Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Königs von Preußen ein bloßes ungegründetes
Gerücht gewesen. Ein König war ich aber nun
einmal, und mußte schlechterdings ein König blei-
ben, und zwar einer der reichsten und königlich-
sten, die es immer geben mag. Nur wußte man
nicht recht, welcher. Die Welt hat nie Grund
gehabt, über Mangel an Monarchen zu klagen,
am wenigsten in unsern Tagen; die guten Leute,
die noch keinen mit Augen gesehen, riethen mit
gleichem Glück bald auf diesen, bald auf jenen --
Graf Peter blieb immer, der er war. --

Einst erschien unter den Badegästen ein Han-
delsmann, der Bankerot gemacht hatte, um sich
zu bereichern, der allgemeiner Achtung genoß und
einen breiten, obgleich etwas blassen Schatten
von sich warf. Er wollte hier das Vermögen,
das er gesammelt, zum Prunk ausstellen, und es
fiel sogar ihm ein, mit mir wetteifern zu wol-
len. Ich sprach meinem Seckel zu, und hatte
sehr bald den armen Teufel so weit, daß er, um
sein Ansehen zu retten, abermals Bankerot ma-
chen mußte und über das Gebirge ziehen. So
ward ich ihn los. -- Ich habe in dieser Gegend
viele Taugenichts und Müssiggänger gemacht!

Königs von Preußen ein bloßes ungegründetes
Gerücht geweſen. Ein König war ich aber nun
einmal, und mußte ſchlechterdings ein König blei-
ben, und zwar einer der reichſten und königlich-
ſten, die es immer geben mag. Nur wußte man
nicht recht, welcher. Die Welt hat nie Grund
gehabt, über Mangel an Monarchen zu klagen,
am wenigſten in unſern Tagen; die guten Leute,
die noch keinen mit Augen geſehen, riethen mit
gleichem Glück bald auf dieſen, bald auf jenen —
Graf Peter blieb immer, der er war. —

Einſt erſchien unter den Badegäſten ein Han-
delsmann, der Bankerot gemacht hatte, um ſich
zu bereichern, der allgemeiner Achtung genoß und
einen breiten, obgleich etwas blaſſen Schatten
von ſich warf. Er wollte hier das Vermögen,
das er geſammelt, zum Prunk ausſtellen, und es
fiel ſogar ihm ein, mit mir wetteifern zu wol-
len. Ich ſprach meinem Seckel zu, und hatte
ſehr bald den armen Teufel ſo weit, daß er, um
ſein Anſehen zu retten, abermals Bankerot ma-
chen mußte und über das Gebirge ziehen. So
ward ich ihn los. — Ich habe in dieſer Gegend
viele Taugenichts und Müſſiggänger gemacht!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0072" n="62"/>
Königs von Preußen ein bloßes ungegründetes<lb/>
Gerücht gewe&#x017F;en. Ein König war ich aber nun<lb/>
einmal, und mußte &#x017F;chlechterdings ein König blei-<lb/>
ben, und zwar einer der reich&#x017F;ten und königlich-<lb/>
&#x017F;ten, die es immer geben mag. Nur wußte man<lb/>
nicht recht, welcher. Die Welt hat nie Grund<lb/>
gehabt, über Mangel an Monarchen zu klagen,<lb/>
am wenig&#x017F;ten in un&#x017F;ern Tagen; die guten Leute,<lb/>
die noch keinen mit Augen ge&#x017F;ehen, riethen mit<lb/>
gleichem Glück bald auf die&#x017F;en, bald auf jenen &#x2014;<lb/><hi rendition="#g">Graf Peter</hi> blieb immer, der er war. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Ein&#x017F;t er&#x017F;chien unter den Badegä&#x017F;ten ein Han-<lb/>
delsmann, der Bankerot gemacht hatte, um &#x017F;ich<lb/>
zu bereichern, der allgemeiner Achtung genoß und<lb/>
einen breiten, obgleich etwas bla&#x017F;&#x017F;en Schatten<lb/>
von &#x017F;ich warf. Er wollte hier das Vermögen,<lb/>
das er ge&#x017F;ammelt, zum Prunk aus&#x017F;tellen, und es<lb/>
fiel &#x017F;ogar ihm ein, mit mir wetteifern zu wol-<lb/>
len. Ich &#x017F;prach meinem Seckel zu, und hatte<lb/>
&#x017F;ehr bald den armen Teufel &#x017F;o weit, daß er, um<lb/>
&#x017F;ein An&#x017F;ehen zu retten, abermals Bankerot ma-<lb/>
chen mußte und über das Gebirge ziehen. So<lb/>
ward ich ihn los. &#x2014; Ich habe in die&#x017F;er Gegend<lb/>
viele Taugenichts und Mü&#x017F;&#x017F;iggänger gemacht!</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0072] Königs von Preußen ein bloßes ungegründetes Gerücht geweſen. Ein König war ich aber nun einmal, und mußte ſchlechterdings ein König blei- ben, und zwar einer der reichſten und königlich- ſten, die es immer geben mag. Nur wußte man nicht recht, welcher. Die Welt hat nie Grund gehabt, über Mangel an Monarchen zu klagen, am wenigſten in unſern Tagen; die guten Leute, die noch keinen mit Augen geſehen, riethen mit gleichem Glück bald auf dieſen, bald auf jenen — Graf Peter blieb immer, der er war. — Einſt erſchien unter den Badegäſten ein Han- delsmann, der Bankerot gemacht hatte, um ſich zu bereichern, der allgemeiner Achtung genoß und einen breiten, obgleich etwas blaſſen Schatten von ſich warf. Er wollte hier das Vermögen, das er geſammelt, zum Prunk ausſtellen, und es fiel ſogar ihm ein, mit mir wetteifern zu wol- len. Ich ſprach meinem Seckel zu, und hatte ſehr bald den armen Teufel ſo weit, daß er, um ſein Anſehen zu retten, abermals Bankerot ma- chen mußte und über das Gebirge ziehen. So ward ich ihn los. — Ich habe in dieſer Gegend viele Taugenichts und Müſſiggänger gemacht!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/72
Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/72>, abgerufen am 22.12.2024.