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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327.

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was blassen Schatten von sich warf. Er wollte hier das
Vermögen, das er gesammelt, zum Prunk ausstellen, und
es fiel sogar ihm ein, mit mir wetteifern zu wollen. Ich
sprach meinem Seckel zu, und hatte sehr bald den armen
Teufel so weit, daß er, um sein Ansehen zu retten, aber-
mals Bankerot machen mußte und über das Gebirge ziehen.
So ward ich ihn los. -- Ich habe in dieser Gegend viele
Taugenichtse und Müssiggänger gemacht!

Bei der königlichen Pracht und Verschwendung, womit
ich mir Alles unterwarf, lebt' ich in meinem Hause sehr
einfach und eingezogen. Ich hatte mir die größte Vorsicht
zur Regel gemacht, es durfte, unter keinem Vorwand,
kein Anderer, als Bendel, die Zimmer, die ich bewohnte,
betreten. So lange die Sonne schien, hielt ich mich mit
ihm darin verschlossen, und es hieß: der Graf arbeite in
seinem Kabinet. Mit diesen Arbeiten standen die häufigen
Kuriere in Verbindung, die ich um jede Kleinigkeit ab-
schickte und erhielt. -- Ich nahm nur am Abend unter
meinen Bäumen, oder in meinem nach Bendel's Angabe
geschickt und reich erleuchteten Saale Gesellschaft an. Wenn
ich ausging, wobei mich stets Bendel mit Argusaugen
bewachen mußte, so war es nur nach dem Förstergarten,
und um der Einen willen; denn meines Lebens inner-
lichstes Herz war meine Liebe.

O mein guter Chamisso, ich will hoffen, Du habest
noch nicht vergessen, was Liebe sei! Ich lasse Dir hier
Vieles zu ergänzen. Mina war wirklich ein liebewerthes,
gutes, frommes Kind. Ich hatte ihre ganze Phantasie an

was blaſſen Schatten von ſich warf. Er wollte hier das
Vermoͤgen, das er geſammelt, zum Prunk ausſtellen, und
es fiel ſogar ihm ein, mit mir wetteifern zu wollen. Ich
ſprach meinem Seckel zu, und hatte ſehr bald den armen
Teufel ſo weit, daß er, um ſein Anſehen zu retten, aber-
mals Bankerot machen mußte und uͤber das Gebirge ziehen.
So ward ich ihn los. — Ich habe in dieſer Gegend viele
Taugenichtſe und Muͤſſiggaͤnger gemacht!

Bei der koͤniglichen Pracht und Verſchwendung, womit
ich mir Alles unterwarf, lebt’ ich in meinem Hauſe ſehr
einfach und eingezogen. Ich hatte mir die groͤßte Vorſicht
zur Regel gemacht, es durfte, unter keinem Vorwand,
kein Anderer, als Bendel, die Zimmer, die ich bewohnte,
betreten. So lange die Sonne ſchien, hielt ich mich mit
ihm darin verſchloſſen, und es hieß: der Graf arbeite in
ſeinem Kabinet. Mit dieſen Arbeiten ſtanden die haͤufigen
Kuriere in Verbindung, die ich um jede Kleinigkeit ab-
ſchickte und erhielt. — Ich nahm nur am Abend unter
meinen Baͤumen, oder in meinem nach Bendel’s Angabe
geſchickt und reich erleuchteten Saale Geſellſchaft an. Wenn
ich ausging, wobei mich ſtets Bendel mit Argusaugen
bewachen mußte, ſo war es nur nach dem Foͤrſtergarten,
und um der Einen willen; denn meines Lebens inner-
lichſtes Herz war meine Liebe.

O mein guter Chamiſſo, ich will hoffen, Du habeſt
noch nicht vergeſſen, was Liebe ſei! Ich laſſe Dir hier
Vieles zu ergaͤnzen. Mina war wirklich ein liebewerthes,
gutes, frommes Kind. Ich hatte ihre ganze Phantaſie an

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[269/0055] was blaſſen Schatten von ſich warf. Er wollte hier das Vermoͤgen, das er geſammelt, zum Prunk ausſtellen, und es fiel ſogar ihm ein, mit mir wetteifern zu wollen. Ich ſprach meinem Seckel zu, und hatte ſehr bald den armen Teufel ſo weit, daß er, um ſein Anſehen zu retten, aber- mals Bankerot machen mußte und uͤber das Gebirge ziehen. So ward ich ihn los. — Ich habe in dieſer Gegend viele Taugenichtſe und Muͤſſiggaͤnger gemacht! Bei der koͤniglichen Pracht und Verſchwendung, womit ich mir Alles unterwarf, lebt’ ich in meinem Hauſe ſehr einfach und eingezogen. Ich hatte mir die groͤßte Vorſicht zur Regel gemacht, es durfte, unter keinem Vorwand, kein Anderer, als Bendel, die Zimmer, die ich bewohnte, betreten. So lange die Sonne ſchien, hielt ich mich mit ihm darin verſchloſſen, und es hieß: der Graf arbeite in ſeinem Kabinet. Mit dieſen Arbeiten ſtanden die haͤufigen Kuriere in Verbindung, die ich um jede Kleinigkeit ab- ſchickte und erhielt. — Ich nahm nur am Abend unter meinen Baͤumen, oder in meinem nach Bendel’s Angabe geſchickt und reich erleuchteten Saale Geſellſchaft an. Wenn ich ausging, wobei mich ſtets Bendel mit Argusaugen bewachen mußte, ſo war es nur nach dem Foͤrſtergarten, und um der Einen willen; denn meines Lebens inner- lichſtes Herz war meine Liebe. O mein guter Chamiſſo, ich will hoffen, Du habeſt noch nicht vergeſſen, was Liebe ſei! Ich laſſe Dir hier Vieles zu ergaͤnzen. Mina war wirklich ein liebewerthes, gutes, frommes Kind. Ich hatte ihre ganze Phantaſie an

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2749/55>, abgerufen am 24.11.2024.