Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] Castanien herausser/ und sind drey/ zwey/
bißweilen nur ein weisser Kern darinnen.
Man kan sie auch mit stangen herab schwin-
gen wie die welschen Nüß. Will man wis-
sen/ welche Castanien gut sind/ soll man sie
in kalt wasser schütten/ so fallen die frische
zu boden/ aber die verlegenen und bösen
schwimmen empor.

Jn der Jtaliänischen Landschafft Hetru-
ria oder Toscana sind der Kästenbäume
zwey geschlecht/ nemlich der zahme und wil-
de. Die zahmen sind widerumb zweyerley;
der eine bringt grosse Castanien/ der ander
kleine. Die zahmen Castanien/ so sie ein we-
nig gelegen/ lassen sich abschelen/ haben
einen lieblichern und süssern geschmack. A-
ber die wilden lassen sich nicht schelen/ oder
man siede sie zuvor/ gehören mehr für die
Schwein als für die Menschen.

Auff den Gebürgen/ da es an Getreyde
mangel/ nehren sich die Jnwohner von den
Castanien/ denn sie braten und essen sie.
Auch machen sie Meel und Brot darauß/
derohalben wo viel Castanien wachsen/ darf
man sich keiner hungersnoth besorgen.

Der Kästenbaum wächst lieber an berg-
ichten und schattichten orten/ als auff dem
Felde und sonnreichen Stellen.

Pferd-Ca-
stanien/
Castanea
equina.

Es ist noch ein ander frembd geschlecht
der Castanien/ welches Herr Matthiolus all-
hier wegen seiner schönen gestalt hat abmah-
len lassen. Disen zweig sampt der frucht hat
jhme von Constantinopel gesendet Herr Au-
gerius Busbekius,
Käiserlicher Gesandter all-
da. Es ist ein langer Baum/ tragt blätter
wie der Creutzbaum/ die haben sechs spalten
biß zum stiel/ der ist lang und dünn. Die
stachlichten schelffen vergleichen sich in der
grösse mit den unsern/ aber sie sind gelblicht/
an einer jeden ligt ein Castanien dicker und
runder als die unsere. Die rinde an dieser
Castanien ist schwartzlicht/ außgenommen
an dem vordern theil/ da sie an der stachlich-
ten schelffen hafftet/ ist sie weißlicht/ und
hat ein zeichen eines Hertzen. Unter dieser
schalen ist kein ander häutlein/ wie in unser
das rothe runtzlichte. Sie schmacken vast
wie die unsern/ sind doch süsser und nicht so
lieblich zu essen. Die Türcken nennen sie
Pferd-Castanien/ darumb daß sie den keu-
chenden Pferden sehr behülfflich sind. Er
wachst auch in Candien.

Der Kästenbaum liebet kalte Lufft/ je-
doch verschmähet er gelind/ warm und lau-
lichte auch nicht; in feuchtem Erdreich be-
lustiget er sich sehr/ sonderlich wächst er gern
an nidrigen und duncklen orten/ vorauß ge-
gen Mitternacht. Schwartzer grund/ kolen
und der weiche Tuffstein ist jhm bequem/ in
leimen/ letten/ heissen und mageren sand
mag er nicht wachsen. Er wird von den jun-
gen schößlingen/ so von der wurtzel auff-
wachsen/ fortgepflantzet/ wenn dieselben so
fern kommen/ daß sie faseln oder putzen ge-
winnen/ pflegt man sie zu versetzen. Er wird
auch von den kernen gezielet/ die setzet man
im Hornung |in ein gut wohl gebawt und
getünckt Erdreich/ einer spannen tief/ tieffer
sollen sie nicht gesetzt werden/ denn sie wach-
sen sonst nicht auß. Die spitze muß nicht
undersich/ sonder auff eine seit gewant wer-
[Spaltenumbruch] den/ damit des käums auffwachsen befür-
deret werde/ zu jedem kern muß ein stäblein
gestecket werden. Auß den gelegten kernen
wachsen bald schöne Bäume/ welche fleissig
umbhacket/ gewartet und außgeschneidet
werden müssen. Die Kästen/ so man setzen
will/ wirft man zuvor in ein wasser/ welche
zu boden fallen sind tauglich/ die aber em-
por schwimmen/ sind nichts nutz/ und von
den würmen meistens außgefressen. Das
peltzen ist ihnen gar nutzlich/ denn die frucht-
barkeit wird dardurch vermehrt. Die
art des äugelns ist hiezu am bequemsten/
doch muß das äuglein oder pfeiflein nicht
von einem in selbigem Jahr gewachsen/ son-
der von einem zweyjährigen schoß genom-
men werden. Wenn aber solches bey ange-
hendem safft geschehen soll/ eh die Augen
trucken/ als kan des peltzens erfahrner leicht-
lich erachten/ daß solche Kästen-peltzung/ da
man die geschlachten Bäume nicht zu gegen
hat/ schwerlich ins werck zu stellen seye. Zu
dem sind die Bäume und reiser truckener na-
tur/ welche nicht bald mit safft anlauffen/
noch die reiser wie andere geschwind fort-
wachsen/ wo aber die peltzung geräht/ so wer-
den die davon folgende Frücht zahm. Ande-
re setzen sie auff Eychstämmen/ da kommen
sie nicht uneben. Es wollen zwar etliche zwi-
schen grossen/ mittelmässigen und kleinen
kästen ein underscheid machen/ aber es be-
darff desselben nicht/ dieweil sie alle drey auf
einem Baum wachsen/ und nur von den ver-
käuffern also erklaubet werden.

Jm Elsaß werden die Kästenbäum in
grosser anzahl/ ja gantze Kastanien-Wäl-
der gesehen/ und die Frucht hin und wider
in Teutschland versendet. Jn Jtalien sind
sie gar gemein/ allda man die Tarentini-
sche und Neapolitanische Kastanien inson-
derheit rühmet. Jm Frantzösischen Del-
phinat stehen die Wälder auch voll Kästen-
bäum/ deren Frucht/ so man für die beste
haltet/ in gantz Franckreich geführet wird.
Sie wächst auch im Schweitzerland/ Pün-
ten/ Saphoyen/ Pays de Vaux, und in der
Churfürstlichen Pfaltz. Man findet ihne
auch in der Americanischen Jnsul Virgi-
nia und Florida.

Jn der Königlichen Landschafft PeruPernani-
sche Cast[a]-
nien/ Ca-
stanea Pe-
ruana.
Castanca
reni lepo-
rino siml-
lis, C. B.

wird ein sonderliche art der Kastanien ange-
troffen/ welche Carolus Clusius lib. 1. rarior.
plant. histor. c.
5. also beschreibet. Diese Ca-
stanien/ wenn sie an beyden seiten nicht ein
wenig eingetruckt wäre/ insonderheit wo der
stiel stehet/ ist umb etwas kugel-rund/ und
mit einer dicklicht/ brüchigen und schwam-
michter Rinde bedeckt. Sie ist braunschwartz
und doch ein wenig gelblicht: zu underst be-
finden sich viel dünne aber starcke dörn/ so in
der schalen/ welche den kernen einschliesset/
steiff anhangen: die Schale oder schelffe ist
auch dunckel-schwartz/ nicht dick/ zähe und
schwerlich zu brechen/ inwendig aber glatt
und gläntzend/ in welcher der kerne liget/ so
an der grösse und farb einer geschelten Man-
dlen/ an der gestalt aber den Hasen-nieren
sich vergleichet/ und an dem geschmack mit
den gemeinen Mandlen und Kastanien über-
ein komt.

So ist auch ein sonderbahr geschlecht/

der
T

Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] Caſtanien herauſſer/ und ſind drey/ zwey/
bißweilen nur ein weiſſer Kern darinnen.
Man kan ſie auch mit ſtangen herab ſchwin-
gen wie die welſchen Nuͤß. Will man wiſ-
ſen/ welche Caſtanien gut ſind/ ſoll man ſie
in kalt waſſer ſchuͤtten/ ſo fallen die friſche
zu boden/ aber die verlegenen und boͤſen
ſchwimmen empor.

Jn der Jtaliaͤniſchen Landſchafft Hetru-
ria oder Toſcana ſind der Kaͤſtenbaͤume
zwey geſchlecht/ nemlich der zahme und wil-
de. Die zahmen ſind widerumb zweyerley;
der eine bringt groſſe Caſtanien/ der ander
kleine. Die zahmen Caſtanien/ ſo ſie ein we-
nig gelegen/ laſſen ſich abſchelen/ haben
einen lieblichern und ſuͤſſern geſchmack. A-
ber die wilden laſſen ſich nicht ſchelen/ oder
man ſiede ſie zuvor/ gehoͤren mehr fuͤr die
Schwein als fuͤr die Menſchen.

Auff den Gebuͤrgen/ da es an Getreyde
mangel/ nehren ſich die Jnwohner von den
Caſtanien/ denn ſie braten und eſſen ſie.
Auch machen ſie Meel und Brot darauß/
derohalben wo viel Caſtanien wachſen/ darf
man ſich keiner hungersnoth beſorgen.

Der Kaͤſtenbaum waͤchſt lieber an berg-
ichten und ſchattichten orten/ als auff dem
Felde und ſonnreichen Stellen.

Pferd-Ca-
ſtanien/
Caſtanea
equina.

Es iſt noch ein ander frembd geſchlecht
der Caſtanien/ welches Herꝛ Matthiolus all-
hier wegen ſeiner ſchoͤnen geſtalt hat abmah-
len laſſen. Diſen zweig ſampt der frucht hat
jhme von Conſtantinopel geſendet Herꝛ Au-
gerius Busbekius,
Kaͤiſerlicher Geſandter all-
da. Es iſt ein langer Baum/ tragt blaͤtter
wie der Creutzbaum/ die haben ſechs ſpalten
biß zum ſtiel/ der iſt lang und duͤnn. Die
ſtachlichten ſchelffen vergleichen ſich in der
groͤſſe mit den unſern/ aber ſie ſind gelblicht/
an einer jeden ligt ein Caſtanien dicker und
runder als die unſere. Die rinde an dieſer
Caſtanien iſt ſchwartzlicht/ außgenommen
an dem vordern theil/ da ſie an der ſtachlich-
ten ſchelffen hafftet/ iſt ſie weißlicht/ und
hat ein zeichen eines Hertzen. Unter dieſer
ſchalen iſt kein ander haͤutlein/ wie in unſer
das rothe runtzlichte. Sie ſchmacken vaſt
wie die unſern/ ſind doch ſuͤſſer und nicht ſo
lieblich zu eſſen. Die Tuͤrcken nennen ſie
Pferd-Caſtanien/ darumb daß ſie den keu-
chenden Pferden ſehr behuͤlfflich ſind. Er
wachſt auch in Candien.

Der Kaͤſtenbaum liebet kalte Lufft/ je-
doch verſchmaͤhet er gelind/ warm und lau-
lichte auch nicht; in feuchtem Erdreich be-
luſtiget er ſich ſehr/ ſonderlich waͤchſt er gern
an nidrigen und duncklen orten/ vorauß ge-
gen Mitternacht. Schwartzer grund/ kolen
und der weiche Tuffſtein iſt jhm bequem/ in
leimen/ letten/ heiſſen und mageren ſand
mag er nicht wachſen. Er wird von den jun-
gen ſchoͤßlingen/ ſo von der wurtzel auff-
wachſen/ fortgepflantzet/ wenn dieſelben ſo
fern kommen/ daß ſie faſeln oder putzen ge-
winnen/ pflegt man ſie zu verſetzen. Er wird
auch von den kernen gezielet/ die ſetzet man
im Hornung |in ein gut wohl gebawt und
getuͤnckt Erdreich/ einer ſpannen tief/ tieffer
ſollen ſie nicht geſetzt werden/ denn ſie wach-
ſen ſonſt nicht auß. Die ſpitze muß nicht
underſich/ ſonder auff eine ſeit gewant wer-
[Spaltenumbruch] den/ damit des kaͤums auffwachſen befuͤr-
deret werde/ zu jedem kern muß ein ſtaͤblein
geſtecket werden. Auß den gelegten kernen
wachſen bald ſchoͤne Baͤume/ welche fleiſſig
umbhacket/ gewartet und außgeſchneidet
werden muͤſſen. Die Kaͤſten/ ſo man ſetzen
will/ wirft man zuvor in ein waſſer/ welche
zu boden fallen ſind tauglich/ die aber em-
por ſchwimmen/ ſind nichts nutz/ und von
den wuͤrmen meiſtens außgefreſſen. Das
peltzen iſt ihnen gar nutzlich/ denn die frucht-
barkeit wird dardurch vermehrt. Die
art des aͤugelns iſt hiezu am bequemſten/
doch muß das aͤuglein oder pfeiflein nicht
von einem in ſelbigem Jahr gewachſen/ ſon-
der von einem zweyjaͤhrigen ſchoß genom-
men werden. Wenn aber ſolches bey ange-
hendem ſafft geſchehen ſoll/ eh die Augen
trucken/ als kan des peltzens erfahrner leicht-
lich erachten/ daß ſolche Kaͤſten-peltzung/ da
man die geſchlachten Baͤume nicht zu gegen
hat/ ſchwerlich ins werck zu ſtellen ſeye. Zu
dem ſind die Baͤume und reiſer truckener na-
tur/ welche nicht bald mit ſafft anlauffen/
noch die reiſer wie andere geſchwind fort-
wachſen/ wo aber die peltzung geraͤht/ ſo wer-
den die davon folgende Fruͤcht zahm. Ande-
re ſetzen ſie auff Eychſtaͤmmen/ da kommen
ſie nicht uneben. Es wollen zwar etliche zwi-
ſchen groſſen/ mittelmaͤſſigen und kleinen
kaͤſten ein underſcheid machen/ aber es be-
darff deſſelben nicht/ dieweil ſie alle drey auf
einem Baum wachſen/ und nur von den ver-
kaͤuffern alſo erklaubet werden.

Jm Elſaß werden die Kaͤſtenbaͤum in
groſſer anzahl/ ja gantze Kaſtanien-Waͤl-
der geſehen/ und die Frucht hin und wider
in Teutſchland verſendet. Jn Jtalien ſind
ſie gar gemein/ allda man die Tarentini-
ſche und Neapolitaniſche Kaſtanien inſon-
derheit ruͤhmet. Jm Frantzoͤſiſchen Del-
phinat ſtehen die Waͤlder auch voll Kaͤſten-
baͤum/ deren Frucht/ ſo man fuͤr die beſte
haltet/ in gantz Franckreich gefuͤhret wird.
Sie waͤchſt auch im Schweitzerland/ Puͤn-
ten/ Saphoyen/ Pays de Vaux, und in der
Churfuͤrſtlichen Pfaltz. Man findet ihne
auch in der Americaniſchen Jnſul Virgi-
nia und Florida.

Jn der Koͤniglichen Landſchafft PeruPernani-
ſche Caſt[a]-
nien/ Ca-
ſtanea Pe-
ruana.
Caſtanca
reni lepo-
rino ſiml-
lis, C. B.

wird ein ſonderliche art der Kaſtanien ange-
troffen/ welche Carolus Cluſius lib. 1. rarior.
plant. hiſtor. c.
5. alſo beſchreibet. Dieſe Ca-
ſtanien/ wenn ſie an beyden ſeiten nicht ein
wenig eingetruckt waͤre/ inſonderheit wo der
ſtiel ſtehet/ iſt umb etwas kugel-rund/ und
mit einer dicklicht/ bruͤchigen und ſchwam-
michter Rinde bedeckt. Sie iſt braunſchwartz
und doch ein wenig gelblicht: zu underſt be-
finden ſich viel duͤnne aber ſtarcke doͤrn/ ſo in
der ſchalen/ welche den kernen einſchlieſſet/
ſteiff anhangen: die Schale oder ſchelffe iſt
auch dunckel-ſchwartz/ nicht dick/ zaͤhe und
ſchwerlich zu brechen/ inwendig aber glatt
und glaͤntzend/ in welcher der kerne liget/ ſo
an der groͤſſe und farb einer geſchelten Man-
dlen/ an der geſtalt aber den Haſen-nieren
ſich vergleichet/ und an dem geſchmack mit
den gemeinen Mandlen und Kaſtanien uͤber-
ein komt.

So iſt auch ein ſonderbahr geſchlecht/

der
T
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0161" n="145"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Baum- und Staud-Gewa&#x0364;ch&#x017F;en.</hi></fw><lb/><cb/>
Ca&#x017F;tanien herau&#x017F;&#x017F;er/ und &#x017F;ind drey/ zwey/<lb/>
bißweilen nur ein wei&#x017F;&#x017F;er Kern darinnen.<lb/>
Man kan &#x017F;ie auch mit &#x017F;tangen herab &#x017F;chwin-<lb/>
gen wie die wel&#x017F;chen Nu&#x0364;ß. Will man wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ welche Ca&#x017F;tanien gut &#x017F;ind/ &#x017F;oll man &#x017F;ie<lb/>
in kalt wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chu&#x0364;tten/ &#x017F;o fallen die fri&#x017F;che<lb/>
zu boden/ aber die verlegenen und bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;chwimmen empor.</p><lb/>
            <p>Jn der Jtalia&#x0364;ni&#x017F;chen Land&#x017F;chafft Hetru-<lb/>
ria oder To&#x017F;cana &#x017F;ind der Ka&#x0364;&#x017F;tenba&#x0364;ume<lb/>
zwey ge&#x017F;chlecht/ nemlich der zahme und wil-<lb/>
de. Die zahmen &#x017F;ind widerumb zweyerley;<lb/>
der eine bringt gro&#x017F;&#x017F;e Ca&#x017F;tanien/ der ander<lb/>
kleine. Die zahmen Ca&#x017F;tanien/ &#x017F;o &#x017F;ie ein we-<lb/>
nig gelegen/ la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich ab&#x017F;chelen/ haben<lb/>
einen lieblichern und &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern ge&#x017F;chmack. A-<lb/>
ber die wilden la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich nicht &#x017F;chelen/ oder<lb/>
man &#x017F;iede &#x017F;ie zuvor/ geho&#x0364;ren mehr fu&#x0364;r die<lb/>
Schwein als fu&#x0364;r die Men&#x017F;chen.</p><lb/>
            <p>Auff den Gebu&#x0364;rgen/ da es an Getreyde<lb/>
mangel/ nehren &#x017F;ich die Jnwohner von den<lb/>
Ca&#x017F;tanien/ denn &#x017F;ie braten und e&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie.<lb/>
Auch machen &#x017F;ie Meel und Brot darauß/<lb/>
derohalben wo viel Ca&#x017F;tanien wach&#x017F;en/ darf<lb/>
man &#x017F;ich keiner hungersnoth be&#x017F;orgen.</p><lb/>
            <p>Der Ka&#x0364;&#x017F;tenbaum wa&#x0364;ch&#x017F;t lieber an berg-<lb/>
ichten und &#x017F;chattichten orten/ als auff dem<lb/>
Felde und &#x017F;onnreichen Stellen.</p><lb/>
            <note place="left">Pferd-Ca-<lb/>
&#x017F;tanien/<lb/><hi rendition="#aq">Ca&#x017F;tanea<lb/>
equina.</hi></note>
            <p>Es i&#x017F;t noch ein ander frembd ge&#x017F;chlecht<lb/>
der Ca&#x017F;tanien/ welches Her&#xA75B; <hi rendition="#aq">Matthiolus</hi> all-<lb/>
hier wegen &#x017F;einer &#x017F;cho&#x0364;nen ge&#x017F;talt hat abmah-<lb/>
len la&#x017F;&#x017F;en. Di&#x017F;en zweig &#x017F;ampt der frucht hat<lb/>
jhme von Con&#x017F;tantinopel ge&#x017F;endet Her&#xA75B; <hi rendition="#aq">Au-<lb/>
gerius Busbekius,</hi> Ka&#x0364;i&#x017F;erlicher Ge&#x017F;andter all-<lb/>
da. Es i&#x017F;t ein langer Baum/ tragt bla&#x0364;tter<lb/>
wie der Creutzbaum/ die haben &#x017F;echs &#x017F;palten<lb/>
biß zum &#x017F;tiel/ der i&#x017F;t lang und du&#x0364;nn. Die<lb/>
&#x017F;tachlichten &#x017F;chelffen vergleichen &#x017F;ich in der<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e mit den un&#x017F;ern/ aber &#x017F;ie &#x017F;ind gelblicht/<lb/>
an einer jeden ligt ein Ca&#x017F;tanien dicker und<lb/>
runder als die un&#x017F;ere. Die rinde an die&#x017F;er<lb/>
Ca&#x017F;tanien i&#x017F;t &#x017F;chwartzlicht/ außgenommen<lb/>
an dem vordern theil/ da &#x017F;ie an der &#x017F;tachlich-<lb/>
ten &#x017F;chelffen hafftet/ i&#x017F;t &#x017F;ie weißlicht/ und<lb/>
hat ein zeichen eines Hertzen. Unter die&#x017F;er<lb/>
&#x017F;chalen i&#x017F;t kein ander ha&#x0364;utlein/ wie in un&#x017F;er<lb/>
das rothe runtzlichte. Sie &#x017F;chmacken va&#x017F;t<lb/>
wie die un&#x017F;ern/ &#x017F;ind doch &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er und nicht &#x017F;o<lb/>
lieblich zu e&#x017F;&#x017F;en. Die Tu&#x0364;rcken nennen &#x017F;ie<lb/>
Pferd-Ca&#x017F;tanien/ darumb daß &#x017F;ie den keu-<lb/>
chenden Pferden &#x017F;ehr behu&#x0364;lfflich &#x017F;ind. Er<lb/>
wach&#x017F;t auch in Candien.</p><lb/>
            <p>Der Ka&#x0364;&#x017F;tenbaum liebet kalte Lufft/ je-<lb/>
doch ver&#x017F;chma&#x0364;het er gelind/ warm und lau-<lb/>
lichte auch nicht; in feuchtem Erdreich be-<lb/>
lu&#x017F;tiget er &#x017F;ich &#x017F;ehr/ &#x017F;onderlich wa&#x0364;ch&#x017F;t er gern<lb/>
an nidrigen und duncklen orten/ vorauß ge-<lb/>
gen Mitternacht. Schwartzer grund/ kolen<lb/>
und der weiche Tuff&#x017F;tein i&#x017F;t jhm bequem/ in<lb/>
leimen/ letten/ hei&#x017F;&#x017F;en und mageren &#x017F;and<lb/>
mag er nicht wach&#x017F;en. Er wird von den jun-<lb/>
gen &#x017F;cho&#x0364;ßlingen/ &#x017F;o von der wurtzel auff-<lb/>
wach&#x017F;en/ fortgepflantzet/ wenn die&#x017F;elben &#x017F;o<lb/>
fern kommen/ daß &#x017F;ie fa&#x017F;eln oder putzen ge-<lb/>
winnen/ pflegt man &#x017F;ie zu ver&#x017F;etzen. Er wird<lb/>
auch von den kernen gezielet/ die &#x017F;etzet man<lb/>
im Hornung |in ein gut wohl gebawt und<lb/>
getu&#x0364;nckt Erdreich/ einer &#x017F;pannen tief/ tieffer<lb/>
&#x017F;ollen &#x017F;ie nicht ge&#x017F;etzt werden/ denn &#x017F;ie wach-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;on&#x017F;t nicht auß. Die &#x017F;pitze muß nicht<lb/>
under&#x017F;ich/ &#x017F;onder auff eine &#x017F;eit gewant wer-<lb/><cb/>
den/ damit des ka&#x0364;ums auffwach&#x017F;en befu&#x0364;r-<lb/>
deret werde/ zu jedem kern muß ein &#x017F;ta&#x0364;blein<lb/>
ge&#x017F;tecket werden. Auß den gelegten kernen<lb/>
wach&#x017F;en bald &#x017F;cho&#x0364;ne Ba&#x0364;ume/ welche flei&#x017F;&#x017F;ig<lb/>
umbhacket/ gewartet und außge&#x017F;chneidet<lb/>
werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Die Ka&#x0364;&#x017F;ten/ &#x017F;o man &#x017F;etzen<lb/>
will/ wirft man zuvor in ein wa&#x017F;&#x017F;er/ welche<lb/>
zu boden fallen &#x017F;ind tauglich/ die aber em-<lb/>
por &#x017F;chwimmen/ &#x017F;ind nichts nutz/ und von<lb/>
den wu&#x0364;rmen mei&#x017F;tens außgefre&#x017F;&#x017F;en. Das<lb/>
peltzen i&#x017F;t ihnen gar nutzlich/ denn die frucht-<lb/>
barkeit wird dardurch vermehrt. Die<lb/>
art des a&#x0364;ugelns i&#x017F;t hiezu am bequem&#x017F;ten/<lb/>
doch muß das a&#x0364;uglein oder pfeiflein nicht<lb/>
von einem in &#x017F;elbigem Jahr gewach&#x017F;en/ &#x017F;on-<lb/>
der von einem zweyja&#x0364;hrigen &#x017F;choß genom-<lb/>
men werden. Wenn aber &#x017F;olches bey ange-<lb/>
hendem &#x017F;afft ge&#x017F;chehen &#x017F;oll/ eh die Augen<lb/>
trucken/ als kan des peltzens erfahrner leicht-<lb/>
lich erachten/ daß &#x017F;olche Ka&#x0364;&#x017F;ten-peltzung/ da<lb/>
man die ge&#x017F;chlachten Ba&#x0364;ume nicht zu gegen<lb/>
hat/ &#x017F;chwerlich ins werck zu &#x017F;tellen &#x017F;eye. Zu<lb/>
dem &#x017F;ind die Ba&#x0364;ume und rei&#x017F;er truckener na-<lb/>
tur/ welche nicht bald mit &#x017F;afft anlauffen/<lb/>
noch die rei&#x017F;er wie andere ge&#x017F;chwind fort-<lb/>
wach&#x017F;en/ wo aber die peltzung gera&#x0364;ht/ &#x017F;o wer-<lb/>
den die davon folgende Fru&#x0364;cht zahm. Ande-<lb/>
re &#x017F;etzen &#x017F;ie auff Eych&#x017F;ta&#x0364;mmen/ da kommen<lb/>
&#x017F;ie nicht uneben. Es wollen zwar etliche zwi-<lb/>
&#x017F;chen gro&#x017F;&#x017F;en/ mittelma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen und kleinen<lb/>
ka&#x0364;&#x017F;ten ein under&#x017F;cheid machen/ aber es be-<lb/>
darff de&#x017F;&#x017F;elben nicht/ dieweil &#x017F;ie alle drey auf<lb/>
einem Baum wach&#x017F;en/ und nur von den ver-<lb/>
ka&#x0364;uffern al&#x017F;o erklaubet werden.</p><lb/>
            <p>Jm El&#x017F;aß werden die Ka&#x0364;&#x017F;tenba&#x0364;um in<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;er anzahl/ ja gantze Ka&#x017F;tanien-Wa&#x0364;l-<lb/>
der ge&#x017F;ehen/ und die Frucht hin und wider<lb/>
in Teut&#x017F;chland ver&#x017F;endet. Jn Jtalien &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie gar gemein/ allda man die Tarentini-<lb/>
&#x017F;che und Neapolitani&#x017F;che Ka&#x017F;tanien in&#x017F;on-<lb/>
derheit ru&#x0364;hmet. Jm Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Del-<lb/>
phinat &#x017F;tehen die Wa&#x0364;lder auch voll Ka&#x0364;&#x017F;ten-<lb/>
ba&#x0364;um/ deren Frucht/ &#x017F;o man fu&#x0364;r die be&#x017F;te<lb/>
haltet/ in gantz Franckreich gefu&#x0364;hret wird.<lb/>
Sie wa&#x0364;ch&#x017F;t auch im Schweitzerland/ Pu&#x0364;n-<lb/>
ten/ Saphoyen/ <hi rendition="#aq">Pays de Vaux,</hi> und in der<lb/>
Churfu&#x0364;r&#x017F;tlichen Pfaltz. Man findet ihne<lb/>
auch in der Americani&#x017F;chen Jn&#x017F;ul Virgi-<lb/>
nia und Florida.</p><lb/>
            <p>Jn der Ko&#x0364;niglichen Land&#x017F;chafft Peru<note place="right">Pernani-<lb/>
&#x017F;che Ca&#x017F;t<supplied>a</supplied>-<lb/>
nien/ <hi rendition="#aq">Ca-<lb/>
&#x017F;tanea Pe-<lb/>
ruana.<lb/>
Ca&#x017F;tanca<lb/>
reni lepo-<lb/>
rino &#x017F;iml-<lb/>
lis, C. B.</hi></note><lb/>
wird ein &#x017F;onderliche art der Ka&#x017F;tanien ange-<lb/>
troffen/ welche <hi rendition="#aq">Carolus Clu&#x017F;ius lib. 1. rarior.<lb/>
plant. hi&#x017F;tor. c.</hi> 5. al&#x017F;o be&#x017F;chreibet. Die&#x017F;e Ca-<lb/>
&#x017F;tanien/ wenn &#x017F;ie an beyden &#x017F;eiten nicht ein<lb/>
wenig eingetruckt wa&#x0364;re/ in&#x017F;onderheit wo der<lb/>
&#x017F;tiel &#x017F;tehet/ i&#x017F;t umb etwas kugel-rund/ und<lb/>
mit einer dicklicht/ bru&#x0364;chigen und &#x017F;chwam-<lb/>
michter Rinde bedeckt. Sie i&#x017F;t braun&#x017F;chwartz<lb/>
und doch ein wenig gelblicht: zu under&#x017F;t be-<lb/>
finden &#x017F;ich viel du&#x0364;nne aber &#x017F;tarcke do&#x0364;rn/ &#x017F;o in<lb/>
der &#x017F;chalen/ welche den kernen ein&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et/<lb/>
&#x017F;teiff anhangen: die Schale oder &#x017F;chelffe i&#x017F;t<lb/>
auch dunckel-&#x017F;chwartz/ nicht dick/ za&#x0364;he und<lb/>
&#x017F;chwerlich zu brechen/ inwendig aber glatt<lb/>
und gla&#x0364;ntzend/ in welcher der kerne liget/ &#x017F;o<lb/>
an der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und farb einer ge&#x017F;chelten Man-<lb/>
dlen/ an der ge&#x017F;talt aber den Ha&#x017F;en-nieren<lb/>
&#x017F;ich vergleichet/ und an dem ge&#x017F;chmack mit<lb/>
den gemeinen Mandlen und Ka&#x017F;tanien u&#x0364;ber-<lb/>
ein komt.</p><lb/>
            <p>So i&#x017F;t auch ein &#x017F;onderbahr ge&#x017F;chlecht/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0161] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. Caſtanien herauſſer/ und ſind drey/ zwey/ bißweilen nur ein weiſſer Kern darinnen. Man kan ſie auch mit ſtangen herab ſchwin- gen wie die welſchen Nuͤß. Will man wiſ- ſen/ welche Caſtanien gut ſind/ ſoll man ſie in kalt waſſer ſchuͤtten/ ſo fallen die friſche zu boden/ aber die verlegenen und boͤſen ſchwimmen empor. Jn der Jtaliaͤniſchen Landſchafft Hetru- ria oder Toſcana ſind der Kaͤſtenbaͤume zwey geſchlecht/ nemlich der zahme und wil- de. Die zahmen ſind widerumb zweyerley; der eine bringt groſſe Caſtanien/ der ander kleine. Die zahmen Caſtanien/ ſo ſie ein we- nig gelegen/ laſſen ſich abſchelen/ haben einen lieblichern und ſuͤſſern geſchmack. A- ber die wilden laſſen ſich nicht ſchelen/ oder man ſiede ſie zuvor/ gehoͤren mehr fuͤr die Schwein als fuͤr die Menſchen. Auff den Gebuͤrgen/ da es an Getreyde mangel/ nehren ſich die Jnwohner von den Caſtanien/ denn ſie braten und eſſen ſie. Auch machen ſie Meel und Brot darauß/ derohalben wo viel Caſtanien wachſen/ darf man ſich keiner hungersnoth beſorgen. Der Kaͤſtenbaum waͤchſt lieber an berg- ichten und ſchattichten orten/ als auff dem Felde und ſonnreichen Stellen. Es iſt noch ein ander frembd geſchlecht der Caſtanien/ welches Herꝛ Matthiolus all- hier wegen ſeiner ſchoͤnen geſtalt hat abmah- len laſſen. Diſen zweig ſampt der frucht hat jhme von Conſtantinopel geſendet Herꝛ Au- gerius Busbekius, Kaͤiſerlicher Geſandter all- da. Es iſt ein langer Baum/ tragt blaͤtter wie der Creutzbaum/ die haben ſechs ſpalten biß zum ſtiel/ der iſt lang und duͤnn. Die ſtachlichten ſchelffen vergleichen ſich in der groͤſſe mit den unſern/ aber ſie ſind gelblicht/ an einer jeden ligt ein Caſtanien dicker und runder als die unſere. Die rinde an dieſer Caſtanien iſt ſchwartzlicht/ außgenommen an dem vordern theil/ da ſie an der ſtachlich- ten ſchelffen hafftet/ iſt ſie weißlicht/ und hat ein zeichen eines Hertzen. Unter dieſer ſchalen iſt kein ander haͤutlein/ wie in unſer das rothe runtzlichte. Sie ſchmacken vaſt wie die unſern/ ſind doch ſuͤſſer und nicht ſo lieblich zu eſſen. Die Tuͤrcken nennen ſie Pferd-Caſtanien/ darumb daß ſie den keu- chenden Pferden ſehr behuͤlfflich ſind. Er wachſt auch in Candien. Der Kaͤſtenbaum liebet kalte Lufft/ je- doch verſchmaͤhet er gelind/ warm und lau- lichte auch nicht; in feuchtem Erdreich be- luſtiget er ſich ſehr/ ſonderlich waͤchſt er gern an nidrigen und duncklen orten/ vorauß ge- gen Mitternacht. Schwartzer grund/ kolen und der weiche Tuffſtein iſt jhm bequem/ in leimen/ letten/ heiſſen und mageren ſand mag er nicht wachſen. Er wird von den jun- gen ſchoͤßlingen/ ſo von der wurtzel auff- wachſen/ fortgepflantzet/ wenn dieſelben ſo fern kommen/ daß ſie faſeln oder putzen ge- winnen/ pflegt man ſie zu verſetzen. Er wird auch von den kernen gezielet/ die ſetzet man im Hornung |in ein gut wohl gebawt und getuͤnckt Erdreich/ einer ſpannen tief/ tieffer ſollen ſie nicht geſetzt werden/ denn ſie wach- ſen ſonſt nicht auß. Die ſpitze muß nicht underſich/ ſonder auff eine ſeit gewant wer- den/ damit des kaͤums auffwachſen befuͤr- deret werde/ zu jedem kern muß ein ſtaͤblein geſtecket werden. Auß den gelegten kernen wachſen bald ſchoͤne Baͤume/ welche fleiſſig umbhacket/ gewartet und außgeſchneidet werden muͤſſen. Die Kaͤſten/ ſo man ſetzen will/ wirft man zuvor in ein waſſer/ welche zu boden fallen ſind tauglich/ die aber em- por ſchwimmen/ ſind nichts nutz/ und von den wuͤrmen meiſtens außgefreſſen. Das peltzen iſt ihnen gar nutzlich/ denn die frucht- barkeit wird dardurch vermehrt. Die art des aͤugelns iſt hiezu am bequemſten/ doch muß das aͤuglein oder pfeiflein nicht von einem in ſelbigem Jahr gewachſen/ ſon- der von einem zweyjaͤhrigen ſchoß genom- men werden. Wenn aber ſolches bey ange- hendem ſafft geſchehen ſoll/ eh die Augen trucken/ als kan des peltzens erfahrner leicht- lich erachten/ daß ſolche Kaͤſten-peltzung/ da man die geſchlachten Baͤume nicht zu gegen hat/ ſchwerlich ins werck zu ſtellen ſeye. Zu dem ſind die Baͤume und reiſer truckener na- tur/ welche nicht bald mit ſafft anlauffen/ noch die reiſer wie andere geſchwind fort- wachſen/ wo aber die peltzung geraͤht/ ſo wer- den die davon folgende Fruͤcht zahm. Ande- re ſetzen ſie auff Eychſtaͤmmen/ da kommen ſie nicht uneben. Es wollen zwar etliche zwi- ſchen groſſen/ mittelmaͤſſigen und kleinen kaͤſten ein underſcheid machen/ aber es be- darff deſſelben nicht/ dieweil ſie alle drey auf einem Baum wachſen/ und nur von den ver- kaͤuffern alſo erklaubet werden. Jm Elſaß werden die Kaͤſtenbaͤum in groſſer anzahl/ ja gantze Kaſtanien-Waͤl- der geſehen/ und die Frucht hin und wider in Teutſchland verſendet. Jn Jtalien ſind ſie gar gemein/ allda man die Tarentini- ſche und Neapolitaniſche Kaſtanien inſon- derheit ruͤhmet. Jm Frantzoͤſiſchen Del- phinat ſtehen die Waͤlder auch voll Kaͤſten- baͤum/ deren Frucht/ ſo man fuͤr die beſte haltet/ in gantz Franckreich gefuͤhret wird. Sie waͤchſt auch im Schweitzerland/ Puͤn- ten/ Saphoyen/ Pays de Vaux, und in der Churfuͤrſtlichen Pfaltz. Man findet ihne auch in der Americaniſchen Jnſul Virgi- nia und Florida. Jn der Koͤniglichen Landſchafft Peru wird ein ſonderliche art der Kaſtanien ange- troffen/ welche Carolus Cluſius lib. 1. rarior. plant. hiſtor. c. 5. alſo beſchreibet. Dieſe Ca- ſtanien/ wenn ſie an beyden ſeiten nicht ein wenig eingetruckt waͤre/ inſonderheit wo der ſtiel ſtehet/ iſt umb etwas kugel-rund/ und mit einer dicklicht/ bruͤchigen und ſchwam- michter Rinde bedeckt. Sie iſt braunſchwartz und doch ein wenig gelblicht: zu underſt be- finden ſich viel duͤnne aber ſtarcke doͤrn/ ſo in der ſchalen/ welche den kernen einſchlieſſet/ ſteiff anhangen: die Schale oder ſchelffe iſt auch dunckel-ſchwartz/ nicht dick/ zaͤhe und ſchwerlich zu brechen/ inwendig aber glatt und glaͤntzend/ in welcher der kerne liget/ ſo an der groͤſſe und farb einer geſchelten Man- dlen/ an der geſtalt aber den Haſen-nieren ſich vergleichet/ und an dem geſchmack mit den gemeinen Mandlen und Kaſtanien uͤber- ein komt. Pernani- ſche Caſta- nien/ Ca- ſtanea Pe- ruana. Caſtanca reni lepo- rino ſiml- lis, C. B. So iſt auch ein ſonderbahr geſchlecht/ der T

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/161
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/161>, abgerufen am 27.11.2024.