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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] keine jemahlen gesehen; aber wenn sie in die
Gärten gepflantzet wird (da in andern
Kräutern fast das Widerspiel geschicht)
fängt sie an häuffig zu blühen.

Die beste Veielwurtz wächßt in der Land-
schafft Dalmation oder Jllyrien/ daher sie
Iris Dalmatica vel Illyrica genennt wird/ von
dannen bringt man sie zu uns/ als ein
frembd Gewächs/ denn sie der unserigen an
krafft und würckung weit überlegen ist; wei-
len sie allda in besserem Gelände/ und von
der Sonnen-strahlen mehr erwärmtem bo-
den auffwächßt. Wie denn auch umb glei-
cher ursach willen ein Land besser Korn/
Wein/ Kräuter und Wurtzeln trägt/ als
das andere/ daß hiemit in allen Gewächsen/
der Landschafft viel nachzugeben. Die gros-
se weisse Veielwurtz von Florentz/ wird son-
sten in Jtalien an vielen orten gefunden/ für-
nemlich aber in Latio nicht weit von Piperno,
allda Herr Camerarius einen gantzen Berg
voll in der Fasten blühend mit sonderem lust
gesehen hat.

Der wilden Veielwurtz Geschlecht/ wer-
den am meisten in Oesterreich und Ungaren
gefunden/ wie solche und andere schöne Ge-
wächs derselbigen Länder/ der fürtreffliche
Botanicus, Herr Carolus Clusius, mit gros-
sem fleiß/ und vieler jahren embsiger nach-
forschung/ in seinen Observationibus Panno-
nicis
und rariorum Plantarum Historia beschrie-
ben hat.

Die Veiel-wurtzeln bluhen alle mitten im
Lentzen/ etliche under den wilden auch wohl
im Hewmonat. Die Veielwurtz auß Por-
tugal aber/ blühet zum anderen mahl im
Herbst/ welches auch wohl unsere zahme zu
thun pflegen/ wenn es umb dieselbige zeit
fein warm Wetter gibet; diese schöne Blum
thut sich in der nacht vielmehr auff/ als am
tag. Man soll aber die Wurtzeln bald im
anfangenden Frühling außgraben/ ehe denn
sie gar herfürstossen/ oder ja mitten im
Herbst/ und sie im Schatten dörren. Auß
der dürren lieset man die auß/ welche wol-
riechend/ inwendig derb/ gantz fest/ nicht
verlegen/ mürb oder wurmstichig sind.

Der berühmte Johannes Rajus, und an-
dere/ theilen die Veielwurtzen auß in die mit
Kolbenwurtzen/ Irides bulbosas. Die mit Knor-
ren-wurtzen/ Irides tuberosas/ und die mit
Zaseln-wurtzen/ Irides fibrosas. Und diese
zwey letstern sind entweders der grossen gat-
tungen/ Irides majores, oder der kleinen gat-
tung/ Chamaeirides. Entweder breitblät-
tig/ Irides latifoliae, oder schmalblättig/ Iri-
des angustifoliae.
Weilen nun dergleichen
Veielwurtzen sehr viel hin und wider in
wolbestellten Lustgärten angetroffen wer-
den/ als wollen wir sie auch der ordnung
nach kurtzlich erzehlen und beschreiben.

Die Veielwurtz kennet man an der Blu-
me/ welche mit neun oben auff umbgeweltz-
ten zweyspältigen blättern besetzt; so denn
auch an den blättern/ welche ein gleichheit
mit einem schwert haben.

Veielwurtz oder Gilgen mit Rolben
oder Zwibel-wurtz/
Irides
Bulbosae.
1. Die breitblättige/ wohlriechende Kol-
[Spaltenumbruch] ben-veielwurtz/ oder Zwibel-gilgen/ Iris bul-
bosa latifolia acaulos, odora, C. B.
Hat ge-
meinlich sechs länglichte/ breite/ weiche blät-
ter/ zwischen welchen ein einige wolriechen-
de blawe/ offt auch milchweisse/ neunblätti-
ge Blum hervorschießt/ die auf keinem sten-
gel/ sondern allein auff einem länglichten
stiel wie die Saffran-blum sitzt. Seine wur-
tzel ist kolbicht/ weiß/ in vielfacher schwartz-
lichter haut eingeschlossen. Wächßt in Por-
tugal von sich selbsten/ und blühet alda offt
im Jenner und Hornung.
2. Die Persische Kolden-Veielwurtz. Iris
bulbosa Persica, Park. Iris Persica variegata prae-
cox, Ferrar.
Jst der vorigen ähnlich/ auß-
genommen/ daß sie kürtzere blätter/ und eine
gescheckte Blume trägt/ welche bleich-him-
melblaw/ und dunckel-braunroth/ mit ei-
nem gelben flecken in der mitte sich erzeiget.
3. Die gantz blaue Kolben-Veielwurtz/
Iris bulbosa foliis cepaceis maculatis, flore pur-
pureo inodoro, C. B.
Hat eine grosse/ mit vie-
len schwartzlichten häuten umbzogene weisse
wurtzel/ welche an dem underen theil zaseln
hat/ und alle Jahr viel neben-kölblein auß-
wirfft. Seine blätter sind dick und breit/
und mit vielen gleichsam silberweissen bläß-
lein besprenget. Trägt einen schwachen
dicken/ mit vier oder fünff blättern umb-
gebenen stengel/ welcher insgemein zwey
auff einander folgende neunblättige Blu-
men außtreibt. Diese Blume hat ein sehr
schöne Veielblawe farbe; ist sonsten ohne
geruch/ ihre drey grössesten blätter sind o-
ben auff umbgeweltzt/ und etwas nidsich ge-
bogen/ auch zuweilen mit blaw-schwartzen
flecken sehr schön gezieret. Auff die Blu-
men folgen die dreyeckichten Samen-gefäs-
se/ in welchen der runtzlichte Samen/ in ge-
stalt des Roß-wicken verborgen. Zu dieser
Veiel-wurtzen kan man folgende rechnen:
1. Iris bulbosa major s. Anglica coerulea, Park.
Parad. Svvertz.
2. Iris bulbosa major purpu-
rea, variegata s. striata. Park. 3. Iris bulbo-
sa major flore rubente, Ejusd.
Welche C. Bauh.
sonsten under dem namen Iridis bulbosae la-
tifoliae caule donatae
beschreibet.
4. Die grosse breitblättige Kolben-veiel-
wurtz/ Iris bulbosa latifolia candida, C. B. hat
etwas grössere und breitere blätter/ auch ei-
nen dickeren/ doch kürtzeren stengel/ als die
vorige. Seine Blum ist weiß/ jedoch nicht
schneeweiß/ sonderen sich ein wenig auff
blaw ziehend/ und trägt in der mitten der
umbgeweltzten blätteren ihre schön gelben
flecken.
5. Die schmalblättige dreyfärbige Kol-
ben-veielwurtz/ Iris bulbosa angustifolia trico-
lor, odore coriandri, C. B.
hat fünff oder sechs
schmale elen-lange blätter/ inwendig ge-
streifft und weiß/ außwendig runtzlicht/ und
äschfarb-grün. Der elen-lange stengel trägt
gemeiniglich nur eine Blum/ deren drey
umbgeweltzte grosse blätter silberweiß/ in-
wendig mit gelben flecken gezieret/ die übri-
gen blätter aber sind purpurfärbig/ und
himmelblaw. Die gantze Blum hat einen
nicht unlieblichen geruch/ wie der zerbissene
mit Zucker überzogene Coriander-samen.
Die wurtzel ist kolbicht/ weiß/ süßlicht/ wirft
viel kleine kölblein/ oder kernen neben auß/
welche

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] keine jemahlen geſehen; aber wenn ſie in die
Gaͤrten gepflantzet wird (da in andern
Kraͤutern faſt das Widerſpiel geſchicht)
faͤngt ſie an haͤuffig zu bluͤhen.

Die beſte Veielwurtz waͤchßt in der Land-
ſchafft Dalmation oder Jllyrien/ daher ſie
Iris Dalmatica vel Illyrica genennt wird/ von
dannen bringt man ſie zu uns/ als ein
frembd Gewaͤchs/ denn ſie der unſerigen an
krafft und wuͤrckung weit uͤberlegen iſt; wei-
len ſie allda in beſſerem Gelaͤnde/ und von
der Sonnen-ſtrahlen mehr erwaͤrmtem bo-
den auffwaͤchßt. Wie denn auch umb glei-
cher urſach willen ein Land beſſer Korn/
Wein/ Kraͤuter und Wurtzeln traͤgt/ als
das andere/ daß hiemit in allen Gewaͤchſen/
der Landſchafft viel nachzugeben. Die groſ-
ſe weiſſe Veielwurtz von Florentz/ wird ſon-
ſten in Jtalien an vielen orten gefunden/ fuͤr-
nemlich aber in Latio nicht weit von Piperno,
allda Herꝛ Camerarius einen gantzen Berg
voll in der Faſten bluͤhend mit ſonderem luſt
geſehen hat.

Der wilden Veielwurtz Geſchlecht/ wer-
den am meiſten in Oeſterꝛeich und Ungaren
gefunden/ wie ſolche und andere ſchoͤne Ge-
waͤchs derſelbigen Laͤnder/ der fuͤrtreffliche
Botanicus, Herꝛ Carolus Cluſius, mit groſ-
ſem fleiß/ und vieler jahren embſiger nach-
forſchung/ in ſeinen Obſervationibus Panno-
nicis
und rariorum Plantarum Hiſtoriâ beſchrie-
ben hat.

Die Veiel-wurtzeln blůhen alle mitten im
Lentzen/ etliche under den wilden auch wohl
im Hewmonat. Die Veielwurtz auß Por-
tugal aber/ bluͤhet zum anderen mahl im
Herbſt/ welches auch wohl unſere zahme zu
thun pflegen/ wenn es umb dieſelbige zeit
fein warm Wetter gibet; dieſe ſchoͤne Blum
thut ſich in der nacht vielmehr auff/ als am
tag. Man ſoll aber die Wurtzeln bald im
anfangenden Fruͤhling außgraben/ ehe denn
ſie gar herfuͤrſtoſſen/ oder ja mitten im
Herbſt/ und ſie im Schatten doͤrꝛen. Auß
der duͤrꝛen lieſet man die auß/ welche wol-
riechend/ inwendig derb/ gantz feſt/ nicht
verlegen/ muͤrb oder wurmſtichig ſind.

Der beruͤhmte Johannes Rajus, und an-
dere/ theilen die Veielwurtzen auß in die mit
Kolbenwurtzẽ/ Irides bulboſas. Die mit Knor-
ren-wurtzen/ Irides tuberoſas/ und die mit
Zaſeln-wurtzen/ Irides fibroſas. Und dieſe
zwey letſtern ſind entweders der groſſen gat-
tungen/ Irides majores, oder der kleinen gat-
tung/ Chamæirides. Entweder breitblaͤt-
tig/ Irides latifoliæ, oder ſchmalblaͤttig/ Iri-
des anguſtifoliæ.
Weilen nun dergleichen
Veielwurtzen ſehr viel hin und wider in
wolbeſtellten Luſtgaͤrten angetroffen wer-
den/ als wollen wir ſie auch der ordnung
nach kurtzlich erzehlen und beſchreiben.

Die Veielwurtz kennet man an der Blu-
me/ welche mit neun oben auff umbgeweltz-
ten zweyſpaͤltigen blaͤttern beſetzt; ſo denn
auch an den blaͤttern/ welche ein gleichheit
mit einem ſchwert haben.

Veielwurtz oder Gilgen mit Rolben
oder Zwibel-wurtz/
Irides
Bulboſæ.
1. Die breitblaͤttige/ wohlriechende Kol-
[Spaltenumbruch] ben-veielwurtz/ oder Zwibel-gilgen/ Iris bul-
boſa latifolia acaulos, odora, C. B.
Hat ge-
meinlich ſechs laͤnglichte/ breite/ weiche blaͤt-
ter/ zwiſchen welchen ein einige wolriechen-
de blawe/ offt auch milchweiſſe/ neunblaͤtti-
ge Blum hervorſchießt/ die auf keinem ſten-
gel/ ſondern allein auff einem laͤnglichten
ſtiel wie die Saffran-blum ſitzt. Seine wur-
tzel iſt kolbicht/ weiß/ in vielfacher ſchwartz-
lichter haut eingeſchloſſen. Waͤchßt in Por-
tugal von ſich ſelbſten/ und bluͤhet alda offt
im Jenner und Hornung.
2. Die Perſiſche Kolden-Veielwurtz. Iris
bulboſa Perſica, Park. Iris Perſica variegata præ-
cox, Ferrar.
Jſt der vorigen aͤhnlich/ auß-
genommen/ daß ſie kuͤrtzere blaͤtter/ und eine
geſcheckte Blume traͤgt/ welche bleich-him-
melblaw/ und dunckel-braunroth/ mit ei-
nem gelben flecken in der mitte ſich erzeiget.
3. Die gantz blaue Kolben-Veielwurtz/
Iris bulboſa foliis cepaceis maculatis, flore pur-
pureo inodoro, C. B.
Hat eine groſſe/ mit vie-
len ſchwartzlichten haͤuten umbzogene weiſſe
wurtzel/ welche an dem underen theil zaſeln
hat/ und alle Jahr viel neben-koͤlblein auß-
wirfft. Seine blaͤtter ſind dick und breit/
und mit vielen gleichſam ſilberweiſſen blaͤß-
lein beſprenget. Traͤgt einen ſchwachen
dicken/ mit vier oder fuͤnff blaͤttern umb-
gebenen ſtengel/ welcher insgemein zwey
auff einander folgende neunblaͤttige Blu-
men außtreibt. Dieſe Blume hat ein ſehr
ſchoͤne Veielblawe farbe; iſt ſonſten ohne
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ben auff umbgeweltzt/ und etwas nidſich ge-
bogen/ auch zuweilen mit blaw-ſchwartzen
flecken ſehr ſchoͤn gezieret. Auff die Blu-
men folgen die dreyeckichten Samen-gefaͤſ-
ſe/ in welchen der runtzlichte Samen/ in ge-
ſtalt des Roß-wicken verborgen. Zu dieſer
Veiel-wurtzen kan man folgende rechnen:
1. Iris bulboſa major ſ. Anglica cœrulea, Park.
Parad. Svvertz.
2. Iris bulboſa major purpu-
rea, variegata ſ. ſtriata. Park. 3. Iris bulbo-
ſa major flore rubente, Ejuſd.
Welche C. Bauh.
ſonſten under dem namen Iridis bulboſæ la-
tifoliæ caule donatæ
beſchreibet.
4. Die groſſe breitblaͤttige Kolben-veiel-
wurtz/ Iris bulboſa latifolia candida, C. B. hat
etwas groͤſſere und breitere blaͤtter/ auch ei-
nen dickeren/ doch kuͤrtzeren ſtengel/ als die
vorige. Seine Blum iſt weiß/ jedoch nicht
ſchneeweiß/ ſonderen ſich ein wenig auff
blaw ziehend/ und traͤgt in der mitten der
umbgeweltzten blaͤtteren ihre ſchoͤn gelben
flecken.
5. Die ſchmalblaͤttige dreyfaͤrbige Kol-
ben-veielwurtz/ Iris bulboſa anguſtifolia trico-
lor, odore coriandri, C. B.
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ſchmale elen-lange blaͤtter/ inwendig ge-
ſtreifft und weiß/ außwendig runtzlicht/ und
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gemeiniglich nur eine Blum/ deren drey
umbgeweltzte groſſe blaͤtter ſilberweiß/ in-
wendig mit gelben flecken gezieret/ die uͤbri-
gen blaͤtter aber ſind purpurfaͤrbig/ und
himmelblaw. Die gantze Blum hat einen
nicht unlieblichen geruch/ wie der zerbiſſene
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[343/0359] Von den Kraͤuteren. keine jemahlen geſehen; aber wenn ſie in die Gaͤrten gepflantzet wird (da in andern Kraͤutern faſt das Widerſpiel geſchicht) faͤngt ſie an haͤuffig zu bluͤhen. Die beſte Veielwurtz waͤchßt in der Land- ſchafft Dalmation oder Jllyrien/ daher ſie Iris Dalmatica vel Illyrica genennt wird/ von dannen bringt man ſie zu uns/ als ein frembd Gewaͤchs/ denn ſie der unſerigen an krafft und wuͤrckung weit uͤberlegen iſt; wei- len ſie allda in beſſerem Gelaͤnde/ und von der Sonnen-ſtrahlen mehr erwaͤrmtem bo- den auffwaͤchßt. Wie denn auch umb glei- cher urſach willen ein Land beſſer Korn/ Wein/ Kraͤuter und Wurtzeln traͤgt/ als das andere/ daß hiemit in allen Gewaͤchſen/ der Landſchafft viel nachzugeben. Die groſ- ſe weiſſe Veielwurtz von Florentz/ wird ſon- ſten in Jtalien an vielen orten gefunden/ fuͤr- nemlich aber in Latio nicht weit von Piperno, allda Herꝛ Camerarius einen gantzen Berg voll in der Faſten bluͤhend mit ſonderem luſt geſehen hat. Der wilden Veielwurtz Geſchlecht/ wer- den am meiſten in Oeſterꝛeich und Ungaren gefunden/ wie ſolche und andere ſchoͤne Ge- waͤchs derſelbigen Laͤnder/ der fuͤrtreffliche Botanicus, Herꝛ Carolus Cluſius, mit groſ- ſem fleiß/ und vieler jahren embſiger nach- forſchung/ in ſeinen Obſervationibus Panno- nicis und rariorum Plantarum Hiſtoriâ beſchrie- ben hat. Die Veiel-wurtzeln blůhen alle mitten im Lentzen/ etliche under den wilden auch wohl im Hewmonat. Die Veielwurtz auß Por- tugal aber/ bluͤhet zum anderen mahl im Herbſt/ welches auch wohl unſere zahme zu thun pflegen/ wenn es umb dieſelbige zeit fein warm Wetter gibet; dieſe ſchoͤne Blum thut ſich in der nacht vielmehr auff/ als am tag. Man ſoll aber die Wurtzeln bald im anfangenden Fruͤhling außgraben/ ehe denn ſie gar herfuͤrſtoſſen/ oder ja mitten im Herbſt/ und ſie im Schatten doͤrꝛen. Auß der duͤrꝛen lieſet man die auß/ welche wol- riechend/ inwendig derb/ gantz feſt/ nicht verlegen/ muͤrb oder wurmſtichig ſind. Der beruͤhmte Johannes Rajus, und an- dere/ theilen die Veielwurtzen auß in die mit Kolbenwurtzẽ/ Irides bulboſas. Die mit Knor- ren-wurtzen/ Irides tuberoſas/ und die mit Zaſeln-wurtzen/ Irides fibroſas. Und dieſe zwey letſtern ſind entweders der groſſen gat- tungen/ Irides majores, oder der kleinen gat- tung/ Chamæirides. Entweder breitblaͤt- tig/ Irides latifoliæ, oder ſchmalblaͤttig/ Iri- des anguſtifoliæ. Weilen nun dergleichen Veielwurtzen ſehr viel hin und wider in wolbeſtellten Luſtgaͤrten angetroffen wer- den/ als wollen wir ſie auch der ordnung nach kurtzlich erzehlen und beſchreiben. Die Veielwurtz kennet man an der Blu- me/ welche mit neun oben auff umbgeweltz- ten zweyſpaͤltigen blaͤttern beſetzt; ſo denn auch an den blaͤttern/ welche ein gleichheit mit einem ſchwert haben. Veielwurtz oder Gilgen mit Rolben oder Zwibel-wurtz/ Irides Bulboſæ. 1. Die breitblaͤttige/ wohlriechende Kol- ben-veielwurtz/ oder Zwibel-gilgen/ Iris bul- boſa latifolia acaulos, odora, C. B. Hat ge- meinlich ſechs laͤnglichte/ breite/ weiche blaͤt- ter/ zwiſchen welchen ein einige wolriechen- de blawe/ offt auch milchweiſſe/ neunblaͤtti- ge Blum hervorſchießt/ die auf keinem ſten- gel/ ſondern allein auff einem laͤnglichten ſtiel wie die Saffran-blum ſitzt. Seine wur- tzel iſt kolbicht/ weiß/ in vielfacher ſchwartz- lichter haut eingeſchloſſen. Waͤchßt in Por- tugal von ſich ſelbſten/ und bluͤhet alda offt im Jenner und Hornung. 2. Die Perſiſche Kolden-Veielwurtz. Iris bulboſa Perſica, Park. Iris Perſica variegata præ- cox, Ferrar. Jſt der vorigen aͤhnlich/ auß- genommen/ daß ſie kuͤrtzere blaͤtter/ und eine geſcheckte Blume traͤgt/ welche bleich-him- melblaw/ und dunckel-braunroth/ mit ei- nem gelben flecken in der mitte ſich erzeiget. 3. Die gantz blaue Kolben-Veielwurtz/ Iris bulboſa foliis cepaceis maculatis, flore pur- pureo inodoro, C. B. Hat eine groſſe/ mit vie- len ſchwartzlichten haͤuten umbzogene weiſſe wurtzel/ welche an dem underen theil zaſeln hat/ und alle Jahr viel neben-koͤlblein auß- wirfft. Seine blaͤtter ſind dick und breit/ und mit vielen gleichſam ſilberweiſſen blaͤß- lein beſprenget. Traͤgt einen ſchwachen dicken/ mit vier oder fuͤnff blaͤttern umb- gebenen ſtengel/ welcher insgemein zwey auff einander folgende neunblaͤttige Blu- men außtreibt. Dieſe Blume hat ein ſehr ſchoͤne Veielblawe farbe; iſt ſonſten ohne geruch/ ihre drey groͤſſeſten blaͤtter ſind o- ben auff umbgeweltzt/ und etwas nidſich ge- bogen/ auch zuweilen mit blaw-ſchwartzen flecken ſehr ſchoͤn gezieret. Auff die Blu- men folgen die dreyeckichten Samen-gefaͤſ- ſe/ in welchen der runtzlichte Samen/ in ge- ſtalt des Roß-wicken verborgen. Zu dieſer Veiel-wurtzen kan man folgende rechnen: 1. Iris bulboſa major ſ. Anglica cœrulea, Park. Parad. Svvertz. 2. Iris bulboſa major purpu- rea, variegata ſ. ſtriata. Park. 3. Iris bulbo- ſa major flore rubente, Ejuſd. Welche C. Bauh. ſonſten under dem namen Iridis bulboſæ la- tifoliæ caule donatæ beſchreibet. 4. Die groſſe breitblaͤttige Kolben-veiel- wurtz/ Iris bulboſa latifolia candida, C. B. hat etwas groͤſſere und breitere blaͤtter/ auch ei- nen dickeren/ doch kuͤrtzeren ſtengel/ als die vorige. Seine Blum iſt weiß/ jedoch nicht ſchneeweiß/ ſonderen ſich ein wenig auff blaw ziehend/ und traͤgt in der mitten der umbgeweltzten blaͤtteren ihre ſchoͤn gelben flecken. 5. Die ſchmalblaͤttige dreyfaͤrbige Kol- ben-veielwurtz/ Iris bulboſa anguſtifolia trico- lor, odore coriandri, C. B. hat fuͤnff oder ſechs ſchmale elen-lange blaͤtter/ inwendig ge- ſtreifft und weiß/ außwendig runtzlicht/ und aͤſchfarb-gruͤn. Der elen-lange ſtengel traͤgt gemeiniglich nur eine Blum/ deren drey umbgeweltzte groſſe blaͤtter ſilberweiß/ in- wendig mit gelben flecken gezieret/ die uͤbri- gen blaͤtter aber ſind purpurfaͤrbig/ und himmelblaw. Die gantze Blum hat einen nicht unlieblichen geruch/ wie der zerbiſſene mit Zucker uͤberzogene Coriander-ſamen. Die wurtzel iſt kolbicht/ weiß/ ſuͤßlicht/ wirft viel kleine koͤlblein/ oder kernen neben auß/ welche

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/359>, abgerufen am 23.11.2024.