Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327.den, meinen Reichthum als unerschöpflich zu denken, und Die Pracht meines Festes und mein Benehmen dabei Einst erschien unter den Badegästen ein Handelsmann, den, meinen Reichthum als unerſchoͤpflich zu denken, und Die Pracht meines Feſtes und mein Benehmen dabei Einſt erſchien unter den Badegaͤſten ein Handelsmann, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0054" n="268"/> den, meinen Reichthum als unerſchoͤpflich zu denken, und<lb/> er ſpaͤhte nicht nach deſſen Quellen; er half mir vielmehr,<lb/> in meinen Sinn eingehend, Gelegenheiten erſinnen, ihn<lb/> darzuthun und Gold zu vergeuden. Von jenem Unbekann-<lb/> ten, dem blaſſen Schleicher, wußt’ er nur ſo viel: Ich<lb/> duͤrfe allein durch ihn von dem Fluche erloͤſt werden, der<lb/> auf mir laſte, und fuͤrchte ihn, auf dem meine einzige<lb/> Hoffnung ruhe. Uebrigens ſei ich davon uͤberzeugt, er koͤnne<lb/> mich uͤberall auffinden, ich ihn nirgends, darum ich, den<lb/> verſprochenen Tag erwartend, jede vergebliche Nachſuchung<lb/> eingeſtellt.</p><lb/> <p>Die Pracht meines Feſtes und mein Benehmen dabei<lb/> erhielten anfangs die ſtarkglaͤubigen Einwohner der Stadt<lb/> bei ihrer vorgefaßten Meinung. Es ergab ſich freilich ſehr<lb/> bald aus den Zeitungen, daß die ganze fabelhafte Reiſe des<lb/> Koͤnigs von Preußen ein bloßes ungegruͤndetes Geruͤcht ge-<lb/> weſen. Ein Koͤnig war ich aber nun einmal, und mußte<lb/> ſchlechterdings ein Koͤnig bleiben, und zwar einer der reich-<lb/> ſten und koͤniglichſten, die es immer geben mag. Nur<lb/> wußte man nicht recht, welcher. Die Welt hat nie Grund<lb/> gehabt, uͤber Mangel an Monarchen zu klagen, am we-<lb/> nigſten in unſern Tagen; die guten Leute, die noch keinen<lb/> mit Augen geſehen, riethen mit gleichem Gluͤck bald auf<lb/> dieſen, bald auf jenen — <hi rendition="#g">Graf Peter</hi> blieb immer,<lb/> der er war. —</p><lb/> <p>Einſt erſchien unter den Badegaͤſten ein Handelsmann,<lb/> der Bankerot gemacht hatte, um ſich zu bereichern, der<lb/> allgemeiner Achtung genoß und einen breiten, obgleich et-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [268/0054]
den, meinen Reichthum als unerſchoͤpflich zu denken, und
er ſpaͤhte nicht nach deſſen Quellen; er half mir vielmehr,
in meinen Sinn eingehend, Gelegenheiten erſinnen, ihn
darzuthun und Gold zu vergeuden. Von jenem Unbekann-
ten, dem blaſſen Schleicher, wußt’ er nur ſo viel: Ich
duͤrfe allein durch ihn von dem Fluche erloͤſt werden, der
auf mir laſte, und fuͤrchte ihn, auf dem meine einzige
Hoffnung ruhe. Uebrigens ſei ich davon uͤberzeugt, er koͤnne
mich uͤberall auffinden, ich ihn nirgends, darum ich, den
verſprochenen Tag erwartend, jede vergebliche Nachſuchung
eingeſtellt.
Die Pracht meines Feſtes und mein Benehmen dabei
erhielten anfangs die ſtarkglaͤubigen Einwohner der Stadt
bei ihrer vorgefaßten Meinung. Es ergab ſich freilich ſehr
bald aus den Zeitungen, daß die ganze fabelhafte Reiſe des
Koͤnigs von Preußen ein bloßes ungegruͤndetes Geruͤcht ge-
weſen. Ein Koͤnig war ich aber nun einmal, und mußte
ſchlechterdings ein Koͤnig bleiben, und zwar einer der reich-
ſten und koͤniglichſten, die es immer geben mag. Nur
wußte man nicht recht, welcher. Die Welt hat nie Grund
gehabt, uͤber Mangel an Monarchen zu klagen, am we-
nigſten in unſern Tagen; die guten Leute, die noch keinen
mit Augen geſehen, riethen mit gleichem Gluͤck bald auf
dieſen, bald auf jenen — Graf Peter blieb immer,
der er war. —
Einſt erſchien unter den Badegaͤſten ein Handelsmann,
der Bankerot gemacht hatte, um ſich zu bereichern, der
allgemeiner Achtung genoß und einen breiten, obgleich et-
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