Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827.Ich ertrug es länger nicht. Salzige Ströme Ich brachte die Nacht schlaflos zu. Am an- Ich ertrug es länger nicht. Salzige Ströme Ich brachte die Nacht ſchlaflos zu. Am an- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0046" n="22"/> <p>Ich ertrug es länger nicht. Salzige Ströme<lb/> brachen aus meinen Augen, und mit durchſchnit-<lb/> tenem Herzen zog ich mich ſchwankend in’s Dunkel<lb/> zurück. Ich mußte mich an den Häuſern halten,<lb/> um meine Schritte zu ſichern, und erreichte<lb/> langſam und ſpät meine Wohnung.</p><lb/> <p>Ich brachte die Nacht ſchlaflos zu. Am an-<lb/> dern Tage war meine erſte Sorge, nach dem<lb/> Manne im grauen Rocke überall ſuchen zu laſſen.<lb/> Vielleicht ſollte es mir gelingen, ihn wieder zu<lb/> finden, und wie glücklich! wenn ihn, wie mich,<lb/> der thörichte Handel gereuen ſollte. Ich ließ<lb/><hi rendition="#g">Bendel</hi> vor mir kommen, er ſchien Gewandheit<lb/> und Geſchick zu beſitzen, — ich ſchilderte ihm ge-<lb/> nau den Mann, in deſſen Beſitz ein Schatz ſich<lb/> befand, ohne den mir das Leben nur eine Qual<lb/> ſei. Ich ſagte ihm die Zeit, den Ort, wo ich ihn<lb/> geſehen; beſchrieb ihm Alle, die zugegen geweſen,<lb/> und fügte dieſes Zeichen noch hinzu: er ſolle ſich<lb/> nach einem Dolond’ſchen Fernrohr, nach einem<lb/> golddurchwirkten türkiſchen Teppich, nach einem<lb/> Prachtluſtzelt, und endlich nach den ſchwarzen<lb/> Reithengſten genau erkundigen, deren Geſchichte,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [22/0046]
Ich ertrug es länger nicht. Salzige Ströme
brachen aus meinen Augen, und mit durchſchnit-
tenem Herzen zog ich mich ſchwankend in’s Dunkel
zurück. Ich mußte mich an den Häuſern halten,
um meine Schritte zu ſichern, und erreichte
langſam und ſpät meine Wohnung.
Ich brachte die Nacht ſchlaflos zu. Am an-
dern Tage war meine erſte Sorge, nach dem
Manne im grauen Rocke überall ſuchen zu laſſen.
Vielleicht ſollte es mir gelingen, ihn wieder zu
finden, und wie glücklich! wenn ihn, wie mich,
der thörichte Handel gereuen ſollte. Ich ließ
Bendel vor mir kommen, er ſchien Gewandheit
und Geſchick zu beſitzen, — ich ſchilderte ihm ge-
nau den Mann, in deſſen Beſitz ein Schatz ſich
befand, ohne den mir das Leben nur eine Qual
ſei. Ich ſagte ihm die Zeit, den Ort, wo ich ihn
geſehen; beſchrieb ihm Alle, die zugegen geweſen,
und fügte dieſes Zeichen noch hinzu: er ſolle ſich
nach einem Dolond’ſchen Fernrohr, nach einem
golddurchwirkten türkiſchen Teppich, nach einem
Prachtluſtzelt, und endlich nach den ſchwarzen
Reithengſten genau erkundigen, deren Geſchichte,
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