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Kirsten, Johann: Cenotaphium Spirituale, exponens Sacerdotii TERRENA NUBILA, & SERENA cœli JUBILA. Liegnitz, 1683.

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tet werden möge/ und also seine Rechte an Ihr tägliche
Gelegenheit finde/ zu beweisen/ daß er der fromen Witt-
wen Richter/ und wunderbahrer Helffer sey/ Psal. 68. v. 6.(r) Chry-
sost. Hom.
8. in Matt.
Tom. 3.
pag. 54. D.
Miserrcors
Deus moe-
stis rebus
qvaedam ju
cunda per
miscet,
qvod in o-
mni vita
sanctorum
reperias,
qvae mirae-
bili Varie-
tate conte-
xta est.

O wie selig sind wir doch/ wenn alsoGOtt wolrichendeGlau-
bens- und Tugend-Rosen
aus uns machet/ unter den Dor-
nen! Cantic. 2. v. 2. und durch sein heilsames Wolmachen/
in vielem Creutze/ unsere leibliche/ geistliche/ und ewige Selig-
keit pflantzet! Haltet euch zu dieser himmlischen Trost-Qvel-
le/betrübte Wäysen und Kinder;
Gedencket/ weil Ihr le-
bet/ an Euren seligen Herrn Vater. Hieß nicht dessen Leben
eine/ von GOtt/ aus Freude und Leid/ Heil und Trüb-
sal/
wunderlich zusammen gegliederte Wechsel-Kette/ (wie etwa
Chrysostomus das Leben aller Gerechten aufErden be-
schreibet.) (r) Wenn vielmal die Angst seines Hertzens am
grösten war/ und selbiges dachte: Nun bin ich gar dahin:
Thren. 3. v. 54. so war die Rechte des HErren schon ge-
schäfftig/ alles zu ändern/ und führte Ihn immer wunderlich
aus seinen Nöthen. Darumb lasset/ in gläubiger Betrach-
tung dessen/ die Erfahrung euch erläutern/ was Paulus(s)
v. Johann:
Ernesti Ger
har di Prae-
fationem,
Praelectio-
nib;Chem-
nitianis, in
Locos The-
olog: Hut-
tero Cun-
disianos,
(qvaes
publicae lu-
ci dedit)
praefixam.

schreibet: GOtt ist getreu/ der euch nicht lässet versuchen über
euer Vermögen/ sondern machet/ daß die Versuchung so ein
Ende gewinne/ daß ihrs könnt ertragen/ 1. Cor. 10. v. 13.
Werdet Ihr beydes die weise Lehre/ und das schöne Fürbild
eures seligen Herrn Vaters eurer Seelen Leit-Stern seyn
lassen/ bis in Todt/ so wird auch euer himmlischer Vater/ in
aller eurer irrdischen Hertzens-Qvaal/ zu eurer Seelen spre-
chen: Ich bin deine Hülffe/ Psal. 35. v. 3. und euch nie-
mals Wäysen lassen/ Johan. 14. v. 18. Die Araber haben
ein Sprichwort: Non est Orphanus, cujus obiit pater:
sed Orphanus est, qvi scientiam non haber, & eru-
ditionem.
(s) Der ist nicht eine verlassene Wäyse/ wel-
chem sein Vater gestorben/ sondern der ist eine Wäyse/ der
nichts verstehet/ und gelernet hat. Wir gebrauchen uns heu-

te
F

tet werden moͤge/ und alſo ſeine Rechte an Ihr taͤgliche
Gelegenheit finde/ zu beweiſen/ daß er der fromen Witt-
wen Richter/ und wunderbahrer Helffer ſey/ Pſal. 68. v. 6.(ρ) Chry-
ſoſt. Hom.
8. in Matt.
Tom. 3.
pag. 54. D.
Miſerꝛcors
Deus mœ-
ſtis rebus
qvædam ju
cunda per
miſcet,
qvod in o-
mni vitâ
ſanctorum
reperias,
qvæ miræ-
bili Varie-
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xta eſt.

O wie ſelig ſind wir doch/ wenn alſoGOtt wolrichendeGlau-
bens- und Tugend-Roſen
aus uns machet/ unter den Dor-
nen! Cantic. 2. v. 2. und durch ſein heilſames Wolmachen/
in vielem Creutze/ unſere leibliche/ geiſtliche/ und ewige Selig-
keit pflantzet! Haltet euch zu dieſer him̃liſchen Troſt-Qvel-
le/betruͤbte Waͤyſen und Kinder;
Gedencket/ weil Ihr le-
bet/ an Euren ſeligen Herꝛn Vater. Hieß nicht deſſen Leben
eine/ von GOtt/ aus Freude und Leid/ Heil und Truͤb-
ſal/
wunderlich zuſam̃en gegliederte Wechſel-Kette/ (wie etwa
Chryſoſtomus das Leben aller Gerechten aufErden be-
ſchreibet.) (ρ) Wenn vielmal die Angſt ſeines Hertzens am
groͤſten war/ und ſelbiges dachte: Nun bin ich gar dahin:
Thren. 3. v. 54. ſo war die Rechte des HErren ſchon ge-
ſchaͤfftig/ alles zu aͤndern/ und fuͤhrte Ihn immer wunderlich
aus ſeinen Noͤthen. Darumb laſſet/ in glaͤubiger Betrach-
tung deſſen/ die Erfahrung euch erlaͤutern/ was Paulus(σ)
v. Johann:
Erneſti Ger
har di Præ-
fationem,
Prælectio-
nibꝰ;Chem-
nitianis, in
Locos The-
olog: Hut-
tero Cun-
diſianos,
(qvæs
publicæ lu-
ci dedit)
præfixam.

ſchreibet: GOtt iſt getreu/ der euch nicht laͤſſet verſuchen uͤber
euer Vermoͤgen/ ſondern machet/ daß die Verſuchung ſo ein
Ende gewinne/ daß ihrs koͤnnt ertragen/ 1. Cor. 10. v. 13.
Werdet Ihr beydes die weiſe Lehre/ und das ſchoͤne Fuͤrbild
eures ſeligen Herꝛn Vaters eurer Seelen Leit-Stern ſeyn
laſſen/ bis in Todt/ ſo wird auch euer himmliſcher Vater/ in
aller eurer irꝛdiſchen Hertzens-Qvaal/ zu eurer Seelen ſpre-
chen: Ich bin deine Huͤlffe/ Pſal. 35. v. 3. und euch nie-
mals Waͤyſen laſſen/ Johan. 14. v. 18. Die Araber haben
ein Sprichwort: Non eſt Orphanus, cujus obiit pater:
ſed Orphanus eſt, qvi ſcientiam non haber, & eru-
ditionem.
(σ) Der iſt nicht eine verlaſſene Waͤyſe/ wel-
chem ſein Vater geſtorben/ ſondern der iſt eine Waͤyſe/ der
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[0041] tet werden moͤge/ und alſo ſeine Rechte an Ihr taͤgliche Gelegenheit finde/ zu beweiſen/ daß er der fromen Witt- wen Richter/ und wunderbahrer Helffer ſey/ Pſal. 68. v. 6. O wie ſelig ſind wir doch/ wenn alſoGOtt wolrichendeGlau- bens- und Tugend-Roſen aus uns machet/ unter den Dor- nen! Cantic. 2. v. 2. und durch ſein heilſames Wolmachen/ in vielem Creutze/ unſere leibliche/ geiſtliche/ und ewige Selig- keit pflantzet! Haltet euch zu dieſer him̃liſchen Troſt-Qvel- le/betruͤbte Waͤyſen und Kinder; Gedencket/ weil Ihr le- bet/ an Euren ſeligen Herꝛn Vater. Hieß nicht deſſen Leben eine/ von GOtt/ aus Freude und Leid/ Heil und Truͤb- ſal/ wunderlich zuſam̃en gegliederte Wechſel-Kette/ (wie etwa Chryſoſtomus das Leben aller Gerechten aufErden be- ſchreibet.) (ρ) Wenn vielmal die Angſt ſeines Hertzens am groͤſten war/ und ſelbiges dachte: Nun bin ich gar dahin: Thren. 3. v. 54. ſo war die Rechte des HErren ſchon ge- ſchaͤfftig/ alles zu aͤndern/ und fuͤhrte Ihn immer wunderlich aus ſeinen Noͤthen. Darumb laſſet/ in glaͤubiger Betrach- tung deſſen/ die Erfahrung euch erlaͤutern/ was Paulus ſchreibet: GOtt iſt getreu/ der euch nicht laͤſſet verſuchen uͤber euer Vermoͤgen/ ſondern machet/ daß die Verſuchung ſo ein Ende gewinne/ daß ihrs koͤnnt ertragen/ 1. Cor. 10. v. 13. Werdet Ihr beydes die weiſe Lehre/ und das ſchoͤne Fuͤrbild eures ſeligen Herꝛn Vaters eurer Seelen Leit-Stern ſeyn laſſen/ bis in Todt/ ſo wird auch euer himmliſcher Vater/ in aller eurer irꝛdiſchen Hertzens-Qvaal/ zu eurer Seelen ſpre- chen: Ich bin deine Huͤlffe/ Pſal. 35. v. 3. und euch nie- mals Waͤyſen laſſen/ Johan. 14. v. 18. Die Araber haben ein Sprichwort: Non eſt Orphanus, cujus obiit pater: ſed Orphanus eſt, qvi ſcientiam non haber, & eru- ditionem. (σ) Der iſt nicht eine verlaſſene Waͤyſe/ wel- chem ſein Vater geſtorben/ ſondern der iſt eine Waͤyſe/ der nichts verſtehet/ und gelernet hat. Wir gebrauchen uns heu- te (ρ) Chry- ſoſt. Hom. 8. in Matt. Tom. 3. pag. 54. D. Miſerꝛcors Deus mœ- ſtis rebus qvædam ju cunda per miſcet, qvod in o- mni vitâ ſanctorum reperias, qvæ miræ- bili Varie- tate conte- xta eſt. (σ) v. Johann: Erneſti Ger har di Præ- fationem, Prælectio- nibꝰ;Chem- nitianis, in Locos The- olog: Hut- tero Cun- diſianos, (qvæs publicæ lu- ci dedit) præfixam. F

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Zitationshilfe: Kirsten, Johann: Cenotaphium Spirituale, exponens Sacerdotii TERRENA NUBILA, & SERENA cœli JUBILA. Liegnitz, 1683, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/353337/41>, abgerufen am 21.11.2024.