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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] welchen die Jndianer gegen Nidergang Gua-
yacan
nennen/ ist groß wie der Stech-Ei-
chenbaum/ mit vielen ästen und einem gros-
sen schwartzlichten kern/ der härter ist als
am Ebenholtz. Die Rinde ist sehr hart/ eines
halben fingers dick/ welche wegen jhrer gum-
mischen fettigkeit von dem grünen holtz sich
sehr underscheiden läßt/ aber von dem dür-
ren holtz bald herab fällt. Die Blätter an
diesem Baum sind klein und hart; die blüh-
te aber ist 6. blättig/ gebüschelet und gelb/ die
Frucht rund und fest bey einander/ darinn
die kern sind wie in den Nespeln: solcher
Baum wächst am meisten in der Jnsul St.
Dominici/ wie auch in Jamaica und Hispa-
niola. Das ander Geschlecht wird gefunden
in der Jnsul St. Johannis de Portu divi-
te,
nicht weit von der ersten/ welches dem
vorigen nicht gar ungleich/ jedoch ist es klei-
ner und schier ohne kern/ wie auch bitterer
und schärffer/ derowegen es daselbst den
andern als kräfftiger fürgezogen wird. Jst
ein Gewächs sehr schwer/ und fällt im was-
ser zu boden/ wie das vorgehende. Seine
schoß aber sind stachlichter/ die Rinde äsch-
farb/ und geflecket. Solches heisset man
wegen seiner fürtrefflichen würckung/ Lig-
num sanctum,
heilig holtz. Es wächst auch
in den Jnseln St. Crucis und S. Benedicti.

Es werden jetzund drey gattungen dieses
holtzes zu uns gebracht.

Das erste ist dicker und frischer/ so man
es zerspaltet/ ist es inwendig in der mitten
oder am kern schwartz/ darnach rings her-
umb bleich/ mit vielen braunfarben strie-
men/ die sind nach der länge in einander
verwickelt und geschrencket.

Das ander ist nicht so dick und frisch. Der
mittel kern erzeiget sich schwartz/ aber klein/
Der umbligende bleichfarbige rand ist gar
viel breiter/ und hat vielmehr umbfänge.

Das dritte Geschlecht ist das allerkleine-
ste/ inwendig und außwendig weißlicht/ mit
kleinen subtilen striemen/ die sich nach der
länge in einander verwirren. Diß ist viel
schärffer und wolriechender/ als das erste
und andere Geschlecht.

Ob wol dise drey Geschlecht an farben/
grösse und gewichte mit einander nicht zu-
tragen/ jedoch soll man darumb nicht ver-
meinen/ als hätten sie underschiedliche
kräfften/ und wären nicht von einerley bäu-
men. Denn daß eines inwendig und auß-
wendig weißlicht ist/ geschicht darumb/ die-
weil es von einem jungen Baum ist: aber
welches inwendig schwartz ist/ solches komt
von einem alten Baum/ und je schwärtzer/
je älter; je weißlichter/ je jünger/ wie wir
denn auch solches an unseren Bäumen/ als
nemlich im Nußbaum warnehmen. Die-
weil aber die Jugend und das Alter einem
mehr/ dem anderen weniger krafft geben/ als
vermeinen wir/ daß diß holtz das allerköst-
lichste sey/ welches allenthalben weißlicht
ist/ denn es riecht stärcker/ ist schärffer/ bit-
terer/ und so man es siedet/ gibt es eine di-
ckere und fettere/ schärffere und bittere Brü-
he/ als die anderen zwey Geschlecht: daher
leicht zu erachten/ es habe wegen seiner Ju-
gend mehr safft und krafft/ denn die ande-
ren/ welche alters halben trockner und dür-
rer werden.

[Spaltenumbruch]

Nach diesem ist auch gut/ welches inwen-
dig nicht viel schwartzes hat. Matthiolus
setzet dieses für das geringste/ welches in
sich viel schwartzes hält/ denn es ist eine
anzeigung/ daß es alt seye/ und nicht viel
krafft oder natürliche feuchtigkeit habe/ wie
wir denn sehen/ daß die Stöcke der alten
Bäumen viel schwärtzer sind als die jungen.
Man soll aber wol mercken/ darmit das
junge und allenthalben weißlichte holtz (wel-
ches wir für das beste achten) new und frisch
sey/ denn dieweil es jung ist/ so es lang li-
gen bleibt/ verdirbt und faulet es eher/ als
das dürre. Auß diser ursachen ist das holtz
viel besser/ welches von einem alten Baum
newlich/ denn von einem jungen vor längst/
abgehawen worden. Darumb soll dieses für
das beste gehalten werden/ welches von ei-
nem jungen Baum newlich abgehackt/ auß-
wendig und inwendig weißlicht ist/ oder
nicht viel schwartzes hat/ daß auch nicht
mürb/ ritzicht oder wurmstichig/ sonderen
gantz/ vest/ schwer/ wolriechend/ am ge-
schmack scharff und auch etwas bitter seye.
Dieweil aber jetzund nicht allein das holtz/
sondern auch seine rinden zu uns gebracht
und gebraucht werden/ soll man die außle-
sen/ welche von einem guten stamme genom-
men worden.

Diß Holtz wird zu uns gebracht auß Jn-
dien. Die Spanier bringen es auß den ne-
wen erfundenen Jnsuln. Die Portugaleser
von Calicut/ Taprobana/ Java. Die Mau-
ritaner/ Egyptier/ Arabier/ Persier/ über
das rothe Meer/ darnach führet man es auf
Camelen in Hispanien/ Portugal/ und nach
Alexandria/ von dannen kompt es nach
Venedig/ Engelland/ Niderland/ und ande-
re Länder Europae.

Eigenschafft.

Das Frantzosenholtz hat viel gummosische/
öhlichte theile/ neben einem saurlicht flüch-
tigen saltzgeist in sich verborgen. Hat die
Tugend und Eigenschafft/ den Harn und
Schweiß starck zu treiben/ die Flüß auffzu-
trocknen/ daß Geblüte von überflüssigem
schädlichen saltz zu erlösen und zu reinigen/
aller fäulung zu widerstehen. Wird ge-
braucht in der Gläichsucht/ Wassersucht/
allerhand Flüssen/ sonderlich aber in dem
Venerischen Samenfluß/ und Frantzosen-
seuche. Es wird aber zu solchem ende nicht
nur das Holtz/ sondern auch die Rinde und
daß auß der Rinde fliessende gummische Hartz/
so durchsichtig/ am geschmack scharff/ an
farb und gestalt dem Gummi Laccae fast
gleich/ und sich wol zerreiben läßt/ gebraucht.

Gebrauch.

Auß dem Frantzosenholtz ziehet man un-
derschiedliche Artzney-mittel durch die destil-Destillatio
Ligni Gua-
jaci.

lation/ welche auff folgende weise am sicher-
sten und besten geschihet. Rasple dises holtz/
oder viel mehr seine kräfftigere Rinde zu
grobem pulver/ oder hawe sie zu kleinen spä-
nen/ fülle damit drey viertheil einer weiten
Retorten an/ setze sie in Reverberier-ofen/
lege einen grossen Recipienten vor/ mache
erstlich gelind Feur deß ersten grads darun-
der/ damit die Retorten gelind heiß werde/

und
D d 3

Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] welchen die Jndianer gegen Nidergang Gua-
yacan
nennen/ iſt groß wie der Stech-Ei-
chenbaum/ mit vielen aͤſten und einem groſ-
ſen ſchwartzlichten kern/ der haͤrter iſt als
am Ebenholtz. Die Rinde iſt ſehr hart/ eines
halben fingers dick/ welche wegen jhrer gum-
miſchen fettigkeit von dem gruͤnen holtz ſich
ſehr underſcheiden laͤßt/ aber von dem duͤr-
ren holtz bald herab faͤllt. Die Blaͤtter an
dieſem Baum ſind klein und hart; die bluͤh-
te aber iſt 6. blaͤttig/ gebuͤſchelet und gelb/ die
Frucht rund und feſt bey einander/ dariñ
die kern ſind wie in den Neſpeln: ſolcher
Baum waͤchſt am meiſten in der Jnſul St.
Dominici/ wie auch in Jamaica und Hiſpa-
niola. Das ander Geſchlecht wird gefunden
in der Jnſul St. Johannis de Portu divi-
te,
nicht weit von der erſten/ welches dem
vorigen nicht gar ungleich/ jedoch iſt es klei-
ner und ſchier ohne kern/ wie auch bitterer
und ſchaͤrffer/ derowegen es daſelbſt den
andern als kraͤfftiger fuͤrgezogen wird. Jſt
ein Gewaͤchs ſehr ſchwer/ und faͤllt im waſ-
ſer zu boden/ wie das vorgehende. Seine
ſchoß aber ſind ſtachlichter/ die Rinde aͤſch-
farb/ und geflecket. Solches heiſſet man
wegen ſeiner fuͤrtrefflichen wuͤrckung/ Lig-
num ſanctum,
heilig holtz. Es waͤchſt auch
in den Jnſeln St. Crucis und S. Benedicti.

Es werden jetzund drey gattungen dieſes
holtzes zu uns gebracht.

Das erſte iſt dicker und friſcher/ ſo man
es zerſpaltet/ iſt es inwendig in der mitten
oder am kern ſchwartz/ darnach rings her-
umb bleich/ mit vielen braunfarben ſtrie-
men/ die ſind nach der laͤnge in einander
verwickelt und geſchrencket.

Das ander iſt nicht ſo dick und friſch. Der
mittel kern erzeiget ſich ſchwartz/ aber klein/
Der umbligende bleichfarbige rand iſt gar
viel breiter/ und hat vielmehr umbfaͤnge.

Das dritte Geſchlecht iſt das allerkleine-
ſte/ inwendig und außwendig weißlicht/ mit
kleinen ſubtilen ſtriemen/ die ſich nach der
laͤnge in einander verwirꝛen. Diß iſt viel
ſchaͤrffer und wolriechender/ als das erſte
und andere Geſchlecht.

Ob wol diſe drey Geſchlecht an farben/
groͤſſe und gewichte mit einander nicht zu-
tragen/ jedoch ſoll man darumb nicht ver-
meinen/ als haͤtten ſie underſchiedliche
kraͤfften/ und waͤren nicht von einerley baͤu-
men. Denn daß eines inwendig und auß-
wendig weißlicht iſt/ geſchicht darumb/ die-
weil es von einem jungen Baum iſt: aber
welches inwendig ſchwartz iſt/ ſolches komt
von einem alten Baum/ und je ſchwaͤrtzer/
je aͤlter; je weißlichter/ je juͤnger/ wie wir
denn auch ſolches an unſeren Baͤumen/ als
nemlich im Nußbaum warnehmen. Die-
weil aber die Jugend und das Alter einem
mehr/ dem anderen weniger krafft geben/ als
vermeinen wir/ daß diß holtz das allerkoͤſt-
lichſte ſey/ welches allenthalben weißlicht
iſt/ denn es riecht ſtaͤrcker/ iſt ſchaͤrffer/ bit-
terer/ und ſo man es ſiedet/ gibt es eine di-
ckere und fettere/ ſchaͤrffere und bittere Bruͤ-
he/ als die anderen zwey Geſchlecht: daher
leicht zu erachten/ es habe wegen ſeiner Ju-
gend mehr ſafft und krafft/ denn die ande-
ren/ welche alters halben trockner und duͤr-
rer werden.

[Spaltenumbruch]

Nach dieſem iſt auch gut/ welches inwen-
dig nicht viel ſchwartzes hat. Matthiolus
ſetzet dieſes fuͤr das geringſte/ welches in
ſich viel ſchwartzes haͤlt/ denn es iſt eine
anzeigung/ daß es alt ſeye/ und nicht viel
krafft oder natuͤrliche feuchtigkeit habe/ wie
wir denn ſehen/ daß die Stoͤcke der alten
Baͤumen viel ſchwaͤrtzer ſind als die jungen.
Man ſoll aber wol mercken/ darmit das
junge und allenthalben weißlichte holtz (wel-
ches wir fuͤr das beſte achten) new und friſch
ſey/ denn dieweil es jung iſt/ ſo es lang li-
gen bleibt/ verdirbt und faulet es eher/ als
das duͤrꝛe. Auß diſer urſachen iſt das holtz
viel beſſer/ welches von einem alten Baum
newlich/ denn von einem jungen vor laͤngſt/
abgehawen worden. Darumb ſoll dieſes fuͤr
das beſte gehalten werden/ welches von ei-
nem jungen Baum newlich abgehackt/ auß-
wendig und inwendig weißlicht iſt/ oder
nicht viel ſchwartzes hat/ daß auch nicht
muͤrb/ ritzicht oder wurmſtichig/ ſonderen
gantz/ veſt/ ſchwer/ wolriechend/ am ge-
ſchmack ſcharff und auch etwas bitter ſeye.
Dieweil aber jetzund nicht allein das holtz/
ſondern auch ſeine rinden zu uns gebracht
und gebraucht werden/ ſoll man die außle-
ſen/ welche von einem guten ſtam̃e genom-
men worden.

Diß Holtz wird zu uns gebracht auß Jn-
dien. Die Spanier bringen es auß den ne-
wen erfundenen Jnſuln. Die Portugaleſer
von Calicut/ Taprobana/ Java. Die Mau-
ritaner/ Egyptier/ Arabier/ Perſier/ uͤber
das rothe Meer/ darnach fuͤhret man es auf
Camelen in Hiſpanien/ Portugal/ und nach
Alexandria/ von dannen kompt es nach
Venedig/ Engelland/ Niderland/ und ande-
re Laͤnder Europæ.

Eigenſchafft.

Das Frantzoſenholtz hat viel gum̃oſiſche/
oͤhlichte theile/ neben einem ſaurlicht fluͤch-
tigen ſaltzgeiſt in ſich verborgen. Hat die
Tugend und Eigenſchafft/ den Harn und
Schweiß ſtarck zu treiben/ die Fluͤß auffzu-
trocknen/ daß Gebluͤte von uͤberfluͤſſigem
ſchaͤdlichen ſaltz zu erloͤſen und zu reinigen/
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braucht in der Glaͤichſucht/ Waſſerſucht/
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Veneriſchen Samenfluß/ und Frantzoſen-
ſeuche. Es wird aber zu ſolchem ende nicht
nur das Holtz/ ſondern auch die Rinde und
daß auß der Rinde flieſſende gum̃iſche Hartz/
ſo durchſichtig/ am geſchmack ſcharff/ an
farb und geſtalt dem Gummi Laccæ faſt
gleich/ und ſich wol zerꝛeiben laͤßt/ gebraucht.

Gebrauch.

Auß dem Frantzoſenholtz ziehet man un-
derſchiedliche Artzney-mittel durch die deſtil-Deſtillatio
Ligni Gua-
jaci.

lation/ welche auff folgende weiſe am ſicher-
ſten und beſten geſchihet. Raſple diſes holtz/
oder viel mehr ſeine kraͤfftigere Rinde zu
grobem pulver/ oder hawe ſie zu kleinen ſpaͤ-
nen/ fuͤlle damit drey viertheil einer weiten
Retorten an/ ſetze ſie in Reverberier-ofen/
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der/ damit die Retorten gelind heiß werde/

und
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[213/0229] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. welchen die Jndianer gegen Nidergang Gua- yacan nennen/ iſt groß wie der Stech-Ei- chenbaum/ mit vielen aͤſten und einem groſ- ſen ſchwartzlichten kern/ der haͤrter iſt als am Ebenholtz. Die Rinde iſt ſehr hart/ eines halben fingers dick/ welche wegen jhrer gum- miſchen fettigkeit von dem gruͤnen holtz ſich ſehr underſcheiden laͤßt/ aber von dem duͤr- ren holtz bald herab faͤllt. Die Blaͤtter an dieſem Baum ſind klein und hart; die bluͤh- te aber iſt 6. blaͤttig/ gebuͤſchelet und gelb/ die Frucht rund und feſt bey einander/ dariñ die kern ſind wie in den Neſpeln: ſolcher Baum waͤchſt am meiſten in der Jnſul St. Dominici/ wie auch in Jamaica und Hiſpa- niola. Das ander Geſchlecht wird gefunden in der Jnſul St. Johannis de Portu divi- te, nicht weit von der erſten/ welches dem vorigen nicht gar ungleich/ jedoch iſt es klei- ner und ſchier ohne kern/ wie auch bitterer und ſchaͤrffer/ derowegen es daſelbſt den andern als kraͤfftiger fuͤrgezogen wird. Jſt ein Gewaͤchs ſehr ſchwer/ und faͤllt im waſ- ſer zu boden/ wie das vorgehende. Seine ſchoß aber ſind ſtachlichter/ die Rinde aͤſch- farb/ und geflecket. Solches heiſſet man wegen ſeiner fuͤrtrefflichen wuͤrckung/ Lig- num ſanctum, heilig holtz. Es waͤchſt auch in den Jnſeln St. Crucis und S. Benedicti. Es werden jetzund drey gattungen dieſes holtzes zu uns gebracht. Das erſte iſt dicker und friſcher/ ſo man es zerſpaltet/ iſt es inwendig in der mitten oder am kern ſchwartz/ darnach rings her- umb bleich/ mit vielen braunfarben ſtrie- men/ die ſind nach der laͤnge in einander verwickelt und geſchrencket. Das ander iſt nicht ſo dick und friſch. Der mittel kern erzeiget ſich ſchwartz/ aber klein/ Der umbligende bleichfarbige rand iſt gar viel breiter/ und hat vielmehr umbfaͤnge. Das dritte Geſchlecht iſt das allerkleine- ſte/ inwendig und außwendig weißlicht/ mit kleinen ſubtilen ſtriemen/ die ſich nach der laͤnge in einander verwirꝛen. Diß iſt viel ſchaͤrffer und wolriechender/ als das erſte und andere Geſchlecht. Ob wol diſe drey Geſchlecht an farben/ groͤſſe und gewichte mit einander nicht zu- tragen/ jedoch ſoll man darumb nicht ver- meinen/ als haͤtten ſie underſchiedliche kraͤfften/ und waͤren nicht von einerley baͤu- men. Denn daß eines inwendig und auß- wendig weißlicht iſt/ geſchicht darumb/ die- weil es von einem jungen Baum iſt: aber welches inwendig ſchwartz iſt/ ſolches komt von einem alten Baum/ und je ſchwaͤrtzer/ je aͤlter; je weißlichter/ je juͤnger/ wie wir denn auch ſolches an unſeren Baͤumen/ als nemlich im Nußbaum warnehmen. Die- weil aber die Jugend und das Alter einem mehr/ dem anderen weniger krafft geben/ als vermeinen wir/ daß diß holtz das allerkoͤſt- lichſte ſey/ welches allenthalben weißlicht iſt/ denn es riecht ſtaͤrcker/ iſt ſchaͤrffer/ bit- terer/ und ſo man es ſiedet/ gibt es eine di- ckere und fettere/ ſchaͤrffere und bittere Bruͤ- he/ als die anderen zwey Geſchlecht: daher leicht zu erachten/ es habe wegen ſeiner Ju- gend mehr ſafft und krafft/ denn die ande- ren/ welche alters halben trockner und duͤr- rer werden. Nach dieſem iſt auch gut/ welches inwen- dig nicht viel ſchwartzes hat. Matthiolus ſetzet dieſes fuͤr das geringſte/ welches in ſich viel ſchwartzes haͤlt/ denn es iſt eine anzeigung/ daß es alt ſeye/ und nicht viel krafft oder natuͤrliche feuchtigkeit habe/ wie wir denn ſehen/ daß die Stoͤcke der alten Baͤumen viel ſchwaͤrtzer ſind als die jungen. Man ſoll aber wol mercken/ darmit das junge und allenthalben weißlichte holtz (wel- ches wir fuͤr das beſte achten) new und friſch ſey/ denn dieweil es jung iſt/ ſo es lang li- gen bleibt/ verdirbt und faulet es eher/ als das duͤrꝛe. Auß diſer urſachen iſt das holtz viel beſſer/ welches von einem alten Baum newlich/ denn von einem jungen vor laͤngſt/ abgehawen worden. Darumb ſoll dieſes fuͤr das beſte gehalten werden/ welches von ei- nem jungen Baum newlich abgehackt/ auß- wendig und inwendig weißlicht iſt/ oder nicht viel ſchwartzes hat/ daß auch nicht muͤrb/ ritzicht oder wurmſtichig/ ſonderen gantz/ veſt/ ſchwer/ wolriechend/ am ge- ſchmack ſcharff und auch etwas bitter ſeye. Dieweil aber jetzund nicht allein das holtz/ ſondern auch ſeine rinden zu uns gebracht und gebraucht werden/ ſoll man die außle- ſen/ welche von einem guten ſtam̃e genom- men worden. Diß Holtz wird zu uns gebracht auß Jn- dien. Die Spanier bringen es auß den ne- wen erfundenen Jnſuln. Die Portugaleſer von Calicut/ Taprobana/ Java. Die Mau- ritaner/ Egyptier/ Arabier/ Perſier/ uͤber das rothe Meer/ darnach fuͤhret man es auf Camelen in Hiſpanien/ Portugal/ und nach Alexandria/ von dannen kompt es nach Venedig/ Engelland/ Niderland/ und ande- re Laͤnder Europæ. Eigenſchafft. Das Frantzoſenholtz hat viel gum̃oſiſche/ oͤhlichte theile/ neben einem ſaurlicht fluͤch- tigen ſaltzgeiſt in ſich verborgen. Hat die Tugend und Eigenſchafft/ den Harn und Schweiß ſtarck zu treiben/ die Fluͤß auffzu- trocknen/ daß Gebluͤte von uͤberfluͤſſigem ſchaͤdlichen ſaltz zu erloͤſen und zu reinigen/ aller faͤulung zu widerſtehen. Wird ge- braucht in der Glaͤichſucht/ Waſſerſucht/ allerhand Fluͤſſen/ ſonderlich aber in dem Veneriſchen Samenfluß/ und Frantzoſen- ſeuche. Es wird aber zu ſolchem ende nicht nur das Holtz/ ſondern auch die Rinde und daß auß der Rinde flieſſende gum̃iſche Hartz/ ſo durchſichtig/ am geſchmack ſcharff/ an farb und geſtalt dem Gummi Laccæ faſt gleich/ und ſich wol zerꝛeiben laͤßt/ gebraucht. Gebrauch. Auß dem Frantzoſenholtz ziehet man un- derſchiedliche Artzney-mittel durch die deſtil- lation/ welche auff folgende weiſe am ſicher- ſten und beſten geſchihet. Raſple diſes holtz/ oder viel mehr ſeine kraͤfftigere Rinde zu grobem pulver/ oder hawe ſie zu kleinen ſpaͤ- nen/ fuͤlle damit drey viertheil einer weiten Retorten an/ ſetze ſie in Reverberier-ofen/ lege einen groſſen Recipienten vor/ mache erſtlich gelind Feur deß erſten grads darun- der/ damit die Retorten gelind heiß werde/ und Deſtillatio Ligni Gua- jaci. D d 3

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/229>, abgerufen am 21.11.2024.