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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] Grieß/
stein/ ver-
setzter
harn.
auch den versetzten Harn fortzutreiben/ ist
nachfolgende Milch sehr dienlich: Nim
Mandeln geschelt ein loth/ Melonen und
Cucumern-kernen geschelt ein halb loth/ stoß
diese stück klein/ schütte darzu Erdbeeren-
Pappel-und Hauhechel-wasser jedes 4. loth/
mache eine Milch darauß/ und gib solche
dem Krancken in zweymal zu trincken.

Durst hi-
tziger Fie-
bern.

Das auß den verschnittenen wolzeitigen
Melonen destillierte wasser befürderet den
Harn/ treibet das Grieß und Nierenstein
fort/ stillet den Durst und löschet die grosse
hitz der Fieberen.



CAPUT LI.
[Abbildung] Angurien. Anguriae.
Namen.

ANgurien oder Citrullen heißt Lateinisch/
Anguria, Citrullus. Jtaliänisch/ Angu-
ria.
Frantzösisch/ Citroüille. Englisch/
Citrull.

Gestalt.

Die Angurien haben zerspaltene blätter/
wie die wilde Kürbiß oder Coloquinten-apf-
fel/ doch sind sie grösser und rauch/ kriechen
mit den Reben auff der Erden/ wie die Me-
lonen. Blühen gelb/ wie die gemeinen Gur-
cken. Die Frucht ist noch so groß/ als Pfe-
ben/ schwer und etwas rund/ mit einer glat-
ten rinden/ graß-grün/ scheckicht/ und auff
der seiten/ da sie auff der Erden liget/ erschei-
net sie gemeiniglich weiß. Das Fleisch oder
Marck ist sehr feucht und wassericht/ also
daß es leicht zu wasser wird. Der same ist
breit/ doch kürtzer als in der Gurcken/ mit
einer harten schelffen bekleidet/ schwartz/ biß-
weilen rothlicht oder Aschen-farb. Das
fleisch bey der rinden ist derber und weisser/
[Spaltenumbruch] auch bißweilen roth/ fast eines sauren ge-
schmacks/ aber das ander theil/ so es recht
zeitig/ ist süß und lieblich. Diese Früchie
kan man in einem hauffen Weitzen einschar-
ren/ und über zween Monat behalten/ und
so sie zu frühzeitig abgebrochen/ werden sie
in dem Weitzen vollend zeitig/ und bleiben
desto länger.

Die besten Angurien wachsen umb Rom/
in Campanien/ Apulien/ Calabrien und
Sicilien/ alda man sich in dem Sommer
und den Hunds-tägen mit dieser Frucht er-
quicket.

Die Egyptische Angurien wird von diser
nur an der grösse underschieden/ sie bringet
eine grünere schale/ und hält in sich nichts
als lauter Samen/ und ein sehr süsses was-
ser/ welches die Egyptier für den durst und
grosse hitz des Magens/ der Leber und Nie-
ren trincken/ auch es wider die hitzigen und
dreytägigen Fieber loben/ darzu sie auch das
auß dieser Frucht destillierte wasser gebrau-
chen. Die Türcken/ Araber und Egyptier
trincken es in dem Sommer/ darunder etli-
che auch ein wenig Rosenwasser/ Bisam
und Amber vermischen. Diese Früchte/ die
man ein gantzes Jahr in sprewern bewahren
kan/ werden gemeiniglich den Gästen zur
speise vorgesetzt. Jhr wasser befürderet den
Harn so starck/ daß viel/ die solches stets
trincken/ in dem es den Harn nach den Ge-
mächten gewaltig treibet/ grosse Brüche ü-
berkommen.

Eigenschafft.

Die Angurien sind kalt und feucht im an-
deren grad/ und haben auch einerley wesen
und eigenschafft mit den Kürbsen.

Gebrauch.

Weilen die Angurien gleiche würckung
mit den Cucumern und Melonen haben/ als
ist nicht nothwendig/ von ihrer Gebrauch
allhier viel zu melden.



CAPUT LII.
Coloquint. Colocynthis.
Namen.

COloquint heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 7 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 3 Zeichen fehlen], [fremdsprachliches Material - 4 Wörter fehlen]. La-
teinisch/ Colocynthis, Cucurbita agre-
stis.
Jtaliänisch/ Coloquintida, Zucca salva-
tica.
Frantzösisch/ Coloquinte, Courge sauva-
ge.
Spanisch und Englisch/ Coloquintida.
Niderländisch/ Quintappel.

Gestalt.

Die gemeine Coloquint/ Colocynthis fru-
ctu rotundo minor, C. B. vulgaris, Park.
fladert
mit ihren runden und rauchen Reben auff
der Erden her. Die blätter hangen an lan-
gen stielen/ sind gantz rauch/ aschenfarb-
grau/ haarig/ zurings umbher zerschnitten/
fast wie die Angurien-blätter. Bey deren
stielen zugleich rauch-haarige gäbelein her-
für kommen. Die blümlein erscheinen im
Sommer/ sind bleichgelb/ und nicht sehr
groß. Bringt die Frucht gantz spat/ wenn
der Herbst ein end wil haben. Diese Frucht

ist
D d d d 2

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] Grieß/
ſtein/ ver-
ſetzter
harn.
auch den verſetzten Harn fortzutreiben/ iſt
nachfolgende Milch ſehr dienlich: Nim
Mandeln geſchelt ein loth/ Melonen und
Cucumern-kernen geſchelt ein halb loth/ ſtoß
dieſe ſtuͤck klein/ ſchuͤtte darzu Erdbeeren-
Pappel-und Hauhechel-waſſer jedes 4. loth/
mache eine Milch darauß/ und gib ſolche
dem Krancken in zweymal zu trincken.

Durſt hi-
tziger Fie-
bern.

Das auß den verſchnittenen wolzeitigen
Melonen deſtillierte waſſer befuͤrderet den
Harn/ treibet das Grieß und Nierenſtein
fort/ ſtillet den Durſt und loͤſchet die groſſe
hitz der Fieberen.



CAPUT LI.
[Abbildung] Angurien. Anguriæ.
Namen.

ANgurien oder Citrullẽ heißt Lateiniſch/
Anguria, Citrullus. Jtaliaͤniſch/ Angu-
ria.
Frantzoͤſiſch/ Citroüille. Engliſch/
Citrull.

Geſtalt.

Die Angurien haben zerſpaltene blaͤtter/
wie die wilde Kuͤrbiß oder Coloquinten-apf-
fel/ doch ſind ſie groͤſſer und rauch/ kriechen
mit den Reben auff der Erden/ wie die Me-
lonen. Bluͤhen gelb/ wie die gemeinen Gur-
cken. Die Frucht iſt noch ſo groß/ als Pfe-
ben/ ſchwer und etwas rund/ mit einer glat-
ten rinden/ graß-gruͤn/ ſcheckicht/ und auff
der ſeiten/ da ſie auff der Erden liget/ erſchei-
net ſie gemeiniglich weiß. Das Fleiſch oder
Marck iſt ſehr feucht und waſſericht/ alſo
daß es leicht zu waſſer wird. Der ſame iſt
breit/ doch kuͤrtzer als in der Gurcken/ mit
einer harten ſchelffen bekleidet/ ſchwartz/ biß-
weilen rothlicht oder Aſchen-farb. Das
fleiſch bey der rinden iſt derber und weiſſer/
[Spaltenumbruch] auch bißweilen roth/ faſt eines ſauren ge-
ſchmacks/ aber das ander theil/ ſo es recht
zeitig/ iſt ſuͤß und lieblich. Dieſe Fruͤchie
kan man in einem hauffen Weitzen einſchar-
ren/ und uͤber zween Monat behalten/ und
ſo ſie zu fruͤhzeitig abgebrochen/ werden ſie
in dem Weitzen vollend zeitig/ und bleiben
deſto laͤnger.

Die beſten Angurien wachſen umb Rom/
in Campanien/ Apulien/ Calabrien und
Sicilien/ alda man ſich in dem Sommer
und den Hunds-taͤgen mit dieſer Frucht er-
quicket.

Die Egyptiſche Angurien wird von diſer
nur an der groͤſſe underſchieden/ ſie bringet
eine gruͤnere ſchale/ und haͤlt in ſich nichts
als lauter Samen/ und ein ſehr ſuͤſſes waſ-
ſer/ welches die Egyptier fuͤr den durſt und
groſſe hitz des Magens/ der Leber und Nie-
ren trincken/ auch es wider die hitzigen und
dreytaͤgigen Fieber loben/ darzu ſie auch das
auß dieſer Frucht deſtillierte waſſer gebrau-
chen. Die Tuͤrcken/ Araber und Egyptier
trincken es in dem Sommer/ darunder etli-
che auch ein wenig Roſenwaſſer/ Biſam
und Amber vermiſchen. Dieſe Fruͤchte/ die
man ein gantzes Jahr in ſprewern bewahren
kan/ werden gemeiniglich den Gaͤſten zur
ſpeiſe vorgeſetzt. Jhr waſſer befuͤrderet den
Harn ſo ſtarck/ daß viel/ die ſolches ſtets
trincken/ in dem es den Harn nach den Ge-
maͤchten gewaltig treibet/ groſſe Bruͤche uͤ-
berkommen.

Eigenſchafft.

Die Angurien ſind kalt und feucht im an-
deren grad/ und haben auch einerley weſen
und eigenſchafft mit den Kuͤrbſen.

Gebrauch.

Weilen die Angurien gleiche wuͤrckung
mit den Cucumern und Melonen haben/ als
iſt nicht nothwendig/ von ihrer Gebrauch
allhier viel zu melden.



CAPUT LII.
Coloquint. Colocynthis.
Namen.

COloquint heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 7 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 3 Zeichen fehlen], [fremdsprachliches Material – 4 Wörter fehlen]. La-
teiniſch/ Colocynthis, Cucurbita agre-
ſtis.
Jtaliaͤniſch/ Coloquintida, Zucca ſalva-
tica.
Frantzoͤſiſch/ Coloquinte, Courge ſauva-
ge.
Spaniſch und Engliſch/ Coloquintida.
Niderlaͤndiſch/ Quintappel.

Geſtalt.

Die gemeine Coloquint/ Colocynthis fru-
ctu rotundo minor, C. B. vulgaris, Park.
fladert
mit ihren runden und rauchen Reben auff
der Erden her. Die blaͤtter hangen an lan-
gen ſtielen/ ſind gantz rauch/ aſchenfarb-
grau/ haarig/ zurings umbher zerſchnitten/
faſt wie die Angurien-blaͤtter. Bey deren
ſtielen zugleich rauch-haarige gaͤbelein her-
fuͤr kommen. Die bluͤmlein erſcheinen im
Sommer/ ſind bleichgelb/ und nicht ſehr
groß. Bringt die Frucht gantz ſpat/ wenn
der Herbſt ein end wil haben. Dieſe Frucht

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[579/0595] Von den Kraͤuteren. auch den verſetzten Harn fortzutreiben/ iſt nachfolgende Milch ſehr dienlich: Nim Mandeln geſchelt ein loth/ Melonen und Cucumern-kernen geſchelt ein halb loth/ ſtoß dieſe ſtuͤck klein/ ſchuͤtte darzu Erdbeeren- Pappel-und Hauhechel-waſſer jedes 4. loth/ mache eine Milch darauß/ und gib ſolche dem Krancken in zweymal zu trincken. Grieß/ ſtein/ ver- ſetzter harn. Das auß den verſchnittenen wolzeitigen Melonen deſtillierte waſſer befuͤrderet den Harn/ treibet das Grieß und Nierenſtein fort/ ſtillet den Durſt und loͤſchet die groſſe hitz der Fieberen. CAPUT LI. [Abbildung Angurien. Anguriæ. ] Namen. ANgurien oder Citrullẽ heißt Lateiniſch/ Anguria, Citrullus. Jtaliaͤniſch/ Angu- ria. Frantzoͤſiſch/ Citroüille. Engliſch/ Citrull. Geſtalt. Die Angurien haben zerſpaltene blaͤtter/ wie die wilde Kuͤrbiß oder Coloquinten-apf- fel/ doch ſind ſie groͤſſer und rauch/ kriechen mit den Reben auff der Erden/ wie die Me- lonen. Bluͤhen gelb/ wie die gemeinen Gur- cken. Die Frucht iſt noch ſo groß/ als Pfe- ben/ ſchwer und etwas rund/ mit einer glat- ten rinden/ graß-gruͤn/ ſcheckicht/ und auff der ſeiten/ da ſie auff der Erden liget/ erſchei- net ſie gemeiniglich weiß. Das Fleiſch oder Marck iſt ſehr feucht und waſſericht/ alſo daß es leicht zu waſſer wird. Der ſame iſt breit/ doch kuͤrtzer als in der Gurcken/ mit einer harten ſchelffen bekleidet/ ſchwartz/ biß- weilen rothlicht oder Aſchen-farb. Das fleiſch bey der rinden iſt derber und weiſſer/ auch bißweilen roth/ faſt eines ſauren ge- ſchmacks/ aber das ander theil/ ſo es recht zeitig/ iſt ſuͤß und lieblich. Dieſe Fruͤchie kan man in einem hauffen Weitzen einſchar- ren/ und uͤber zween Monat behalten/ und ſo ſie zu fruͤhzeitig abgebrochen/ werden ſie in dem Weitzen vollend zeitig/ und bleiben deſto laͤnger. Die beſten Angurien wachſen umb Rom/ in Campanien/ Apulien/ Calabrien und Sicilien/ alda man ſich in dem Sommer und den Hunds-taͤgen mit dieſer Frucht er- quicket. Die Egyptiſche Angurien wird von diſer nur an der groͤſſe underſchieden/ ſie bringet eine gruͤnere ſchale/ und haͤlt in ſich nichts als lauter Samen/ und ein ſehr ſuͤſſes waſ- ſer/ welches die Egyptier fuͤr den durſt und groſſe hitz des Magens/ der Leber und Nie- ren trincken/ auch es wider die hitzigen und dreytaͤgigen Fieber loben/ darzu ſie auch das auß dieſer Frucht deſtillierte waſſer gebrau- chen. Die Tuͤrcken/ Araber und Egyptier trincken es in dem Sommer/ darunder etli- che auch ein wenig Roſenwaſſer/ Biſam und Amber vermiſchen. Dieſe Fruͤchte/ die man ein gantzes Jahr in ſprewern bewahren kan/ werden gemeiniglich den Gaͤſten zur ſpeiſe vorgeſetzt. Jhr waſſer befuͤrderet den Harn ſo ſtarck/ daß viel/ die ſolches ſtets trincken/ in dem es den Harn nach den Ge- maͤchten gewaltig treibet/ groſſe Bruͤche uͤ- berkommen. Eigenſchafft. Die Angurien ſind kalt und feucht im an- deren grad/ und haben auch einerley weſen und eigenſchafft mit den Kuͤrbſen. Gebrauch. Weilen die Angurien gleiche wuͤrckung mit den Cucumern und Melonen haben/ als iſt nicht nothwendig/ von ihrer Gebrauch allhier viel zu melden. CAPUT LII. Coloquint. Colocynthis. Namen. COloquint heißt Griechiſch/ _______- ___, ____. La- teiniſch/ Colocynthis, Cucurbita agre- ſtis. Jtaliaͤniſch/ Coloquintida, Zucca ſalva- tica. Frantzoͤſiſch/ Coloquinte, Courge ſauva- ge. Spaniſch und Engliſch/ Coloquintida. Niderlaͤndiſch/ Quintappel. Geſtalt. Die gemeine Coloquint/ Colocynthis fru- ctu rotundo minor, C. B. vulgaris, Park. fladert mit ihren runden und rauchen Reben auff der Erden her. Die blaͤtter hangen an lan- gen ſtielen/ ſind gantz rauch/ aſchenfarb- grau/ haarig/ zurings umbher zerſchnitten/ faſt wie die Angurien-blaͤtter. Bey deren ſtielen zugleich rauch-haarige gaͤbelein her- fuͤr kommen. Die bluͤmlein erſcheinen im Sommer/ ſind bleichgelb/ und nicht ſehr groß. Bringt die Frucht gantz ſpat/ wenn der Herbſt ein end wil haben. Dieſe Frucht iſt D d d d 2

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/595>, abgerufen am 22.11.2024.