Spener, Philipp Jakob: Leichenpredigt auf den kurfürstlich-brandenburgischen Kammergerichtsadvokaten und Berliner Bürgermeister Martin Friedrich Elerdt (1644–1693). Frankfurt (Main), 1696.
Wir müssen trachten unter den heiligen zu seyn/ das ist/ immer Ach lasset uns auch ja den himmlischen Vater stets anruffen/ daß er Viel sonderbaren trost anzufügen/ ist nicht nöthig/ nach dem die So ist auch ein trost/ Gott fordere zu dieser ruhe nicht eine voll- Hiemit können wir frölich alles leiden überwinden; dann ist sol- Sollen wir an den todes-kampff treten; nur diesen frieden und ruhe/
Wir muͤssen trachten unter den heiligen zu seyn/ das ist/ immer Ach lasset uns auch ja den himmlischen Vater stets anruffen/ daß er Viel sonderbaren trost anzufuͤgen/ ist nicht noͤthig/ nach dem die So ist auch ein trost/ Gott fordere zu dieser ruhe nicht eine voll- Hiemit koͤnnen wir froͤlich alles leiden uͤberwinden; dann ist sol- Sollen wir an den todes-kampff treten; nur diesen frieden und ruhe/ <TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsExordium" n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0026" n="178"/><lb/> haͤtten/ die bestehen bey dem Abschied nicht/ sondern wo sie darauff sterben/<lb/> kommen die seelen nicht zur ruhe/ als die allein bey Christo sich findet. Matth.<lb/> 11/ 29.</p><lb/> <p>Wir muͤssen trachten unter den <hi rendition="#fr">heiligen</hi> zu seyn/ das ist/ <hi rendition="#fr">immer<lb/> uns reinigen von aller befleckung des fleisches und des geistes/<lb/> und fortfahren mit der heiligung in der forcht Gottes</hi>/ 2. Cor.<lb/> 7/ 1. sonsten stossen wir die verheissung von uns. Wir muͤssen richtig vor<lb/> uns dahin nach der regel der gebote Gottes wandeln/ nicht auff krummen<lb/> wegen der welt/ und in ihrer liebe <hi rendition="#fr">:</hi> denn jener weg ist uns angewiesen/ die-<lb/> ser aber fuͤhret zur ewigen unruhe.</p><lb/> <p>Ach lasset uns auch ja den himmlischen Vater stets anruffen/ daß er<lb/> uns stets die kuͤnfftige ruhe und frieden/ der den gerechten bevorstehet/ also<lb/> ansehen lasse/ und die betrachtung dessen ins hertz dermassen trucke/ daß sie<lb/> uns ein antrieb seye/ zur steten heiligung/ und nicht von dieser zu ruhen/<lb/> biß wir in jene ruhe selig eingehen.</p><lb/> <p>Viel sonderbaren trost anzufuͤgen/ ist nicht noͤthig/ nach dem die<lb/> gantze materie darvon voll ist. Wir mercken nur dieses/ wo wir nach je-<lb/> ner ruhe und friede ernstlich verlangen/ und uns nur in goͤttliche ordnung<lb/> ziehen wollen lassen/ solle es uns daran nicht mangeln. Es heisset/ Matth.<lb/> 5/ 6. <hi rendition="#fr">Selig sind die da hungert und duͤrstet nach der gerechtig-<lb/> keit</hi>/ die also ein inbruͤnstig verlangen nach derselben haben/ <hi rendition="#fr">denn sie<lb/> sollen gesaͤttiget werden.</hi> Der Herr wird sie durch seinen geist zur<lb/> wahren gerechtigkeit bringen : haben sie diese/ so ist ihnen jene ruhe und<lb/> friede gewiß.</p><lb/> <p>So ist auch ein trost/ Gott fordere zu dieser ruhe nicht eine voll-<lb/> kommene gerechtigkeit von uns/ darzu wir unvermoͤglich sind/ sondern<lb/> schencke uns die vollkommene gerechtigkeit JEsu Christi : also ob wol an<lb/> unserm leben nachmal diese und jene schwachheit sich noch zeiget/ so lang<lb/> gleichwol der redliche vorsatz und fleiß der steten heiligung sich noch fin-<lb/> det/ haben wir platz unter den gerechten und heiligen/ und also das recht<lb/> zu jenem frieden.</p><lb/> <p>Hiemit koͤnnen wir froͤlich alles leiden uͤberwinden; dann ist sol-<lb/> che unruhe/ so waͤhret es nicht ewig/ sondern muß sich enden mit dem wah-<lb/> ren unzerstoͤrlichen frieden und ruhe; welcher glaube und hoffnung uns<lb/> alles leicht uͤberwinden macht.</p><lb/> <p>Sollen wir an den todes-kampff treten; nur diesen frieden und ruhe/<lb/> zu dero er die thuͤr werden solle/ zwischen unsere augen und seine greßliche<lb/> gestalt im glauben gestellet/ so wird er bey uns ein anderes und liebliches<lb/> ansehen gewinnen; dann wir sehen ihn nunmehr an/ als den lieben bo-<lb/><lb/> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [178/0026]
haͤtten/ die bestehen bey dem Abschied nicht/ sondern wo sie darauff sterben/
kommen die seelen nicht zur ruhe/ als die allein bey Christo sich findet. Matth.
11/ 29.
Wir muͤssen trachten unter den heiligen zu seyn/ das ist/ immer
uns reinigen von aller befleckung des fleisches und des geistes/
und fortfahren mit der heiligung in der forcht Gottes/ 2. Cor.
7/ 1. sonsten stossen wir die verheissung von uns. Wir muͤssen richtig vor
uns dahin nach der regel der gebote Gottes wandeln/ nicht auff krummen
wegen der welt/ und in ihrer liebe : denn jener weg ist uns angewiesen/ die-
ser aber fuͤhret zur ewigen unruhe.
Ach lasset uns auch ja den himmlischen Vater stets anruffen/ daß er
uns stets die kuͤnfftige ruhe und frieden/ der den gerechten bevorstehet/ also
ansehen lasse/ und die betrachtung dessen ins hertz dermassen trucke/ daß sie
uns ein antrieb seye/ zur steten heiligung/ und nicht von dieser zu ruhen/
biß wir in jene ruhe selig eingehen.
Viel sonderbaren trost anzufuͤgen/ ist nicht noͤthig/ nach dem die
gantze materie darvon voll ist. Wir mercken nur dieses/ wo wir nach je-
ner ruhe und friede ernstlich verlangen/ und uns nur in goͤttliche ordnung
ziehen wollen lassen/ solle es uns daran nicht mangeln. Es heisset/ Matth.
5/ 6. Selig sind die da hungert und duͤrstet nach der gerechtig-
keit/ die also ein inbruͤnstig verlangen nach derselben haben/ denn sie
sollen gesaͤttiget werden. Der Herr wird sie durch seinen geist zur
wahren gerechtigkeit bringen : haben sie diese/ so ist ihnen jene ruhe und
friede gewiß.
So ist auch ein trost/ Gott fordere zu dieser ruhe nicht eine voll-
kommene gerechtigkeit von uns/ darzu wir unvermoͤglich sind/ sondern
schencke uns die vollkommene gerechtigkeit JEsu Christi : also ob wol an
unserm leben nachmal diese und jene schwachheit sich noch zeiget/ so lang
gleichwol der redliche vorsatz und fleiß der steten heiligung sich noch fin-
det/ haben wir platz unter den gerechten und heiligen/ und also das recht
zu jenem frieden.
Hiemit koͤnnen wir froͤlich alles leiden uͤberwinden; dann ist sol-
che unruhe/ so waͤhret es nicht ewig/ sondern muß sich enden mit dem wah-
ren unzerstoͤrlichen frieden und ruhe; welcher glaube und hoffnung uns
alles leicht uͤberwinden macht.
Sollen wir an den todes-kampff treten; nur diesen frieden und ruhe/
zu dero er die thuͤr werden solle/ zwischen unsere augen und seine greßliche
gestalt im glauben gestellet/ so wird er bey uns ein anderes und liebliches
ansehen gewinnen; dann wir sehen ihn nunmehr an/ als den lieben bo-
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