Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677.Christliche Leich-Predigt. un-auß-sprechliche Liebe seyn! ER siehet schon vor Augen denschmertzlichen/ abscheulichen/ verfluchten Tod; Er nimmt auff sich Gottes Zorn/ den wir mit unsern Sünden verdienet; Er steht/ als selbst-schuldiger/ an der Stelle der sündlichen Schuld-Knechte; und indem Er gleich itzo für Sie soll sterben/ so thut Er für Sie/ so ein langes/ eifriges/ bewegliches/ Hertz- und Seel-durchdringen- des Gebeth! S. Johannes preiset Jhn deßfalls billich: Da JE- sus erkennet daß seine Zeit kommen war/ daß Er auß dieser Welt gienge zum Vater/ wie Er hatte geliebet die Seinen/ die in der Joh. 13. v. 1.Welt waren/ so liebet ER Sie ans Ende. O! Ja/ Er bath auch für Sie bis ans Ende. Da Ambrosius die Thränen Mo- nicae sahe/ die Sie über ihrem Sohn Augustino vergoß/ sagte Er: Impossibile est filium tantarum lachrymarum perire. Es ist unmöglich/ daß ein Kind/ über welchem so viel Thränen vergossen werden/ solte verlohren gehen/ die Thränen können ja nicht ver- geblich seyn! Viel gründlicher sagen wir: Unmöglich ists/ daß Christi Gebeth solte vergeblich seyn: Er sagets selbst: Vater/ Jch Joh. 11. v. 42.weiß daß du Mich allezeit erhörest. Dieses aber umb so viel mehr/ weil es vim Testamenti, die Krafft eines Testaments hat. Tx. Jch wil/ daß/ wo Jch bin etc. Das kan Jhm nicht fehl schla- gen/ zumal Er es bald hernach mit seinem Tode bekräfftiget hat. Mein HErr JEsus! mein Leben! ist darauff gestorben! Us: So tröstet Euch nu mit diesen Worten unter einander! Occ: Ja/ wirst du einwenden; das Gebeth ist geschehen 1. Er
Chriſtliche Leich-Predigt. un-auß-ſprechliche Liebe ſeyn! ER ſiehet ſchon vor Augen denſchmertzlichen/ abſcheulichen/ verfluchten Tod; Er nim̃t auff ſich Gottes Zorn/ den wir mit unſern Suͤnden verdienet; Er ſteht/ als ſelbſt-ſchuldiger/ an der Stelle der ſündlichen Schuld-Knechte; und indem Er gleich itzo fuͤr Sie ſoll ſterben/ ſo thut Er fuͤr Sie/ ſo ein langes/ eifriges/ bewegliches/ Hertz- und Seel-durchdringen- des Gebeth! S. Johannes preiſet Jhn deßfalls billich: Da JE- ſus erkennet daß ſeine Zeit kommen war/ daß Er auß dieſer Welt gienge zum Vater/ wie Er hatte geliebet die Seinen/ die in der Joh. 13. v. 1.Welt waren/ ſo liebet ER Sie ans Ende. O! Ja/ Er bath auch für Sie bis ans Ende. Da Ambroſius die Thraͤnen Mo- nicæ ſahe/ die Sie uͤber ihrem Sohn Auguſtino vergoß/ ſagte Er: Imposſibile eſt filium tantarum lachrÿmarum perire. Es iſt unmoͤglich/ daß ein Kind/ uͤber welchem ſo viel Thraͤnen vergoſſen werden/ ſolte verlohren gehen/ die Thraͤnen können ja nicht ver- geblich ſeyn! Viel gruͤndlicher ſagen wir: Unmoͤglich iſts/ daß Chriſti Gebeth ſolte vergeblich ſeyn: Er ſagets ſelbſt: Vater/ Jch Joh. 11. v. 42.weiß daß du Mich allezeit erhoͤreſt. Dieſes aber umb ſo viel mehr/ weil es vim Teſtamenti, die Krafft eines Teſtaments hat. Tx. Jch wil/ daß/ wo Jch bin ꝛc. Das kan Jhm nicht fehl ſchla- gen/ zumal Er es bald hernach mit ſeinem Tode bekraͤfftiget hat. Mein HErꝛ JEſus! mein Leben! iſt darauff geſtorben! Uſ: So troͤſtet Euch nu mit dieſen Worten unter einander! Occ: Ja/ wirſt du einwenden; das Gebeth iſt geſchehen 1. Er
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Chriſtliche Leich-Predigt.
un-auß-ſprechliche Liebe ſeyn! ER ſiehet ſchon vor Augen den
ſchmertzlichen/ abſcheulichen/ verfluchten Tod; Er nim̃t auff ſich
Gottes Zorn/ den wir mit unſern Suͤnden verdienet; Er ſteht/
als ſelbſt-ſchuldiger/ an der Stelle der ſündlichen Schuld-Knechte;
und indem Er gleich itzo fuͤr Sie ſoll ſterben/ ſo thut Er fuͤr Sie/ ſo
ein langes/ eifriges/ bewegliches/ Hertz- und Seel-durchdringen-
des Gebeth! S. Johannes preiſet Jhn deßfalls billich: Da JE-
ſus erkennet daß ſeine Zeit kommen war/ daß Er auß dieſer Welt
gienge zum Vater/ wie Er hatte geliebet die Seinen/ die in der
Welt waren/ ſo liebet ER Sie ans Ende. O! Ja/ Er bath
auch für Sie bis ans Ende. Da Ambroſius die Thraͤnen Mo-
nicæ ſahe/ die Sie uͤber ihrem Sohn Auguſtino vergoß/ ſagte Er:
Imposſibile eſt filium tantarum lachrÿmarum perire. Es iſt
unmoͤglich/ daß ein Kind/ uͤber welchem ſo viel Thraͤnen vergoſſen
werden/ ſolte verlohren gehen/ die Thraͤnen können ja nicht ver-
geblich ſeyn! Viel gruͤndlicher ſagen wir: Unmoͤglich iſts/ daß
Chriſti Gebeth ſolte vergeblich ſeyn: Er ſagets ſelbſt: Vater/ Jch
weiß daß du Mich allezeit erhoͤreſt. Dieſes aber umb ſo viel mehr/
weil es vim Teſtamenti, die Krafft eines Teſtaments hat. Tx.
Jch wil/ daß/ wo Jch bin ꝛc. Das kan Jhm nicht fehl ſchla-
gen/ zumal Er es bald hernach mit ſeinem Tode bekraͤfftiget hat.
Mein HErꝛ JEſus! mein Leben! iſt darauff geſtorben!
Joh. 13. v. 1.
Joh. 11. v. 42.
Uſ: So troͤſtet Euch nu mit dieſen Worten unter einander!
Jhr Glaͤubigen habt einen treuen Freund an JESU. Was
wil Euch mangeln?
Occ: Ja/ wirſt du einwenden; das Gebeth iſt geſchehen
nur fuͤr die Jünger. Das war ihr Gluͤck. Weñ Chriſtus fuͤr mich
ſo bethete/ wie Er für Sie bethet/ ſo wolt ich mich zu frieden geben.
Reſp. Den Kummer hat Chriſtus ſchon auffgehoben: Jch bitte
nicht allein fuͤr Sie (die Juͤnger) ſondern auch fuͤr die/ ſo
durch jhr Wort an mich glaͤuben werden. Mercket wohl
v. 20.
1. Er
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