Adolph, Christian: mors beatorvm EXODUS MISERIÆ TERRESTRIS, ET PA RASCEVE GLORIÆ COELESTIS. Leipzig, 1636.Christliche Abdanckung. GregoriusRichterus. Sehr schön hat ein vornehmer Mann in vnser Nach- Schmertzlich ist solches zwar. Wer köndte es verneinen? Wir haben Fleischern Hertz/ seind nicht von harten Steinen/ Von Eysen oder Stahl. Doch so mans recht besinnt Was ist/ das man allhier durch lang Leben gewinnt? Am besten/ bald davon. Der ist Elend entgangen/ Der das Leben auff Erd nie recht hat angefangen/ Oder so bald er ist aus Mutter Leib gebracht/ Das Sterbens Anfang hat des Lebens End gemacht. Wol dem/ der nicht versteht/ wz man; Elend pflegt nennen Nicht weis/ was Schmertzen heist/ kein Angst hat lernen (kennen/ Dem keine Hertzen Pein/ kein Kranckheit ist bekannt/ Versteht nicht/ was das sey/ das Elend wird genannt. Wehret das Leben lang/ so wird viel Sünd begangen: So wil ein Vngelück jmmer am andern hangen: So ist der Marter viel/ so ist viel der Gefahr: Wer Zeitlich stirbt/ entgeht glücklich dem allen gar. Also ist das liebe an jetzo zu Grabe begleitete Söhnlein Nun ist es ein rechter Jeremias vnd von seinem GOtt Ergo
Chriſtliche Abdanckung. GregoriusRichterus. Sehr ſchoͤn hat ein vornehmer Mann in vnſer Nach- Schmertzlich iſt ſolches zwar. Wer koͤndte es verneinẽ? Wir habẽ Fleiſchern Hertz/ ſeind nicht võ hartẽ Steinẽ/ Von Eyſen oder Stahl. Doch ſo mans recht beſinnt Was iſt/ das man allhier durch lang Leben gewinnt? Am beſten/ bald davon. Der iſt Elend entgangen/ Der das Leben auff Erd nie recht hat angefangen/ Oder ſo bald er iſt aus Mutter Leib gebracht/ Das Sterbẽs Anfang hat des Lebens End gemacht. Wol dem/ der nicht verſteht/ wz mã; Elend pflegt neñen Nicht weis/ was Schmertzẽ heiſt/ kein Angſt hat lernen (kennen/ Dem keine Hertzen Pein/ kein Kranckheit iſt bekañt/ Verſteht nicht/ was das ſey/ das Elend wird genañt. Wehret das Leben lang/ ſo wird viel Suͤnd begangen: So wil ein Vngeluͤck jmmer am andern hangen: So iſt der Marter viel/ ſo iſt viel der Gefahr: Wer Zeitlich ſtirbt/ entgeht gluͤcklich dem allen gar. Alſo iſt das liebe an jetzo zu Grabe begleitete Soͤhnlein Nun iſt es ein rechter Jeremias vnd von ſeinem GOtt Ergò
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Chriſtliche Abdanckung.
Sehr ſchoͤn hat ein vornehmer Mann in vnſer Nach-
barſchafft davon geſchrieben/ an einen guten Freund/ den auch
ſolch KinderCreutz betroffen:
Schmertzlich iſt ſolches zwar. Wer koͤndte es verneinẽ?
Wir habẽ Fleiſchern Hertz/ ſeind nicht võ hartẽ Steinẽ/
Von Eyſen oder Stahl. Doch ſo mans recht beſinnt
Was iſt/ das man allhier durch lang Leben gewinnt?
Am beſten/ bald davon. Der iſt Elend entgangen/
Der das Leben auff Erd nie recht hat angefangen/
Oder ſo bald er iſt aus Mutter Leib gebracht/
Das Sterbẽs Anfang hat des Lebens End gemacht.
Wol dem/ der nicht verſteht/ wz mã; Elend pflegt neñen
Nicht weis/ was Schmertzẽ heiſt/ kein Angſt hat lernen
(kennen/
Dem keine Hertzen Pein/ kein Kranckheit iſt bekañt/
Verſteht nicht/ was das ſey/ das Elend wird genañt.
Wehret das Leben lang/ ſo wird viel Suͤnd begangen:
So wil ein Vngeluͤck jmmer am andern hangen:
So iſt der Marter viel/ ſo iſt viel der Gefahr:
Wer Zeitlich ſtirbt/ entgeht gluͤcklich dem allen gar.
Alſo iſt das liebe an jetzo zu Grabe begleitete Soͤhnlein
auch aller Noth vnd Gefahr entgangen/ vnd nun erſt ein rech-
ter Jeremias worden. Jeremias iſt ein Hebraiſch Wort/ vnd
heiſt auff Teutſch einen erhoͤheten des Herrn. Ein ſol-
cher Jeremias vnd erhoͤheter des Herrn iſt das an jetzo zum
Grabe begleitete Soͤhnlein/ nach ſeinem ſeligen Todte auch
geworden.
Nun iſt es ein rechter Jeremias vnd von ſeinem GOtt
alſo erhoͤhet/ daß es in der Hoͤhe bey GOtt wohnet/ daß ſein
liebes Seelichen ſagen kan:
Ergò
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