[Spaltenumbruch]
das Berghauß Kestenburg/ die Newenstatt/ Benßheim/ Heppenheim/ an den Berg- strassen/ in beyden Gebürgen des gantzen Rheinstroms/ umb Tübingen oben am O- sterberg/ und andern vielen orten. Man fin- det es allhier in den Muttentzer-Bergmatten gegen Münchenstein. Es hat auch dessel- ben ein kleinere art/ Filipendula minor, C. B.
2. Der ander rothe Steinbrech/ Oenanthe Apii folio, C. B. Oenanthe sive Filipendula Monspeslulana Apii folio, J. B. komt mit sei- ner wurtzel mit dem ersten überein/ allein ist sie etwas breiter und quecker. Der stengel wird fast anderthalb elen hoch. Die blätter sind kleiner und schmäler als an dem ersten/ den Blättern des Bertrams oder des Ep- pichs ähnlich. Am gipffel des stengels ge- winnet er viel kleine weisse blumen wie krön- lein. Es wächßt in grasichten gründen/ auff den büheln/ an sonn-reichen orten/ und ist nicht so sehr gemein als der erste.
3. Der dritte rothe Steinbrech/ Oenanthe Chaerophylli foliis, C. B. succo viroso, Cicutae facie, J. B. Filipendula Cicutae facie Lobelii, Ger. überkomt wurtzeln wie die vorigen/ allein sind sie etwas grösser und länger. Diesten- gel vergleichen sich mit der andern. Die blätter werden dem Schirling ähnlich. Sei- ne weisse blümlein wachsen auch auff ihren schatt-hüttlein. Jn Jtalien wächßt er an lustigen orten/ und auff den Bergen von sich selbst/ bey uns zielet man ihne in den Gärten.
4. Der rothe Wasser-Steinbrech/ Oe- nanthe aquatica. C. B. Oenanthe, sive Filipen- dula aquatica, J. B. hat zwey oder drey lange wurtzeln/ und daneben viel dünne würtzelein/ [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Rother Wasser-Steinbrech.Oenan- the aquatica. die zwischen den grösseren und einem haupt herauß wachsen/ und am geschmack bitter- licht sind. Von dem haupt der wurtzelen wachsen herfür/ dicke/ fette/ hohlkälichte und elen-hohe stengel. Unden neben den stengeln kommen herfür die understen blätter/ so sich den blättern des Wüterichs vergleichen/ wel- che aber am stengel herauff wachsen/ haben eine gleichheit mit der Rauten/ außgenom- men daß sie schmäler sind. Auff dem gi- pffel der stengeln gewinnet er weisse gekron- te blümlein/ darauff folget der same/ so dem Schirling-samen ähnlich ist. Er wächßt an sumpfichten orten neben den pfülen und flies- senden wassern/ allhier auff den sumpfich- ten matten zu Michelfelden. Er gibt ein geruch wie der Wasser-Eppich von sich.
Eigenschafft.
Die wurtzel und blätter des ersten und letzten rothen Steinbrechs führen ein bitte- res/ groblichtes/ alkalisches/ mit vielen irr- dischen/ und wenig ölichten theilgen ver- mischtes scharffes Saltz bey sich/ dadurch sie die krafft haben zu erdünnern/ gelind zusam- men zu ziehen/ zu wärmen/ zu tröcknen/ Harn/ Grieß und Nieren-schleim außzutrei- ben/ Verstopffung der Drüsen/ der Leber und Miltz zu eröffnen.
Gebrauch.
Die wurtzel dieses Krauts in halb Wein/ halb Wasser gesotten/ auch nach belieben Peonien- oder Baninien-wurtzel darzu ge- than/ und davon alle morgen und abend ein glaßvoll getruncken/ vertreibet die fallendeFallende Sucht. Sucht. Gleiche würckung hat das Pulver der gedörrten wurtzel/ auff 40. gran schwer offt und viel eingenommen. Von obigem Tranck täglich ein paar mahl sechs biß acht
loth
Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch]
das Berghauß Keſtenburg/ die Newenſtatt/ Benßheim/ Heppenheim/ an den Berg- ſtraſſen/ in beyden Gebuͤrgen des gantzen Rheinſtroms/ umb Tuͤbingen oben am O- ſterberg/ und andern vielen orten. Man fin- det es allhier in den Muttentzer-Bergmatten gegen Muͤnchenſtein. Es hat auch deſſel- ben ein kleinere art/ Filipendula minor, C. B.
2. Der ander rothe Steinbrech/ Oenanthe Apii folio, C. B. Oenanthe ſive Filipendula Monſpeſlulana Apii folio, J. B. komt mit ſei- ner wurtzel mit dem erſten uͤberein/ allein iſt ſie etwas breiter und quecker. Der ſtengel wird faſt anderthalb elen hoch. Die blaͤtter ſind kleiner und ſchmaͤler als an dem erſten/ den Blaͤttern des Bertrams oder des Ep- pichs aͤhnlich. Am gipffel des ſtengels ge- winnet er viel kleine weiſſe blumen wie kroͤn- lein. Es waͤchßt in graſichten gruͤnden/ auff den buͤheln/ an ſonn-reichen orten/ und iſt nicht ſo ſehr gemein als der erſte.
3. Der dritte rothe Steinbrech/ Oenanthe Chærophylli foliis, C. B. ſucco viroſo, Cicutæ facie, J. B. Filipendula Cicutæ facie Lobelii, Ger. uͤberkomt wurtzeln wie die vorigen/ allein ſind ſie etwas groͤſſer und laͤnger. Dieſten- gel vergleichen ſich mit der andern. Die blaͤtter werden dem Schirling aͤhnlich. Sei- ne weiſſe bluͤmlein wachſen auch auff ihren ſchatt-huͤttlein. Jn Jtalien waͤchßt er an luſtigen orten/ und auff den Bergen von ſich ſelbſt/ bey uns zielet man ihne in den Gaͤrten.
4. Der rothe Waſſer-Steinbrech/ Oe- nanthe aquatica. C. B. Oenanthe, ſive Filipen- dula aquatica, J. B. hat zwey oder drey lange wurtzeln/ und daneben viel duͤnne wuͤrtzelein/ [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Rother Waſſer-Steinbrech.Oenan- the aquatica. die zwiſchen den groͤſſeren und einem haupt herauß wachſen/ und am geſchmack bitter- licht ſind. Von dem haupt der wurtzelen wachſen herfuͤr/ dicke/ fette/ hohlkaͤlichte und elen-hohe ſtengel. Unden neben den ſtengeln kommen herfuͤr die underſten blaͤtter/ ſo ſich den blaͤttern des Wuͤterichs vergleichen/ wel- che aber am ſtengel herauff wachſen/ haben eine gleichheit mit der Rauten/ außgenom- men daß ſie ſchmaͤler ſind. Auff dem gi- pffel der ſtengeln gewinnet er weiſſe gekron- te bluͤmlein/ darauff folget der ſame/ ſo dem Schirling-ſamen aͤhnlich iſt. Er waͤchßt an ſumpfichten orten neben den pfuͤlen und flieſ- ſenden waſſern/ allhier auff den ſumpfich- ten matten zu Michelfelden. Er gibt ein geruch wie der Waſſer-Eppich von ſich.
Eigenſchafft.
Die wurtzel und blaͤtter des erſten und letzten rothen Steinbrechs fuͤhren ein bitte- res/ groblichtes/ alkaliſches/ mit vielen irꝛ- diſchen/ und wenig oͤlichten theilgen ver- miſchtes ſcharffes Saltz bey ſich/ dadurch ſie die krafft haben zu erduͤnnern/ gelind zuſam- men zu ziehen/ zu waͤrmen/ zu troͤcknen/ Harn/ Grieß und Nieren-ſchleim außzutrei- ben/ Verſtopffung der Druͤſen/ der Leber und Miltz zu eroͤffnen.
Gebrauch.
Die wurtzel dieſes Krauts in halb Wein/ halb Waſſer geſotten/ auch nach belieben Peonien- oder Baninien-wurtzel darzu ge- than/ und davon alle morgen und abend ein glaßvoll getruncken/ vertreibet die fallendeFallende Sucht. Sucht. Gleiche wuͤrckung hat das Pulver der gedoͤrꝛten wurtzel/ auff 40. gran ſchwer offt und viel eingenommen. Von obigem Tranck taͤglich ein paar mahl ſechs biß acht
loth
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[768/0784]
Das Vierte Buch/
das Berghauß Keſtenburg/ die Newenſtatt/
Benßheim/ Heppenheim/ an den Berg-
ſtraſſen/ in beyden Gebuͤrgen des gantzen
Rheinſtroms/ umb Tuͤbingen oben am O-
ſterberg/ und andern vielen orten. Man fin-
det es allhier in den Muttentzer-Bergmatten
gegen Muͤnchenſtein. Es hat auch deſſel-
ben ein kleinere art/ Filipendula minor, C. B.
[Abbildung II. Rother Steinbrech. Oenanthe
Apii folio.
III. Rother Steinbrech. Oenanthe Chæ-
rophylli foliis.
]
2. Der ander rothe Steinbrech/ Oenanthe
Apii folio, C. B. Oenanthe ſive Filipendula
Monſpeſlulana Apii folio, J. B. komt mit ſei-
ner wurtzel mit dem erſten uͤberein/ allein
iſt ſie etwas breiter und quecker. Der ſtengel
wird faſt anderthalb elen hoch. Die blaͤtter
ſind kleiner und ſchmaͤler als an dem erſten/
den Blaͤttern des Bertrams oder des Ep-
pichs aͤhnlich. Am gipffel des ſtengels ge-
winnet er viel kleine weiſſe blumen wie kroͤn-
lein. Es waͤchßt in graſichten gruͤnden/ auff
den buͤheln/ an ſonn-reichen orten/ und iſt
nicht ſo ſehr gemein als der erſte.
3. Der dritte rothe Steinbrech/ Oenanthe
Chærophylli foliis, C. B. ſucco viroſo, Cicutæ
facie, J. B. Filipendula Cicutæ facie Lobelii,
Ger. uͤberkomt wurtzeln wie die vorigen/ allein
ſind ſie etwas groͤſſer und laͤnger. Dieſten-
gel vergleichen ſich mit der andern. Die
blaͤtter werden dem Schirling aͤhnlich. Sei-
ne weiſſe bluͤmlein wachſen auch auff ihren
ſchatt-huͤttlein. Jn Jtalien waͤchßt er an
luſtigen orten/ und auff den Bergen von ſich
ſelbſt/ bey uns zielet man ihne in den Gaͤrten.
4. Der rothe Waſſer-Steinbrech/ Oe-
nanthe aquatica. C. B. Oenanthe, ſive Filipen-
dula aquatica, J. B. hat zwey oder drey lange
wurtzeln/ und daneben viel duͤnne wuͤrtzelein/
[Abbildung Rother Waſſer-Steinbrech. Oenan-
the aquatica.
]
die zwiſchen den groͤſſeren und einem haupt
herauß wachſen/ und am geſchmack bitter-
licht ſind. Von dem haupt der wurtzelen
wachſen herfuͤr/ dicke/ fette/ hohlkaͤlichte und
elen-hohe ſtengel. Unden neben den ſtengeln
kommen herfuͤr die underſten blaͤtter/ ſo ſich
den blaͤttern des Wuͤterichs vergleichen/ wel-
che aber am ſtengel herauff wachſen/ haben
eine gleichheit mit der Rauten/ außgenom-
men daß ſie ſchmaͤler ſind. Auff dem gi-
pffel der ſtengeln gewinnet er weiſſe gekron-
te bluͤmlein/ darauff folget der ſame/ ſo dem
Schirling-ſamen aͤhnlich iſt. Er waͤchßt an
ſumpfichten orten neben den pfuͤlen und flieſ-
ſenden waſſern/ allhier auff den ſumpfich-
ten matten zu Michelfelden. Er gibt ein
geruch wie der Waſſer-Eppich von ſich.
Eigenſchafft.
Die wurtzel und blaͤtter des erſten und
letzten rothen Steinbrechs fuͤhren ein bitte-
res/ groblichtes/ alkaliſches/ mit vielen irꝛ-
diſchen/ und wenig oͤlichten theilgen ver-
miſchtes ſcharffes Saltz bey ſich/ dadurch ſie
die krafft haben zu erduͤnnern/ gelind zuſam-
men zu ziehen/ zu waͤrmen/ zu troͤcknen/
Harn/ Grieß und Nieren-ſchleim außzutrei-
ben/ Verſtopffung der Druͤſen/ der Leber
und Miltz zu eroͤffnen.
Gebrauch.
Die wurtzel dieſes Krauts in halb Wein/
halb Waſſer geſotten/ auch nach belieben
Peonien- oder Baninien-wurtzel darzu ge-
than/ und davon alle morgen und abend ein
glaßvoll getruncken/ vertreibet die fallende
Sucht. Gleiche wuͤrckung hat das Pulver
der gedoͤrꝛten wurtzel/ auff 40. gran ſchwer
offt und viel eingenommen. Von obigem
Tranck taͤglich ein paar mahl ſechs biß acht
loth
Fallende
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/784>, abgerufen am 22.11.2024.
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