Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch]

Die Jäger pflegen/ wenn ihnen die| Hund
von andern wütenden Hunden gebissen wor-
den/ die Wunden in fliessendem wasser wol
mit sand außzuwaschen/ und ihnen hernach
dieß Kraut in gebachenen Eyern ein zugeben.

Gauchheil ist ein gute Blut-stellung/ denn
Bluten.so es nur in der Hand des krancken erwärmt/
das Blut stellet.

Hartmannus lobet den Gauchheil mit den
Taubsucht.rothen blumen wider die Taubsucht/ so man
ihne in wasser siedet/ und davon dem Kran-
cken zu trincken gibet.

Friederich Ginther/ gewesener König-
licher Dänischer Secretarius/ hat einen
Englischen Edelmann gekennt/ welcher den
Podagra.rothen Gauchheil wider das Podagram sehr
rühmte/ er ließ ihne in Menschen-harn zur
dicke eines Pflasters sieden/ so er alßdenn
auff seine podagramische Füß warmlicht ü-
berlegte/ und sich treflich wol darbey befan-
de. Das gemeine Volck in Dennemarck
siedet den rothen Gauchheil in Menschen-
harn/ und braucht es wie ein Fuß-wasser/
warmlicht wider die Schmertzen des Poda-
grams.

Schleim
des haupts

Den Safft des Gauchheils in die Nasen
genommen/ ziehet den überflüßigen Schleim
auß dem Haupt.

Matthiolus berichtet/ daß etliche diesen
Gulden-
ader.
Safft zur Gulden-ader gebrauchen/ also
daß wenn sie dieselbigen eröffnen wollen/
streichen sie den Safft an von dem rothen
Gauchheil: Aber die Gulden-ader zu stopf-
fen/ nehmen sie den Safft von dem blauen
Kraut/ und streichen ihne über die Ader.

Wunden/
unflätige
umb sich
fressende
Geschwär
und alte
Schäden.
Biß von
einem ra-
senden
Hund.|
Gifft/ Pest
Wunden/
Stich der
schlangen
und nat-
tern/ Biß
rasender
Hunden/
dunckle
Augen.

Der Safft in die Wunden gethan/ säu-
bert dieselbige/ wie auch die unflätige/ un-
reine/ und umb sich fressende Geschwär und
alte Schäden.

So ein Mensch oder Vieh von einem ra-
senden Hund gebissen wäre/ der wasche den
Schaden mit diesem Safft.

Wenn man einen guten Trunck des de-
stillierten Gauchheil-wassers thut/ sich dar-
nach warm niderlegt/ und darauff schwitzt/
soll es das Gifft auß dem Leib treiben/ und
also wider die Pest behülfflich seyn. Es wird
auch gerühmt/ daß es allen gifftigen Wun-
den und Stichen der Schlangen und Nat-
tern/ wie auch den Bissen der rasenden Hun-
den grossen widerstand thue/ darvon getrun-
cken/ und den Schaden darmit gewaschen.
Dieses Wasser in die dunckelen Augen gelas-
sen/ macht dieselbigen hell und lauter. Ja-
cobus Hollerius Lib. 1. de Morbis interc. Cap.
21. in Scholia
berichtet/ daß eine Wittwen zu
Pariß/ mit dem auß rothem Gauchheil de-
stillierten Wasser vielen geholffen habe/ wel-
Fell in den
Augen.
chen Fell in den Augen angefangen zu wach-
sen.



CAPUT LXXIV.
Abbißkraut. Succisa.
Namen.

ABbißkraut heißt Lateinisch/ Succisa,
Morsus Diaboli, Praemorsa.
Jtaliä-
nisch/ Morso di Diavolo. Frantzösisch/
Morsure du Diable. Spanisch/ Mordedura
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Abbißkraut. Succisa.
de Diablo. Englisch/ Dewelles Bit. Dä-
nisch/ Diefvels-bid/ Knopurt/ Engekuop.
Niderländisch/ Duyvels-bete. Es hat die-
ses Kraut den Namen Teufels-abbiß bey
dem gemeinen Mann/ von wegen der abge-
bissenen oder vielmehr abgefaulten Wurtze|
bekommen/ denn abergläubische Leuth dar-
für halten/ daß diese Wurtzel von wegen ih-
rer fürtreflichen Krafft/ von dem Teufel
also abgebissen werde. Aber es ist nichts
neues/ daß noch mehr andere wurtzeln/ glei-
cher gestalt wie diese Wurtzel/ unten her in
der Erden abfaulen/ oder von den Würmen
abgefressen werden.

Gestalt.

Abbißkraut hat ein runde und dicke wur-
tzel/ die ist unden her gleich als ob sie abge-
fault oder abgebissen wäre/ doch hat sie noch
viel lange/ weisse Neben-würtzelein/ gleich
wie die wurtzel des Baldrians/ welche auch
unten an der mittelsten Hertz-wurtzel abge-
bissen scheinen. Sonsten vergleichet sich
das Kraut dem gemeinen Scabiosen-kraut/
die blätter sind aber nicht zerschnitten/ (un-
derweilen wird es mit zerschnittenen blättern
allhier auff dem Muttentzer-berg gefunden)
doch etwas fetter/ und ein wenig rauch/ von
farben schwartz-grün/ breiter/ einer Zung
nicht ungleich/ und rings herumb auff bey-
den seiten ein wenig zerkerfft. Jn dem
Brach- und Hew-monat wachsen von der
Wurtzel herfür/ runde/ nackende stengel/
die werden etwan anderthalb elen hoch/ da-
rauff bringt es gemeiniglich himmel-blaue
und zu zeiten purpur-braune/ zusammen-
gedrungene blumen/ von vielen kleinen blüm-
lein rund zusammen gesetzt/ anzusehen wie
ein rundes Hütlein. So dieselbigen auß-
fallen/ welches im ende des Augstmonats
geschihet/ flieget der samen davon/ wie von

den
J i i i 2
Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch]

Die Jaͤger pflegen/ wenn ihnen die| Hund
von andern wuͤtenden Hunden gebiſſen wor-
den/ die Wunden in flieſſendem waſſer wol
mit ſand außzuwaſchen/ und ihnen hernach
dieß Kraut in gebachenen Eyern ein zugeben.

Gauchheil iſt ein gute Blut-ſtellung/ deñ
Bluten.ſo es nur in der Hand des krancken erwaͤrmt/
das Blut ſtellet.

Hartmannus lobet den Gauchheil mit den
Taubſucht.rothen blumen wider die Taubſucht/ ſo man
ihne in waſſer ſiedet/ und davon dem Kran-
cken zu trincken gibet.

Friederich Ginther/ geweſener Koͤnig-
licher Daͤniſcher Secretarius/ hat einen
Engliſchen Edelmann gekennt/ welcher den
Podagra.rothen Gauchheil wider das Podagram ſehr
ruͤhmte/ er ließ ihne in Menſchen-harn zur
dicke eines Pflaſters ſieden/ ſo er alßdenn
auff ſeine podagramiſche Fuͤß warmlicht uͤ-
berlegte/ und ſich treflich wol darbey befan-
de. Das gemeine Volck in Dennemarck
ſiedet den rothen Gauchheil in Menſchen-
harn/ und braucht es wie ein Fuß-waſſer/
warmlicht wider die Schmertzen des Poda-
grams.

Schleim
des haupts

Den Safft des Gauchheils in die Naſen
genommen/ ziehet den uͤberfluͤßigen Schleim
auß dem Haupt.

Matthiolus berichtet/ daß etliche dieſen
Gulden-
ader.
Safft zur Gulden-ader gebrauchen/ alſo
daß wenn ſie dieſelbigen eroͤffnen wollen/
ſtreichen ſie den Safft an von dem rothen
Gauchheil: Aber die Gulden-ader zu ſtopf-
fen/ nehmen ſie den Safft von dem blauen
Kraut/ und ſtreichen ihne uͤber die Ader.

Wunden/
unflaͤtige
umb ſich
freſſende
Geſchwaͤr
und alte
Schaͤden.
Biß von
einem ra-
ſenden
Hund.|
Gifft/ Peſt
Wunden/
Stich der
ſchlangen
und nat-
tern/ Biß
raſender
Hunden/
dunckle
Augen.

Der Safft in die Wunden gethan/ ſaͤu-
bert dieſelbige/ wie auch die unflaͤtige/ un-
reine/ und umb ſich freſſende Geſchwaͤr und
alte Schaͤden.

So ein Menſch oder Vieh von einem ra-
ſenden Hund gebiſſen waͤre/ der waſche den
Schaden mit dieſem Safft.

Wenn man einen guten Trunck des de-
ſtillierten Gauchheil-waſſers thut/ ſich dar-
nach warm niderlegt/ und darauff ſchwitzt/
ſoll es das Gifft auß dem Leib treiben/ und
alſo wider die Peſt behuͤlfflich ſeyn. Es wird
auch geruͤhmt/ daß es allen gifftigen Wun-
den und Stichen der Schlangen und Nat-
tern/ wie auch den Biſſen der raſenden Hun-
den groſſen widerſtand thue/ darvon getrun-
cken/ und den Schaden darmit gewaſchen.
Dieſes Waſſer in die dunckelen Augen gelaſ-
ſen/ macht dieſelbigen hell und lauter. Ja-
cobus Hollerius Lib. 1. de Morbis interc. Cap.
21. in Scholia
berichtet/ daß eine Wittwen zu
Pariß/ mit dem auß rothem Gauchheil de-
ſtillierten Waſſer vielen geholffen habe/ wel-
Fell in den
Augen.
chen Fell in den Augen angefangen zu wach-
ſen.



CAPUT LXXIV.
Abbißkraut. Succiſa.
Namen.

ABbißkraut heißt Lateiniſch/ Succiſa,
Morſus Diaboli, Præmorſa.
Jtaliaͤ-
niſch/ Morſo di Diavolo. Frantzoͤſiſch/
Morſure du Diable. Spaniſch/ Mordedura
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Abbißkraut. Succiſa.
de Diablo. Engliſch/ Dewelles Bit. Daͤ-
niſch/ Diefvels-bid/ Knopurt/ Engekuop.
Niderlaͤndiſch/ Duyvels-bete. Es hat die-
ſes Kraut den Namen Teufels-abbiß bey
dem gemeinen Mann/ von wegen der abge-
biſſenen oder vielmehr abgefaulten Wurtze|
bekommen/ denn aberglaͤubiſche Leuth dar-
fuͤr halten/ daß dieſe Wurtzel von wegen ih-
rer fuͤrtreflichen Krafft/ von dem Teufel
alſo abgebiſſen werde. Aber es iſt nichts
neues/ daß noch mehr andere wurtzeln/ glei-
cher geſtalt wie dieſe Wurtzel/ unten her in
der Erden abfaulen/ oder von den Wuͤrmen
abgefreſſen werden.

Geſtalt.

Abbißkraut hat ein runde und dicke wur-
tzel/ die iſt unden her gleich als ob ſie abge-
fault oder abgebiſſen waͤre/ doch hat ſie noch
viel lange/ weiſſe Neben-wuͤrtzelein/ gleich
wie die wurtzel des Baldrians/ welche auch
unten an der mittelſten Hertz-wurtzel abge-
biſſen ſcheinen. Sonſten vergleichet ſich
das Kraut dem gemeinen Scabioſen-kraut/
die blaͤtter ſind aber nicht zerſchnitten/ (un-
derweilen wird es mit zerſchnittenen blaͤttern
allhier auff dem Muttentzer-berg gefunden)
doch etwas fetter/ und ein wenig rauch/ von
farben ſchwartz-gruͤn/ breiter/ einer Zung
nicht ungleich/ und rings herumb auff bey-
den ſeiten ein wenig zerkerfft. Jn dem
Brach- und Hew-monat wachſen von der
Wurtzel herfuͤr/ runde/ nackende ſtengel/
die werden etwan anderthalb elen hoch/ da-
rauff bringt es gemeiniglich himmel-blaue
und zu zeiten purpur-braune/ zuſammen-
gedrungene blumen/ von vielen kleinen bluͤm-
lein rund zuſammen geſetzt/ anzuſehen wie
ein rundes Huͤtlein. So dieſelbigen auß-
fallen/ welches im ende des Augſtmonats
geſchihet/ flieget der ſamen davon/ wie von

den
J i i i 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0635" n="619"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von den Kra&#x0364;uteren.</hi> </fw><lb/>
            <cb/>
            <p>Die Ja&#x0364;ger pflegen/ wenn ihnen die| Hund<lb/>
von andern wu&#x0364;tenden Hunden gebi&#x017F;&#x017F;en wor-<lb/>
den/ die Wunden in flie&#x017F;&#x017F;endem wa&#x017F;&#x017F;er wol<lb/>
mit &#x017F;and außzuwa&#x017F;chen/ und ihnen hernach<lb/>
dieß Kraut in gebachenen Eyern ein zugeben.</p><lb/>
            <p>Gauchheil i&#x017F;t ein gute Blut-&#x017F;tellung/ deñ<lb/><note place="left">Bluten.</note>&#x017F;o es nur in der Hand des krancken erwa&#x0364;rmt/<lb/>
das Blut &#x017F;tellet.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Hartmannus</hi> lobet den Gauchheil mit den<lb/><note place="left">Taub&#x017F;ucht.</note>rothen blumen wider die Taub&#x017F;ucht/ &#x017F;o man<lb/>
ihne in wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;iedet/ und davon dem Kran-<lb/>
cken zu trincken gibet.</p><lb/>
            <p>Friederich Ginther/ gewe&#x017F;ener Ko&#x0364;nig-<lb/>
licher Da&#x0364;ni&#x017F;cher Secretarius/ hat einen<lb/>
Engli&#x017F;chen Edelmann gekennt/ welcher den<lb/><note place="left">Podagra.</note>rothen Gauchheil wider das Podagram &#x017F;ehr<lb/>
ru&#x0364;hmte/ er ließ ihne in Men&#x017F;chen-harn zur<lb/>
dicke eines Pfla&#x017F;ters &#x017F;ieden/ &#x017F;o er alßdenn<lb/>
auff &#x017F;eine podagrami&#x017F;che Fu&#x0364;ß warmlicht u&#x0364;-<lb/>
berlegte/ und &#x017F;ich treflich wol darbey befan-<lb/>
de. Das gemeine Volck in Dennemarck<lb/>
&#x017F;iedet den rothen Gauchheil in Men&#x017F;chen-<lb/>
harn/ und braucht es wie ein Fuß-wa&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
warmlicht wider die Schmertzen des Poda-<lb/>
grams.</p><lb/>
            <note place="left">Schleim<lb/>
des haupts</note>
            <p>Den Safft des Gauchheils in die Na&#x017F;en<lb/>
genommen/ ziehet den u&#x0364;berflu&#x0364;ßigen Schleim<lb/>
auß dem Haupt.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Matthiolus</hi> berichtet/ daß etliche die&#x017F;en<lb/><note place="left">Gulden-<lb/>
ader.</note>Safft zur Gulden-ader gebrauchen/ al&#x017F;o<lb/>
daß wenn &#x017F;ie die&#x017F;elbigen ero&#x0364;ffnen wollen/<lb/>
&#x017F;treichen &#x017F;ie den Safft an von dem rothen<lb/>
Gauchheil: Aber die Gulden-ader zu &#x017F;topf-<lb/>
fen/ nehmen &#x017F;ie den Safft von dem blauen<lb/>
Kraut/ und &#x017F;treichen ihne u&#x0364;ber die Ader.</p><lb/>
            <note place="left">Wunden/<lb/>
unfla&#x0364;tige<lb/>
umb &#x017F;ich<lb/>
fre&#x017F;&#x017F;ende<lb/>
Ge&#x017F;chwa&#x0364;r<lb/>
und alte<lb/>
Scha&#x0364;den.<lb/>
Biß von<lb/>
einem ra-<lb/>
&#x017F;enden<lb/>
Hund.|<lb/>
Gifft/ Pe&#x017F;t<lb/>
Wunden/<lb/>
Stich der<lb/>
&#x017F;chlangen<lb/>
und nat-<lb/>
tern/ Biß<lb/>
ra&#x017F;ender<lb/>
Hunden/<lb/>
dunckle<lb/>
Augen.</note>
            <p>Der Safft in die Wunden gethan/ &#x017F;a&#x0364;u-<lb/>
bert die&#x017F;elbige/ wie auch die unfla&#x0364;tige/ un-<lb/>
reine/ und umb &#x017F;ich fre&#x017F;&#x017F;ende Ge&#x017F;chwa&#x0364;r und<lb/>
alte Scha&#x0364;den.</p><lb/>
            <p>So ein Men&#x017F;ch oder Vieh von einem ra-<lb/>
&#x017F;enden Hund gebi&#x017F;&#x017F;en wa&#x0364;re/ der wa&#x017F;che den<lb/>
Schaden mit die&#x017F;em Safft.</p><lb/>
            <p>Wenn man einen guten Trunck des de-<lb/>
&#x017F;tillierten Gauchheil-wa&#x017F;&#x017F;ers thut/ &#x017F;ich dar-<lb/>
nach warm niderlegt/ und darauff &#x017F;chwitzt/<lb/>
&#x017F;oll es das Gifft auß dem Leib treiben/ und<lb/>
al&#x017F;o wider die Pe&#x017F;t behu&#x0364;lfflich &#x017F;eyn. Es wird<lb/>
auch geru&#x0364;hmt/ daß es allen gifftigen Wun-<lb/>
den und Stichen der Schlangen und Nat-<lb/>
tern/ wie auch den Bi&#x017F;&#x017F;en der ra&#x017F;enden Hun-<lb/>
den gro&#x017F;&#x017F;en wider&#x017F;tand thue/ darvon getrun-<lb/>
cken/ und den Schaden darmit gewa&#x017F;chen.<lb/>
Die&#x017F;es Wa&#x017F;&#x017F;er in die dunckelen Augen gela&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ macht die&#x017F;elbigen hell und lauter. <hi rendition="#aq">Ja-<lb/>
cobus Hollerius Lib. 1. de Morbis interc. Cap.<lb/>
21. in Scholia</hi> berichtet/ daß eine Wittwen zu<lb/>
Pariß/ mit dem auß rothem Gauchheil de-<lb/>
&#x017F;tillierten Wa&#x017F;&#x017F;er vielen geholffen habe/ wel-<lb/><note place="left">Fell in den<lb/>
Augen.</note>chen Fell in den Augen angefangen zu wach-<lb/>
&#x017F;en.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT LXXIV</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Abbißkraut.</hi> <hi rendition="#aq">Succi&#x017F;a.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">A</hi>Bbißkraut heißt Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Succi&#x017F;a,<lb/>
Mor&#x017F;us Diaboli, Præmor&#x017F;a.</hi> Jtalia&#x0364;-<lb/>
ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Mor&#x017F;o di Diavolo.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Mor&#x017F;ure du Diable.</hi> Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Mordedura</hi><lb/><cb/>
<figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Abbißkraut.</hi><hi rendition="#aq">Succi&#x017F;a.</hi></hi></head><lb/></figure> <hi rendition="#aq">de Diablo.</hi> Engli&#x017F;ch/ Dewelles Bit. Da&#x0364;-<lb/>
ni&#x017F;ch/ Diefvels-bid/ Knopurt/ Engekuop.<lb/>
Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Duyvels-bete. Es hat die-<lb/>
&#x017F;es Kraut den Namen Teufels-abbiß bey<lb/>
dem gemeinen Mann/ von wegen der abge-<lb/>
bi&#x017F;&#x017F;enen oder vielmehr abgefaulten Wurtze|<lb/>
bekommen/ denn abergla&#x0364;ubi&#x017F;che Leuth dar-<lb/>
fu&#x0364;r halten/ daß die&#x017F;e Wurtzel von wegen ih-<lb/>
rer fu&#x0364;rtreflichen Krafft/ von dem Teufel<lb/>
al&#x017F;o abgebi&#x017F;&#x017F;en werde. Aber es i&#x017F;t nichts<lb/>
neues/ daß noch mehr andere wurtzeln/ glei-<lb/>
cher ge&#x017F;talt wie die&#x017F;e Wurtzel/ unten her in<lb/>
der Erden abfaulen/ oder von den Wu&#x0364;rmen<lb/>
abgefre&#x017F;&#x017F;en werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Abbißkraut hat ein runde und dicke wur-<lb/>
tzel/ die i&#x017F;t unden her gleich als ob &#x017F;ie abge-<lb/>
fault oder abgebi&#x017F;&#x017F;en wa&#x0364;re/ doch hat &#x017F;ie noch<lb/>
viel lange/ wei&#x017F;&#x017F;e Neben-wu&#x0364;rtzelein/ gleich<lb/>
wie die wurtzel des Baldrians/ welche auch<lb/>
unten an der mittel&#x017F;ten Hertz-wurtzel abge-<lb/>
bi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;cheinen. Son&#x017F;ten vergleichet &#x017F;ich<lb/>
das Kraut dem gemeinen Scabio&#x017F;en-kraut/<lb/>
die bla&#x0364;tter &#x017F;ind aber nicht zer&#x017F;chnitten/ (un-<lb/>
derweilen wird es mit zer&#x017F;chnittenen bla&#x0364;ttern<lb/>
allhier auff dem Muttentzer-berg gefunden)<lb/>
doch etwas fetter/ und ein wenig rauch/ von<lb/>
farben &#x017F;chwartz-gru&#x0364;n/ breiter/ einer Zung<lb/>
nicht ungleich/ und rings herumb auff bey-<lb/>
den &#x017F;eiten ein wenig zerkerfft. Jn dem<lb/>
Brach- und Hew-monat wach&#x017F;en von der<lb/>
Wurtzel herfu&#x0364;r/ runde/ nackende &#x017F;tengel/<lb/>
die werden etwan anderthalb elen hoch/ da-<lb/>
rauff bringt es gemeiniglich himmel-blaue<lb/>
und zu zeiten purpur-braune/ zu&#x017F;ammen-<lb/>
gedrungene blumen/ von vielen kleinen blu&#x0364;m-<lb/>
lein rund zu&#x017F;ammen ge&#x017F;etzt/ anzu&#x017F;ehen wie<lb/>
ein rundes Hu&#x0364;tlein. So die&#x017F;elbigen auß-<lb/>
fallen/ welches im ende des Aug&#x017F;tmonats<lb/>
ge&#x017F;chihet/ flieget der &#x017F;amen davon/ wie von<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i i i 2</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[619/0635] Von den Kraͤuteren. Die Jaͤger pflegen/ wenn ihnen die| Hund von andern wuͤtenden Hunden gebiſſen wor- den/ die Wunden in flieſſendem waſſer wol mit ſand außzuwaſchen/ und ihnen hernach dieß Kraut in gebachenen Eyern ein zugeben. Gauchheil iſt ein gute Blut-ſtellung/ deñ ſo es nur in der Hand des krancken erwaͤrmt/ das Blut ſtellet. Bluten. Hartmannus lobet den Gauchheil mit den rothen blumen wider die Taubſucht/ ſo man ihne in waſſer ſiedet/ und davon dem Kran- cken zu trincken gibet. Taubſucht. Friederich Ginther/ geweſener Koͤnig- licher Daͤniſcher Secretarius/ hat einen Engliſchen Edelmann gekennt/ welcher den rothen Gauchheil wider das Podagram ſehr ruͤhmte/ er ließ ihne in Menſchen-harn zur dicke eines Pflaſters ſieden/ ſo er alßdenn auff ſeine podagramiſche Fuͤß warmlicht uͤ- berlegte/ und ſich treflich wol darbey befan- de. Das gemeine Volck in Dennemarck ſiedet den rothen Gauchheil in Menſchen- harn/ und braucht es wie ein Fuß-waſſer/ warmlicht wider die Schmertzen des Poda- grams. Podagra. Den Safft des Gauchheils in die Naſen genommen/ ziehet den uͤberfluͤßigen Schleim auß dem Haupt. Matthiolus berichtet/ daß etliche dieſen Safft zur Gulden-ader gebrauchen/ alſo daß wenn ſie dieſelbigen eroͤffnen wollen/ ſtreichen ſie den Safft an von dem rothen Gauchheil: Aber die Gulden-ader zu ſtopf- fen/ nehmen ſie den Safft von dem blauen Kraut/ und ſtreichen ihne uͤber die Ader. Gulden- ader. Der Safft in die Wunden gethan/ ſaͤu- bert dieſelbige/ wie auch die unflaͤtige/ un- reine/ und umb ſich freſſende Geſchwaͤr und alte Schaͤden. So ein Menſch oder Vieh von einem ra- ſenden Hund gebiſſen waͤre/ der waſche den Schaden mit dieſem Safft. Wenn man einen guten Trunck des de- ſtillierten Gauchheil-waſſers thut/ ſich dar- nach warm niderlegt/ und darauff ſchwitzt/ ſoll es das Gifft auß dem Leib treiben/ und alſo wider die Peſt behuͤlfflich ſeyn. Es wird auch geruͤhmt/ daß es allen gifftigen Wun- den und Stichen der Schlangen und Nat- tern/ wie auch den Biſſen der raſenden Hun- den groſſen widerſtand thue/ darvon getrun- cken/ und den Schaden darmit gewaſchen. Dieſes Waſſer in die dunckelen Augen gelaſ- ſen/ macht dieſelbigen hell und lauter. Ja- cobus Hollerius Lib. 1. de Morbis interc. Cap. 21. in Scholia berichtet/ daß eine Wittwen zu Pariß/ mit dem auß rothem Gauchheil de- ſtillierten Waſſer vielen geholffen habe/ wel- chen Fell in den Augen angefangen zu wach- ſen. Fell in den Augen. CAPUT LXXIV. Abbißkraut. Succiſa. Namen. ABbißkraut heißt Lateiniſch/ Succiſa, Morſus Diaboli, Præmorſa. Jtaliaͤ- niſch/ Morſo di Diavolo. Frantzoͤſiſch/ Morſure du Diable. Spaniſch/ Mordedura [Abbildung Abbißkraut. Succiſa. ] de Diablo. Engliſch/ Dewelles Bit. Daͤ- niſch/ Diefvels-bid/ Knopurt/ Engekuop. Niderlaͤndiſch/ Duyvels-bete. Es hat die- ſes Kraut den Namen Teufels-abbiß bey dem gemeinen Mann/ von wegen der abge- biſſenen oder vielmehr abgefaulten Wurtze| bekommen/ denn aberglaͤubiſche Leuth dar- fuͤr halten/ daß dieſe Wurtzel von wegen ih- rer fuͤrtreflichen Krafft/ von dem Teufel alſo abgebiſſen werde. Aber es iſt nichts neues/ daß noch mehr andere wurtzeln/ glei- cher geſtalt wie dieſe Wurtzel/ unten her in der Erden abfaulen/ oder von den Wuͤrmen abgefreſſen werden. Geſtalt. Abbißkraut hat ein runde und dicke wur- tzel/ die iſt unden her gleich als ob ſie abge- fault oder abgebiſſen waͤre/ doch hat ſie noch viel lange/ weiſſe Neben-wuͤrtzelein/ gleich wie die wurtzel des Baldrians/ welche auch unten an der mittelſten Hertz-wurtzel abge- biſſen ſcheinen. Sonſten vergleichet ſich das Kraut dem gemeinen Scabioſen-kraut/ die blaͤtter ſind aber nicht zerſchnitten/ (un- derweilen wird es mit zerſchnittenen blaͤttern allhier auff dem Muttentzer-berg gefunden) doch etwas fetter/ und ein wenig rauch/ von farben ſchwartz-gruͤn/ breiter/ einer Zung nicht ungleich/ und rings herumb auff bey- den ſeiten ein wenig zerkerfft. Jn dem Brach- und Hew-monat wachſen von der Wurtzel herfuͤr/ runde/ nackende ſtengel/ die werden etwan anderthalb elen hoch/ da- rauff bringt es gemeiniglich himmel-blaue und zu zeiten purpur-braune/ zuſammen- gedrungene blumen/ von vielen kleinen bluͤm- lein rund zuſammen geſetzt/ anzuſehen wie ein rundes Huͤtlein. So dieſelbigen auß- fallen/ welches im ende des Augſtmonats geſchihet/ flieget der ſamen davon/ wie von den J i i i 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/635
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/635>, abgerufen am 22.11.2024.