[Spaltenumbruch]
lien/ Franckreich/ Holland und Flandern/ an dem Gestad des Meers. Wächst auff den Bündtner und Veltlinischen Gebürgen/ bey der Statt Chur/ Meyenfeld/ Feldkirch/ und an anderen Schweitzerischen Orthen in den Bergen und Thäleren. Die Holländer zie- ren mit den Schößlein jhre Sähl und Ge- mächer gegen dem Winter/ wenn die Beere anfangen ein gelbe Farb zu bekommen/ und lassen sie darin durch den Winter für eine Zier und Lust/ denn sie mit jhrem saurlich- ten Geschmack dem Mund anmütig sind/ D. Casparus Bauhinus vermeldet auß des Ca- merarii epitome Matthioli, daß von diesen beeren ein saurlichte Latwerg wieder die ro- the Ruhr bereitet werde/ und die Kernlein purgieren sollen. Aber sein Hr. Bruder Jo- hann. Bauhinus, tomo l. Histor. plantar. uni- versal. lib. 17. cap. 12. setzet diese wort hinzu. Hunc nodum solvant experti: Die erfahrne lösen diesen knopff auff.
Das vierdte Geschlecht ist der Stechdorn mit runden breiten blätteren/ Rhamnus s. Paliurus folio jujubino, I. B. Rhamnus folio sub- rotundo, fructu compresso, C. B. Paliurus, Lo- bel. Dod. Ger. Dieses Geschlecht wächst biß- weilen zu einem Baum auff/ hat blätter den Brustbeer-blättern gantz ähnlich/ jedoch sind sie nicht so tieff zerkerfft. Die äste wachsen fast 5. elen lang/ sind mit vielen stachlichten harten Dornen begabt. Die Blühte ist klein/ rund/ moosicht/ und bleich-gelb/ die Frucht aber breit/ grünweiß/ auffgeblasen/ und ei- nem Spinwürtel gleich/ hat inwendig ein hartes steinlein/ wächst umb Verona und Pergamo in Jtalien.
Von anderen unbekanten Rhamnis oder Stechdorn besihe Carolum Clusium, lib. 1. stirp. Hispan. hist. cap. 16. & lib. 1. Rarior. plant. histor. cap. 77.
Eigenschafft.
Alle diese Stechdorn haben viel jrdische/ mit saurem saltz vermischte rauhe theil bey sich/ daher sie die krafft haben zusammenzu- ziehen/ zu stopffen/ und anzuhalten. Wer- den in der Artzney nicht gebraucht. Doch schreibt man der Frucht des Stand-dorns die Eigenschafft zu auffzulösen/ und den Schleim und Sand der Nieren zu treiben.
Es ist dises Gewächs auch ein Geschlecht der Stechdornen/ ein nidriger baum/ hat fast blätter wie der Birnbaum/ allein daß sie schmäler und ein wenig zerkerbt/ auch schwartzgrün/ und eines herben Geschmacks sind/ mit dornichten oder stachlichten ästen. [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Wegdorn.Spina infectoria. Das Marck mitten im Stamm ist roth/ wie der rothe Sandel. Auß diesem holtz machen die Schützen jhre Bögen. Die Blüthe ist klein/ mosichter farb/ mit vier gipffelein be- gabet/ darauff folgen Beere in der grösse der Hollunder-beer/ die sind erstlich grün/ und so sie zeitigen/ werden sie schwartz/ haben doch inwendig drey biß vier kernen/ und ei- nen grünen Safft/ den brauchen die Mah- ler/ und mischen laugen/ darinnen Alaun gesotten/ darunder/ so wird eine lustige safft- grüne Farb darauß/ welche zum Papier färben auch dienstlich. Wächst hin und her in unserer Eydgnoßschafft/ auch ande- ren Länderen in den Zäunen und Wälderen.
Es schreibet Carolus Clusius stirp. Panonic. histor. lib. 1. cap. 29. & rarior. plantarum histor. lib. 1. c. 79. daß man zwey kleinere Geschlecht in Oesterreich finde.
Eigenschafft.
Jn der Artzney werden allein die in dem Herbst gesamlete zeitige Beere/ so man Creutz-beer nennet/ gebraucht/ haben einen mit saurlicht-milt-etzendem saltz begabten safft in sich/ dannenher die Eigenschafft die feuchtigkeiten und wasser auß dem Leib durch den Harn und Stulgang zu purgieren/ und gelind außzuführen.
Gebrauch.
Auß den Creutzbeeren kan man einen tref-Schleim und Gall. Wasser- sucht. lichen Syrup zubereiten/ welcher die Gal- len/ Schleim/ und versetzte wasserichte Feuchtigkeiten ohne sonderlichen zwang außführet/ und dahero in dem Ansatz derGelbsucht. Wassersucht/ Gelbsucht/ dreytägigem Fie-Dreytägig Fieber. ber/ und anderen Kranckheiten nutzlich ge- braucht wird. Nimb Creutzbeer/ so sie recht zeitig sind/ (welches gemeiniglich im an-Laxieren- der Creutz- beer-Sy- rup. fang des Weinmonats geschicht) zerstosse sie wol/ und presse davon den Safft auß/ alsdann lasse auff einem kohlfewrlein über denselbigen ein kleinen wahl gehen/ und
siechte
Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch]
lien/ Franckreich/ Holland und Flandern/ an dem Geſtad des Meers. Waͤchſt auff den Buͤndtner uñ Veltliniſchen Gebuͤrgen/ bey der Statt Chur/ Meyenfeld/ Feldkirch/ und an anderen Schweitzeriſchen Orthen in den Bergen und Thaͤleren. Die Hollaͤnder zie- ren mit den Schoͤßlein jhre Saͤhl und Ge- maͤcher gegen dem Winter/ wenn die Beere anfangen ein gelbe Farb zu bekommen/ und laſſen ſie darin durch den Winter fuͤr eine Zier und Luſt/ denn ſie mit jhrem ſaurlich- ten Geſchmack dem Mund anmuͤtig ſind/ D. Caſparus Bauhinus vermeldet auß des Ca- merarii epitome Matthioli, daß von dieſen beeren ein ſaurlichte Latwerg wieder die ro- the Ruhr bereitet werde/ und die Kernlein purgieren ſollen. Aber ſein Hr. Bruder Jo- hann. Bauhinus, tomo l. Hiſtor. plantar. uni- verſal. lib. 17. cap. 12. ſetzet dieſe wort hinzu. Hunc nodum ſolvant experti: Die erfahrne loͤſen dieſen knopff auff.
Das vierdte Geſchlecht iſt der Stechdorn mit runden breiten blaͤtteren/ Rhamnus ſ. Paliurus folio jujubino, I. B. Rhamnus folio ſub- rotundo, fructu compreſſo, C. B. Paliurus, Lo- bel. Dod. Ger. Dieſes Geſchlecht waͤchſt biß- weilen zu einem Baum auff/ hat blaͤtter den Bruſtbeer-blaͤttern gantz aͤhnlich/ jedoch ſind ſie nicht ſo tieff zerkerfft. Die aͤſte wachſen faſt 5. elen lang/ ſind mit vielen ſtachlichten harten Dornen begabt. Die Bluͤhte iſt klein/ rund/ mooſicht/ und bleich-gelb/ die Frucht aber breit/ gruͤnweiß/ auffgeblaſen/ und ei- nem Spinwuͤrtel gleich/ hat inwendig ein hartes ſteinlein/ waͤchſt umb Verona und Pergamo in Jtalien.
Von anderen unbekanten Rhamnis oder Stechdorn beſihe Carolum Cluſium, lib. 1. ſtirp. Hiſpan. hiſt. cap. 16. & lib. 1. Rarior. plant. hiſtor. cap. 77.
Eigenſchafft.
Alle dieſe Stechdorn haben viel jrdiſche/ mit ſaurem ſaltz vermiſchte rauhe theil bey ſich/ daher ſie die krafft haben zuſam̃enzu- ziehen/ zu ſtopffen/ und anzuhalten. Wer- den in der Artzney nicht gebraucht. Doch ſchreibt man der Frucht des Stand-dorns die Eigenſchafft zu auffzuloͤſen/ und den Schleim und Sand der Nieren zu treiben.
Es iſt diſes Gewaͤchs auch ein Geſchlecht der Stechdornen/ ein nidriger baum/ hat faſt blaͤtter wie der Birnbaum/ allein daß ſie ſchmaͤler und ein wenig zerkerbt/ auch ſchwartzgruͤn/ und eines herben Geſchmacks ſind/ mit dornichten oder ſtachlichten aͤſten. [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Wegdorn.Spina infectoria. Das Marck mitten im Stam̃ iſt roth/ wie der rothe Sandel. Auß dieſem holtz machen die Schuͤtzen jhre Boͤgen. Die Bluͤthe iſt klein/ moſichter farb/ mit vier gipffelein be- gabet/ darauff folgen Beere in der groͤſſe der Hollunder-beer/ die ſind erſtlich gruͤn/ und ſo ſie zeitigen/ werden ſie ſchwartz/ haben doch inwendig drey biß vier kernen/ und ei- nen gruͤnen Safft/ den brauchen die Mah- ler/ und miſchen laugen/ darinnen Alaun geſotten/ darunder/ ſo wird eine luſtige ſafft- gruͤne Farb darauß/ welche zum Papier faͤrben auch dienſtlich. Waͤchſt hin und her in unſerer Eydgnoßſchafft/ auch ande- ren Laͤnderen in den Zaͤunen und Waͤlderen.
Es ſchreibet Carolus Cluſius ſtirp. Panonic. hiſtor. lib. 1. cap. 29. & rarior. plantarum hiſtor. lib. 1. c. 79. daß man zwey kleinere Geſchlecht in Oeſterꝛeich finde.
Eigenſchafft.
Jn der Artzney werden allein die in dem Herbſt geſamlete zeitige Beere/ ſo man Creutz-beer nennet/ gebraucht/ haben einen mit ſaurlicht-milt-etzendem ſaltz begabten ſafft in ſich/ dannenher die Eigenſchafft die feuchtigkeiten und waſſer auß dem Leib durch den Harn und Stulgang zu purgieren/ und gelind außzufuͤhren.
Gebrauch.
Auß den Creutzbeeren kan man einen tref-Schleim und Gall. Waſſer- ſucht. lichen Syrup zubereiten/ welcher die Gal- len/ Schleim/ und verſetzte waſſerichte Feuchtigkeiten ohne ſonderlichen zwang außfuͤhret/ und dahero in dem Anſatz derGelbſucht. Waſſerſucht/ Gelbſucht/ dreytaͤgigem Fie-Dreytaͤgig Fieber. ber/ und anderen Kranckheiten nutzlich ge- braucht wird. Nimb Creutzbeer/ ſo ſie recht zeitig ſind/ (welches gemeiniglich im an-Laxieren- der Creutz- beer-Sy- rup. fang des Weinmonats geſchicht) zerſtoſſe ſie wol/ und preſſe davon den Safft auß/ alsdann laſſe auff einem kohlfewrlein uͤber denſelbigen ein kleinen wahl gehen/ und
ſiechte
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Das Erſte Buch/
lien/ Franckreich/ Holland und Flandern/
an dem Geſtad des Meers. Waͤchſt auff den
Buͤndtner uñ Veltliniſchen Gebuͤrgen/ bey
der Statt Chur/ Meyenfeld/ Feldkirch/ und
an anderen Schweitzeriſchen Orthen in den
Bergen und Thaͤleren. Die Hollaͤnder zie-
ren mit den Schoͤßlein jhre Saͤhl und Ge-
maͤcher gegen dem Winter/ wenn die Beere
anfangen ein gelbe Farb zu bekommen/ und
laſſen ſie darin durch den Winter fuͤr eine
Zier und Luſt/ denn ſie mit jhrem ſaurlich-
ten Geſchmack dem Mund anmuͤtig ſind/
D. Caſparus Bauhinus vermeldet auß des Ca-
merarii epitome Matthioli, daß von dieſen
beeren ein ſaurlichte Latwerg wieder die ro-
the Ruhr bereitet werde/ und die Kernlein
purgieren ſollen. Aber ſein Hr. Bruder Jo-
hann. Bauhinus, tomo l. Hiſtor. plantar. uni-
verſal. lib. 17. cap. 12. ſetzet dieſe wort hinzu.
Hunc nodum ſolvant experti: Die erfahrne
loͤſen dieſen knopff auff.
Das vierdte Geſchlecht iſt der Stechdorn
mit runden breiten blaͤtteren/ Rhamnus ſ.
Paliurus folio jujubino, I. B. Rhamnus folio ſub-
rotundo, fructu compreſſo, C. B. Paliurus, Lo-
bel. Dod. Ger. Dieſes Geſchlecht waͤchſt biß-
weilen zu einem Baum auff/ hat blaͤtter den
Bruſtbeer-blaͤttern gantz aͤhnlich/ jedoch ſind
ſie nicht ſo tieff zerkerfft. Die aͤſte wachſen
faſt 5. elen lang/ ſind mit vielen ſtachlichten
harten Dornen begabt. Die Bluͤhte iſt klein/
rund/ mooſicht/ und bleich-gelb/ die Frucht
aber breit/ gruͤnweiß/ auffgeblaſen/ und ei-
nem Spinwuͤrtel gleich/ hat inwendig ein
hartes ſteinlein/ waͤchſt umb Verona und
Pergamo in Jtalien.
Von anderen unbekanten Rhamnis oder
Stechdorn beſihe Carolum Cluſium, lib. 1.
ſtirp. Hiſpan. hiſt. cap. 16. & lib. 1. Rarior. plant.
hiſtor. cap. 77.
Eigenſchafft.
Alle dieſe Stechdorn haben viel jrdiſche/
mit ſaurem ſaltz vermiſchte rauhe theil bey
ſich/ daher ſie die krafft haben zuſam̃enzu-
ziehen/ zu ſtopffen/ und anzuhalten. Wer-
den in der Artzney nicht gebraucht. Doch
ſchreibt man der Frucht des Stand-dorns
die Eigenſchafft zu auffzuloͤſen/ und den
Schleim und Sand der Nieren zu treiben.
CAPUT CXXIII.
Wegdorn. Spina infectoria.
Namen.
WEgdorn- oder Creutzbeer heißt La-
teiniſch/ Spina infectoria, ſpina cervi-
na, Rhamnus catharcticus. Jtaliaͤ-
niſch/ Spino merlo, Spino cervino, Spino quer-
cino. Frantzoͤſiſch/ Bourge ſpine. Daͤniſch/
Kaarsboͤertorn/ hiortetorn. Niderlaͤndiſch/
Rynbeſie/ beſienboom. Engliſch/ Buckdorn/
or commun Purging- thorn.
Geſtalt.
Es iſt diſes Gewaͤchs auch ein Geſchlecht
der Stechdornen/ ein nidriger baum/ hat
faſt blaͤtter wie der Birnbaum/ allein daß
ſie ſchmaͤler und ein wenig zerkerbt/ auch
ſchwartzgruͤn/ und eines herben Geſchmacks
ſind/ mit dornichten oder ſtachlichten aͤſten.
[Abbildung Wegdorn. Spina infectoria.
]
Das Marck mitten im Stam̃ iſt roth/ wie
der rothe Sandel. Auß dieſem holtz machen
die Schuͤtzen jhre Boͤgen. Die Bluͤthe iſt
klein/ moſichter farb/ mit vier gipffelein be-
gabet/ darauff folgen Beere in der groͤſſe der
Hollunder-beer/ die ſind erſtlich gruͤn/ und
ſo ſie zeitigen/ werden ſie ſchwartz/ haben
doch inwendig drey biß vier kernen/ und ei-
nen gruͤnen Safft/ den brauchen die Mah-
ler/ und miſchen laugen/ darinnen Alaun
geſotten/ darunder/ ſo wird eine luſtige ſafft-
gruͤne Farb darauß/ welche zum Papier
faͤrben auch dienſtlich. Waͤchſt hin und
her in unſerer Eydgnoßſchafft/ auch ande-
ren Laͤnderen in den Zaͤunen und Waͤlderen.
Es ſchreibet Carolus Cluſius ſtirp. Panonic.
hiſtor. lib. 1. cap. 29. & rarior. plantarum hiſtor.
lib. 1. c. 79. daß man zwey kleinere Geſchlecht
in Oeſterꝛeich finde.
Eigenſchafft.
Jn der Artzney werden allein die in dem
Herbſt geſamlete zeitige Beere/ ſo man
Creutz-beer nennet/ gebraucht/ haben einen
mit ſaurlicht-milt-etzendem ſaltz begabten
ſafft in ſich/ dannenher die Eigenſchafft die
feuchtigkeiten und waſſer auß dem Leib durch
den Harn und Stulgang zu purgieren/ und
gelind außzufuͤhren.
Gebrauch.
Auß den Creutzbeeren kan man einen tref-
lichen Syrup zubereiten/ welcher die Gal-
len/ Schleim/ und verſetzte waſſerichte
Feuchtigkeiten ohne ſonderlichen zwang
außfuͤhret/ und dahero in dem Anſatz der
Waſſerſucht/ Gelbſucht/ dreytaͤgigem Fie-
ber/ und anderen Kranckheiten nutzlich ge-
braucht wird. Nimb Creutzbeer/ ſo ſie recht
zeitig ſind/ (welches gemeiniglich im an-
fang des Weinmonats geſchicht) zerſtoſſe
ſie wol/ und preſſe davon den Safft auß/
alsdann laſſe auff einem kohlfewrlein uͤber
denſelbigen ein kleinen wahl gehen/ und
ſiechte
Schleim
und Gall.
Waſſer-
ſucht.
Gelbſucht.
Dreytaͤgig
Fieber.
Laxieren-
der Creutz-
beer-Sy-
rup.
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/246>, abgerufen am 21.11.2024.
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