[Spaltenumbruch]
zu mischen; der von dem Kraut außgepreß- te Safft hat ein schöne röthlichte farb.
So kan man auch das Essential-saltz auß Essential- Saltz.diesem Kraut auff folgende weise bereiten: Koche eine ziemliche menge oder quantität/ des auß dem zerstossenen Saur-klee außge- preßten und durch fließ-papier gereinigten Saffts biß über die helffte also ein/ daß er dicklicht wird/ setze ihne demnach in einen kühlen Keller/ damit das Cristall-saltz auß dem erdickerten Safft in dem Geschirr an- schiessen möge: nim solches Saltz alsdenn weg/ und koche den übrigen Safft ferners wie den ersten/ und lasse das Saltz darauß in dem Keller wider anschiessen; Endlich zerlasse das gesamlete Cristall-saltz in fri- schem Wasser/ filtriere es durch fließpa- pier/ und koche es auff gelindem feur bey na- hem gantz ein/ tröckne es endlich gar in dem warmen lufft auß/ so hastu das wahre/ lieb- lich-saurlichte Essential-saltz dieses Krauts/ Hitzige und schleimige Gall/ Fie- ber-hitz und Durst/ ver- lohrner Eßlust/ Leber ver- stopffung.welches ein treffliches mittel/ die scharffe/ jastende/ schleimige Galle zu demmen/ und zu zertheilen/ die grosse Hitze und Durst in den Fiebern zu löschen/ den Eßlust zu erwe- eken/ und die verstopffte Leber zu eröffnen/ dienet auch sonderlich denen in grosser Hitz reisenden persohnen/ zu löschung des dursts/ und verhütung allerhand Kranckheiten. Man nimt ein paar gute messerspitz voll dieses Saltz/ vermischt Zucker nach belieben da- runder/ zerläßts also in frischem gutem was- ser/ und trinckt solch kühlende unschädliche Tranck nach belieben/ biß der durst ab- gelöschet ist.
Das edel Leberkraut gewinnet viel haa- rige stengel und blätter/ wie die Haselwurtz/ jedes in drey theil zertheilt/ sind fett/ vornen mit weissen mackeln besprenget/ auff dem Rucken braunlicht/ wie Schweinbrot. Jm Mäyen bringet es auff einem jedem stengel eine weisse liecht-blaue Veyel oder Blum/ die glitzet wie ein Stern/ und hat in der mit- te ein haarigen putzen/ wie die Rosen/ auß demselbigen wird ein rauches knöpfflein/ da- rinnen ligt ein länglichter liecht-blauer sa- men. Die wurtzeln sind vielfältig/ dünn und röthlicht. Man findet es in den Schweitze- rischen Gebürgen/ auff dem alten Berg bey Baar/ umb Waßgaw/ in Westphalen bey Corbach. Es wird auch zwo stund von Basel in der Rheinfeldischen Herrschafft an- getroffen. Man pflantzet es wegen seiner fürtrefflichen Tugend in die Gärten.
Man findet dieses Gewächs in Oester- reich/ mit schönen röthlichten/ und zuweilen mit gar weissen blumen. Jn Jtalien trägt es gefüllte liecht-blaue blumen/ wird auch heutiges tags nicht nur hin und wider in Fürstlichen Lustgärten/ sondern auch bey uns allhier in vielen Gärten/ mit weissen/ rothen/ liecht- und himmel-blauen blumen angetroffen.
Eigenschafft.
Das edel Leberkraut ist kalter und trock- ner Natur: hat ein flüchtiges/ alkalisches/ miltes Saltz/ neben wenig temperierten ö- lichten theilgen/ und hiemit die eigenschafft allem sauren zu widerstehen/ zu eröffnen/ zu reinigen und zu heilen.
Gebrauch.
Es wird dieses Kraut insonderheit ge-Verstopff- te schwache und hitzige Leber. lobt die verstopffte Leber zu eröffnen/ die schwache Leber zu stärcken/ und die hitzige Leber zu kühlen/ treibet darbey den Harn/ reiniget die Nieren und Blasen/ heilet dieVersehrte Därm. versehrte Därm. Jst den jenigen nutzlich/ die sich in dem Venus-handel zu viel ge- übet.
Das edel Leberkraut zu pulver gestossen/Brüch der jungen Knaben. und davon den jungen Knaben/ welche ge- brochen sind/ in weissen Wein eingeben/ hei- let ihnen die Brüche/ man muß aber/ wie Baptista Sardus anzeiget/ mit diesem Tranck viel tag nach einander anhalten.
Dieses Kraut in Wasser gesotten/ undMundfäu- le/ Ge- schwulst der Mandeln und Zäpff- leins. Hitzige Le- ber/ Gelb- sucht. den Mund damit gegurgelt/ heilet die Mund- fäule/ leget die Geschwulst der Mandeln und des Zäpffleins.
Das destillierte edel Leberkraut-wasser hat gleiche Tugend/ kühlet insonderheit die hitzi- ge Leber/ und widerstehet der Gelbsucht/ da- von nach belieben ein paar loth getruncken.
[Spaltenumbruch]
zu miſchen; der von dem Kraut außgepreß- te Safft hat ein ſchoͤne roͤthlichte farb.
So kan man auch das Eſſential-ſaltz auß Eſſential- Saltz.dieſem Kraut auff folgende weiſe bereiten: Koche eine ziemliche menge oder quantitaͤt/ des auß dem zerſtoſſenen Saur-klee außge- preßten und durch fließ-papier gereinigten Saffts biß uͤber die helffte alſo ein/ daß er dicklicht wird/ ſetze ihne demnach in einen kuͤhlen Keller/ damit das Criſtall-ſaltz auß dem erdickerten Safft in dem Geſchirꝛ an- ſchieſſen moͤge: nim ſolches Saltz alsdenn weg/ und koche den uͤbrigen Safft ferners wie den erſten/ und laſſe das Saltz darauß in dem Keller wider anſchieſſen; Endlich zerlaſſe das geſamlete Criſtall-ſaltz in fri- ſchem Waſſer/ filtriere es durch fließpa- pier/ und koche es auff gelindem feur bey na- hem gantz ein/ troͤckne es endlich gar in dem warmen lufft auß/ ſo haſtu das wahre/ lieb- lich-ſaurlichte Eſſential-ſaltz dieſes Krauts/ Hitzige uñ ſchleimige Gall/ Fie- ber-hitz uñ Durſt/ ver- lohrner Eßluſt/ Leber ver- ſtopffung.welches ein treffliches mittel/ die ſcharffe/ jaſtende/ ſchleimige Galle zu demmen/ und zu zertheilen/ die groſſe Hitze und Durſt in den Fiebern zu loͤſchen/ den Eßluſt zu erwe- eken/ und die verſtopffte Leber zu eroͤffnen/ dienet auch ſonderlich denen in groſſer Hitz reiſenden perſohnen/ zu loͤſchung des durſts/ und verhuͤtung allerhand Kranckheiten. Man nimt ein paar gute meſſerſpitz voll dieſes Saltz/ vermiſcht Zucker nach belieben da- runder/ zerlaͤßts alſo in friſchem gutem waſ- ſer/ und trinckt ſolch kuͤhlende unſchaͤdliche Tranck nach belieben/ biß der durſt ab- geloͤſchet iſt.
Das edel Leberkraut gewinnet viel haa- rige ſtengel und blaͤtter/ wie die Haſelwurtz/ jedes in drey theil zertheilt/ ſind fett/ vornen mit weiſſen mackeln beſprenget/ auff dem Rucken braunlicht/ wie Schweinbrot. Jm Maͤyen bringet es auff einem jedem ſtengel eine weiſſe liecht-blaue Veyel oder Blum/ die glitzet wie ein Stern/ und hat in der mit- te ein haarigen putzen/ wie die Roſen/ auß demſelbigen wird ein rauches knoͤpfflein/ da- rinnen ligt ein laͤnglichter liecht-blauer ſa- men. Die wurtzeln ſind vielfaͤltig/ duͤnn und roͤthlicht. Man findet es in den Schweitze- riſchen Gebuͤrgen/ auff dem alten Berg bey Baar/ umb Waßgaw/ in Weſtphalen bey Corbach. Es wird auch zwo ſtund von Baſel in der Rheinfeldiſchen Herꝛſchafft an- getroffen. Man pflantzet es wegen ſeiner fuͤrtrefflichen Tugend in die Gaͤrten.
Man findet dieſes Gewaͤchs in Oeſter- reich/ mit ſchoͤnen roͤthlichten/ und zuweilen mit gar weiſſen blumen. Jn Jtalien traͤgt es gefuͤllte liecht-blaue blumen/ wird auch heutiges tags nicht nur hin und wider in Fuͤrſtlichen Luſtgaͤrten/ ſondern auch bey uns allhier in vielen Gaͤrten/ mit weiſſen/ rothen/ liecht- und himmel-blauen blumen angetroffen.
Eigenſchafft.
Das edel Leberkraut iſt kalter und trock- ner Natur: hat ein fluͤchtiges/ alkaliſches/ miltes Saltz/ neben wenig temperierten oͤ- lichten theilgen/ und hiemit die eigenſchafft allem ſauren zu widerſtehen/ zu eroͤffnen/ zu reinigen und zu heilen.
Gebrauch.
Es wird dieſes Kraut inſonderheit ge-Verſtopff- te ſchwache und hitzige Leber. lobt die verſtopffte Leber zu eroͤffnen/ die ſchwache Leber zu ſtaͤrcken/ und die hitzige Leber zu kuͤhlen/ treibet darbey den Harn/ reiniget die Nieren und Blaſen/ heilet dieVerſehrte Daͤrm. verſehrte Daͤrm. Jſt den jenigen nutzlich/ die ſich in dem Venus-handel zu viel ge- uͤbet.
Das edel Leberkraut zu pulver geſtoſſen/Bruͤch der jungen Knaben. und davon den jungen Knaben/ welche ge- brochen ſind/ in weiſſen Wein eingeben/ hei- let ihnen die Bruͤche/ man muß aber/ wie Baptiſta Sardus anzeiget/ mit dieſem Tranck viel tag nach einander anhalten.
Dieſes Kraut in Waſſer geſotten/ undMundfaͤu- le/ Ge- ſchwulſt der Mandeln und Zaͤpff- leins. Hitzige Le- ber/ Gelb- ſucht. den Mund damit gegurgelt/ heilet die Mund- faͤule/ leget die Geſchwulſt der Mandeln und des Zaͤpffleins.
Das deſtillierte edel Leberkraut-waſſer hat gleiche Tugend/ kuͤhlet inſonderheit die hitzi- ge Leber/ und widerſtehet der Gelbſucht/ da- von nach belieben ein paar loth getruncken.
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[752/0768]
Das Vierte Buch/
zu miſchen; der von dem Kraut außgepreß-
te Safft hat ein ſchoͤne roͤthlichte farb.
So kan man auch das Eſſential-ſaltz auß
dieſem Kraut auff folgende weiſe bereiten:
Koche eine ziemliche menge oder quantitaͤt/
des auß dem zerſtoſſenen Saur-klee außge-
preßten und durch fließ-papier gereinigten
Saffts biß uͤber die helffte alſo ein/ daß er
dicklicht wird/ ſetze ihne demnach in einen
kuͤhlen Keller/ damit das Criſtall-ſaltz auß
dem erdickerten Safft in dem Geſchirꝛ an-
ſchieſſen moͤge: nim ſolches Saltz alsdenn
weg/ und koche den uͤbrigen Safft ferners
wie den erſten/ und laſſe das Saltz darauß
in dem Keller wider anſchieſſen; Endlich
zerlaſſe das geſamlete Criſtall-ſaltz in fri-
ſchem Waſſer/ filtriere es durch fließpa-
pier/ und koche es auff gelindem feur bey na-
hem gantz ein/ troͤckne es endlich gar in dem
warmen lufft auß/ ſo haſtu das wahre/ lieb-
lich-ſaurlichte Eſſential-ſaltz dieſes Krauts/
welches ein treffliches mittel/ die ſcharffe/
jaſtende/ ſchleimige Galle zu demmen/ und
zu zertheilen/ die groſſe Hitze und Durſt in
den Fiebern zu loͤſchen/ den Eßluſt zu erwe-
eken/ und die verſtopffte Leber zu eroͤffnen/
dienet auch ſonderlich denen in groſſer Hitz
reiſenden perſohnen/ zu loͤſchung des durſts/
und verhuͤtung allerhand Kranckheiten. Man
nimt ein paar gute meſſerſpitz voll dieſes
Saltz/ vermiſcht Zucker nach belieben da-
runder/ zerlaͤßts alſo in friſchem gutem waſ-
ſer/ und trinckt ſolch kuͤhlende unſchaͤdliche
Tranck nach belieben/ biß der durſt ab-
geloͤſchet iſt.
Eſſential-
Saltz.
Hitzige uñ
ſchleimige
Gall/ Fie-
ber-hitz uñ
Durſt/ ver-
lohrner
Eßluſt/
Leber ver-
ſtopffung.
CAPUT XXXIX.
[Abbildung Edel Leberkraut. Hepatica nobilis.
]
Namen.
EDel Leberkraut/ gulden Leberkraut
oder Guldenklee heißt Lateiniſch/ E-
patica, Hepatica nobilis, Trifolium no-
bile, Trifolium aureum, Trifolium magnum,
Trinitas, Epimedium, Herba Trinitatis. Jta-
liaͤniſch/ Herba trinita, Trifoglio aureo, Epa-
tica. Frantzoͤſiſch/ Hepatique. Spaniſch/
Empeyne. Engliſch/ The heard Trimty/
Liverwort. Daͤniſch/ Lefverurt/ eddel Kleff-
ver. Niderlaͤndiſch/ Edel Levercruyt/ Gul-
den Levercruyt.
Geſtalt.
Das edel Leberkraut gewinnet viel haa-
rige ſtengel und blaͤtter/ wie die Haſelwurtz/
jedes in drey theil zertheilt/ ſind fett/ vornen
mit weiſſen mackeln beſprenget/ auff dem
Rucken braunlicht/ wie Schweinbrot. Jm
Maͤyen bringet es auff einem jedem ſtengel
eine weiſſe liecht-blaue Veyel oder Blum/
die glitzet wie ein Stern/ und hat in der mit-
te ein haarigen putzen/ wie die Roſen/ auß
demſelbigen wird ein rauches knoͤpfflein/ da-
rinnen ligt ein laͤnglichter liecht-blauer ſa-
men. Die wurtzeln ſind vielfaͤltig/ duͤnn und
roͤthlicht. Man findet es in den Schweitze-
riſchen Gebuͤrgen/ auff dem alten Berg bey
Baar/ umb Waßgaw/ in Weſtphalen bey
Corbach. Es wird auch zwo ſtund von
Baſel in der Rheinfeldiſchen Herꝛſchafft an-
getroffen. Man pflantzet es wegen ſeiner
fuͤrtrefflichen Tugend in die Gaͤrten.
Man findet dieſes Gewaͤchs in Oeſter-
reich/ mit ſchoͤnen roͤthlichten/ und zuweilen
mit gar weiſſen blumen. Jn Jtalien traͤgt
es gefuͤllte liecht-blaue blumen/ wird auch
heutiges tags nicht nur hin und wider in
Fuͤrſtlichen Luſtgaͤrten/ ſondern auch bey
uns allhier in vielen Gaͤrten/ mit weiſſen/
rothen/ liecht- und himmel-blauen blumen
angetroffen.
Eigenſchafft.
Das edel Leberkraut iſt kalter und trock-
ner Natur: hat ein fluͤchtiges/ alkaliſches/
miltes Saltz/ neben wenig temperierten oͤ-
lichten theilgen/ und hiemit die eigenſchafft
allem ſauren zu widerſtehen/ zu eroͤffnen/
zu reinigen und zu heilen.
Gebrauch.
Es wird dieſes Kraut inſonderheit ge-
lobt die verſtopffte Leber zu eroͤffnen/ die
ſchwache Leber zu ſtaͤrcken/ und die hitzige
Leber zu kuͤhlen/ treibet darbey den Harn/
reiniget die Nieren und Blaſen/ heilet die
verſehrte Daͤrm. Jſt den jenigen nutzlich/
die ſich in dem Venus-handel zu viel ge-
uͤbet.
Verſtopff-
te ſchwache
und hitzige
Leber.
Verſehrte
Daͤrm.
Das edel Leberkraut zu pulver geſtoſſen/
und davon den jungen Knaben/ welche ge-
brochen ſind/ in weiſſen Wein eingeben/ hei-
let ihnen die Bruͤche/ man muß aber/ wie
Baptiſta Sardus anzeiget/ mit dieſem Tranck
viel tag nach einander anhalten.
Bruͤch der
jungen
Knaben.
Dieſes Kraut in Waſſer geſotten/ und
den Mund damit gegurgelt/ heilet die Mund-
faͤule/ leget die Geſchwulſt der Mandeln und
des Zaͤpffleins.
Mundfaͤu-
le/ Ge-
ſchwulſt der
Mandeln
und Zaͤpff-
leins.
Hitzige Le-
ber/ Gelb-
ſucht.
Das deſtillierte edel Leberkraut-waſſer hat
gleiche Tugend/ kuͤhlet inſonderheit die hitzi-
ge Leber/ und widerſtehet der Gelbſucht/ da-
von nach belieben ein paar loth getruncken.
CAPUT XL.
Polium. Polium.
Namen.
POlium heißt Griechiſch/ _. La-
teiniſch/ Polium. Engliſch/ Poley.
Fran-
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 752. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/768>, abgerufen am 22.11.2024.
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