes-Latt-
werg gemacht/ von denen Johannes Stepha-
nus Strobelbergerus
und Laurentius Eichſta-
dius
geſchrieben. Welche mit Ambra und
Biſam zubereitet wird/ iſt den Maͤnnern
dienlich/ die aber ohne Ambra und Biſam
gemacht worden/ ſollen die Weiber gebrau-
chen.

Diſe Lattwerg ſtaͤrcket das Hertz/ und die
lebendigen Geiſter kraͤfftiglich/ daher ſtillet
Ohnmach-
ten/ Hertz-
klopffen/
ſchwaches
Hirn/
Schlag/
Melancho-
ley/ ſchwa-
che Leibes-
frucht/
Gifft.
ſie die Ohnmachten und das Hertz-klopffen.
Sie bekommet trefflich wol dem ſchwachen
Hirn/ verhuͤtet den Schlag/ iſt ſehr dien-
lich den Melancholiſchen/ welche immerdar
traurig ſind/ ſtaͤrcket die Kinder in Mut-
ter-leib/ und widerſtehet allem Gifft/ ſo man
Morgens und Abends einer halben Muſ-
catnuß groß einnimmet.

Als Doctor Verzaſcha ſich in Franck-
reich zu Mompelier/ auff der weitberuͤhm-
ten Univerſitet/ bey Herꝛen Carolo Sanche,
Apotheckern auffgehalten/ hat er von dem-
ſelben die wahre Beſchreibung der Alker-
mes-lattwerg/ auß ſonderhahrer Freund-
ſchafft bekommen/ welche denen Herꝛen A-
potheckeren zu gefallen hier beygeſetzt wird.

[Spaltenumbruch]

℞. Syr. chermes ℥xvj. ſacchar. opt. ℥viij.
cinnam. elect. ſantal. citrin. ana Ʒiij. margarit.
oriental. præpar. lapid. lazuli legit. præpar. am-
bræ griſeæ veræ ana Ʒj. moſchi oriental. Ʒß. fol.
aur. gr. xv. ſucc. pomor. dulc. & aq. roſar. ana
q. ſ. F. confectio. Pro mulieribus ſi paretur, Am-
bra Gryſea, atque Moſchus omittuntur.

Weilen aber ſolche Confection zimlich ver-
faͤlſcht in Teutſchland/ bißweilen gebracht
wird/ als laſſen etliche ſorgfaͤltige Herꝛen
Apothecker offt allein den Syrupum Kermes
auß Franckreich kommen/ und miſchen den
reſt ſelbſten darunder/ damit bekommen ſie
eine gute Latwerge. Den Syrup/ oder Sy-Wie der
Syrupus
Kermes
be-
reitet wer-
de.

rupum Kermes bereiten ſie aber auff folgende
weiß. Sie ſtoſſen die friſchen Beeren in ei-
nem ſteinernen Moͤrſel/ trucken ſie durch ein
Sieb/ damit ſie das Muß/ oder die Pulpam
davon haben/ mit dieſer Pulpâ vermiſchen
ſie gleiches gewicht Zucker/ und machen ein
Conſervam-oder dicke Latwerg darauß; zu
dieſer Latwerg nehmen ſie hernach Roßwaſ-
ſer/ den auß den Courtpendu, Pomis redolen-
tibus,
friſch außgepreßten/ und filtrierten
ſafft/ rohe Seiden/ und Zucker/ vermiſchen
es gantz wol undereinander/ und machen ei-
nen Syrup darauß/ ſo man Syrupum Kermes
zu nennen pfleget.

Mit dieſer Alkermes-Latwerg kan manLieblich
Krafft-
waſſer zu
machen.

auff folgende weiß ein ſehr liebliches und
Hertz-erlabendes Krafftwaſſer anmachen/
und den Patienten Loͤffelweiß geben. Nemt
Schlehenbluſt/ Borꝛetſch- und Scabioſen-
waſſer/ jedes 2. loth/ Zimmetwaſſer 1. loth/
Granaten-Syrup anderhalb loth/ Hym-
beer-Syrup 1. loth/ Alkermes-Latwerg ein
quintl. Roſen-julep ein halb loth/ miſcht al-
les wol under einander.

Alkermes-Latwergen koͤnnen die Patien-Hertz-ſtaͤr-
ckung.

ten offt allein meſſerſpitz weiß zur erlabung
genieſſen. Ein wenig deroſelben mit ei-
nem Schlagwaſſer/ oder Wachholder-bran-
tenwein vermiſcht/ und auff das Hertzgruͤb-
lein geſchlagen/ ſtaͤrckt das Hertz fein in
Schwachheiten.



CAPUT LXVI.
Korchbaum. Suber.
Namen.

KOrchbaum-oder Pantoffelholtz heißt
Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Suber.
Jtaliaͤniſch/ Sugero, Souero. Fran-
tzoͤſiſch/ Liege, Spaniſch/ Alcornoque. En-
gliſch/ Corktree. Niderlaͤndiſch/ Korckboom.

Geſtalt und Geſchlecht.

Der Korchbaum iſt ein langer Baum
mit einem dicken ſtamm. Die blaͤtter verglei-
chen ſich dem Eſchenbaum/ ſind aber laͤnger
und bleiben ſtaͤts gruͤn. Die Rinde/ ſo man
Pantoffelholtz nennet/ iſt ſehr dick/ darauß
machen die Schuſter Pantoffel-ſohlen. Es
brauchen ſie auch die Fiſcher/ und machen
davon ringe an ihre garn/ denn es umb
ſeiner leichte willen (damit es ob dem waſ-
ſer bleibt) die bleyene Fiſchkloben auffhebt.
So man die Rinde abſchelet/ dorꝛet der
Baum nicht/ ſondern es wachſt ein andere/
derohalben findet man gemeiniglich zwo

Rin-
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[141/0157] Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen. chenden Balſamiſchen theilen/ eine krafft die Lebens-geiſter zu erquicken/ das Gebluͤt zu erduͤnneren/ und zu erfriſchen/ das Hertz zu ſtaͤrcken/ und den Gebaͤrenden zu huͤlffe zu kommen. Gebrauch. Von diſem Baum werden meiſt die Koͤr- ner/ Cocci, Grana Kermes, gebraucht/ und zwar/ wenn ſie wohl zeitig/ werden ſie fuͤr die Faͤrber geſamlet/ auff ein außgebreitetes leinen Tuch an die Sonnen geſetzet/ und anfaͤnglich/ da ſie noch ſafftig/ taͤglich et- liche mahl umbgekehret/ damit ſie nicht zu heiß werden. Wenn denn ein rothlichtes pul- ver auff ihnen ligt/ kan man es durch ein Sieb abſoͤnderen/ und die Koͤrner wider friſch auff das Tuch an die Soñen ſtreuen/ biß ſich wider ein pulver darauff er zeiget/ welches man ebener maſſen abſoͤnderen/ und hernach ſolch werck ſo offt verꝛichten ſoll/ biß die Koͤrner kein pulver mehr geben. So bald ſich aber die auff den Beeren ſtehende roͤth- lichte pulver-koͤrnlein zu regen anheben/ muß man ſie mit dem ſchaͤrffſten Eſſig beſpren- gen/ hernach mit den fingeren zerꝛeiben/ und in pilulein formieren/ welche hernach an der Sonnen muͤſſen gedoͤrꝛet werden. Wenn man aber ſolche/ ſich ſelbs bewegen- de/ und lebendige pulverkoͤrnlein/ welche an- ders nichts als lebendig gewordener Wurm- ſamen iſt/ ſtehen laßt/ und mit keinem Eſſig beſprenget/ ſo wird auß einem jederen wuͤrm- lein bald darauff ein kleines fliegendes muͤck- lein/ welches/ da es etliche wenig tage frey herumb geflogen/ endlich nach geaͤnderter farbe todt dahin faͤllet. Wenn die Beere von allem pulver oder wurmſamen geſaͤuberet/ ſo waſcht man ſie mit Wein/ legt ſie an die Sonne/ und wenn ſie trocken/ thut ſie in ein Sack/ reibt ſie darinnen wohl/ daß ſie glaͤn- tzend werden/ da ſie denn einen gantz liebli- chen geruch von ſich geben. Mit ſolchem pulver vermiſcht man obiges Wurmſamen- pulver/ und faͤrbt Scharlach-roth damit. Von den Scharlachbeer wird die beruͤhm- te Confectio Alkermes, oder Alkermes-Latt- werg gemacht/ von denen Johannes Stepha- nus Strobelbergerus und Laurentius Eichſta- dius geſchrieben. Welche mit Ambra und Biſam zubereitet wird/ iſt den Maͤnnern dienlich/ die aber ohne Ambra und Biſam gemacht worden/ ſollen die Weiber gebrau- chen. Diſe Lattwerg ſtaͤrcket das Hertz/ und die lebendigen Geiſter kraͤfftiglich/ daher ſtillet ſie die Ohnmachten und das Hertz-klopffen. Sie bekommet trefflich wol dem ſchwachen Hirn/ verhuͤtet den Schlag/ iſt ſehr dien- lich den Melancholiſchen/ welche immerdar traurig ſind/ ſtaͤrcket die Kinder in Mut- ter-leib/ und widerſtehet allem Gifft/ ſo man Morgens und Abends einer halben Muſ- catnuß groß einnimmet. Ohnmach- ten/ Hertz- klopffen/ ſchwaches Hirn/ Schlag/ Melancho- ley/ ſchwa- che Leibes- frucht/ Gifft. Als Doctor Verzaſcha ſich in Franck- reich zu Mompelier/ auff der weitberuͤhm- ten Univerſitet/ bey Herꝛen Carolo Sanche, Apotheckern auffgehalten/ hat er von dem- ſelben die wahre Beſchreibung der Alker- mes-lattwerg/ auß ſonderhahrer Freund- ſchafft bekommen/ welche denen Herꝛen A- potheckeren zu gefallen hier beygeſetzt wird. ℞. Syr. chermes ℥xvj. ſacchar. opt. ℥viij. cinnam. elect. ſantal. citrin. ana Ʒiij. margarit. oriental. præpar. lapid. lazuli legit. præpar. am- bræ griſeæ veræ ana Ʒj. moſchi oriental. Ʒß. fol. aur. gr. xv. ſucc. pomor. dulc. & aq. roſar. ana q. ſ. F. confectio. Pro mulieribus ſi paretur, Am- bra Gryſea, atque Moſchus omittuntur. Weilen aber ſolche Confection zimlich ver- faͤlſcht in Teutſchland/ bißweilen gebracht wird/ als laſſen etliche ſorgfaͤltige Herꝛen Apothecker offt allein den Syrupum Kermes auß Franckreich kommen/ und miſchen den reſt ſelbſten darunder/ damit bekommen ſie eine gute Latwerge. Den Syrup/ oder Sy- rupum Kermes bereiten ſie aber auff folgende weiß. Sie ſtoſſen die friſchen Beeren in ei- nem ſteinernen Moͤrſel/ trucken ſie durch ein Sieb/ damit ſie das Muß/ oder die Pulpam davon haben/ mit dieſer Pulpâ vermiſchen ſie gleiches gewicht Zucker/ und machen ein Conſervam-oder dicke Latwerg darauß; zu dieſer Latwerg nehmen ſie hernach Roßwaſ- ſer/ den auß den Courtpendu, Pomis redolen- tibus, friſch außgepreßten/ und filtrierten ſafft/ rohe Seiden/ und Zucker/ vermiſchen es gantz wol undereinander/ und machen ei- nen Syrup darauß/ ſo man Syrupum Kermes zu nennen pfleget. Wie der Syrupus Kermes be- reitet wer- de. Mit dieſer Alkermes-Latwerg kan man auff folgende weiß ein ſehr liebliches und Hertz-erlabendes Krafftwaſſer anmachen/ und den Patienten Loͤffelweiß geben. Nemt Schlehenbluſt/ Borꝛetſch- und Scabioſen- waſſer/ jedes 2. loth/ Zimmetwaſſer 1. loth/ Granaten-Syrup anderhalb loth/ Hym- beer-Syrup 1. loth/ Alkermes-Latwerg ein quintl. Roſen-julep ein halb loth/ miſcht al- les wol under einander. Lieblich Krafft- waſſer zu machen. Alkermes-Latwergen koͤnnen die Patien- ten offt allein meſſerſpitz weiß zur erlabung genieſſen. Ein wenig deroſelben mit ei- nem Schlagwaſſer/ oder Wachholder-bran- tenwein vermiſcht/ und auff das Hertzgruͤb- lein geſchlagen/ ſtaͤrckt das Hertz fein in Schwachheiten. Hertz-ſtaͤr- ckung. CAPUT LXVI. Korchbaum. Suber. Namen. KOrchbaum-oder Pantoffelholtz heißt Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Suber. Jtaliaͤniſch/ Sugero, Souero. Fran- tzoͤſiſch/ Liege, Spaniſch/ Alcornoque. En- gliſch/ Corktree. Niderlaͤndiſch/ Korckboom. Geſtalt und Geſchlecht. Der Korchbaum iſt ein langer Baum mit einem dicken ſtamm. Die blaͤtter verglei- chen ſich dem Eſchenbaum/ ſind aber laͤnger und bleiben ſtaͤts gruͤn. Die Rinde/ ſo man Pantoffelholtz nennet/ iſt ſehr dick/ darauß machen die Schuſter Pantoffel-ſohlen. Es brauchen ſie auch die Fiſcher/ und machen davon ringe an ihre garn/ denn es umb ſeiner leichte willen (damit es ob dem waſ- ſer bleibt) die bleyene Fiſchkloben auffhebt. So man die Rinde abſchelet/ dorꝛet der Baum nicht/ ſondern es wachſt ein andere/ derohalben findet man gemeiniglich zwo Rin- S 3

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/157>, abgerufen am 28.11.2024.