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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] daß wir bey derselbigen/ und derengleichen
gemeinen und bekannten Speisen blieben/
und uns damit liessen benügen/ so wurden wir
ohn allen zweiffel vieler Kranckheiten ent-
laden seyn/ die wir durch den unmäßigen ü-
berfluß unserem Hals zuziehen.

Es wird aber die Gersten auff mancher-
ley weiß gekocht und zubereitet. Der ge-
meine Mann pfleget sie in frischem wasser
zu sieden/ biß sie auffspringt/ und zerfah-
ret/ die schmeltzet er mit Butter/ saltzet sie
zimlich/ und speiset sich samt seinem Gesind
darmit/ isset sie mit Brot/ ist eine nutzliche
Speiß/ die zimlich nehrt.

Die Reichen kochen die gerollte Gersten
mit guter Fleisch-brühen/ gibt also eine bes-
sere nahrung/ macht gut geblüt/ ist dero-
wegen gesunden und krancken eine kräfftige
Speiß. Den krancken ist sonderlich die
gantz klein gerollte/ und so genannte Ulmer-
gersten mit Fleischbrühen gekocht/ ein sehr
kräfftige und gesunde Speiß.

Andere sieden die Gersten mit Milch/ neh-
ret wol/ ist eine nutzliche Speiß vor die Kin-
der/ denn sie darvon gesund bleiben/ und
eine lebhaffte farb überkommen.

Man soll dieses fleißig anmercken/ daß
die Gersten wol gesotten werde/ sonsten sie
den Leib auffblähet/ und schwerlich verdä-
wet/ welches ihnen durch das wol-sieden hin-
weg genommen wird.

Etliche machen die Gersten-brühlein auff
nachfolgende weiß. Erstlich nehmen sie ge-
rollte Gersten/ reinigen und waschen sie
wol/ hernach kochen sie diese Gersten/ biß sie
ein schleim von sich gibt: solchen schleim he-
ben sie ab/ und kochen ihn widerumb mit
Fleisch- oder Hühner-brühen zu einem dün-
nen Müßlein/ und thun zu letst ein wenig
saltz darzu.

Hitzige Fie-
ber/ Brust-
und Lungen-
kranckhei-
ten/ Man-
gel der
Milch bey
den Säug-
mütteren.

Diese gekochte Gersten-brühlein und
Müßlein dienen wol in allen hitzigen Fie-
bern/ insonderheit aber in Brust- und Lun-
gen-kranckheiten/ sie vermehren auch den
Säugmütteren die Milch. Ja sollen von
denen/ welche mit Durchbruchen behafftet/
fleißig geessen werden.

Wider die Geschwulst und hitzige Ent-
Geschwulst
und hitzige
Entzün-
dung der
Weiber-
brüst.
zündung der Weiber-brust: Nim Gersten-
mehl anderthalb loth/ Bohnen-mehl ein
loth/ des einfachen sauren Honig-syrups/
(Oxymel simplex in den Apothecken genant)
6. loth/ Rosen-öl 1. loth/ vermische diese
stuck durch einander/ und lasse sie sittiglich
über einer glut sieden/ biß daß sie dick wer-
den wie ein Brüh/ davon streich auff ein
tuch/ und lege es warm über die Brust/ wie
ein Pflaster.

Es wird das Gerstenwasser sehr ungleich
bereitet/ denn etliche nehmen viel Gersten/
und die anderen wenig dazu. Der gemeine
Mann ist beredt/ man könne zu einer maß
wassers nicht mehr als neun gersten-körn-
lein nemmen/ welches nur ein eyteler wahn
und aberglauben der alten Weibern ist. Ge-
meiniglich wird ein Gersten-wasser für die
Hitzige
Haupt-
kranckhei-
ten/ Lung-
sucht/ Sei-
ten-stechen/
Krancken zu trincken also bereitet. Nim sau-
ber gewaschener Gersten zwey loth/ thue sie
in ein reinen gewässerten hafen/ schütte da-
rüber ein maß wassers/ laß bey einem Fewr
ohne rauch wol sieden/ so lang biß die Ger-
[Spaltenumbruch] ste auffreisset/ und wenn es erkaltet/ seige esGelbsucht/
Hitzige Zu-
ständ der
Leber/
Fieber.

durch zu einem gemeinen Tranck. Dieses
Gersten-wasser ohn allen zusatz wird nutz-
lich gebraucht in allen hitzigen zufällen des
Haupts/ in der Lungensucht/ Seitenstechen/
Gelbsucht/ hitzigen Schwachheiten der Le-
ber und Fiebern/ wie sie namen haben mö-
gen.

So man zu diesem Gersten-wasser 4. lothBrust-
kranckhei-
ten/ Sei-
ten/ Nier[e]/
und Bla-
sen-ge-
schwär.

guten Zucker vermischt/ ist es sehr dienstlich
denen/ welche mit Kranckheiten der Brust
und innerlichen Seiten-geschwären behaff-
tet sind/ weilen es den außwurff befürdert/
ferners bekompt es wol denen/ die Nieren-
und Blasen-geschwär haben/ denn es reini-
get dieselben von dem eyter/ und fürderet
die heilung.

Ein Gersten-wasser/ welches dienlich istBrust-ge-
schwär/
Brennen
des Harns.

wider die Brust-geschwär und brennen des
Harns/ vor ein gemein Tranck zu gebrau-
chen: Nim geschelt und gereinigte Gersten/
fein sauber gewaschen vier loth/ Rosiinlein
2. loth/ der rothen Brustbeerlein ein loth/ ge-
schaben Süßholtz klein geschnitten ein halb
loth/ alle solche stück soll man in ein saubern
hafen thun/ und zwo maß wasser darüber
schütten/ darnach gemächlich bey einem
Fewr sieden lassen/ biß die Gersten auffreis-
set/ alßdenn solle man es durch ein tuch sei-
gen/ und zu dem gemelten gebrauch an ei-
nem kühlen ort behalten.

Ein Gersten-wasser den SäugmütterenMilch den
Säugmüt-
teren zu-
bringen.

die Milch zu bringen: Nim schlechte Ger-
sten 4. loth/ Zisererbsen 2. loth/ Fenchelsa-
men ein halb loth/ siede solche stuck in zwo
maß wassers/ darnach seige den Tranck ab
zu obgemeltem gebrauch.

Die natur und krafft mancherley Biers/
so von der Gersten/ Weitzen/ etc. gebrawet
oder bereitet wird/ beschreibet weitläuffig
Theodorus Tabernaemontanus in dem 1. buch
von Kräutern der 7. section am 20. cap. Jo-
han. Bauhinus
tom. 2. Hist. plantar. universal. lib.
18. cap. 11. Casp. Bauh. lib. 1. Theatr. Botanic. sect.
4. cap.
25. Dahin ich den günstigen Leser wil
gewiesen haben.

Wenn man ein paar handvoll geröstetHarnbren-
nen/ Harn-
strenge/
Schmertz
vom Bla-
senstein.

annoch warmes Gerstenmehl/ mit eben so
viel zerhackter Hopffen in frisch Baumöl
oder Butter röstet/ und kochet/ hernach wie
ein pappflaster zwischen ein doppelt leinen
tuch streichet/ und also warm über den bo-
gen oder underen Leib schlaget/ so wird es
verwunderlich die schmertzen von dem Bla-
senstein/ wie auch das Harnbrennen/ oder
die Harnwinden gar geschwind linderen
und stillen.

Gersten mit Wachholderbeere verstossen/Glieder-
schmertzen
von kalten
Flüssen.

in ein Säcklein genehet/ hernach trocken ge-
wärmet/ und auf die schmertzhafften Glieder/
welche mit einem kalten Fluß angegriffen
worden/ gelegt/ zertheilet den fluß/ und lin-
deret den schmertzen gewaltig.



CAPUT XVI.
Rocken-korn. Secale.
Namen.

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] daß wir bey derſelbigen/ und derengleichen
gemeinen und bekannten Speiſen blieben/
und uns damit lieſſen benuͤgen/ ſo wurden wir
ohn allen zweiffel vieler Kranckheiten ent-
laden ſeyn/ die wir durch den unmaͤßigen uͤ-
berfluß unſerem Hals zuziehen.

Es wird aber die Gerſten auff mancher-
ley weiß gekocht und zubereitet. Der ge-
meine Mann pfleget ſie in friſchem waſſer
zu ſieden/ biß ſie auffſpringt/ und zerfah-
ret/ die ſchmeltzet er mit Butter/ ſaltzet ſie
zimlich/ und ſpeiſet ſich ſamt ſeinem Geſind
darmit/ iſſet ſie mit Brot/ iſt eine nutzliche
Speiß/ die zimlich nehrt.

Die Reichen kochen die gerollte Gerſten
mit guter Fleiſch-bruͤhen/ gibt alſo eine beſ-
ſere nahrung/ macht gut gebluͤt/ iſt dero-
wegen geſunden und krancken eine kraͤfftige
Speiß. Den krancken iſt ſonderlich die
gantz klein gerollte/ und ſo genannte Ulmer-
gerſten mit Fleiſchbruͤhen gekocht/ ein ſehr
kraͤfftige und geſunde Speiß.

Andere ſieden die Gerſten mit Milch/ neh-
ret wol/ iſt eine nutzliche Speiß vor die Kin-
der/ denn ſie darvon geſund bleiben/ und
eine lebhaffte farb uͤberkommen.

Man ſoll dieſes fleißig anmercken/ daß
die Gerſten wol geſotten werde/ ſonſten ſie
den Leib auffblaͤhet/ und ſchwerlich verdaͤ-
wet/ welches ihnen durch das wol-ſieden hin-
weg genommen wird.

Etliche machen die Gerſten-bruͤhlein auff
nachfolgende weiß. Erſtlich nehmen ſie ge-
rollte Gerſten/ reinigen und waſchen ſie
wol/ hernach kochen ſie dieſe Gerſten/ biß ſie
ein ſchleim von ſich gibt: ſolchen ſchleim he-
ben ſie ab/ und kochen ihn widerumb mit
Fleiſch- oder Huͤhner-bruͤhen zu einem duͤn-
nen Muͤßlein/ und thun zu letſt ein wenig
ſaltz darzu.

Hitzige Fie-
ber/ Bruſt-
und Lungẽ-
kranckhei-
ten/ Man-
gel der
Milch bey
den Saͤug-
muͤtteren.

Dieſe gekochte Gerſten-bruͤhlein und
Muͤßlein dienen wol in allen hitzigen Fie-
bern/ inſonderheit aber in Bruſt- und Lun-
gen-kranckheiten/ ſie vermehren auch den
Saͤugmuͤtteren die Milch. Ja ſollen von
denen/ welche mit Durchbrůchen behafftet/
fleißig geeſſen werden.

Wider die Geſchwulſt und hitzige Ent-
Geſchwulſt
und hitzige
Entzuͤn-
dung der
Weiber-
bruͤſt.
zuͤndung der Weiber-brůſt: Nim Gerſten-
mehl anderthalb loth/ Bohnen-mehl ein
loth/ des einfachen ſauren Honig-ſyrups/
(Oxymel ſimplex in den Apothecken genant)
6. loth/ Roſen-oͤl 1. loth/ vermiſche dieſe
ſtuck durch einander/ und laſſe ſie ſittiglich
uͤber einer glut ſieden/ biß daß ſie dick wer-
den wie ein Bruͤh/ davon ſtreich auff ein
tuch/ und lege es warm uͤber die Bruſt/ wie
ein Pflaſter.

Es wird das Gerſtenwaſſer ſehr ungleich
bereitet/ denn etliche nehmen viel Gerſten/
und die anderen wenig dazu. Der gemeine
Mann iſt beredt/ man koͤnne zu einer maß
waſſers nicht mehr als neun gerſten-koͤrn-
lein nemmen/ welches nur ein eyteler wahn
und aberglauben der alten Weibern iſt. Ge-
meiniglich wird ein Gerſten-waſſer fuͤr die
Hitzige
Haupt-
kranckhei-
ten/ Lung-
ſucht/ Sei-
ten-ſtechen/
Krancken zu trincken alſo bereitet. Nim ſau-
ber gewaſchener Gerſten zwey loth/ thue ſie
in ein reinen gewaͤſſerten hafen/ ſchuͤtte da-
ruͤber ein maß waſſers/ laß bey einem Fewr
ohne rauch wol ſieden/ ſo lang biß die Ger-
[Spaltenumbruch] ſte auffreiſſet/ und wenn es erkaltet/ ſeige esGelbſucht/
Hitzige Zu-
ſtaͤnd der
Leber/
Fieber.

durch zu einem gemeinen Tranck. Dieſes
Gerſten-waſſer ohn allen zuſatz wird nutz-
lich gebraucht in allen hitzigen zufaͤllen des
Haupts/ in der Lungenſucht/ Seitenſtechen/
Gelbſucht/ hitzigen Schwachheiten der Le-
ber und Fiebern/ wie ſie namen haben moͤ-
gen.

So man zu dieſem Gerſten-waſſer 4. lothBruſt-
kranckhei-
ten/ Sei-
ten/ Nier[ē]/
und Bla-
ſen-ge-
ſchwaͤr.

guten Zucker vermiſcht/ iſt es ſehr dienſtlich
denen/ welche mit Kranckheiten der Bruſt
und innerlichen Seiten-geſchwaͤren behaff-
tet ſind/ weilen es den außwurff befuͤrdert/
ferners bekompt es wol denen/ die Nieren-
und Blaſen-geſchwaͤr haben/ denn es reini-
get dieſelben von dem eyter/ und fuͤrderet
die heilung.

Ein Gerſten-waſſer/ welches dienlich iſtBruſt-ge-
ſchwaͤr/
Brennen
des Harns.

wider die Bruſt-geſchwaͤr und brennen des
Harns/ vor ein gemein Tranck zu gebrau-
chen: Nim geſchelt und gereinigte Gerſten/
fein ſauber gewaſchen vier loth/ Roſiinlein
2. loth/ der rothen Bruſtbeerlein ein loth/ ge-
ſchaben Suͤßholtz klein geſchnitten ein halb
loth/ alle ſolche ſtuͤck ſoll man in ein ſaubern
hafen thun/ und zwo maß waſſer daruͤber
ſchuͤtten/ darnach gemaͤchlich bey einem
Fewr ſieden laſſen/ biß die Gerſten auffreiſ-
ſet/ alßdenn ſolle man es durch ein tuch ſei-
gen/ und zu dem gemelten gebrauch an ei-
nem kuͤhlen ort behalten.

Ein Gerſten-waſſer den SaͤugmuͤtterenMilch den
Saͤugmuͤt-
teren zu-
bringen.

die Milch zu bringen: Nim ſchlechte Ger-
ſten 4. loth/ Ziſererbſen 2. loth/ Fenchelſa-
men ein halb loth/ ſiede ſolche ſtuck in zwo
maß waſſers/ darnach ſeige den Tranck ab
zu obgemeltem gebrauch.

Die natur und krafft mancherley Biers/
ſo von der Gerſten/ Weitzen/ ꝛc. gebrawet
oder bereitet wird/ beſchreibet weitlaͤuffig
Theodorus Tabernæmontanus in dem 1. buch
von Kraͤutern der 7. ſection am 20. cap. Jo-
han. Bauhinus
tom. 2. Hiſt. plantar. univerſal. lib.
18. cap. 11. Caſp. Bauh. lib. 1. Theatr. Botanic. ſect.
4. cap.
25. Dahin ich den guͤnſtigen Leſer wil
gewieſen haben.

Wenn man ein paar handvoll geroͤſtetHarnbren-
nen/ Harn-
ſtrenge/
Schmertz
vom Bla-
ſenſtein.

annoch warmes Gerſtenmehl/ mit eben ſo
viel zerhackter Hopffen in friſch Baumoͤl
oder Butter roͤſtet/ und kochet/ hernach wie
ein pappflaſter zwiſchen ein doppelt leinen
tuch ſtreichet/ und alſo warm uͤber den bo-
gen oder underen Leib ſchlaget/ ſo wird es
verwunderlich die ſchmertzen von dem Bla-
ſenſtein/ wie auch das Harnbrennen/ oder
die Harnwinden gar geſchwind linderen
und ſtillen.

Gerſten mit Wachholderbeere verſtoſſen/Glieder-
ſchmertzen
von kalten
Fluͤſſen.

in ein Saͤcklein genehet/ hernach trocken ge-
waͤrmet/ und auf die ſchmertzhafften Glieder/
welche mit einem kalten Fluß angegriffen
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deret den ſchmertzen gewaltig.



CAPUT XVI.
Rocken-korn. Secale.
Namen.
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[319/0335] Von den Kraͤuteren. daß wir bey derſelbigen/ und derengleichen gemeinen und bekannten Speiſen blieben/ und uns damit lieſſen benuͤgen/ ſo wurden wir ohn allen zweiffel vieler Kranckheiten ent- laden ſeyn/ die wir durch den unmaͤßigen uͤ- berfluß unſerem Hals zuziehen. Es wird aber die Gerſten auff mancher- ley weiß gekocht und zubereitet. Der ge- meine Mann pfleget ſie in friſchem waſſer zu ſieden/ biß ſie auffſpringt/ und zerfah- ret/ die ſchmeltzet er mit Butter/ ſaltzet ſie zimlich/ und ſpeiſet ſich ſamt ſeinem Geſind darmit/ iſſet ſie mit Brot/ iſt eine nutzliche Speiß/ die zimlich nehrt. Die Reichen kochen die gerollte Gerſten mit guter Fleiſch-bruͤhen/ gibt alſo eine beſ- ſere nahrung/ macht gut gebluͤt/ iſt dero- wegen geſunden und krancken eine kraͤfftige Speiß. Den krancken iſt ſonderlich die gantz klein gerollte/ und ſo genannte Ulmer- gerſten mit Fleiſchbruͤhen gekocht/ ein ſehr kraͤfftige und geſunde Speiß. Andere ſieden die Gerſten mit Milch/ neh- ret wol/ iſt eine nutzliche Speiß vor die Kin- der/ denn ſie darvon geſund bleiben/ und eine lebhaffte farb uͤberkommen. Man ſoll dieſes fleißig anmercken/ daß die Gerſten wol geſotten werde/ ſonſten ſie den Leib auffblaͤhet/ und ſchwerlich verdaͤ- wet/ welches ihnen durch das wol-ſieden hin- weg genommen wird. Etliche machen die Gerſten-bruͤhlein auff nachfolgende weiß. Erſtlich nehmen ſie ge- rollte Gerſten/ reinigen und waſchen ſie wol/ hernach kochen ſie dieſe Gerſten/ biß ſie ein ſchleim von ſich gibt: ſolchen ſchleim he- ben ſie ab/ und kochen ihn widerumb mit Fleiſch- oder Huͤhner-bruͤhen zu einem duͤn- nen Muͤßlein/ und thun zu letſt ein wenig ſaltz darzu. Dieſe gekochte Gerſten-bruͤhlein und Muͤßlein dienen wol in allen hitzigen Fie- bern/ inſonderheit aber in Bruſt- und Lun- gen-kranckheiten/ ſie vermehren auch den Saͤugmuͤtteren die Milch. Ja ſollen von denen/ welche mit Durchbrůchen behafftet/ fleißig geeſſen werden. Wider die Geſchwulſt und hitzige Ent- zuͤndung der Weiber-brůſt: Nim Gerſten- mehl anderthalb loth/ Bohnen-mehl ein loth/ des einfachen ſauren Honig-ſyrups/ (Oxymel ſimplex in den Apothecken genant) 6. loth/ Roſen-oͤl 1. loth/ vermiſche dieſe ſtuck durch einander/ und laſſe ſie ſittiglich uͤber einer glut ſieden/ biß daß ſie dick wer- den wie ein Bruͤh/ davon ſtreich auff ein tuch/ und lege es warm uͤber die Bruſt/ wie ein Pflaſter. Geſchwulſt und hitzige Entzuͤn- dung der Weiber- bruͤſt. Es wird das Gerſtenwaſſer ſehr ungleich bereitet/ denn etliche nehmen viel Gerſten/ und die anderen wenig dazu. Der gemeine Mann iſt beredt/ man koͤnne zu einer maß waſſers nicht mehr als neun gerſten-koͤrn- lein nemmen/ welches nur ein eyteler wahn und aberglauben der alten Weibern iſt. Ge- meiniglich wird ein Gerſten-waſſer fuͤr die Krancken zu trincken alſo bereitet. Nim ſau- ber gewaſchener Gerſten zwey loth/ thue ſie in ein reinen gewaͤſſerten hafen/ ſchuͤtte da- ruͤber ein maß waſſers/ laß bey einem Fewr ohne rauch wol ſieden/ ſo lang biß die Ger- ſte auffreiſſet/ und wenn es erkaltet/ ſeige es durch zu einem gemeinen Tranck. Dieſes Gerſten-waſſer ohn allen zuſatz wird nutz- lich gebraucht in allen hitzigen zufaͤllen des Haupts/ in der Lungenſucht/ Seitenſtechen/ Gelbſucht/ hitzigen Schwachheiten der Le- ber und Fiebern/ wie ſie namen haben moͤ- gen. Hitzige Haupt- kranckhei- ten/ Lung- ſucht/ Sei- ten-ſtechen/ Gelbſucht/ Hitzige Zu- ſtaͤnd der Leber/ Fieber. So man zu dieſem Gerſten-waſſer 4. loth guten Zucker vermiſcht/ iſt es ſehr dienſtlich denen/ welche mit Kranckheiten der Bruſt und innerlichen Seiten-geſchwaͤren behaff- tet ſind/ weilen es den außwurff befuͤrdert/ ferners bekompt es wol denen/ die Nieren- und Blaſen-geſchwaͤr haben/ denn es reini- get dieſelben von dem eyter/ und fuͤrderet die heilung. Bruſt- kranckhei- ten/ Sei- ten/ Nierē/ und Bla- ſen-ge- ſchwaͤr. Ein Gerſten-waſſer/ welches dienlich iſt wider die Bruſt-geſchwaͤr und brennen des Harns/ vor ein gemein Tranck zu gebrau- chen: Nim geſchelt und gereinigte Gerſten/ fein ſauber gewaſchen vier loth/ Roſiinlein 2. loth/ der rothen Bruſtbeerlein ein loth/ ge- ſchaben Suͤßholtz klein geſchnitten ein halb loth/ alle ſolche ſtuͤck ſoll man in ein ſaubern hafen thun/ und zwo maß waſſer daruͤber ſchuͤtten/ darnach gemaͤchlich bey einem Fewr ſieden laſſen/ biß die Gerſten auffreiſ- ſet/ alßdenn ſolle man es durch ein tuch ſei- gen/ und zu dem gemelten gebrauch an ei- nem kuͤhlen ort behalten. Bruſt-ge- ſchwaͤr/ Brennen des Harns. Ein Gerſten-waſſer den Saͤugmuͤtteren die Milch zu bringen: Nim ſchlechte Ger- ſten 4. loth/ Ziſererbſen 2. loth/ Fenchelſa- men ein halb loth/ ſiede ſolche ſtuck in zwo maß waſſers/ darnach ſeige den Tranck ab zu obgemeltem gebrauch. Milch den Saͤugmuͤt- teren zu- bringen. Die natur und krafft mancherley Biers/ ſo von der Gerſten/ Weitzen/ ꝛc. gebrawet oder bereitet wird/ beſchreibet weitlaͤuffig Theodorus Tabernæmontanus in dem 1. buch von Kraͤutern der 7. ſection am 20. cap. Jo- han. Bauhinus tom. 2. Hiſt. plantar. univerſal. lib. 18. cap. 11. Caſp. Bauh. lib. 1. Theatr. Botanic. ſect. 4. cap. 25. Dahin ich den guͤnſtigen Leſer wil gewieſen haben. Wenn man ein paar handvoll geroͤſtet annoch warmes Gerſtenmehl/ mit eben ſo viel zerhackter Hopffen in friſch Baumoͤl oder Butter roͤſtet/ und kochet/ hernach wie ein pappflaſter zwiſchen ein doppelt leinen tuch ſtreichet/ und alſo warm uͤber den bo- gen oder underen Leib ſchlaget/ ſo wird es verwunderlich die ſchmertzen von dem Bla- ſenſtein/ wie auch das Harnbrennen/ oder die Harnwinden gar geſchwind linderen und ſtillen. Harnbren- nen/ Harn- ſtrenge/ Schmertz vom Bla- ſenſtein. Gerſten mit Wachholderbeere verſtoſſen/ in ein Saͤcklein genehet/ hernach trocken ge- waͤrmet/ und auf die ſchmertzhafften Glieder/ welche mit einem kalten Fluß angegriffen worden/ gelegt/ zertheilet den fluß/ und lin- deret den ſchmertzen gewaltig. Glieder- ſchmertzen von kalten Fluͤſſen. CAPUT XVI. Rocken-korn. Secale. Namen.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/335>, abgerufen am 21.11.2024.