Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827.die Aufgabe mit vieler Klarheit aus einander, Du weißt, mein Freund, daß ich deutlich die Aufgabe mit vieler Klarheit aus einander, Du weißt, mein Freund, daß ich deutlich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0120" n="92"/> die Aufgabe mit vieler Klarheit aus einander,<lb/> und ſchritt fürder zu deren Beantwortung.</p><lb/> <p>Du weißt, mein Freund, daß ich deutlich<lb/> erkannt habe, ſeitdem ich den Philoſophen durch<lb/> die Schule gelaufen, daß ich zur philoſophiſchen<lb/> Spekulation keinesweges berufen bin, und daß<lb/> ich mir dieſes Feld völlig abgeſprochen habe;<lb/> ich habe ſeither Vieles auf ſich beruhen laſſen,<lb/> Vieles zu wiſſen und zu begreifen Verzicht ge-<lb/> leiſtet, und bin, wie Du es mir ſelber gerathen,<lb/> meinem geraden Sinn vertrauend, der Stimme<lb/> in mir, ſo viel es in meiner Macht geweſen,<lb/> auf dem eigenen Weg gefolgt. Nun ſchien mir<lb/> dieſer Redekünſtler mit großem Talent ein feſt<lb/> gefügtes Gebäude aufzuführen, das in ſich ſelbſt<lb/> begründet ſich empor trug, und wie durch eine<lb/> innere Nothwendigkeit beſtand. Nur vermißt’<lb/> ich ganz in ihm, was ich eben darin hätte ſu-<lb/> chen wollen, und ſo ward es mir zu einem<lb/> bloßen Kunſtwerk, deſſen zierliche Geſchloſſenheit<lb/> und Vollendung dem Auge allein zur Ergötzung<lb/> diente; aber ich hörte dem wohlberedten Manne<lb/> gerne zu, der meine Aufmerkſamkeit von meinen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [92/0120]
die Aufgabe mit vieler Klarheit aus einander,
und ſchritt fürder zu deren Beantwortung.
Du weißt, mein Freund, daß ich deutlich
erkannt habe, ſeitdem ich den Philoſophen durch
die Schule gelaufen, daß ich zur philoſophiſchen
Spekulation keinesweges berufen bin, und daß
ich mir dieſes Feld völlig abgeſprochen habe;
ich habe ſeither Vieles auf ſich beruhen laſſen,
Vieles zu wiſſen und zu begreifen Verzicht ge-
leiſtet, und bin, wie Du es mir ſelber gerathen,
meinem geraden Sinn vertrauend, der Stimme
in mir, ſo viel es in meiner Macht geweſen,
auf dem eigenen Weg gefolgt. Nun ſchien mir
dieſer Redekünſtler mit großem Talent ein feſt
gefügtes Gebäude aufzuführen, das in ſich ſelbſt
begründet ſich empor trug, und wie durch eine
innere Nothwendigkeit beſtand. Nur vermißt’
ich ganz in ihm, was ich eben darin hätte ſu-
chen wollen, und ſo ward es mir zu einem
bloßen Kunſtwerk, deſſen zierliche Geſchloſſenheit
und Vollendung dem Auge allein zur Ergötzung
diente; aber ich hörte dem wohlberedten Manne
gerne zu, der meine Aufmerkſamkeit von meinen
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