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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835.

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erging besonders der Witz über abwesende Freunde
und deren Verhältnisse. Ich war da zu fremd,
um von alle dem Vieles zu verstehen, zu be-
kümmert und in mich gekehrt, um den Sinn auf
solche Räthsel zu haben.

Wir hatten den Rosenhain erreicht. Die
schöne Fanny, wie es schien, die Herrin des
Tages, wollte aus Eigensinn einen blühenden
Zweig selbst brechen, sie verletzte sich an einem
Dorn, und wie von den dunkeln Rosen, floß
Purpur auf ihre zarte Hand. Dieses Ereigniß
brachte die ganze Gesellschaft in Bewegung. Es
wurde Englisch Pflaster gesucht. Ein stiller, dün-
ner, hag'rer, länglichter, ältlicher Mann, der ne-
ben mit ging, und den ich noch nicht bemerkt
hatte, steckte sogleich die Hand in die knapp an-
liegende Schooßtasche seines altfränkischen, grau-
taffentnen Rockes, brachte eine kleine Brieftasche
daraus hervor, öffnete sie, und reichte der Dame mit
devoter Verbeugung das Verlangte. Sie empfing
es ohne Aufmerksamkeit für den Geber und ohne
Dank, die Wunde ward verbunden, und man
ging weiter den Hügel hinan, von dessen Rük-
ken man die weite Aussicht über das grüne Laby-

erging beſonders der Witz über abweſende Freunde
und deren Verhältniſſe. Ich war da zu fremd,
um von alle dem Vieles zu verſtehen, zu be-
kümmert und in mich gekehrt, um den Sinn auf
ſolche Räthſel zu haben.

Wir hatten den Roſenhain erreicht. Die
ſchöne Fanny, wie es ſchien, die Herrin des
Tages, wollte aus Eigenſinn einen blühenden
Zweig ſelbſt brechen, ſie verletzte ſich an einem
Dorn, und wie von den dunkeln Roſen, floß
Purpur auf ihre zarte Hand. Dieſes Ereigniß
brachte die ganze Geſellſchaft in Bewegung. Es
wurde Engliſch Pflaſter geſucht. Ein ſtiller, dün-
ner, hag’rer, länglichter, ältlicher Mann, der ne-
ben mit ging, und den ich noch nicht bemerkt
hatte, ſteckte ſogleich die Hand in die knapp an-
liegende Schooßtaſche ſeines altfränkiſchen, grau-
taffentnen Rockes, brachte eine kleine Brieftaſche
daraus hervor, öffnete ſie, und reichte der Dame mit
devoter Verbeugung das Verlangte. Sie empfing
es ohne Aufmerkſamkeit für den Geber und ohne
Dank, die Wunde ward verbunden, und man
ging weiter den Hügel hinan, von deſſen Rük-
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[22/0028] erging beſonders der Witz über abweſende Freunde und deren Verhältniſſe. Ich war da zu fremd, um von alle dem Vieles zu verſtehen, zu be- kümmert und in mich gekehrt, um den Sinn auf ſolche Räthſel zu haben. Wir hatten den Roſenhain erreicht. Die ſchöne Fanny, wie es ſchien, die Herrin des Tages, wollte aus Eigenſinn einen blühenden Zweig ſelbſt brechen, ſie verletzte ſich an einem Dorn, und wie von den dunkeln Roſen, floß Purpur auf ihre zarte Hand. Dieſes Ereigniß brachte die ganze Geſellſchaft in Bewegung. Es wurde Engliſch Pflaſter geſucht. Ein ſtiller, dün- ner, hag’rer, länglichter, ältlicher Mann, der ne- ben mit ging, und den ich noch nicht bemerkt hatte, ſteckte ſogleich die Hand in die knapp an- liegende Schooßtaſche ſeines altfränkiſchen, grau- taffentnen Rockes, brachte eine kleine Brieftaſche daraus hervor, öffnete ſie, und reichte der Dame mit devoter Verbeugung das Verlangte. Sie empfing es ohne Aufmerkſamkeit für den Geber und ohne Dank, die Wunde ward verbunden, und man ging weiter den Hügel hinan, von deſſen Rük- ken man die weite Ausſicht über das grüne Laby-

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/28>, abgerufen am 22.12.2024.