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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] Welschland oder Jtalien/ auff den berühm-
ten Gebürgen Gargano und Baldo.

3. Die Steyrmärckische Gembsen-wurtz/
Doronicum longifolium hirsutie asperum, C. B.
Doronici species ex horto Ferrariensi, folio lon-
go hirsuto, J. B.
bringt einen schuh hohen
stengel herfür/ der lind/ haaricht und gekält
ist. Sie hat wenig kleine/ dicke und läng-
lichte blätter/ an dem obern theil satt-grün/
glitzerend und gantz haarig/ an dem undern
theil aber glatt und bleich-grün/ die aber
den stengel umbringen sind schmäler/ sie ge-
ben alle ein sehr scharffen geschmack von sich.
Auff dem gipffel des stengels sitzet ein gold-
gelbe blum/ wenn die abfällt/ folget ein klei-
ner schwartzlichter samen nach/ so mit gauch-
haar überzogen/ und mit dem wind davon
flieget. Die wurtzel ist klein/ schwartzlicht/
gläichig/ und mit etlichen dicken/ weißlich-
ten zaseln begabet/ sie gibt ein gewürtz-ge-
ruch von sich. Carolus Clusius hat sie erstlich
in Oesterreich auff dem Schneeberg/ hernach
in Schnee-alpen und Neuberg/ aber in grö-
ster anzahl auff dem gipffel des Etschers
zwischen den Felsen angetroffen: sie blühet
im Hewmonat/ und bißweilen im Augsten/
alßdenn auch der samen öffters zu seiner zei-
tigung gelanget.

4. Das vierdte Geschlecht der Gembsen-
wurtz/ Doronicum latifolium flore magno, C.
B.
folio lato, flore magno, J. B.
Jst gemei-
niglich kleiner als die vorigen/ trägt aber
ein grössere blum. Die blätter sind rundlicht
wie an dem Schweinbrodt/ und den andern
nicht ungleich. Sie wächßt in Veitz-alpen
ob Neuburg in Steyrmarck/ und blühet umb
die zeit wie die vorgemeldten.

5. Die gröste Gembsen-wurtz/ Doroni-
cum maximum foliis caulem amplectentibus,
C. B. maximum foliis Hyoscyami Peruani mo-
do caulem amplectentibus, J. B.
Bringt einen
haarichten und gekälten stengel/ so zwey elen
hoch oder bißweilen höher wächßt/ und ge-
meiniglich kleinen fingers-dick/ auch bey
dem obern theil in etliche nebenzweig gethei-
let ist. Die blätter bey der wurtzel sind rund/
und mit einem langen stiel begabet/ welche
aber ohne ordnung den stengel umbfassen/
werden breiter/ spitziger/ an dem umbkreiß
ein wenig gekerfft/ grün und haarig/ so den
stengel ohne stiel mit ihrem breiten rand umb-
ringen. Auff den neben-zweigen sitzen gros-
se blumen ohne geruch/ die auß 20. oder 30.
langen blättern bestehen/ und ihr breites
Aepffelein oder Tischlein umbringen. Der
samen ist gestriemt und grünlicht/ welcher
mit seinem gauch-haar davon flieget. Die
wurtzel wird grün-weißlicht/ knöpffig/ und
einem Zwiebelein ähnlich/ so man sie aber
fortpflantzet/ wächßt sie dicker. Vorge-
meldter Clusius hat sie erstlich neben den Bä-
chen an schattichten orten auff dem Oester-
reichischen Wechsel/ in dem Brachmonat
blühend/ gefunden/ und sie hernach in sei-
nen Garten gepflantzet/ allda sie ihme wol
fortkommen ware/ hernach hater sie in grös-
serer anzahl an nidsich haldigen und wal-
dichten orten auff dem Etscher und Herren-
Alben/ in dem Augstmonat blühend/ an-
getroffen. So man sie in die Gärten pflan-
tzet/ bringet sie ihre blumen in dem Mäyen/
[Spaltenumbruch] also findet man sie auch blühend in den ber-
gichten Ungarischen Wäldern über dem
Fluß Dra genannt/ wie er solches Lib. 4.
Histor. Plantar. rarior. Cap.
8. anzeiget.

6. Die graue Schweitzerische Gembsen-
wurtz/ Doronicum Helveticum incanum, C. B.
hat eine gläichichte und gleichsam schüppich-
te wurtzel/ auß deren ein runder/ weißgrauer
stengel eines schuhs hoch herfür komt/ auff
welchem ein grosse gelbe blume mit gold-
gelb/ länglichten/ nicht zerkerfften blättern
erscheinet/ die endlich mit dem samen/ so
andern gleich ist/ davon fliegt: die blätter
sind dick/ deren etliche gegen der wurtzel
rundlicht/ andere ablang/ an dem umkreiß
bald wenig bald tieff zerkerfft/ so an dem un-
dern theil/ mit ihren stielen/ von wegen der
weißgrauen wollen lind/ obenher bleich-grün
sind: diejenigen blätter aber/ so den stengel
umbgeben/ sind lang/ schmal und außge-
spitzt/ eines scharffen und bitteren geschmacks.
Sie wächßt auff den Schweitzerischen Alp-
gebürgen.

7. Die niedrige Schweitzerische Gembsen-
wurtz mit dicken blättern/ Doronicum Helve-
ticum humile, crassis foliis, C. B.
wächßt einer
hand hoch/ mit dicken blättern/ welche oben
schwartz-grün/ unden aber bleich und ein we-
nig haarig sind/ die ersten erscheinen rund-
licht/ ablang/ und an dem umbkreiß zer-
kerfft/ mit des stieleins understen theil den
stengel umbgebend: die nachfolgenden blät-
ter aber sind sechs daumen lang und andert-
halb breit/ deren die obere keine stielein ha-
ben: der stengel ist kurtz und haarig/ in ne-
ben-zweiglein zertheilt/ deren jegliches eine
gelbe blum mittelmäßiger grösse trägt. Es
blühet im Heumonat auff den Gipfflen der
Veltliner Gebürgen/ die Gemme genannt/
über welche man sich mit Seßlen in das
Leucker-bad tragen läßt.

Eigenschafft.

Die Gembsen-wurtz/ welche in dem Brach-
monat ihre beste krafft hat/ hat ein groblicht-
ölichtes/ bitterlicht-süsses/ zwischen vielen
irrdischen theilgen verborgenes Saltz bey
sich/ und daher die Eigenschafft zu wärmen/
zu trocknen/ verstopffungen zu eröffnen/
durch die Nieren/ Mutter und Leber zu drin-
gen/ und die unruhigen Lebens-geister wider
zur ruhe zu bringen.

Gebrauch.

Diese wurtzel wird gebraucht zu den Win-Wind und
auffblähen
des Leibs/
und sonder-
lich der
Mutter.
Würm/
versteckung
des harns/
hertzzittern
ohnmacht/
Gifft
Schwindel

den und auffblähung des Leibs/ und sonder-
lich der Mutter/ tödet und treibet die würm
auß/ fürderet den Harn/ stärcket das zitte-
rende Hertz/ wendet die Ohnmachten/ wi-
derstehet dem Gifft/ daher sie under den The-
riac vermischt wird.

Jn den hohen Schweitzer-Gebürgen und
in Steyermarck/ pflegen die/ welche nach
den Gembsen steigen/ solche wurtzel auch wi-
der den Schwindel zu gebrauchen.

Demnach G. Hieron. Velschius, in seinem
Lateinischen Buch von den Gembsen-ku-Gembsen-
kugeln.

geln stattlich erwiesen/ daß dieselbigen auß
den köstlichen Alp-kräutern/ fürnemlich aber
auß dieser wurtzel in dem Magen der Gemb-
sen ihren ursprung hernehmen/ diese Gemb-
sen-kugeln aber zu unsern zeiten in Teutsch-

land

Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] Welſchland oder Jtalien/ auff den beruͤhm-
ten Gebuͤrgen Gargano und Baldo.

3. Die Steyrmaͤrckiſche Gembſen-wurtz/
Doronicum longifolium hirſutie aſperum, C. B.
Doronici ſpecies ex horto Ferrarienſi, folio lon-
go hirſuto, J. B.
bringt einen ſchuh hohen
ſtengel herfuͤr/ der lind/ haaricht und gekaͤlt
iſt. Sie hat wenig kleine/ dicke und laͤng-
lichte blaͤtter/ an dem obern theil ſatt-gruͤn/
glitzerend und gantz haarig/ an dem undern
theil aber glatt und bleich-gruͤn/ die aber
den ſtengel umbringen ſind ſchmaͤler/ ſie ge-
ben alle ein ſehr ſcharffen geſchmack von ſich.
Auff dem gipffel des ſtengels ſitzet ein gold-
gelbe blum/ wenn die abfaͤllt/ folget ein klei-
ner ſchwartzlichter ſamen nach/ ſo mit gauch-
haar uͤberzogen/ und mit dem wind davon
flieget. Die wurtzel iſt klein/ ſchwartzlicht/
glaͤichig/ und mit etlichen dicken/ weißlich-
ten zaſeln begabet/ ſie gibt ein gewuͤrtz-ge-
ruch von ſich. Carolus Cluſius hat ſie erſtlich
in Oeſterꝛeich auff dem Schneeberg/ hernach
in Schnee-alpen und Neuberg/ aber in groͤ-
ſter anzahl auff dem gipffel des Etſchers
zwiſchen den Felſen angetroffen: ſie bluͤhet
im Hewmonat/ und bißweilen im Augſten/
alßdenn auch der ſamen oͤffters zu ſeiner zei-
tigung gelanget.

4. Das vierdte Geſchlecht der Gembſen-
wurtz/ Doronicum latifolium flore magno, C.
B.
folio lato, flore magno, J. B.
Jſt gemei-
niglich kleiner als die vorigen/ traͤgt aber
ein groͤſſere blum. Die blaͤtter ſind rundlicht
wie an dem Schweinbrodt/ und den andern
nicht ungleich. Sie waͤchßt in Veitz-alpen
ob Neuburg in Steyrmarck/ und bluͤhet umb
die zeit wie die vorgemeldten.

5. Die groͤſte Gembſen-wurtz/ Doroni-
cum maximum foliis caulem amplectentibus,
C. B. maximum foliis Hyoſcyami Peruani mo-
do caulem amplectentibus, J. B.
Bringt einen
haarichten und gekaͤlten ſtengel/ ſo zwey elen
hoch oder bißweilen hoͤher waͤchßt/ und ge-
meiniglich kleinen fingers-dick/ auch bey
dem obern theil in etliche nebenzweig gethei-
let iſt. Die blaͤtter bey der wurtzel ſind rund/
und mit einem langen ſtiel begabet/ welche
aber ohne ordnung den ſtengel umbfaſſen/
werden breiter/ ſpitziger/ an dem umbkreiß
ein wenig gekerfft/ gruͤn und haarig/ ſo den
ſtengel ohne ſtiel mit ihrem breiten rand umb-
ringen. Auff den neben-zweigen ſitzen groſ-
ſe blumen ohne geruch/ die auß 20. oder 30.
langen blaͤttern beſtehen/ und ihr breites
Aepffelein oder Tiſchlein umbringen. Der
ſamen iſt geſtriemt und gruͤnlicht/ welcher
mit ſeinem gauch-haar davon flieget. Die
wurtzel wird gruͤn-weißlicht/ knoͤpffig/ und
einem Zwiebelein aͤhnlich/ ſo man ſie aber
fortpflantzet/ waͤchßt ſie dicker. Vorge-
meldter Cluſius hat ſie erſtlich neben den Baͤ-
chen an ſchattichten orten auff dem Oeſter-
reichiſchen Wechſel/ in dem Brachmonat
bluͤhend/ gefunden/ und ſie hernach in ſei-
nen Garten gepflantzet/ allda ſie ihme wol
fortkommen ware/ hernach hater ſie in groͤſ-
ſerer anzahl an nidſich haldigen und wal-
dichten orten auff dem Etſcher und Herꝛen-
Alben/ in dem Augſtmonat bluͤhend/ an-
getroffen. So man ſie in die Gaͤrten pflan-
tzet/ bringet ſie ihre blumen in dem Maͤyen/
[Spaltenumbruch] alſo findet man ſie auch bluͤhend in den ber-
gichten Ungariſchen Waͤldern uͤber dem
Fluß Dra genannt/ wie er ſolches Lib. 4.
Hiſtor. Plantar. rarior. Cap.
8. anzeiget.

6. Die graue Schweitzeriſche Gembſen-
wurtz/ Doronicum Helveticum incanum, C. B.
hat eine glaͤichichte und gleichſam ſchuͤppich-
te wurtzel/ auß deren ein runder/ weißgrauer
ſtengel eines ſchuhs hoch herfuͤr komt/ auff
welchem ein groſſe gelbe blume mit gold-
gelb/ laͤnglichten/ nicht zerkerfften blaͤttern
erſcheinet/ die endlich mit dem ſamen/ ſo
andern gleich iſt/ davon fliegt: die blaͤtter
ſind dick/ deren etliche gegen der wurtzel
rundlicht/ andere ablang/ an dem umkreiß
bald wenig bald tieff zerkerfft/ ſo an dem un-
dern theil/ mit ihren ſtielen/ von wegen der
weißgrauen wollen lind/ obenher bleich-gruͤn
ſind: diejenigen blaͤtter aber/ ſo den ſtengel
umbgeben/ ſind lang/ ſchmal und außge-
ſpitzt/ eines ſcharffen uñ bitteren geſchmacks.
Sie waͤchßt auff den Schweitzeriſchen Alp-
gebuͤrgen.

7. Die niedrige Schweitzeriſche Gembſen-
wurtz mit dicken blaͤttern/ Doronicum Helve-
ticum humile, craſſis foliis, C. B.
waͤchßt einer
hand hoch/ mit dicken blaͤttern/ welche oben
ſchwartz-gruͤn/ unden aber bleich und ein we-
nig haarig ſind/ die erſten erſcheinen rund-
licht/ ablang/ und an dem umbkreiß zer-
kerfft/ mit des ſtieleins underſten theil den
ſtengel umbgebend: die nachfolgenden blaͤt-
ter aber ſind ſechs daumen lang und andert-
halb breit/ deren die obere keine ſtielein ha-
ben: der ſtengel iſt kurtz und haarig/ in ne-
ben-zweiglein zertheilt/ deren jegliches eine
gelbe blum mittelmaͤßiger groͤſſe traͤgt. Es
bluͤhet im Heumonat auff den Gipfflen der
Veltliner Gebuͤrgen/ die Gemme genannt/
uͤber welche man ſich mit Seßlen in das
Leucker-bad tragen laͤßt.

Eigenſchafft.

Die Gembſen-wurtz/ welche in dem Brach-
monat ihre beſte krafft hat/ hat ein groblicht-
oͤlichtes/ bitterlicht-ſuͤſſes/ zwiſchen vielen
irꝛdiſchen theilgen verborgenes Saltz bey
ſich/ und daher die Eigenſchafft zu waͤrmen/
zu trocknen/ verſtopffungen zu eroͤffnen/
durch die Nieren/ Mutter und Leber zu drin-
gen/ und die unruhigen Lebens-geiſter wider
zur ruhe zu bringen.

Gebrauch.

Dieſe wurtzel wird gebraucht zu den Win-Wind und
auffblaͤhen
des Leibs/
und ſondeꝛ-
lich der
Mutter.
Wuͤrm/
verſteckung
des harns/
hertzzittern
ohnmacht/
Gifft
Schwindel

den und auffblaͤhung des Leibs/ und ſonder-
lich der Mutter/ toͤdet und treibet die wuͤrm
auß/ fuͤrderet den Harn/ ſtaͤrcket das zitte-
rende Hertz/ wendet die Ohnmachten/ wi-
derſtehet dem Gifft/ daher ſie under den The-
riac vermiſcht wird.

Jn den hohen Schweitzer-Gebuͤrgen und
in Steyermarck/ pflegen die/ welche nach
den Gembſen ſteigen/ ſolche wurtzel auch wi-
der den Schwindel zu gebrauchen.

Demnach G. Hieron. Velſchius, in ſeinem
Lateiniſchen Buch von den Gembſen-ku-Gembſen-
kugeln.

geln ſtattlich erwieſen/ daß dieſelbigen auß
den koͤſtlichen Alp-kraͤutern/ fuͤrnemlich aber
auß dieſer wurtzel in dem Magen der Gemb-
ſen ihren urſprung hernehmen/ dieſe Gemb-
ſen-kugeln aber zu unſern zeiten in Teutſch-

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[596/0612] Das Dritte Buch/ Welſchland oder Jtalien/ auff den beruͤhm- ten Gebuͤrgen Gargano und Baldo. 3. Die Steyrmaͤrckiſche Gembſen-wurtz/ Doronicum longifolium hirſutie aſperum, C. B. Doronici ſpecies ex horto Ferrarienſi, folio lon- go hirſuto, J. B. bringt einen ſchuh hohen ſtengel herfuͤr/ der lind/ haaricht und gekaͤlt iſt. Sie hat wenig kleine/ dicke und laͤng- lichte blaͤtter/ an dem obern theil ſatt-gruͤn/ glitzerend und gantz haarig/ an dem undern theil aber glatt und bleich-gruͤn/ die aber den ſtengel umbringen ſind ſchmaͤler/ ſie ge- ben alle ein ſehr ſcharffen geſchmack von ſich. Auff dem gipffel des ſtengels ſitzet ein gold- gelbe blum/ wenn die abfaͤllt/ folget ein klei- ner ſchwartzlichter ſamen nach/ ſo mit gauch- haar uͤberzogen/ und mit dem wind davon flieget. Die wurtzel iſt klein/ ſchwartzlicht/ glaͤichig/ und mit etlichen dicken/ weißlich- ten zaſeln begabet/ ſie gibt ein gewuͤrtz-ge- ruch von ſich. Carolus Cluſius hat ſie erſtlich in Oeſterꝛeich auff dem Schneeberg/ hernach in Schnee-alpen und Neuberg/ aber in groͤ- ſter anzahl auff dem gipffel des Etſchers zwiſchen den Felſen angetroffen: ſie bluͤhet im Hewmonat/ und bißweilen im Augſten/ alßdenn auch der ſamen oͤffters zu ſeiner zei- tigung gelanget. 4. Das vierdte Geſchlecht der Gembſen- wurtz/ Doronicum latifolium flore magno, C. B. folio lato, flore magno, J. B. Jſt gemei- niglich kleiner als die vorigen/ traͤgt aber ein groͤſſere blum. Die blaͤtter ſind rundlicht wie an dem Schweinbrodt/ und den andern nicht ungleich. Sie waͤchßt in Veitz-alpen ob Neuburg in Steyrmarck/ und bluͤhet umb die zeit wie die vorgemeldten. 5. Die groͤſte Gembſen-wurtz/ Doroni- cum maximum foliis caulem amplectentibus, C. B. maximum foliis Hyoſcyami Peruani mo- do caulem amplectentibus, J. B. Bringt einen haarichten und gekaͤlten ſtengel/ ſo zwey elen hoch oder bißweilen hoͤher waͤchßt/ und ge- meiniglich kleinen fingers-dick/ auch bey dem obern theil in etliche nebenzweig gethei- let iſt. Die blaͤtter bey der wurtzel ſind rund/ und mit einem langen ſtiel begabet/ welche aber ohne ordnung den ſtengel umbfaſſen/ werden breiter/ ſpitziger/ an dem umbkreiß ein wenig gekerfft/ gruͤn und haarig/ ſo den ſtengel ohne ſtiel mit ihrem breiten rand umb- ringen. Auff den neben-zweigen ſitzen groſ- ſe blumen ohne geruch/ die auß 20. oder 30. langen blaͤttern beſtehen/ und ihr breites Aepffelein oder Tiſchlein umbringen. Der ſamen iſt geſtriemt und gruͤnlicht/ welcher mit ſeinem gauch-haar davon flieget. Die wurtzel wird gruͤn-weißlicht/ knoͤpffig/ und einem Zwiebelein aͤhnlich/ ſo man ſie aber fortpflantzet/ waͤchßt ſie dicker. Vorge- meldter Cluſius hat ſie erſtlich neben den Baͤ- chen an ſchattichten orten auff dem Oeſter- reichiſchen Wechſel/ in dem Brachmonat bluͤhend/ gefunden/ und ſie hernach in ſei- nen Garten gepflantzet/ allda ſie ihme wol fortkommen ware/ hernach hater ſie in groͤſ- ſerer anzahl an nidſich haldigen und wal- dichten orten auff dem Etſcher und Herꝛen- Alben/ in dem Augſtmonat bluͤhend/ an- getroffen. So man ſie in die Gaͤrten pflan- tzet/ bringet ſie ihre blumen in dem Maͤyen/ alſo findet man ſie auch bluͤhend in den ber- gichten Ungariſchen Waͤldern uͤber dem Fluß Dra genannt/ wie er ſolches Lib. 4. Hiſtor. Plantar. rarior. Cap. 8. anzeiget. 6. Die graue Schweitzeriſche Gembſen- wurtz/ Doronicum Helveticum incanum, C. B. hat eine glaͤichichte und gleichſam ſchuͤppich- te wurtzel/ auß deren ein runder/ weißgrauer ſtengel eines ſchuhs hoch herfuͤr komt/ auff welchem ein groſſe gelbe blume mit gold- gelb/ laͤnglichten/ nicht zerkerfften blaͤttern erſcheinet/ die endlich mit dem ſamen/ ſo andern gleich iſt/ davon fliegt: die blaͤtter ſind dick/ deren etliche gegen der wurtzel rundlicht/ andere ablang/ an dem umkreiß bald wenig bald tieff zerkerfft/ ſo an dem un- dern theil/ mit ihren ſtielen/ von wegen der weißgrauen wollen lind/ obenher bleich-gruͤn ſind: diejenigen blaͤtter aber/ ſo den ſtengel umbgeben/ ſind lang/ ſchmal und außge- ſpitzt/ eines ſcharffen uñ bitteren geſchmacks. Sie waͤchßt auff den Schweitzeriſchen Alp- gebuͤrgen. 7. Die niedrige Schweitzeriſche Gembſen- wurtz mit dicken blaͤttern/ Doronicum Helve- ticum humile, craſſis foliis, C. B. waͤchßt einer hand hoch/ mit dicken blaͤttern/ welche oben ſchwartz-gruͤn/ unden aber bleich und ein we- nig haarig ſind/ die erſten erſcheinen rund- licht/ ablang/ und an dem umbkreiß zer- kerfft/ mit des ſtieleins underſten theil den ſtengel umbgebend: die nachfolgenden blaͤt- ter aber ſind ſechs daumen lang und andert- halb breit/ deren die obere keine ſtielein ha- ben: der ſtengel iſt kurtz und haarig/ in ne- ben-zweiglein zertheilt/ deren jegliches eine gelbe blum mittelmaͤßiger groͤſſe traͤgt. Es bluͤhet im Heumonat auff den Gipfflen der Veltliner Gebuͤrgen/ die Gemme genannt/ uͤber welche man ſich mit Seßlen in das Leucker-bad tragen laͤßt. Eigenſchafft. Die Gembſen-wurtz/ welche in dem Brach- monat ihre beſte krafft hat/ hat ein groblicht- oͤlichtes/ bitterlicht-ſuͤſſes/ zwiſchen vielen irꝛdiſchen theilgen verborgenes Saltz bey ſich/ und daher die Eigenſchafft zu waͤrmen/ zu trocknen/ verſtopffungen zu eroͤffnen/ durch die Nieren/ Mutter und Leber zu drin- gen/ und die unruhigen Lebens-geiſter wider zur ruhe zu bringen. Gebrauch. Dieſe wurtzel wird gebraucht zu den Win- den und auffblaͤhung des Leibs/ und ſonder- lich der Mutter/ toͤdet und treibet die wuͤrm auß/ fuͤrderet den Harn/ ſtaͤrcket das zitte- rende Hertz/ wendet die Ohnmachten/ wi- derſtehet dem Gifft/ daher ſie under den The- riac vermiſcht wird. Wind und auffblaͤhen des Leibs/ und ſondeꝛ- lich der Mutter. Wuͤrm/ verſteckung des harns/ hertzzittern ohnmacht/ Gifft Schwindel Jn den hohen Schweitzer-Gebuͤrgen und in Steyermarck/ pflegen die/ welche nach den Gembſen ſteigen/ ſolche wurtzel auch wi- der den Schwindel zu gebrauchen. Demnach G. Hieron. Velſchius, in ſeinem Lateiniſchen Buch von den Gembſen-ku- geln ſtattlich erwieſen/ daß dieſelbigen auß den koͤſtlichen Alp-kraͤutern/ fuͤrnemlich aber auß dieſer wurtzel in dem Magen der Gemb- ſen ihren urſprung hernehmen/ dieſe Gemb- ſen-kugeln aber zu unſern zeiten in Teutſch- land Gembſen- kugeln.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 596. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/612>, abgerufen am 22.11.2024.