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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827.

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Hut tief in die Augen, und schlich, zitternd
wie ein Verbrecher, aus dem Hause. Erst auf
einem entlegenen Platz trat ich aus dem Schat-
ten der Häuser, in deren Schutz ich so weit ge-
kommen war, an das Mondeslicht hervor; ge-
faßt, mein Schicksal aus dem Munde der Vor-
übergehenden zu vernehmen.

Erspare mir, lieber Freund, die schmerz-
liche Wiederholung alles dessen, was ich erdul-
den mußte. Die Frauen bezeugten oft das
tiefste Mitleid, das ich ihnen einflößte; Aeuße-
rungen, die mir die Seele nicht minder durch-
bohrten, als der Hohn der Jugend und die
hochmüthige Verachtung der Männer, besonders
solcher dicken, wohlbeleibten, die selbst einen
breiten Schatten warfen. Ein schönes, holdes
Mädchen, die, wie es schien, ihre Eltern beglei-
tete, indem diese bedächtig nur vor ihre Füße
sahen, wandte von ungefähr ihr leuchtendes Auge
auf mich; sie erschrack sichtbarlich, da sie meine
Schattenlosigkeit bemerkte, verhüllte ihr schönes
Antlitz in ihren Schleier, ließ den Kopf sinken,
und ging lautlos vorüber.

Hut tief in die Augen, und ſchlich, zitternd
wie ein Verbrecher, aus dem Hauſe. Erſt auf
einem entlegenen Platz trat ich aus dem Schat-
ten der Häuſer, in deren Schutz ich ſo weit ge-
kommen war, an das Mondeslicht hervor; ge-
faßt, mein Schickſal aus dem Munde der Vor-
übergehenden zu vernehmen.

Erſpare mir, lieber Freund, die ſchmerz-
liche Wiederholung alles deſſen, was ich erdul-
den mußte. Die Frauen bezeugten oft das
tiefſte Mitleid, das ich ihnen einflößte; Aeuße-
rungen, die mir die Seele nicht minder durch-
bohrten, als der Hohn der Jugend und die
hochmüthige Verachtung der Männer, beſonders
ſolcher dicken, wohlbeleibten, die ſelbſt einen
breiten Schatten warfen. Ein ſchönes, holdes
Mädchen, die, wie es ſchien, ihre Eltern beglei-
tete, indem dieſe bedächtig nur vor ihre Füße
ſahen, wandte von ungefähr ihr leuchtendes Auge
auf mich; ſie erſchrack ſichtbarlich, da ſie meine
Schattenloſigkeit bemerkte, verhüllte ihr ſchönes
Antlitz in ihren Schleier, ließ den Kopf ſinken,
und ging lautlos vorüber.

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[21/0045] Hut tief in die Augen, und ſchlich, zitternd wie ein Verbrecher, aus dem Hauſe. Erſt auf einem entlegenen Platz trat ich aus dem Schat- ten der Häuſer, in deren Schutz ich ſo weit ge- kommen war, an das Mondeslicht hervor; ge- faßt, mein Schickſal aus dem Munde der Vor- übergehenden zu vernehmen. Erſpare mir, lieber Freund, die ſchmerz- liche Wiederholung alles deſſen, was ich erdul- den mußte. Die Frauen bezeugten oft das tiefſte Mitleid, das ich ihnen einflößte; Aeuße- rungen, die mir die Seele nicht minder durch- bohrten, als der Hohn der Jugend und die hochmüthige Verachtung der Männer, beſonders ſolcher dicken, wohlbeleibten, die ſelbſt einen breiten Schatten warfen. Ein ſchönes, holdes Mädchen, die, wie es ſchien, ihre Eltern beglei- tete, indem dieſe bedächtig nur vor ihre Füße ſahen, wandte von ungefähr ihr leuchtendes Auge auf mich; ſie erſchrack ſichtbarlich, da ſie meine Schattenloſigkeit bemerkte, verhüllte ihr ſchönes Antlitz in ihren Schleier, ließ den Kopf ſinken, und ging lautlos vorüber.

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2754/45>, abgerufen am 21.11.2024.