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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327.

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Kind! es ist doch nicht zu ändern!" -- "Freilich nicht;
aber sie so früh einem Andern zu geben -- -- O Mann,
Du bist grausam gegen Dein eigenes Kind." -- "Nein,
Mutter, das siehst Du sehr falsch. Wenn sie, noch bevor
sie ihre doch kindischen Thränen ausgeweint hat, sich als
die Frau eines sehr reichen und geehrten Mannes findet,
wird sie getröstet aus ihrem Schmerze wie aus einem
Traum erwachen, und Gott und uns danken, das wirst
Du sehen!" -- "Gott gebe es!" -- "Sie besitzt freilich
jetzt sehr ansehnliche Güter; aber nach dem Aufsehen, das
die unglückliche Geschichte mit dem Abentheurer gemacht
hat, glaubst Du, daß sich sobald eine andere, für sie so
passende Partie, als der Herr Rascal, finden möchte?
Weißt Du, was für ein Vermögen er besitzt, der Herr
Rascal? Er hat für sechs Millionen Güter hier im
Lande, frei von allen Schulden, baar bezahlt. Ich habe
die Documente in Händen gehabt! Er war's, der mir
überall das Beste vorweg genommen hat; und außerdem
im Portefeuille Papiere auf Thomas John für circa
viertehalb Millionen." -- "Er muß sehr viel gestohlen
haben." -- "Was sind das wieder für Reden! Er hat
weislich gespart, wo verschwendet wurde." -- "Ein Mann,
der die Livree getragen hat." -- "Dummes Zeug! er hat
doch einen untadlichen Schatten." -- "Du hast Recht,
aber -- --"

Der Mann im grauen Rock lachte und sah mich an.
Die Thüre ging auf, und Mina trat heraus. Sie stützte
sich auf den Arm einer Kammerfrau, stille Thränen flossen

Kind! es iſt doch nicht zu aͤndern!〞 — 〟Freilich nicht;
aber ſie ſo fruͤh einem Andern zu geben — — O Mann,
Du biſt grauſam gegen Dein eigenes Kind.〞 — 〟Nein,
Mutter, das ſiehſt Du ſehr falſch. Wenn ſie, noch bevor
ſie ihre doch kindiſchen Thraͤnen ausgeweint hat, ſich als
die Frau eines ſehr reichen und geehrten Mannes findet,
wird ſie getroͤſtet aus ihrem Schmerze wie aus einem
Traum erwachen, und Gott und uns danken, das wirſt
Du ſehen!〞 — 〟Gott gebe es!〞 — 〟Sie beſitzt freilich
jetzt ſehr anſehnliche Guͤter; aber nach dem Aufſehen, das
die ungluͤckliche Geſchichte mit dem Abentheurer gemacht
hat, glaubſt Du, daß ſich ſobald eine andere, fuͤr ſie ſo
paſſende Partie, als der Herr Rascal, finden moͤchte?
Weißt Du, was fuͤr ein Vermoͤgen er beſitzt, der Herr
Rascal? Er hat fuͤr ſechs Millionen Guͤter hier im
Lande, frei von allen Schulden, baar bezahlt. Ich habe
die Documente in Haͤnden gehabt! Er war’s, der mir
uͤberall das Beſte vorweg genommen hat; und außerdem
im Portefeuille Papiere auf Thomas John fuͤr circa
viertehalb Millionen.〞 — 〟Er muß ſehr viel geſtohlen
haben.〞 — 〟Was ſind das wieder fuͤr Reden! Er hat
weislich geſpart, wo verſchwendet wurde.〞 — 〟Ein Mann,
der die Livree getragen hat.〞 — 〟Dummes Zeug! er hat
doch einen untadlichen Schatten.〞 — 〟Du haſt Recht,
aber — —〞

Der Mann im grauen Rock lachte und ſah mich an.
Die Thuͤre ging auf, und Mina trat heraus. Sie ſtuͤtzte
ſich auf den Arm einer Kammerfrau, ſtille Thraͤnen floſſen

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[292/0080] Kind! es iſt doch nicht zu aͤndern!〞 — 〟Freilich nicht; aber ſie ſo fruͤh einem Andern zu geben — — O Mann, Du biſt grauſam gegen Dein eigenes Kind.〞 — 〟Nein, Mutter, das ſiehſt Du ſehr falſch. Wenn ſie, noch bevor ſie ihre doch kindiſchen Thraͤnen ausgeweint hat, ſich als die Frau eines ſehr reichen und geehrten Mannes findet, wird ſie getroͤſtet aus ihrem Schmerze wie aus einem Traum erwachen, und Gott und uns danken, das wirſt Du ſehen!〞 — 〟Gott gebe es!〞 — 〟Sie beſitzt freilich jetzt ſehr anſehnliche Guͤter; aber nach dem Aufſehen, das die ungluͤckliche Geſchichte mit dem Abentheurer gemacht hat, glaubſt Du, daß ſich ſobald eine andere, fuͤr ſie ſo paſſende Partie, als der Herr Rascal, finden moͤchte? Weißt Du, was fuͤr ein Vermoͤgen er beſitzt, der Herr Rascal? Er hat fuͤr ſechs Millionen Guͤter hier im Lande, frei von allen Schulden, baar bezahlt. Ich habe die Documente in Haͤnden gehabt! Er war’s, der mir uͤberall das Beſte vorweg genommen hat; und außerdem im Portefeuille Papiere auf Thomas John fuͤr circa viertehalb Millionen.〞 — 〟Er muß ſehr viel geſtohlen haben.〞 — 〟Was ſind das wieder fuͤr Reden! Er hat weislich geſpart, wo verſchwendet wurde.〞 — 〟Ein Mann, der die Livree getragen hat.〞 — 〟Dummes Zeug! er hat doch einen untadlichen Schatten.〞 — 〟Du haſt Recht, aber — —〞 Der Mann im grauen Rock lachte und ſah mich an. Die Thuͤre ging auf, und Mina trat heraus. Sie ſtuͤtzte ſich auf den Arm einer Kammerfrau, ſtille Thraͤnen floſſen

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2749/80>, abgerufen am 23.11.2024.