Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] Jndianische Zucker-wurtzel gerechnet/ wel-
che Carolus Clusius lib. 2. histor. stirp. Hispa-
nic. cap. 18. & lib. 4. rarior. plantar. hist. cap.
101.
also beschreibet: Die Jndianische Zucker-
wurtzel spreitet ihre reisser oder reblein auff
der Erden umb sich/ wie die wilde Cucu-
mer/ sie sind dick/ safftig und glatt/ zwi-
schen denselbigen hangen die bleich-grünen
und dicklichten blätter/ so dem Binetsch sich
vergleichen. Die wurtzel ist gemeiniglich
drey quer-hand hoch/ und bißweilen wie
ein grosser Rettich gestaltet/ an deren etliche
dünne und kleine zaseln sich erzeigen. Dieser
Zuckerwurtzeln finden sich dreyerley arten/
allein an liebligkeit des geschmacks/ und an
farben unterschieden/ denn ob schon alle in-
wendig weiß sind/ so ist doch an etlichen die
äusserste haut röthlicht/ welche man vor
die beste hält/ an anderen bleich oder weiß.
Die Jndianische Zucker-wurtzel wächßt von
sich selbst in der newen Welt und benach-
barten Jnseln/ von dannen ist sie erstlich in
Hispanien kommen/ darauff in dem König-
reich Granaten gepflantzet worden. Die beste
findet man in Malaca/ welche man auch nach
Lisabona und Sevilien in Portugal versen-
det. Jn Holland und Engelland bringet
man sie wegen der kälte nicht fort. Die Ein-
wohner der newen Welt essen diese wurtzel
rohe und gekocht. Die Spanier halten sie
für ein schleck/ umb ihres lieblichen ge-
schmacks willen/ und pflegen sie under der
Aschen zu braten/ alßdenn die äussere haut
abzuschälen/ hernach scheiblein-weiß zu
schneiden/ und ein wenig Wein/ Rosen-
wasser und Zucker darüber zu schütten. An-
dere essen sie wie ein Salat mit Essig/ Oel
und Saltz. Etliche machen sie mit Zucker
ein/ umb sie desto länger zu behalten. Wenn
diese wurtzel anfängt zu verderben/ und man
sie auffschneidet/ gibt sie ein Rosen-geruch
wie die Rosen-wurtzel von sich. Vorgemel-
ter Herr hat zu Londen in Engelland eine
dieser wurtzel gekaufft/ so mehr als 1. pfund
schwer gewesen.



CAPUT LXII.
Meer-rettich/ oder Kreen. Rapha-
nus sylvestris.
Namen.

MEer-rettich/ Kreen/ heißt Lateinisch/
Raphanus rusticanus, Raphanus syl-
vestris, Armoracia, Raphanus major,
Raphanus marinus, Thlaspi majus, Lonic.
Grie-
chisch/ [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. Frantzösisch/ grand
Refort, Refort sauvage.
Englisch/ Horse-Ra-
dish. Niderländisch/ Mierih-wortel/ Pe-
per-wortel. Dänisch/ Pepper-röd.

Gestalt.

Obwol der Kreen dem Rettich nicht viel
ähnlich ist/ und man seine Beschreibung
bey den Alten nirgend findet/ nennet man
ihn doch gemeiniglich Raphanum majorem,
grossen Rettich/ wegen seiner stärcke und
schärffe/ oder von den blättern/ die sehr
breit und groß sind/ zu rings-umbher zer-
kerfft wie ein Säge. An dem gipffel der ein-
fachen/ geraden/ rauchen/ gestriemten/ zwey
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Meer-rettich/ oder Kreen. Rapha-
nus sylvestris.

elen hohen stengeln/ wachsen gantz drausch-
lichte dolden/ mit sehr kleinen knöpflein/ die
thun sich auff/ werden zu kleinen weissen
Blumen/ und so sie widerumb abfallen/ fol-
gen gar kleine schötlein hernach/ nicht grös-
ser als des Besem-krauts. Die wurtzel ist
dick/ lang und am geschmack sehr scharpff.

Unser Meer-rettich wird in Jtalien oder
Welschland/ Raphanus montanus, Berg-
rettich genent/ weilen er von sich selbst in
den Gebürgen wachset. Man zielet ihn durch
die wurtzel in den Gärten/ welche so frucht-
bar ist/ daß sie auch in kleine stücklein zer-
schnitten/ widerumb außwächßt. Der Sa-
men in seinen schötlein wird selten gefunden.
Etliche wollen/ es seye ein sondere feind-
schafft zwischen dem Meer-rettich und dem
Weinstock/ also daß auch gestossener Meer-
rettich in Wein geworffen/ diesen zu einem
Essig mache.

Eigenschafft.

Der Kreen wärmt und tröcknet im drit-
ten grad: Jst mit häuffigem flüchtigem al-
calischen Saltz angefüllet/ dardurch er die
Tugend hat alle schleimige/ zähe feuchtig-
keiten zu erdünneren/ auch das scharbocki-
sche saure saltz des Geblüts durch den Harn
zu/ treiben: die Mutter-gänge zu eröffnen/
Sand/ Grieß und Stein außzuführen/ den
schweren Athem zu erleichteren/ den schleim
der Brust zu verzehren; das Geblüt zu reini-
gen/ und die Magendäwung zu beförderen.

Gebrauch.

Kreen hat gleiche würckung wie der Ret-
tich/ allein ist er stärcker/ sonderlich zu auß-Versetzter
Harn/
Stein.

treibung des Harns und Steins: denn/ so
man auß dem Meer-rettich sieben scheiblein
schneidet/ und die in einem trunck weissen

Wein
E e e

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] Jndianiſche Zucker-wurtzel gerechnet/ wel-
che Carolus Cluſius lib. 2. hiſtor. ſtirp. Hiſpa-
nic. cap. 18. & lib. 4. rarior. plantar. hiſt. cap.
101.
alſo beſchreibet: Die Jndianiſche Zucker-
wurtzel ſpreitet ihre reiſſer oder reblein auff
der Erden umb ſich/ wie die wilde Cucu-
mer/ ſie ſind dick/ ſafftig und glatt/ zwi-
ſchen denſelbigen hangen die bleich-gruͤnen
und dicklichten blaͤtter/ ſo dem Binetſch ſich
vergleichen. Die wurtzel iſt gemeiniglich
drey quer-hand hoch/ und bißweilen wie
ein groſſer Rettich geſtaltet/ an deren etliche
duͤnne und kleine zaſeln ſich erzeigen. Dieſer
Zuckerwurtzeln finden ſich dreyerley arten/
allein an liebligkeit des geſchmacks/ und an
farben unterſchieden/ denn ob ſchon alle in-
wendig weiß ſind/ ſo iſt doch an etlichen die
aͤuſſerſte haut roͤthlicht/ welche man vor
die beſte haͤlt/ an anderen bleich oder weiß.
Die Jndianiſche Zucker-wurtzel waͤchßt von
ſich ſelbſt in der newen Welt und benach-
barten Jnſeln/ von dannen iſt ſie erſtlich in
Hiſpanien kommen/ darauff in dem Koͤnig-
reich Granaten gepflantzet worden. Die beſte
findet man in Malaca/ welche man auch nach
Liſabona und Sevilien in Portugal verſen-
det. Jn Holland und Engelland bringet
man ſie wegen der kaͤlte nicht fort. Die Ein-
wohner der newen Welt eſſen dieſe wurtzel
rohe und gekocht. Die Spanier halten ſie
fuͤr ein ſchleck/ umb ihres lieblichen ge-
ſchmacks willen/ und pflegen ſie under der
Aſchen zu braten/ alßdenn die aͤuſſere haut
abzuſchaͤlen/ hernach ſcheiblein-weiß zu
ſchneiden/ und ein wenig Wein/ Roſen-
waſſer und Zucker daruͤber zu ſchuͤtten. An-
dere eſſen ſie wie ein Salat mit Eſſig/ Oel
und Saltz. Etliche machen ſie mit Zucker
ein/ umb ſie deſto laͤnger zu behalten. Wenn
dieſe wurtzel anfaͤngt zu verderben/ und man
ſie auffſchneidet/ gibt ſie ein Roſen-geruch
wie die Roſen-wurtzel von ſich. Vorgemel-
ter Herꝛ hat zu Londen in Engelland eine
dieſer wurtzel gekaufft/ ſo mehr als 1. pfund
ſchwer geweſen.



CAPUT LXII.
Meer-rettich/ oder Kreen. Rapha-
nus ſylveſtris.
Namen.

MEer-rettich/ Kreen/ heißt Lateiniſch/
Raphanus ruſticanus, Raphanus ſyl-
veſtris, Armoracia, Raphanus major,
Raphanus marinus, Thlaſpi majus, Lonic.
Grie-
chiſch/ [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. Frantzoͤſiſch/ grand
Refort, Refort ſauvage.
Engliſch/ Horſe-Ra-
dish. Niderlaͤndiſch/ Mierih-wortel/ Pe-
per-wortel. Daͤniſch/ Pepper-roͤd.

Geſtalt.

Obwol der Kreen dem Rettich nicht viel
aͤhnlich iſt/ und man ſeine Beſchreibung
bey den Alten nirgend findet/ nennet man
ihn doch gemeiniglich Raphanum majorem,
groſſen Rettich/ wegen ſeiner ſtaͤrcke und
ſchaͤrffe/ oder von den blaͤttern/ die ſehr
breit und groß ſind/ zu rings-umbher zer-
kerfft wie ein Saͤge. An dem gipffel der ein-
fachen/ geraden/ rauchen/ geſtriemten/ zwey
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Meer-rettich/ oder Kreen. Rapha-
nus ſylveſtris.

elen hohen ſtengeln/ wachſen gantz drauſch-
lichte dolden/ mit ſehr kleinen knoͤpflein/ die
thun ſich auff/ werden zu kleinen weiſſen
Blumen/ und ſo ſie widerumb abfallen/ fol-
gen gar kleine ſchoͤtlein hernach/ nicht groͤſ-
ſer als des Beſem-krauts. Die wurtzel iſt
dick/ lang und am geſchmack ſehr ſcharpff.

Unſer Meer-rettich wird in Jtalien oder
Welſchland/ Raphanus montanus, Berg-
rettich genent/ weilen er von ſich ſelbſt in
den Gebuͤrgen wåchſet. Man zielet ihn durch
die wurtzel in den Gaͤrten/ welche ſo frucht-
bar iſt/ daß ſie auch in kleine ſtuͤcklein zer-
ſchnitten/ widerumb außwaͤchßt. Der Sa-
men in ſeinen ſchoͤtlein wird ſelten gefunden.
Etliche wollen/ es ſeye ein ſondere feind-
ſchafft zwiſchen dem Meer-rettich und dem
Weinſtock/ alſo daß auch geſtoſſener Meer-
rettich in Wein geworffen/ dieſen zu einem
Eſſig mache.

Eigenſchafft.

Der Kreen waͤrmt und troͤcknet im drit-
ten grad: Jſt mit haͤuffigem fluͤchtigem al-
caliſchen Saltz angefuͤllet/ dardurch er die
Tugend hat alle ſchleimige/ zaͤhe feuchtig-
keiten zu erduͤnneren/ auch das ſcharbocki-
ſche ſaure ſaltz des Gebluͤts durch den Harn
zu/ treiben: die Mutter-gaͤnge zu eroͤffnen/
Sand/ Grieß und Stein außzufuͤhren/ den
ſchweren Athem zu erleichteren/ den ſchleim
der Bruſt zu verzehren; das Gebluͤt zu reini-
gen/ und die Magendaͤwung zu befoͤrderen.

Gebrauch.

Kreen hat gleiche wuͤrckung wie der Ret-
tich/ allein iſt er ſtaͤrcker/ ſonderlich zu auß-Verſetzter
Harn/
Stein.

treibung des Harns und Steins: denn/ ſo
man auß dem Meer-rettich ſieben ſcheiblein
ſchneidet/ und die in einem trunck weiſſen

Wein
E e e
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0417" n="401"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Kra&#x0364;uteren.</hi></fw><lb/><cb/>
Jndiani&#x017F;che Zucker-wurtzel gerechnet/ wel-<lb/>
che <hi rendition="#aq">Carolus Clu&#x017F;ius lib. 2. hi&#x017F;tor. &#x017F;tirp. Hi&#x017F;pa-<lb/>
nic. cap. 18. &amp; lib. 4. rarior. plantar. hi&#x017F;t. cap.</hi> 101.<lb/>
al&#x017F;o be&#x017F;chreibet: Die Jndiani&#x017F;che Zucker-<lb/>
wurtzel &#x017F;preitet ihre rei&#x017F;&#x017F;er oder reblein auff<lb/>
der Erden umb &#x017F;ich/ wie die wilde Cucu-<lb/>
mer/ &#x017F;ie &#x017F;ind dick/ &#x017F;afftig und glatt/ zwi-<lb/>
&#x017F;chen den&#x017F;elbigen hangen die bleich-gru&#x0364;nen<lb/>
und dicklichten bla&#x0364;tter/ &#x017F;o dem Binet&#x017F;ch &#x017F;ich<lb/>
vergleichen. Die wurtzel i&#x017F;t gemeiniglich<lb/>
drey quer-hand hoch/ und bißweilen wie<lb/>
ein gro&#x017F;&#x017F;er Rettich ge&#x017F;taltet/ an deren etliche<lb/>
du&#x0364;nne und kleine za&#x017F;eln &#x017F;ich erzeigen. Die&#x017F;er<lb/>
Zuckerwurtzeln finden &#x017F;ich dreyerley arten/<lb/>
allein an liebligkeit des ge&#x017F;chmacks/ und an<lb/>
farben unter&#x017F;chieden/ denn ob &#x017F;chon alle in-<lb/>
wendig weiß &#x017F;ind/ &#x017F;o i&#x017F;t doch an etlichen die<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te haut ro&#x0364;thlicht/ welche man vor<lb/>
die be&#x017F;te ha&#x0364;lt/ an anderen bleich oder weiß.<lb/>
Die Jndiani&#x017F;che Zucker-wurtzel wa&#x0364;chßt von<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t in der newen Welt und benach-<lb/>
barten Jn&#x017F;eln/ von dannen i&#x017F;t &#x017F;ie er&#x017F;tlich in<lb/>
Hi&#x017F;panien kommen/ darauff in dem Ko&#x0364;nig-<lb/>
reich Granaten gepflantzet worden. Die be&#x017F;te<lb/>
findet man in Malaca/ welche man auch nach<lb/>
Li&#x017F;abona und Sevilien in Portugal ver&#x017F;en-<lb/>
det. Jn Holland und Engelland bringet<lb/>
man &#x017F;ie wegen der ka&#x0364;lte nicht fort. Die Ein-<lb/>
wohner der newen Welt e&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;e wurtzel<lb/>
rohe und gekocht. Die Spanier halten &#x017F;ie<lb/>
fu&#x0364;r ein &#x017F;chleck/ umb ihres lieblichen ge-<lb/>
&#x017F;chmacks willen/ und pflegen &#x017F;ie under der<lb/>
A&#x017F;chen zu braten/ alßdenn die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere haut<lb/>
abzu&#x017F;cha&#x0364;len/ hernach &#x017F;cheiblein-weiß zu<lb/>
&#x017F;chneiden/ und ein wenig Wein/ Ro&#x017F;en-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er und Zucker daru&#x0364;ber zu &#x017F;chu&#x0364;tten. An-<lb/>
dere e&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie wie ein Salat mit E&#x017F;&#x017F;ig/ Oel<lb/>
und Saltz. Etliche machen &#x017F;ie mit Zucker<lb/>
ein/ umb &#x017F;ie de&#x017F;to la&#x0364;nger zu behalten. Wenn<lb/>
die&#x017F;e wurtzel anfa&#x0364;ngt zu verderben/ und man<lb/>
&#x017F;ie auff&#x017F;chneidet/ gibt &#x017F;ie ein Ro&#x017F;en-geruch<lb/>
wie die Ro&#x017F;en-wurtzel von &#x017F;ich. Vorgemel-<lb/>
ter Her&#xA75B; hat zu Londen in Engelland eine<lb/>
die&#x017F;er wurtzel gekaufft/ &#x017F;o mehr als 1. pfund<lb/>
&#x017F;chwer gewe&#x017F;en.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT</hi> LXII.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Meer-rettich/ oder Kreen.</hi> <hi rendition="#aq">Rapha-<lb/>
nus &#x017F;ylve&#x017F;tris.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">M</hi>Eer-rettich/ Kreen/ heißt Lateini&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Raphanus ru&#x017F;ticanus, Raphanus &#x017F;yl-<lb/>
ve&#x017F;tris, Armoracia, Raphanus major,<lb/>
Raphanus marinus, Thla&#x017F;pi majus, <hi rendition="#i">Lonic.</hi></hi> Grie-<lb/>
chi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="2"/></foreign>. Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">grand<lb/>
Refort, Refort &#x017F;auvage.</hi> Engli&#x017F;ch/ Hor&#x017F;e-Ra-<lb/>
dish. Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Mierih-wortel/ Pe-<lb/>
per-wortel. Da&#x0364;ni&#x017F;ch/ Pepper-ro&#x0364;d.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Obwol der Kreen dem Rettich nicht viel<lb/>
a&#x0364;hnlich i&#x017F;t/ und man &#x017F;eine Be&#x017F;chreibung<lb/>
bey den Alten nirgend findet/ nennet man<lb/>
ihn doch gemeiniglich <hi rendition="#aq">Raphanum majorem,</hi><lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Rettich/ wegen &#x017F;einer &#x017F;ta&#x0364;rcke und<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;rffe/ oder von den bla&#x0364;ttern/ die &#x017F;ehr<lb/>
breit und groß &#x017F;ind/ zu rings-umbher zer-<lb/>
kerfft wie ein Sa&#x0364;ge. An dem gipffel der ein-<lb/>
fachen/ geraden/ rauchen/ ge&#x017F;triemten/ zwey<lb/><cb/>
<figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Meer-rettich/ oder Kreen.</hi><hi rendition="#aq">Rapha-<lb/>
nus &#x017F;ylve&#x017F;tris.</hi></hi></head><lb/></figure> elen hohen &#x017F;tengeln/ wach&#x017F;en gantz drau&#x017F;ch-<lb/>
lichte dolden/ mit &#x017F;ehr kleinen kno&#x0364;pflein/ die<lb/>
thun &#x017F;ich auff/ werden zu kleinen wei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Blumen/ und &#x017F;o &#x017F;ie widerumb abfallen/ fol-<lb/>
gen gar kleine &#x017F;cho&#x0364;tlein hernach/ nicht gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er als des Be&#x017F;em-krauts. Die wurtzel i&#x017F;t<lb/>
dick/ lang und am ge&#x017F;chmack &#x017F;ehr &#x017F;charpff.</p><lb/>
            <p>Un&#x017F;er Meer-rettich wird in Jtalien oder<lb/>
Wel&#x017F;chland/ <hi rendition="#aq">Raphanus montanus,</hi> Berg-<lb/>
rettich genent/ weilen er von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t in<lb/>
den Gebu&#x0364;rgen wåch&#x017F;et. Man zielet ihn durch<lb/>
die wurtzel in den Ga&#x0364;rten/ welche &#x017F;o frucht-<lb/>
bar i&#x017F;t/ daß &#x017F;ie auch in kleine &#x017F;tu&#x0364;cklein zer-<lb/>
&#x017F;chnitten/ widerumb außwa&#x0364;chßt. Der Sa-<lb/>
men in &#x017F;einen &#x017F;cho&#x0364;tlein wird &#x017F;elten gefunden.<lb/>
Etliche wollen/ es &#x017F;eye ein &#x017F;ondere feind-<lb/>
&#x017F;chafft zwi&#x017F;chen dem Meer-rettich und dem<lb/>
Wein&#x017F;tock/ al&#x017F;o daß auch ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;ener Meer-<lb/>
rettich in Wein geworffen/ die&#x017F;en zu einem<lb/>
E&#x017F;&#x017F;ig mache.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Kreen wa&#x0364;rmt und tro&#x0364;cknet im drit-<lb/>
ten grad: J&#x017F;t mit ha&#x0364;uffigem flu&#x0364;chtigem al-<lb/>
cali&#x017F;chen Saltz angefu&#x0364;llet/ dardurch er die<lb/>
Tugend hat alle &#x017F;chleimige/ za&#x0364;he feuchtig-<lb/>
keiten zu erdu&#x0364;nneren/ auch das &#x017F;charbocki-<lb/>
&#x017F;che &#x017F;aure &#x017F;altz des Geblu&#x0364;ts durch den Harn<lb/>
zu/ treiben: die Mutter-ga&#x0364;nge zu ero&#x0364;ffnen/<lb/>
Sand/ Grieß und Stein außzufu&#x0364;hren/ den<lb/>
&#x017F;chweren Athem zu erleichteren/ den &#x017F;chleim<lb/>
der Bru&#x017F;t zu verzehren; das Geblu&#x0364;t zu reini-<lb/>
gen/ und die Magenda&#x0364;wung zu befo&#x0364;rderen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Kreen hat gleiche wu&#x0364;rckung wie der Ret-<lb/>
tich/ allein i&#x017F;t er &#x017F;ta&#x0364;rcker/ &#x017F;onderlich zu auß-<note place="right">Ver&#x017F;etzter<lb/>
Harn/<lb/>
Stein.</note><lb/>
treibung des Harns und Steins: denn/ &#x017F;o<lb/>
man auß dem Meer-rettich &#x017F;ieben &#x017F;cheiblein<lb/>
&#x017F;chneidet/ und die in einem trunck wei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e e</fw><fw place="bottom" type="catch">Wein</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[401/0417] Von den Kraͤuteren. Jndianiſche Zucker-wurtzel gerechnet/ wel- che Carolus Cluſius lib. 2. hiſtor. ſtirp. Hiſpa- nic. cap. 18. & lib. 4. rarior. plantar. hiſt. cap. 101. alſo beſchreibet: Die Jndianiſche Zucker- wurtzel ſpreitet ihre reiſſer oder reblein auff der Erden umb ſich/ wie die wilde Cucu- mer/ ſie ſind dick/ ſafftig und glatt/ zwi- ſchen denſelbigen hangen die bleich-gruͤnen und dicklichten blaͤtter/ ſo dem Binetſch ſich vergleichen. Die wurtzel iſt gemeiniglich drey quer-hand hoch/ und bißweilen wie ein groſſer Rettich geſtaltet/ an deren etliche duͤnne und kleine zaſeln ſich erzeigen. Dieſer Zuckerwurtzeln finden ſich dreyerley arten/ allein an liebligkeit des geſchmacks/ und an farben unterſchieden/ denn ob ſchon alle in- wendig weiß ſind/ ſo iſt doch an etlichen die aͤuſſerſte haut roͤthlicht/ welche man vor die beſte haͤlt/ an anderen bleich oder weiß. Die Jndianiſche Zucker-wurtzel waͤchßt von ſich ſelbſt in der newen Welt und benach- barten Jnſeln/ von dannen iſt ſie erſtlich in Hiſpanien kommen/ darauff in dem Koͤnig- reich Granaten gepflantzet worden. Die beſte findet man in Malaca/ welche man auch nach Liſabona und Sevilien in Portugal verſen- det. Jn Holland und Engelland bringet man ſie wegen der kaͤlte nicht fort. Die Ein- wohner der newen Welt eſſen dieſe wurtzel rohe und gekocht. Die Spanier halten ſie fuͤr ein ſchleck/ umb ihres lieblichen ge- ſchmacks willen/ und pflegen ſie under der Aſchen zu braten/ alßdenn die aͤuſſere haut abzuſchaͤlen/ hernach ſcheiblein-weiß zu ſchneiden/ und ein wenig Wein/ Roſen- waſſer und Zucker daruͤber zu ſchuͤtten. An- dere eſſen ſie wie ein Salat mit Eſſig/ Oel und Saltz. Etliche machen ſie mit Zucker ein/ umb ſie deſto laͤnger zu behalten. Wenn dieſe wurtzel anfaͤngt zu verderben/ und man ſie auffſchneidet/ gibt ſie ein Roſen-geruch wie die Roſen-wurtzel von ſich. Vorgemel- ter Herꝛ hat zu Londen in Engelland eine dieſer wurtzel gekaufft/ ſo mehr als 1. pfund ſchwer geweſen. CAPUT LXII. Meer-rettich/ oder Kreen. Rapha- nus ſylveſtris. Namen. MEer-rettich/ Kreen/ heißt Lateiniſch/ Raphanus ruſticanus, Raphanus ſyl- veſtris, Armoracia, Raphanus major, Raphanus marinus, Thlaſpi majus, Lonic. Grie- chiſch/ __. Frantzoͤſiſch/ grand Refort, Refort ſauvage. Engliſch/ Horſe-Ra- dish. Niderlaͤndiſch/ Mierih-wortel/ Pe- per-wortel. Daͤniſch/ Pepper-roͤd. Geſtalt. Obwol der Kreen dem Rettich nicht viel aͤhnlich iſt/ und man ſeine Beſchreibung bey den Alten nirgend findet/ nennet man ihn doch gemeiniglich Raphanum majorem, groſſen Rettich/ wegen ſeiner ſtaͤrcke und ſchaͤrffe/ oder von den blaͤttern/ die ſehr breit und groß ſind/ zu rings-umbher zer- kerfft wie ein Saͤge. An dem gipffel der ein- fachen/ geraden/ rauchen/ geſtriemten/ zwey [Abbildung Meer-rettich/ oder Kreen. Rapha- nus ſylveſtris. ] elen hohen ſtengeln/ wachſen gantz drauſch- lichte dolden/ mit ſehr kleinen knoͤpflein/ die thun ſich auff/ werden zu kleinen weiſſen Blumen/ und ſo ſie widerumb abfallen/ fol- gen gar kleine ſchoͤtlein hernach/ nicht groͤſ- ſer als des Beſem-krauts. Die wurtzel iſt dick/ lang und am geſchmack ſehr ſcharpff. Unſer Meer-rettich wird in Jtalien oder Welſchland/ Raphanus montanus, Berg- rettich genent/ weilen er von ſich ſelbſt in den Gebuͤrgen wåchſet. Man zielet ihn durch die wurtzel in den Gaͤrten/ welche ſo frucht- bar iſt/ daß ſie auch in kleine ſtuͤcklein zer- ſchnitten/ widerumb außwaͤchßt. Der Sa- men in ſeinen ſchoͤtlein wird ſelten gefunden. Etliche wollen/ es ſeye ein ſondere feind- ſchafft zwiſchen dem Meer-rettich und dem Weinſtock/ alſo daß auch geſtoſſener Meer- rettich in Wein geworffen/ dieſen zu einem Eſſig mache. Eigenſchafft. Der Kreen waͤrmt und troͤcknet im drit- ten grad: Jſt mit haͤuffigem fluͤchtigem al- caliſchen Saltz angefuͤllet/ dardurch er die Tugend hat alle ſchleimige/ zaͤhe feuchtig- keiten zu erduͤnneren/ auch das ſcharbocki- ſche ſaure ſaltz des Gebluͤts durch den Harn zu/ treiben: die Mutter-gaͤnge zu eroͤffnen/ Sand/ Grieß und Stein außzufuͤhren/ den ſchweren Athem zu erleichteren/ den ſchleim der Bruſt zu verzehren; das Gebluͤt zu reini- gen/ und die Magendaͤwung zu befoͤrderen. Gebrauch. Kreen hat gleiche wuͤrckung wie der Ret- tich/ allein iſt er ſtaͤrcker/ ſonderlich zu auß- treibung des Harns und Steins: denn/ ſo man auß dem Meer-rettich ſieben ſcheiblein ſchneidet/ und die in einem trunck weiſſen Wein Verſetzter Harn/ Stein. E e e

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/417
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/417>, abgerufen am 24.11.2024.