Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327.verwalten. Sie bat verschämt mit einem rührenden Blick um Bendel am andern Morgen eröffnete mir im Ver- Es war nicht weiter die Rede davon. Rascal blieb 12 *
verwalten. Sie bat verſchaͤmt mit einem ruͤhrenden Blick um Bendel am andern Morgen eroͤffnete mir im Ver- Es war nicht weiter die Rede davon. Rascal blieb 12 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0053" n="267"/> verwalten. Sie bat verſchaͤmt mit einem ruͤhrenden Blick um<lb/> Schonung; aber verſchaͤmter vor ihr, als ſie ſelbſt, brachte<lb/> ich ihr als erſter Unterthan meine Huldigung in tiefer Ehr-<lb/> furcht, und der Wink des Grafen ward allen Gaͤſten ein<lb/> Gebot, dem nachzuleben ſich Jeder freudig beeiferte. Ma-<lb/> jeſtaͤt, Unſchuld und Grazie beherrſchten, mit der Schoͤnheit<lb/> im Bunde, ein frohes Feſt. Die gluͤcklichen Eltern <hi rendition="#g">Mi-<lb/> na’s</hi> glaubten ihnen nur zu Ehren ihr Kind erhoͤht; ich<lb/> ſelber war in einem unbeſchreiblichen Rauſch. Ich ließ<lb/> Alles, was ich noch von den Juwelen hatte, die ich da-<lb/> mals, um beſchwerliches Gold los zu werden, gekauft,<lb/> alle Perlen, alles Edelgeſtein in zwei verdeckte Schuͤſſeln<lb/> legen und bei Tiſche, unter dem Namen der Koͤnigin,<lb/> ihren Geſpielinnen und allen Damen herumreichen; Gold<lb/> ward indeſſen ununterbrochen uͤber die gezogenen Schranken<lb/> unter das jubelnde Volk geworfen.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Bendel</hi> am andern Morgen eroͤffnete mir im Ver-<lb/> trauen, der Verdacht, den er laͤngſt gegen <hi rendition="#g">Rascal’s</hi> Red-<lb/> lichkeit gehegt, ſei nunmehr zur Gewißheit worden. Er<lb/> habe geſtern ganze Saͤcke Goldes unterſchlagen. 〟Laß<lb/> uns,〞 erwiedert’ ich, 〟dem armen Schelmen die kleine<lb/> Beute goͤnnen; ich ſpende gern Allen, warum nicht auch<lb/> ihm? Geſtern hat er mir, haben mir alle neuen Leute,<lb/> die du mir gegeben, redlich gedient, ſie haben mir froh<lb/> ein frohes Feſt begehen helfen.〞</p><lb/> <p>Es war nicht weiter die Rede davon. <hi rendition="#g">Rascal</hi> blieb<lb/> der erſte meiner Dienerſchaft, <hi rendition="#g">Bendel</hi> war aber mein<lb/> Freund und mein Vertrauter. Dieſer war gewohnt wor-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">12 *</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [267/0053]
verwalten. Sie bat verſchaͤmt mit einem ruͤhrenden Blick um
Schonung; aber verſchaͤmter vor ihr, als ſie ſelbſt, brachte
ich ihr als erſter Unterthan meine Huldigung in tiefer Ehr-
furcht, und der Wink des Grafen ward allen Gaͤſten ein
Gebot, dem nachzuleben ſich Jeder freudig beeiferte. Ma-
jeſtaͤt, Unſchuld und Grazie beherrſchten, mit der Schoͤnheit
im Bunde, ein frohes Feſt. Die gluͤcklichen Eltern Mi-
na’s glaubten ihnen nur zu Ehren ihr Kind erhoͤht; ich
ſelber war in einem unbeſchreiblichen Rauſch. Ich ließ
Alles, was ich noch von den Juwelen hatte, die ich da-
mals, um beſchwerliches Gold los zu werden, gekauft,
alle Perlen, alles Edelgeſtein in zwei verdeckte Schuͤſſeln
legen und bei Tiſche, unter dem Namen der Koͤnigin,
ihren Geſpielinnen und allen Damen herumreichen; Gold
ward indeſſen ununterbrochen uͤber die gezogenen Schranken
unter das jubelnde Volk geworfen.
Bendel am andern Morgen eroͤffnete mir im Ver-
trauen, der Verdacht, den er laͤngſt gegen Rascal’s Red-
lichkeit gehegt, ſei nunmehr zur Gewißheit worden. Er
habe geſtern ganze Saͤcke Goldes unterſchlagen. 〟Laß
uns,〞 erwiedert’ ich, 〟dem armen Schelmen die kleine
Beute goͤnnen; ich ſpende gern Allen, warum nicht auch
ihm? Geſtern hat er mir, haben mir alle neuen Leute,
die du mir gegeben, redlich gedient, ſie haben mir froh
ein frohes Feſt begehen helfen.〞
Es war nicht weiter die Rede davon. Rascal blieb
der erſte meiner Dienerſchaft, Bendel war aber mein
Freund und mein Vertrauter. Dieſer war gewohnt wor-
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